Die Zahl der Erwerbstätigen ist wieder raus aus dem Pandemieloch – aber nicht nur die Medien suchen nach Antworten auf die eine Frage: Wo sind die alle geblieben?

In den vergangenen Wochen reihte sich ein Bericht an den anderen mit der erstaunten Frage: Wo sind denn die ganzen Arbeitskräfte hin? Warum finden die Gastronomiebetriebe und die Flughäfen keine neuen Beschäftigten, wo doch die Nachfrage nach deren Dienstleistungen nach oben geht, warum wird in immer mehr Branchen ein Klagelied über massenhaft fehlendes Personal angestimmt, was von Menschen mit einem guten Riecher für Themen, die „laufen“, sofort begrifflich aufgegriffen und in ein folgerichtig ebenfalls gut absetzbares Buch gepresst wird? Gemeint ist hier Die große Arbeiterlosigkeit von Sebastian Dettmers, CEO der Online-Jobplattform StepStone, versehen mit der Drohungsverstärkung und zugleich dem Aufzeigen eines rettenden Strohhalms: »Warum eine schrumpfende Bevölkerung unseren Wohlstand bedroht und was wir dagegen tun können«, so lautet der Untertitel. Vgl. dazu auch seinen Beitrag Bevölkerungsrückgang: Statt Arbeitslosigkeit droht uns nun die Arbeiterlosigkeit, der im Handelsblatt veröffentlicht wurde.

In der aktuellen Debatte über die Personalprobleme mancher Unternehmen und bestimmter Branchen wurde zuweilen der durch die selektive Berichterstattung geförderte Eindruck erweckt, als ob es immer weniger Beschäftigte geben würde. Dem ist aber nicht so, selbst die erheblichen Beschäftigungsverluste in der ersten Phase der Corona-Pandemie sind mittlerweile wieder ausgeglichen, also zahlenmäßig. Die an der Zahl der Erwerbstätigen gemessene Beschäftigung hat das Niveau unmittelbar vor der Krise überschritten.

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Long Covid und die dadurch verursachten Personalausfälle. Befunde aus dem Gesundheitsreport 2022 der Techniker Krankenkasse

»Beim Blick auf die derzeitigen Coronazahlen drängt sich schnell eine Frage auf: Was ist eigentlich aus der sommerlichen Entspannung geworden, die es 2020 und 2021 noch gegeben hatte? In diesem Jahr ist plötzlich von einer „Sommerwelle“ die Rede und wer sich mal im Familien- und Freundeskreis umhört, stößt vermutlich ganz schnell auf den ein oder anderen Fall«, so dieser Bericht. Und man muss anfügen: Dass derzeit zahlreiche Firmen mit erheblichen coronabedingten Ausfällen an Personal konfrontiert sind, sollte sich herumgesprochen haben. Das ist natürlich gerade in den Branchen hart, wo es einen hohen oder gar ausschließlichen Bedarf an Präsenz-Arbeitskräften gibt, deren Ausfall dann unmittelbare und nur schwer bis gar nicht kompensierbare Folgen hat.

Zu der Sommerwelle 2022 nur zwei Beispiele aus dem Verkehrsbereich: »Die Kölner Verkehrsbetriebe kämpfen gerade mit „ungewöhnlich vielen kurzfristigen Personalausfällen“. Ein Grund für die erhöhte Krankenquote sei eine „erneute Zunahme der Coronafälle“. Hinzu kämen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quarantäne. Die Konsequenz: Ab kommender Woche werden vier Buslinien vorübergehend eingestellt. Das Ziel sei aber, ein „Grundangebot“ in allen Bereichen der Stadt aufrechtzuerhalten.« Und bei einem anderen Unternehmen, dem Verkehrsunternehmen Eurobahn, sieht das so aus: »“Wir haben wirklich über alle Abteilungen hinweg Kollegen, die an Corona erkrankt sind.“ Und anders als noch vor ein paar Monaten seien die Betroffenen nicht mehr nur ein paar Tage, sondern oftmals zwei Wochen krank. Derzeit fielen fünf Prozent der Züge aus. Denn auch in den Werkstätten sei das Personal krank und wenn ein Zug nicht gewartet werde, könne er nicht auf die Schiene.«

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Long Covid, Post-Covid – ein „Schattenmonster“ oder doch nur ein Sturm im Wasserglas?

Es ist nach so vielen Monaten nun wirklich auch mehr als verständlich – kaum noch ein Mensch möchte was von Corona hören. Für viele ist der Spuk nun vorbei, man kann wieder zum alten Leben zurückkehren und versucht das auch. Wenn es denn so einfach wäre, wenn Covid-19 tatsächlich der Vergangenheit zugeschrieben werden könnte. Wenn …

Wenn man nicht beispielsweise einer der vielen Arbeitgeber in diesem Land wäre, die in diesen Sommertagen die Erfahrung machen müssen, dass die Pandemie wahrlich nicht vorbei ist, zumindest wenn man das misst an den Schneisen, die das derzeit aktive Virus in die Belegschaften schlägt. Zur Urlaubszeit kommen nun auch noch zahlreiche Personalausfälle aufgrund der Infektionen, die mit entsprechenden Arbeitsunfähigkeiten einhergehen. Und das macht sich natürlich vor allem dort bemerkbar, wo man nicht abtauchen kann in das Homeoffice, wo Schichten gefüllt werden müssen, wo Präsenz zur Arbeitsplatzbeschreibung gehört. Ein Beispiel gefällig aus einem Bereich, der schon unter „Normalitätsbedingungen“ von einem permanenten Mangel an Personal charakterisiert ist?

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