Studien

… und weitere Materialien zu sozialpolitischen Themen

Assekurata (2024): Wege zur Pflege­vollversicherung mit der Pflegezusatzversicherung, Köln: Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, April 2024

Holger Schäfer und Stefanie Seele (2024): Arbeitsmarkt 2024: Die Rückkehr der Arbeitslosigkeit?. IW-Kurzbericht, Nr. 23/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Während sich der Arbeitsmarkt in Deutschland im vergangenen Jahr trotz Rezession als erstaunlich stabil erwies, werden sich im laufenden Jahr zunehmend die Folgen der konjunkturellen Schwäche zeigen. Die Arbeitslosigkeit steigt auf den höchsten Stand seit 2015, bleibt hinter den historischen Höchstständen aber weit zurück.«

Franziska Arndt et al. (2024): Ältere Beschäftigte am Arbeitsmarkt – wertvolle Erfahrung stärker als Potenzial nutzen, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), April 2024

Andrea Hammermann (2024): Betriebliche Gesundheitsförderung – resilient in Krisenzeiten. IW-Kurzbericht, Nr. 22/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Hohe Krankenstände rücken die Gesundheitsförderung wieder verstärkt in den betrieblichen Fokus. Daten des IW-Personalpanels zeigen die Vielfalt und Verbreitung des betrieblichen Angebots. Auch die individuelle Resilienz wird vielerorts gestärkt – rund jedes vierte Unternehmen setzt auf Stress- und Resilienztrainings.«

Hagen Lesch (2024): Die deutsche Lohnpolitik zwischen Inflation und Stagnation – Drohen Zielkonflikte mit der Geldpolitik?, in: IW-Trends, Nr. 2/2024, S. 81-99
»Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise setzte ein Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt ein, der Spielraum für eine vergleichsweise expansive Lohnpolitik eröffnete. Dieser Spielraum schlug sich vor allem in der Effektivlohnentwicklung nieder. Während die Tarifverdienste seit 2010 um insgesamt 37,7 Prozent anstiegen, legten die tatsächlich gezahlten Bruttolöhne um 52,1 Prozent zu. Besonders ausgeprägt war die Effektivlohndynamik im Dienstleistungssektor: Dort betrug das Plus insgesamt 54,2 Prozent, während die Bruttolöhne im Produzierenden Gewerbe um lediglich 43,8 Prozent anstiegen. Dabei hat sich vor allem im Dienstleistungssektor eine anhaltende Lohndrift entwickelt, die Raum für regionale und qualifikationsbezogene Differenzierungen auf der betrieblichen Ebene lässt. Gleichzeitig hat sich der Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Arbeitskosten mit knapp 50 Prozent deutlich vom Produktivitätszuwachs abgekoppelt, der im gleichen Zeitraum bei lediglich 11,2 Prozent lag. Dieser von der Lohnpolitik angestoßene Kostenschub wurde von den Unternehmen vor allem in den letzten beiden Jahren auf die Güterpreise überwälzt. Angesichts der aktuell oft zweistelligen Lohnforderungen der Gewerkschaften drohen in diesem Jahr weitere Lohnkostenschübe, die zu Konflikten mit der Geldpolitik führen können. Da allerdings ein Teil des aktuellen Lohnkostendrucks temporärer Natur ist, weil er auf den steuer- und sozialabgabefreien Inflationsausgleichsprämien beruht, könnte sich der Lohndruck ab 2025 abschwächen.«

Holger Schäfer (2024): Arbeitszeit: Sind die Deutschen arbeitsscheu?. IW-Kurzbericht, Nr. 21/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Ob in Deutschland mehr oder weniger als in anderen Ländern gearbeitet wird, lässt sich aus der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen nicht ablesen. Auch wenn zusätzlich die Erwerbsbeteiligung berücksichtigt wird, erweist sich der Grad der Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials hierzulande als unterdurchschnittlich.«

Jakob Warnecke (2024): Wandel gewerkschaftlicher Praxis im ostdeutschen Betrieb. Ostdeutsche Transformationsprozesse in den Jahren 1989-1994 am Beispiel des Stahlwerks Hennigsdorf. Study 489, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, April 2024
»1989/90 drängten demokratische Initiativen aus der Belegschaft die Gewerkschaftsorganisation in vielen DDR-Betrieben zu Reformen. Daran anschließend war der Aufbau von Gewerkschaften und betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen nach westdeutschem Vorbild Teil der umfassenden Transformation Ostdeutschlands. Dieser Prozess wird am Beispiel des Stahlwerks Hennigsdorf dargestellt – von der „Betriebswende“ über den Aufbau neuer Vertretungsstrukturen bis hin zur konfliktreichen Privatisierung durch die Treuhandanstalt. Dabei steht die Frage nach der Rolle von Gewerkschaft und Belegschaftsvertretung im Zentrum.«

Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Pflege (2024): Fachkräfte im Gesundheitswesen. Nachhaltiger Einsatz einer knappen Ressource. Gutachten 2024, Berlin 2024
»Im internationalen Vergleich stehen im deutschen Gesundheitswesen, bezogen auf die Einwohnerzahl, relativ viele Beschäftigte zur Verfügung. Dass dennoch Versorgungsengpässe festzustellen sind und Fachkräfte fehlen, weist auf strukturelle Defizite im deutschen Gesundheitssystem hin: Die vorhandenen Fachkräfte werden ineffizient eingesetzt. Es wird höchste Zeit, die strukturellen Missstände zu beheben, denn nur die Anzahl der Beschäftigten zu erhöhen, ist aufgrund der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Konkurrenz um Fachkräfte und der Kosten allenfalls sehr begrenzt realisierbar. Zugleich würde der Erhalt ineffizienter Strukturen in der Versorgung begünstigt. Das in diesem Gutachten entwickelte Maßnahmenbündel soll unter Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung die Nachfrage nach Fachkräften reduzieren, das Angebot an Fachkräften soweit nötig und möglich erhöhen, vor allem aber durch strukturelle Verbesserungen den Einsatz der knappen und kostbaren Ressource „Fachkräfte“ gezielter und nachhaltiger machen.«

Fabian Beckmann et al. (2024): Erfahrungsbilanz Bürgergeld: Jobcenterbeschäftigte sehen kaum Verbesserungen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 17/2024
»Im Januar 2023 hat in Deutschland das Bürgergeld das System der Grundsicherung abgelöst, begleitet von zahlreichen politischen und medialen Kontroversen. Nach einem Jahr Bürgergeldreform wurden Beschäftigte in sieben Jobcentern in Nordrhein-Westfalen befragt, um eine erste Bilanz zur Umsetzungspraxis zu ziehen. Die Jobcenterbeschäftigten sehen demnach das Bürgergeldgesetz mehrheitlich sehr skeptisch, aber mit Blick auf einzelne Reformaspekte finden sich auch differenzierte sowie vereinzelt positive Einschätzungen. Insbesondere die Einführung der Bagatellgrenze und die verbesserte Betreuung Langzeitarbeitsloser wurden mehrheitlich positiv beurteilt. Überwiegend negativ bewertet wurden hingegen die höheren Regelsätze und die neue Sanktionspraxis. Insgesamt gehen die Jobcenterbeschäftigten mehrheitlich davon aus, dass sich die Motivation und die Mitwirkung der Leistungsbeziehenden nicht verbessern und der bürokratische Aufwand nicht wesentlich verringert. Trotz dieser vorerst negativen Bewertung durch die Jobcenterbeschäftigten sollten erst weitere repräsentative Untersuchungen, auch bei den Bürgergeldbeziehenden, erfolgen. Die Politik sollte zur Versachlichung der Debatte beitragen und Stereotypen gegenüber Bürgergeldbeziehenden entgegenwirken.«

Herbert Brücker et al. (2024): Die Arbeitsmarktsituation von ausländischen Staatsangehörigen nach Geschlecht. IAB-Forschungsbericht, Nr. 6/2024), Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2024
»Der Zeitraum 2010 bis 2022 ist tendenziell geprägt von steigenden Beschäftigungsquoten und sinkenden Arbeitslosenquoten bzw. SGB-II-Leistungsbezugsquoten. Dies gilt sowohl für deutsche und ausländische Staatsangehörige als auch für Männer und Frauen. Wichtige Ausnahmen bilden hier beispielsweise die Covid-19 Pandemie und die Folgen des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine. Teilweise sind die Geschlechterunterschiede bei ausländischen Staatsangehörigen stärker ausgeprägt als bei deutschen Staatsangehörigen. Bei der Beschäftigung ist dies unter anderem auf Teilzeitbeschäftigung unter den Frauen, insbesondere unter den deutschen Staatsangehörigen, zurückzuführen. Unterscheidet man zusätzlich nach Arbeitszeit, sind Geschlechterunterschiede für alle Staatsangehörigkeitsgruppen nach wie vor vorhanden. Die Beschäftigung steigt mit zunehmender Aufenthaltsdauer, für alle ausländischen Staatsangehörigkeitsgruppen. Insbesondere in den ersten Jahren ist der Anstieg für Frauen allerdings etwas langsamer als für Männer. Mit kleinen Kindern sinkt meist die Beschäftigungsquote für Frauen. Die ausländische Bevölkerung ist im Durchschnitt jünger als die deutsche Bevölkerung und lebt auch häufiger mit (kleinen) Kindern im Haushalt. Berücksichtigt man diese und weitere arbeitsmarktrelevanten Merkmale, wie der Familienzusammensetzung, der Aufenthaltsdauer, dem Bildungsniveau, und Deutschsprachkenntnissen, sind die Geschlechterunterschiede bei ausländischen Beschäftigten deutlich näher an denen der deutschen Beschäftigten.«

Joachim Ragnitz (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Beschäftigte aus den EU-Beitrittsländern in Deutschland, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Aktuell sind rund 820 000 Arbeitnehmer aus den EU-Beitrittsländern der ersten Runde (2004) in Deutschland tätig; das sind 2,4% aller Beschäftigten hierzulande. Anders als ursprünglich befürchtet wurde, hat dies jedoch nicht zu einer Verdrängung von deutschen Arbeitnehmern am Arbeitsmarkt geführt. Vielmehr sind Personen aus den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern vor allem in Bereichen tätig, die aufgrund niedriger Löhne oder ungünstiger Arbeitsbedingungen für heimische Arbeitskräfte wenig attraktiv sind. Der Beitrag zur Deckung von Arbeitskräfteengpässen in anspruchsvollen Tätigkeiten ist hingegen recht gering.«

Irene Becker (2024): Bürgergeld: Erhöhungen gleichen Kaufkraftverluste in früheren Jahren nicht aus. Kurzexpertise im Auftrag des Paritätischen Gesamtverbands, Riedstadt 2024
➔  Irene Becker (2024): Bürgergeld: Hohe Kaufkraftverluste durch Inflation, in: sozialpolitikblog, 24.04.2024
➔  Andreas Aust und Jonas Pieper (2024): Bürgergeld: Erhöhungen gleichen Kaufkraftverluste in früheren Jahren nicht aus (Kurzexpertise von Dr. Irene Becker). Zusammenfassung und Einordnung aus Paritätischer Perspektive, Berlin: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband, April 2024

Robert Bosch Stiftung (2024): Deutsches Schulbarometer: Befragung Lehrkräfte. Ergebnisse zur aktuellen Lage an allgemein- und berufsbildenden Schulen, Stuttgart, April 2024
»Das Deutsche Schulbarometer ist eine repräsentative längsschnittliche Panelstudie, die ein Schlaglicht auf die aktuelle Situation von Lehrkräften wirft. In der Befragung aus dem November 2023 berichtet fast jede zweite Lehrkraft von Problemen mit psychischer oder physischer Gewalt unter Schüler an der eigenen Schule. Die Befragung zeigt auch, dass Gewalt an der eigenen Schule das Burnout- und Stressrisiko von Lehrkräften deutlich erhöht. Mehr als ein Drittel fühlt sich mehrmals pro Woche emotional erschöpft, vor allem jüngere und weibliche Lehrkräfte sowie Grundschullehrer sind betroffen. Obwohl die große Mehrheit der Lehrkräfte mit ihrem Beruf zufrieden ist, würde mehr als ein Viertel den Schuldienst verlassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.«

Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2024): Zur Reichweite der Gesetzgebungskompetenz des Bundes bei einer Verankerung der Notfallversorgung im SGB V, Berlin, 10.04.2024

Bundesfinanzministerium (2024): Statistik von geförderten Riester-Verträgen in der Auszahlungsphase („Riester-Auszahlungsstatistik“). Auswertungsstichtag 15.05.2023 – Leistungsjahr 2022 und ergänzend 2021 sowie 2020, Berlin, April 2024

Bernd A. Wegener et al. (2024): Funktionswandel des Wohnens. Bestandsaufnahme der aktuellen Wohnpraxis mit dem Ziel der Projektion zukünftigen Wohnbedarfs, Bonn: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2024
»Das Projekt hat eine Neubestimmung der Anforderungen und Bedürfnisse des Wohnens in Verbindung mit anderen Funktionen zum Ziel. Die aktuelle Wohnpraxis und Lebenssituation, sowie die Bedürfnisse der Menschen bilden die Grundlage für ein zukunftsfähiges Modell des Wohnens, Arbeitens und Lebens im 21. Jahrhundert. Die Coronakrise mit Lockdown und den Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens hat deutlich gemacht, dass Wohnen einen neuen Stellenwert erhält. Nicht nur wird die im Zuge der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert entstandene Trennung von Arbeit und Familie in Frage gestellt, Wohnungen werden auch darüber hinaus zum Ort von Aktivitäten, die bis dahin räumlich getrennt abliefen. Während die sozialen und psychologischen Folgen dieser Entwicklung im Zentrum des wissenschaftlichen und politischen Interesses stehen, ist die Klärung der städtebaulichen, funktionalen und gebäudekundlichen Voraussetzungen bislang unbeachtet geblieben. Die Transformation des Alltagslebens und des Wohnens setzt nicht erst mit dem Ausbruch der weltweiten Krise ein. Vielmehr handelt es sich um eine Entwicklung, für die die Pandemie lediglich als Beschleuniger wirkt. Entsprechend ist das Projekt Reaktion auf einen nachhaltigen sozialen Wandel, der die Politik des zukünftigen Entwerfens und Bauens und der Stadtplanung nicht unberührt lassen darf. Im Zentrum des Projekts steht eine repräsentative Bevölkerungsbefragung in Deutschland zur Erfassung der zurückliegenden Krisenerfahrungen, Nutzungsprofile, Wohnpraktiken und Wohnwünsche in Bezug auf die Zukunft.«

Klaus Boehnke et al. (2024): Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland 2023. Perspektiven auf das Miteinander in herausfordernden Zeiten, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, April 2024
»Diese neue Studie untersucht den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland im Zeitvergleich. Sie nutzt dazu aktuelle Daten von über 5.000 Befragten Personen aus dem Oktober 2023 und stellt diese Ergebnisse im Vergleich mit früheren Studien aus den Jahren 2017 und 2020 dar. Insbesondere die Auswirkungen multipler Krisen, angefangen bei der Coronapandemie, auf das Miteinander in der Gesellschaft stehen hierbei im Mittelpunkt. Dabei zeigt sich, dass die Herausforderungen der letzten Jahre durchaus einen belastenden Effekt auf den Zusammenhalt hatten. Der Gesamtindex, der zwischen 2017 und 2020 stabil geblieben war, ist in der neuesten Erhebung um 9 Punkte gefallen. Die Studie untersucht sowohl sozialstrukturelle als auch regionale Einflussfaktoren auf den Zusammenhalt. «
➔  dazu: Bertelsmann Stiftung: Neue Studie liefert Ergebnisse zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland (17.04.2024)

Nina Eppes (2024): Der Pflegearbeitsmarkt im demografischen Wandel – Methodik und Ergebnisse der Pflegekräftevorausberechnung, in: Wirtschaft und Statistik, Nr. 2/2024

Jan Ole Arps und Nelli Tügel (2024): Ausgeliefert. DHL, Amazon, Hermes & Co: Wachstum, Arbeitsbedingungen und Kämpfe in einer boomenden Branche, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2024

Hartmut Seifert (2024): Das Arbeitszeitgesetz in der aktuellen Reformdebatte, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024
»Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung werden Experimentierräume gefordert. Sie sollen den Tarifvertragsparteien ermöglichen, die Schutzstandards des Arbeitszeitgesetzes aufzuweichen. Weiter noch gehen die Forderungen von CDU/CSU und Arbeitgeberverbänden, die die tägliche Höchstarbeitszeit aufheben und die Erholzeiten verringern wollen. Derartige Reformen missachten reichhaltige empirische Forschungsergebnisse und werden die Belastungen gerade von Beschäftigten mit bereits ungünstigen Arbeitszeiten (Pflegebereich, Gastronomie u. a.) erhöhen, zu vermehrten Gesundheits- und Arbeitskosten führen und eine wachsende Fluktuation in Bereiche mit weniger belastenden Arbeitszeiten auslösen.«

Christian Kagerl und Thomas Kruppe (2024): Individuelle Daten zu Kurzarbeitenden: Datenvalidierung und erste Befunde. IAB-Forschungsbericht, Nr. 5/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2024

Irene Becker (2024): Berechnung von angemessenen Beträgen einer Kindergrundsicherung. Study Nr. 37, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2024
»Angesichts anhaltend hoher Kinderarmut und sozialer Ungleichheit zielt das Konzept der Kindergrundsicherung auf eine Abkehr von der derzeitigen Transfervielfalt. Zudem umfasst der Reformvorschlag, anders als der Regierungsentwurf für eine Kindergrundsicherung, eine methodisch stringente Bemessung des soziokulturellen Existenzminimums von Kindern und Jugendlichen, denn potenzielle Erfolge einer Kindergrundsicherung bei der Bekämpfung von Kinderarmut stehen und fallen mit der Bemessung des Existenzminimums. Der Pauschbetrag soll für Steuer- und Sozialrecht gelten, was derzeit mit den vergleichsweise hohen kindspezifischen Freibeträgen nicht gilt, und mit steigendem Familieneinkommen bis zu einem Mindestbetrag abgeschmolzen werden. Die Studie leitet eine angemessene Höhe der Kindergrundsicherung her und erörtert Verfahren der Dynamisierung, um auch in inflationären Zeiten die Realwerterhaltung der Leistung zu sichern. Die Berechnungen ergeben vor allem für Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche deutlich höhere Beträge als aktuell von der Bundesregierung vorgesehen.«

Herbert Brücker et al. (2024): Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten: Verbesserte institutionelle Rahmenbedingungen fördern die Erwerbstätigkeit. IAB-Kurzbericht Nr. 10/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2024
»Mit der Aufenthaltsdauer steigen die Erwerbstätigenquoten der 2013 bis 2019 zugezogenen Geflüchteten: Sieben Jahre nach ihrem Zuzug belaufen sie sich auf 63 Prozent, acht Jahre nach dem Zuzug auf 68 Prozent. Für die 2015 zugezogene Kohorte lag die Erwerbstätigenquote im Jahr 2022 bei 64 Prozent. Unter den 2015 zugezogenen geflüchteten Frauen waren 31 Prozent erwerbstätig, unter den Männern 75 Prozent. 90 Prozent aller beschäftigten Geflüchteten gingen dabei 2022 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach.«

AOK Bundesverband (2024): Gesundheitsregionen: Sektorenunabhängige Versorgung gestalten, Berlin, März 2024

Mario Bossler et al. (2024): Befragung in der Covid-19-Pandemie: Beschäftigte sehen Mitnahmeeffekte beim Kurzarbeitergeld. IAB-Kurzbericht, Nr. 9/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2024
»Kurzarbeit spielte in der Covid-19-Pandemie eine zentrale Rolle, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern. Bisher ist wenig darüber bekannt, ob Kurzarbeit neben der stabilisierenden Wirkung auch nicht intendierte Folgen hatte. Eine Studie auf Basis von Beschäftigtenbefragungen während der Pandemie wurde nun um neue administrative Daten ergänzt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein nennenswerter Teil der Beschäftigten Mitnahmeeffekte sieht. 39 Prozent der Kurzarbeitergeld-Beziehenden berichteten, dass ihre eigene Arbeitsmenge beziehungsweise ihre Arbeitsaufgaben trotz Kurzarbeit unverändert blieben. 21 Prozent der Befragten gaben an, mehr Stunden gearbeitet zu haben als die Abrechnung des Kurzarbeitergeldes vorsah.«

Mattis Beckmannshagen und Annika Sperling (2024): Durchschnittliche Arbeitszeiten in Deutschland sinken, Gesamtarbeitsvolumen auf Rekordhoch, in: DIW Wochenbericht, Nr. 16/2024
»Ob in den Tarifverhandlungen oder der Debatte über den Fachkräftemangel: Die Arbeitszeiten der Beschäftigten in Deutschland werden derzeit kontrovers diskutiert. Unter­ schiedliche Seiten bringen eine Ausweitung oder auch eine Reduzierung der Arbeitszeit ins Spiel. Auf Grundlage von Daten des Sozio­oekonomischen Panels wirft die vorliegende Untersuchung einen detaillierten Blick auf die Entwicklung der Arbeitszeiten seit der Wiedervereinigung. Die Analyse zeigt, dass die durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeiten der Beschäftigten zwar gesunken sind, das Gesamtarbeits­volumen aber gleichzeitig stieg und 2023 seinen bisherigen Höhepunkt von 55 Milliarden Stunden erreicht hat. Insbeson­dere für Mütter ist es noch immer schwierig, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das führt dazu, dass Frauen häufig weniger arbeiten, als sie gerne würden. Mit Blick auf den hohen Fach­kräftebedarf sollten politische Maßnahmen darauf abzielen, Frauen stärker bei der Ausweitung ihrer Arbeitszeiten zu unterstützen.«

Martin Werding et al. (2024): Neue Wege bei der Beamtenversorgung: Versorgungslasten eindämmen, in: ifo Schnelldienst, Heft 4/2024
»Um den Herausforderungen für die Rentenfinanzierung durch die demografische Alterung zu begegnen, wird in der Öffentlichkeit – und in jüngster Zeit verstärkt auch in der Politik – eine Ausweitung des Versichertenkreises auf Beamtinnen und Beamte diskutiert. Die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) ließen sich damit aber nicht nachhaltig lösen. Dennoch besteht bei der Beamtenversorgung in Deutschland Reformbedarf. Das heutige System ist langfristig finanziell genauso wenig tragfähig wie die GRV. Zudem wird die vom Gesetzgeber angestrebte wirkungsgleiche Übertragung von Reformen der GRV – wenn überhaupt – nur zeitverzögert umgesetzt und es fehlt an Transparenz mit Blick auf zukünftige Lasten aus Versorgungsverpflichtungen. Schnelle und umfassende Reformen, wie sie z. B. in Österreich durchgeführt wurden, dürften in Deutschland auf rechtliche Hürden stoßen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat in seinem Jahresgutachten 2023 jedoch Reformoptionen für die Beamtenversorgung aufgezeigt, die im Folgenden dargestellt werden.«

Lasse J. Jessen et al. (2024): Die Wahrnehmung sozialer Ungleichheit in der Lebenserwartung und wie diese die Politikpräferenzen (nicht) beeinflusst, in: ifo Schnelldienst, Heft 4/2024
»In Deutschland leben die reichsten 10% der Bevölkerung durchschnittlich sieben Jahre länger als die ärmsten 10%. Diese soziale Ungleichheit in der Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahren tendenziell noch angestiegen. Möchte die Politik etwas an diesem Umstand ändern, ist die Gunst der Wählerschaft eine notwendige Voraussetzung. Doch ist sich die Bevölkerung über das Ausmaß der sozialen Ungleichheit in der Lebenserwartung bewusst? Und inwiefern hängt die Unterstützung sozialpolitischer Maßnahmen von diesem Bewusstsein ab? Diese Fragen beantworten wir mit Hilfe eines Umfrageexperiments mit 6 000 Teilnehmenden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung nur eine sehr diffuse Wahrnehmung sozialer Ungleichheit in der Lebenserwartung hat: 30% der Teilnehmenden unterschätzen die Ungleichheit, wohingegen 70% diese überschätzen. Im Durchschnitt überschätzt die deutsche Bevölkerung den Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Arm und Reich um vier Jahre. Wenn man die Bevölkerung über die tatsächliche soziale Ungleichheit in der Lebenserwartung informiert, gleicht sich das Problembewusstsein von Über- und Unterschätzenden der Ungleichheit an. Allerdings finden wir keinen Einfluss auf die Politikpräferenzen. Die Zustimmung zu sozialpolitischen Maßnahmen, die eine höhere Lebenserwartung der Armen über die Gesundheitsversorgung, ökonomische Sicherheit, Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Bildung adressieren würden, ist hoch und unabhängig vom wahrgenommenen Ausmaß der sozialen Ungleichheit in der Lebenserwartung.«

Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2024): Menschenrechte in der Pflege. Regelungen und Maßnahmen für Pflegekräfte und für Pflegebedürftige, Berlin, 15.03.2024

Johannes Hellermann (2024): Verfassungsrechtliche Probleme der Verankerung der Aufgabe der Ganztagsbetreuung im Grundschulalter im SGB VIII. Rechtsgutachten im Auftrag von Städtetag Nordrhein-Westfalen, Landkreistag Nordrhein-Westfalen, Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen, Bielefeld, Februar 2024
»Das Gutachten untersucht zum einen die Frage, ob die vom Bundesgesetzgeber getroffene Regelung der Ganztagsbetreuung in ihrer Ausführung schwerpunktmäßig der Jugendhilfe oder dem Bildungsbereich zuzuordnen ist. Außerdem beschäftigt es sich mit der Frage der Aufgabenübertragung. Das Gutachten kommt in seinem Ergebnis zu folgenden wesentlichen Feststellungen: Es wird bezweifelt, dass der Bund die Zuständigkeit für den Rechtsanspruch habe, denn dieser sei eher dem Bildungsbereich und damit der Länderkompetenz zuzuordnen. Eine eindeutige Abgrenzung zwischen Jugendhilfe- und Grundschulaufgaben sei nicht zu erkennen. Auch auf der Landesebene fehlt eine entsprechende Neuregelung und es ist somit nicht mit der rechtsstaatlich erforderlichen Bestimmtheit festgelegt, ob die Aufgabe von den örtlichen Jugendhilfe- oder Grundschulträgern ausgeführt werden soll.«

Johannes Steffen (2024): Systemische Verschmelzung von Rente und Fürsorge – Diffusionsniveau ist deutlich gestiegen, Berlin: Portal Sozialpolitik, April 2024
»Bei langjähriger Beitragszahlung aus vollzeitnaher Beschäftigung sollte die Rente eine Versorgung ermöglichen, die bei typisierender Betrachtung den Anspruch auf aufstockende Grundsicherung im Alter (deutlich) ausschließt. Ist dies nicht gewährleistet, so verliert die Pflichtversicherung an Akzepanz. Warum sollen ein Erwerbsleben lang Pflichtbeiträge in nicht unerheblicher Höhe gezahlt werden, wenn die am Ende erreichbare Altersrente alleine Fürsorgeberechtigung nicht zuverlässig ausschließen kann?«

Sena Coskun et al. (2024): Working from Home Increases Work-Home Distances. IAB-Discussion Paper, Nr. 6/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2024
»Wir untersuchen, wie die verstärkte Nutzung von Homeoffice während und nach der Covid-19-Pandemie die Art und Weise beeinflusst, wie der Arbeitsmarkt und die Wahl von Wohn- und Arbeitsort interagieren. Für unsere Analyse kombinieren wir Individualdaten zu Erwerbsbiografien in Deutschland und einen neuen Homeoffice-Potenzialindikator, der auf umfassenden Daten zu berufsspezifischen Arbeitsbedingungen basiert. Wir stellen fest, dass sich im Zuge der Covid-19-Pandemie Arbeitsplatz und Wohnort von Beschäftigten in Berufen, die von zu Hause aus ausgeübt werden können, weiter entfernt haben: Der Zusammenhang zwischen Homeoffice-Potenzial und Entfernung zwischen Arbeitsplatz und Wohnort hat seit 2021 stetig zugenommen. Zuvor war der Zusammenhang über einen längeren Zeitraum stabil. Der Effekt ist für neue Arbeitsplätze im Vergleich zu bestehenden Arbeitsplätzen sehr viel größer. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie, sind Jobs mit hohem Homeoffice-Potenzial im Durchschnitt weiter entfernt von den Wohnorten der Beschäftigten, die in diese Jobs gewechselt haben. Der größere Teil dieses Effekts ist auf Arbeitsplätze in Großstädten zurückzuführen, was darauf hindeutet, dass die Arbeit von zu Hause aus die Einschränkungen durch angespannte Wohnungsmärkte mildert. Wir finden dabei keine signifikanten Hinweise darauf, dass sich Pendelgewohnheiten bei Frauen oder Männern stärker verändert haben.«

Susanne Elsas et al. (2024): Familien in der Corona-Pandemie. Unterstützung durch Familienbildung und Beratung in Bayern. ifb/Familienreport, München: Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, 2024

Johannes Steffen (2024): Die Anpassung der Renten in den Jahren 2014 bis 2024. Vom Ende der »Riester-Treppe« bis zum Abschluss der Rentenüberleitung, Berlin: Portal Sozialpolitik, April 2024
»Das Anpassungsverfahren der Renten erweist sich für alle daran Interessierten als Herausforderung – mit einer kaum noch überschaubaren Vielfalt an Einflussfaktoren und Rückkoppelungseffekten. Dies betrifft zum einen die Anpassungsformel selbst, die Außenstehenden den Zugang zum Verständnis eher versperrt als dass sie ihn öffnet; hinzukommen zu beachtende Schutzklauseln mit eventuellen Folgewirkungen für die Rentenanpassung im Folgejahr sowie eine Vielzahl einschlägiger Rechengrößen und Werte, deren Abgrenzung bzw. Definition im Zeitverlauf zudem zahlreichen gesetzlichen Änderungen unterlagen. Insgesamt hat das Verfahren zur Bestimmung der aktuellen Rentenwerte über die vergangenen Jahre eine Komplexität erreicht, die den Rahmen öffentlicher Kommunizierbarkeit endgültig sprengt.«

Deutscher Juristinnenbund (2024): Einigungsvorschlag zum politischen Anliegen einer Kindergrundsicherung, Berlin: Deutscher Juristinnenbund (djb), 10.04.2024

Herbert Brücker (2024): Wissenschaftliche Einschätzung der Bezahlkarte für Geflüchtete. Stellungnahme, Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), April 2024
»Die Ministerpräsidentenkonferenz und die Bundesregierung haben sich auf die flächendeckende Einführung einer Bezahlkarte für die Bezieher*innen von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz verständigt. Die Stellungnahme diskutiert, wie die Vorschläge aus wissenschaftlicher Perspektive zu bewerten sind. Demnach kann die Einführung der Bezahlkarte negative Auswirkungen auf Integration und Teilhabe der Geflüchteten haben, nicht zu vernachlässigende direkte und indirekte Kosten aufwerfen und ihr eigentliches Ziel, die Reduzierung der Fluchtmigration, verfehlen. Zu erwarten ist auch, dass die Bezahlkarte den Nutzen der existenzsichernden Leistungen für die Betroffenen mindert und, je nach Grad der Beschränkung der sächlichen und räumlichen Verwendung der Mittel, die Chancen auf Mobilität, Kommunikation und soziokulturelle Teilhabe reduziert. Auch drohen negative Wirkungen für die Integration in den Arbeitsmarkt. Als besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang lokale und regionale Beschränkungen des Einsatzes von Bezahlkarten zu bewerten. Die Wirkungen werden aber wesentlich von der Ausgestaltung der Bezahlkarte abhängen.«

Bernd Eggen (2024): Existiert Armut oft nur in der Statistik? Anmerkungen zur Messung von Armut, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg, Heft 2/2024
»Die Armutsgefährdung der Bevölkerung ist stets eine wichtige Meldung in den Medien. Gleichzeitig wird das Konzept der relativen Einkommensarmut kritisiert. In der Kritik steht vornehmlich die Orientierung des Armutsbegriffs an einem Durchschnittseinkommen. Armutsgefährdungsgrenzen und Armutsgefährdungsquoten seien als Indikatoren unbrauchbar und irrelevant. Die Kritik greift jedoch theoretisch und methodisch zu kurz. Das mediane Einkommen kann sehr wohl ein Indikator zur Messung von sozialer Ungleichheit und Armut sein. Von Interesse ist dabei weniger die exakte quantitative Messung der Beziehung von Einkommen und Armut, sondern ihre theoriegeleitete und damit niemals abschließbare Interpretation.«

Bericht des GKV-Spitzenverbands und der Deutschen Krankenhausgesellschaft über die Auswirkungen der Pflegepersonaluntergrenzen in den pflegesensitiven Bereichen in Krankenhäusern, Bundestags-Drucksache 20/10810 vom 22.03.2024

Steffen Angenendt et al. (2024): Die Externalisierung des europäischen Flüchtlingsschutzes. Eine rechtliche, praktische und politische Bewertung aktueller Vorschläge. SWP-Aktuell Nr. 12/2024, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2024
»In vielen europäischen Staaten steigt die Zahl der Asylanträge ebenso wie der Zuspruch für rechtspopulistische Parteien weiter an. Initiativen wie der Ruanda-Plan der bri­tischen Regierung und das Albanien-Abkommen der italienischen Regierung können als Reaktion darauf verstanden werden. Sie zielen auf eine Verlagerung von Asyl­verfahren in Drittstaaten. Damit sollen die Ankunftszahlen markant verringert wer­den. Vergleichbare Vorschläge in der Ver­gangenheit gingen nie über das Stadium abstrakter Ideen hinaus. Im Fall Ruandas und Albaniens wird nun allerdings über die konkrete Umsetzung verhandelt. Dem entgegen stehen zahlreiche rechtliche und normative Einwände sowie praktische Hürden. Die vorliegenden Vorschläge zur Aus­lagerung drohen den internationalen Flüchtlingsschutz in Frage zu stellen und den außen- und entwicklungspolitischen Interessen Deutschlands und der Europäischen Union zu schaden.«

Martin Beznoska et al. (2024): Inflationsbetroffenheit von Rentnerhaushalten. Einordnung möglicher Wohlstandsverluste entlang der Einkommensverteilung, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2024

Thomas Klie (2024): Pflegereport 2024. Die Baby-Boomer und die Zukunft der Pflege – Beruflich Pflegende im Fokus. Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung Bd. 47, Hamburg: DAK-Gesundheit, April 2024

Reinhard Bispinck und das WSI-Tarifarchiv (2024): 75 Jahre Tarifvertragsgesetz. Stationen der Tarifpolitik von 1949 bis 2024. Analysen zur Tarifpolitik Nr. 102, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2024

Petra Klug et al. (2024): Bevölkerungsvorausberechnung 2040 im Wegweiser Kommune. Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann-Stiftung, 09.04.2024

Jörg Heining et al. (2024): Regionale Arbeitsmarktprognosen 2024: Schwache Dynamik auf den regionalen Arbeitsmärkten hält an. IAB-Kurzbericht, Nr. 8/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2024
»Die gedämpfte wirtschaftliche Entwicklung bremst die Arbeitsmarktdynamik weiterhin. Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht mehr in allen Bundesländern steigt, nimmt die Arbeitslosigkeit überall zu. In kreisfreien Großstädten steigen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit am stärksten.«

IAQ (2024): Regelbedarfe der Grundsicherung: Der „massive“ Anstieg, der gar nicht massiv ist, Duisburg:  Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), April 2024

Nicole Gürtzgen und Franka Vetter (2024): Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro: Nur wenige Betriebe reagierten eigenen Angaben zufolge mit Entlassungen, in: IAB-Forum, 04.04.2024
»Die bislang deutlichste Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde im Oktober 2022 betraf knapp 20 Prozent der Betriebe in Deutschland. Nach Daten der IAB-Stellenerhebung zeigten sich dabei große Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen, wobei im Gastgewerbe anteilig am meisten, im Baugewerbe am wenigsten Betriebe betroffen waren. Als Reaktion auf die Anhebung des Mindestlohns erhöhten die Betriebe nach eigenen Angaben am häufigsten die Preise von Produkten und Dienstleistungen. Sie stellten außerdem häufiger Investitionen und Neueinstellungen zurück.«

Anna Stansbury (2024): Incentives to Comply with the Minimum Wage in the US and UK. IZA DP No. 16882, Bonn: IZA – Institute of Labor Economics, March 2024
»There is substantial evidence of minimum wage noncompliance in the US and the UK. In this paper, I compile new, comprehensive data on the costs minimum wage violators incur when detected. In both countries, the costs violators face upon detection are often little more than the money they saved by underpaying. To have an incentive to comply under existing penalty regimes, typical US firms would thus have to expect a 47%-83% probability of detection by the DOL, or a 25% probability of a successful FLSA suit. In the UK, typical firms would have to expect a 44%-56% probability of detection. Actual probabilities of detection are substantially lower than this for many firms, and would likely remain so even with realistic increases in enforcement capacity. Improved enforcement alone is thus insufficient: expected penalties must also substantially increase to ensure that most firms have an incentive to comply.«

Meryem Gökten et al. (2024): How Far from Full Employment? The European Unemployment Problem Revisited. Working Paper 245, Wien: Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), April 2024

Agnieszka Piasna and Sotiria Theodoropoulou (eds.) (2024): Benchmarking Working Europe 2024. The ongoing quest for Social Europe, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2024

KAS (2024): „Adaption, that is how to deal with low fertility that just might be here to stay.“ Interview with Professor Mikko Myrskylä on birth trends in Europe and possibilities to tackle demographic change with human capital investments, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), 2024
„Anpassung: Zum Umgang mit einer möglicherweise dauerhaften niedrigen Fertilität“. Interview mit Professor Mikko Myrskylä über Geburtentrends in Europa und Möglichkeiten, dem demografischen Wandel zu begegnen: Professor Mikko Myrskylä, der Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock, spricht im Interview über die Ursachen für die Geburtenrückgänge. Bezugnehmend auf die Ergebnisse der aktuellen Studie „Declining Fertility, Human Capital Investment and Economic Sustainability (2024)“ unterstreicht er das Potenzial von Investitionen in die Bildung, um die wirtschaftlichen Herausforderungen des demografischen Wandels trotz sinkender Geburtenraten abzufedern.

Christian Voß et al. (2024): Sterbe- und Trauerkultur in konfessionellen Alteneinrichtungen. Eine explorative Studie im Bistum Essen. Sozialethische Arbeitspapiere des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften Nr. 26, Münster: Institut für Christliche Sozialwissenschaften Münster, März 2024

Kathrin Mittelstät et al. (2024): Übergänge in Weiterbildung und deren Verwertung in der Praxis – Gelingensfaktoren, Herausforderungen, Gestaltungsspielräume, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Februar 2024
»Durchlässigkeit in und aus Weiterbildung spielt eine große Rolle, weil sie u.a. der Sicherstellung einer bestmöglichen Versorgung der Patient/-innen und Pflegebedürftigen dient. Aus berufspolitischer Sicht und Perspektive der Bildungssubjekte selbst kann sie zur Erhöhung der Attraktivität des Pflegeberufs führen. Allerdings beschäftigen sich nur wenige Studien mit der Frage der Durchlässigkeit. Auf der Basis von 31 leitfadengestützten Interviews mit Expert/-innen sowie Fokusgruppen mit beruflich Pflegenden in einer Weiterbildung, Auszubildenden und Studierenden finden wir heraus, dass Weiterbildungen in der Pflege große Hemmnisse entgegenstehen. Neben der hohen Intransparenz der Weiterbildungsanbieter, -zertifikate und -inhalte lohnt sich Weiterbildung finanziell nicht (ausreichend). Die Unterstützung durch den Arbeitgeber ist einzelfallabhängig und folgt selten einer langfristig ausgerichteten Strategie – mit negativen Auswirkungen auf die weiterbildungswilligen Pflegenden.«

Kerstin Bruckmeier und Enzo Weber (2024): Geringverdienende im Leistungsbezug: monetäre Anreize und aktive Unterstützung für eine bessere Arbeitsmarktintegration, in: IAB-Forum, 02.04.2024
»Das aktuelle Transfersystem in Deutschland bietet Personen mit geringen Einkommen vielfach zu wenig finanzielle Anreize, ihre wöchentliche Arbeitszeit und damit ihren Verdienst zu erhöhen. Neben etwas großzügigeren Hinzuverdienstregelungen bedarf es auch einer aktiveren Unterstützung im Einzelfall.«

Julia Lenzen und Michaela Evans-Borchers (2024): Tarifgerechte Entlohnung in der Pflege im Spiegel der Attraktivität des Pflegeberufs, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), April 2024
»Die Regelungen zur tarifgerechten Entlohnung markieren den Wechsel vom Anreizmodell zum Normmodell. Unterschiedliche Begrifflichkeiten prägen die Debatte, die es mit Blick auf Zielsetzung, Reichweite und potenzielle Wirkungen der gesetzlichen Neuregelungen zu reflektieren gilt. Der Beitrag fokussiert die Auswirkungen der tarifgerechten Entlohnung im Hinblick auf die Attraktivität des Pflegeberufs. Dazu zählen u. a. Tarifbindung, Reichweite kollektivvertraglicher (Lohn-)Regelungen, Lohndisparitäten, potenzielle Auswirkungen auf die Relevanz von Mindestarbeitsbedingungen sowie auf die Transparenz von Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Während Effekte auf die Lohnhöhe in der Fläche plausibel sind, werden auch Grenzen der gesetzlichen Neuregelungen mit Blick auf die Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs erkennbar. Notwendig ist, die Chancen kollektivvertraglicher Gestaltung von präferierten Arbeitsbedingungen (z. B. Arbeitszeit) jenseits der Entlohnung stärker zu fokussieren.«

Initiative Faire Landarbeit (2024): Bericht 2023. Saisonarbeit in der Landwirtschaft, Frankfurt am Main: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt IG BAU, März 2024

Deutscher Verein (2024): Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. zur Umsetzung des § 71 SGB XII, Berlin: Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, März 2024

Deutscher Verein (2024): Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von Kita-Trägern, Berlin: Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, März 2024

DFG (2024): Bericht über die Arbeit der Interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2020 bis 2023, Bonn: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Bonn, März 2024

Claudia Hofrath et al. (2024): Monitoring zur Umsetzung der Pflegeausbildungen. Ergebnisse der ersten Erhebungswelle 2022/2023 aus dem BIBB-Pflegepanel, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), März 2024
»Im durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit mit dem Umfragezentrum Bonn aufgebauten BIBB-Pflegepanel werden jährlich mehr als 6.000 für die Pflegeausbildung zuständige Personen aus Ausbildungseinrichtungen, Pflegeschulen und Hochschulen befragt. Ziel ist eine systematische Langzeitbeobachtung des Qualifizierungsgeschehens in der Pflege. Im vorliegenden Bericht werden zentrale Ergebnisse der aktuellen Erhebung, welche zwischen Oktober 2022 und Mai 2023 stattfand, zusammenfassend dargestellt.«

Christoph Gille et al. (2024): Zugang verweigert. Barrieren und Diskriminierung wohnungsloser Menschen am Wohnungsmarkt, Düsseldorf: Forschungsstelle für sozialräumliche Praxisforschung und Entwicklung, 2024
➔  dazu: Christoph Gille und Anne van Rießen (2024): Zugang verweigert, in: sozialpolitikblog, 21.03.2024

Sachverständigenrat für Umweltfragen (2024): Suffizienz als „Strategie des Genug“: Eine Einladung zur Diskussion, Berlin, März 2024

Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel. Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024, Kiel, März 2024

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (2024): Armut in der Inflation. Paritätischer Armutsbericht 2024, Berlin, März 2024

Deloitte (2024): Wege aus der Komplexitätsfalle. Vereinfachung und Automatisierung von Sozialleistungen, Berlin: Nationaler Normenkontrollrat, März 2024
»Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hat ein Gutachten mit dem Titel „Wege aus der Komplexitätsfalle – Vereinfachung und Automatisierung von Sozialleistungen“ veröffentlicht, das durch Deloitte erstellt wurde. Am Beispiel der geplanten Kindergrundsicherung wird der Bürokratieaufwand für die Leistungsberechtigten und die Verwaltung untersucht. Ursachen für den unverhältnismäßig hohen Aufwand sind vor allem das verzweigte System von Zuständigkeiten sowie die unzureichende Digitalisierung der Antragsstellung und des Vollzugs staatlicher Leistungen. Das Gutachten zeigt Wege auf, die aus der Komplexitätsfalle herausführen.«

Antonia Altendorf und Martin Kuhlmann (2024): Digitalisierung im Jobcenter: Arbeitslogiken als Einflussfaktor, Göttingen: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI), März 2024
»Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist mit großen Erwartungen verbunden, hinter denen die Umsetzungspraxis an vielen Stellen allerdings zurückbleibt. Dies zeigen erste Ergebnisse unserer Studien in mehreren Jobcentern. In den Jobcentern begegnen uns erhebliche Unterschiede bei Bewertung und Umsetzung digitaler Anwendungen. Arbeitslogiken sind dabei ein wichtiger, bislang noch zu wenig thematisierter Einflussfaktor: für die Bewertung von Digitalisierung durch Beschäftigte und Bürger:innen, als Erklärung für unterschiedliche Dynamiken und Entwicklungen, für die Analyse von Arbeitswirkungen der Digitalisierung sowie mit Blick auf Gestaltungsmöglichkeiten und Anforderungen an die Digitalisierung im Jobcenter.«

Sophie Achleitner (2024): Wen die Anhebung des Pensionsantrittsalters straft. Verteilungspolitische Aspekte eines höheren Antrittsalters zur Pension, Wien: Momentum Institut, März 2024
»Die Debatte um die Nachhaltigkeit unseres Pensionssystems nimmt wieder an Fahrt auf. Unsere Gesellschaft wird immer älter, die Kosten des Pensionssystems, aber auch in den Bereichen der Gesundheit und Pflege steigen daher in den nächsten Jahren merklich an. In der öffentlichen Debatte wird deshalb immer wieder der Vorschlag eingebracht, das Pensionsantrittsalter zu erhöhen. Der Gedanke dahinter: Wenn Menschen länger arbeiten, würde das Pensionssystem weniger belastet. Doch die Diskussion ist alles andere als transparent – einige entscheidende Aspekte werden außer Acht gelassen. Diese werden in diesem Policy Brief analysiert und die Auswirkungen einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters im Hinblick auf Geschlechter- und Verteilungseffekte diskutiert.«

Veronika Knize und Markus Wolf (2024): Arbeitsmarktintegration von jungen Erwachsenen in der Grundsicherung: Maßnahmen bei einem Arbeitgeber erhöhen Beschäftigungschancen. IAB-Kurzbericht, Nr. 7/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2024
»Inwieweit beeinflussen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen langfristig die Beschäftigungsqualität von jungen Erwachsenen in der Grundsicherung, gemessen anhand des monatlichen Erwerbseinkommens? Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen: Geförderte Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung bei einem Arbeitgeber oder bei einem Träger erhöhen nicht nur die Beschäftigungswahrscheinlichkeit, sondern auch die Beschäftigungsqualität. Ein-Euro-Jobs hingegen wirken sich negativ aus.«

Helene Bach et al. (2024): Das Für und Wider einer Gewerkschaftsmitgliedschaft – Eine empirische Untersuchung der tarifpolitischen Einstellungen von M+E-Beschäftigten, in: IW-Trends, Nr. 1/2024
»Die rückläufige Tarifbindung wird in Deutschland oft mit der Zurückhaltung der Betriebe begründet, einem Arbeitgeberverband beizutreten. Dabei wird häufig vernachlässigt, dass es auch handlungsfähige Gewerkschaften braucht, um Tarifverträge zu schließen. Da die Bereitschaft der Beschäftigten sinkt, sich kollektiv zu organisieren, wurden 2.564 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie zu ihrem gewerkschaftlichen Engagement und ihren tarifpolitischen Einstellungen befragt. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass das Tarifsystem von Gewerkschaftsmitgliedern und Nicht-Mitgliedern geschätzt wird. Dabei sorgen sich die Beschäftigten stärker um die rückläufige Tarifbindung als um den sinkenden gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Die Gewerkschaftsmitglieder sind mit ihrer Gewerkschaft überwiegend zufrieden und davon überzeugt, dass sich im Kollektiv bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen lassen. Außerdem sichern sie sich über eine Mitgliedschaft persönlich ab, zum Beispiel durch Streikunterstützung oder Rechtsberatung. Die Ursachen für ein fehlendes gewerkschaftliches Engagement sind Informationsdefizite, ein fehlender unmittelbarer Nutzen einer Mitgliedschaft, Individualisierungstendenzen und die Ausrichtung der Gewerkschaftspolitik. Diese Ergebnisse liefern Ansatzpunkte, wie dem Mitgliederschwund entgegengewirkt werden kann.«

Thorsten Kalina (2024): Niedriglohnbeschäftigung 2021 – Langfristiger Rückgang nur in Ostdeutschland. IAQ-Report 2024-03, Duisburg: Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ), März 2024
»Das Niedriglohnrisiko ist langfristig betrachtet nur in Ostdeutschland gesunken. In Westdeutschland liegt das Niveau seit 2006 weitgehend konstant bei rund 20 %. Deutliche Steigerungen der Löhne im Niedriglohnbereich gab es nur kurz nach der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in den Jahren 2015 und 2016. Anschließend stagnierten die durchschnittlichen Löhne im Niedriglohnbereich und sind 2021 deutlich hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurückgeblieben. Zum Teil erklären Strukturunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland (z.B. weniger Beschäftigte in Großbetrieben), das nach wie vor höhere Niedriglohnrisiko in Ostdeutschland. Zum Teil wirkt sich auch das niedrigere Lohn- und Preisniveau in Ostdeutschland aus. Eine weitere Anhebung des Mindestlohns kann sicher zu einer Annäherung der Ost- und Westlöhne beitragen. Um den Niedriglohnsektor zu verkleinern, wäre aber zugleich eine Stärkung der Tarifbindung notwendig.«

Olga Pötzsch und Felix zur Nieden (2024): Die Babyboomer: auf dem Gipfel der demografischen Welle, in: Wirtschaft und Statistik, Heft 1/2024
»Der größte Babyboomer-Jahrgang 1964 wird im Jahr 2024 sechzig Jahre alt. Der Gipfel der sogenannten demografischen Welle erreicht somit Ende der 2020er-Jahre das Rentenalter. Wie kam es zu dem Phänomen der Babyboomer? Wer gehört eigentlich dazu? Der Beitrag liefert Antworten zu diesen Fragen mithilfe eines kurzen demografischen Porträts. Die Babyboomer sind in unterschiedlichen politischen Systemen im geteilten Deutschland aufgewachsen. Ihr Erwachsenenleben begann kurz vor der deutschen Vereinigung. Ihr generatives Verhalten in Ost und West ist ein wesentlicher Teil der gesellschaftlichen Transformation in der Nachwendezeit. Mit Blick auf die steigende Lebenserwartung und den künftigen Pflegebedarf wird deutlich, welche Herausforderungen die voranschreitende Alterung der Babyboom-Generation mit sich bringen wird.«

Juliane Achatz et al. (2024): Evaluation des Teilhabechancengesetzes – Abschlussbericht. IAB-Forschungsbericht, Nr. 4/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2024
»Mit dem Teilhabechancengesetz wurde das Förderportfolio der Grundsicherung für  Arbeitsuchende um die Förderinstrumente „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ (§ 16e  SGB II) und „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§ 16i SGB II) erweitert. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat beide Instrumente zwischen  2019 und 2023 wissenschaftlich evaluiert. Im Fokus standen die Umsetzung der Instrumente  durch die Jobcenter, ihr betrieblicher Einsatz sowie ihre Wirkung auf soziale Teilhabe,  Beschäftigungsfähigkeit und Arbeitsmarktchancen der Geförderten. Die vorliegenden Befunde zeigen, dass beide Instrumente ihre Zielgruppen weitgehend  zuverlässig erreichen und sich positiv auf die verschiedenen Zieldimensionen auswirken. Aufgrund des vergleichsweise kurzen Beobachtungszeitraums können bislang keine  Aussagen zur Stabilität der Effekte getroffen werden. Dies gilt auch für die  Arbeitsmarktwirkung der Förderung nach § 16i SGB II. Die Forschungsergebnisse legen lediglich moderate Änderungen der gesetzlichen  Ausgestaltung der beiden Instrumente nahe, sprechen aber teils für eine konsequentere Umsetzung bestehender Regelungen. Ersteres betrifft u.a. die gesetzliche Definition der  Zielgruppe von § 16e SGB II, letzteres gilt hingegen für die Zuweisungspraxis der Jobcenter im Falle von §16i SGB II sowie die beschäftigungsbegleitende Betreuung von Geförderten  beider Instrumente. Angesichts der Verfestigungstendenzen von Arbeitslosigkeit und Leistungsbezug eines  nennenswerten Teils der Leistungsberechtigten der Grundsicherung für Arbeitsuchende  bleiben Förderangebote wie die des Teilhabechancengesetzes auch zukünftig unverzichtbar, um dem betroffenen Personenkreis die Teilhabe am Arbeitsmarkt zu ermöglichen.«
➔  dazu: „Das Teilhabechancengesetz hat die richtigen Impulse gesetzt“, 21.03.2024
➔  dazu: Teilhabechancengesetz: Die Weiterbeschäftigung nach Ende der Förderung hängt auch von den betrieblichen Strukturen ab (22.03.2024)

Anja Bauer et al. (2024): IAB-Prognose 2024: Die Beschäftigung steigt, aber die Arbeitslosigkeit auch. IAB-Kurzbericht, Nr. 6/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2024

Louise Biddle (2024): Verlängerte Leistungseinschränkungen für Geflüchtete: Negative Konsequenzen für Gesundheit – erhoffte Einsparungen dürften ausbleiben, in: DIW Wochenbericht, Nr. 12/2024
»Bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens haben Geflüchtete nur einen eingeschränkten Anspruch auf Gesundheitsleistungen. Ende Februar 2024 wurde die maximale Dauer dieser Einschränkung von 18 auf 36 Monate verlängert. Diese Änderung dürfte die tatsächliche Wartezeit, die – wie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen – derzeit bei über einem Jahr liegt, verdoppeln. Besonders betroffen sind davon Geflüchtete mit niedriger Bildung und geringen Deutschkenntnissen. Dies hat nicht nur negative Konsequenzen für die Gesundheit der betroffenen Menschen. Auch der Staat hat Nachteile, denn eine spätere Behandlung erfordert oft einen teureren Behandlungsansatz. Deshalb wäre es sinnvoller gewesen, die Dauer der Einschränkungen zu verkürzen statt zu verlängern. Die elektronische Gesundheitskarte für Geflüchtete erleichtert den Zugang zur Gesundheitsversorgung während der Wartezeit, denn sie verringert administrative Hürden. Derzeit erhalten aber nur knapp 20 Prozent aller Geflüchteten eine Gesundheitskarte, denn sie wurde nicht in allen Bundesländern eingeführt. Die elektronische Gesundheitskarte sollte bundesweit eingeführt werden; so könnten die negativen Konsequenzen des Asylbewerberleistungsgesetzes für die Gesundheit abgefedert werden.«

Ellen Heidinger (2024): Bedarf an und Inanspruchnahme von Unterstützung bei Geflüchteten ungleich verteilt, in: DIW Wochenbericht, Nr. 12/2024
»Laut Bundesinnenministerium sollen Beratung und Hilfe zur Integration für alle Schutzsuchenden verfügbar sein. Der vorliegende Wochenbericht untersucht, inwieweit dies auf Personen zutrifft, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland geflüchtet sind. Mithilfe von Daten der IAB-BAMF-SOEP- Befragung Geflüchteter wird der Bedarf an und die tatsächliche Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten in fünf Lebensbereichen untersucht: Flüchtlings- und Asylfragen, Deutsch lernen, Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Bildung und zur Gesundheitsversorgung. Die Analyse zeigt, dass der große Bedarf an Unterstützung nicht überall gedeckt werden kann und der Zugang zu Hilfen selektiv ist. Vor allem Geduldete und Personen im Asylverfahren erhalten seltener Hilfe als jene mit anerkanntem Aufenthaltsstatus. Personen, die Bildung oder Arbeitserfahrung aus ihrem Herkunftsland mitbringen, gelingt es eher, die benötigte Hilfe in Anspruch zu nehmen. Staatliche sowie zivilgesellschaftliche Akteure sollten weiterhin zusammenarbeiten, um zugeschnittene sprach- und kultursensible Unterstützung anzubieten.«

Cornelia Kristen und Jana Nebelin (2024): Geflüchtete kommen auf gefährlichen Wegen nach Deutschland, in: DIW Wochenbericht, Nr. 12/2024
»Die Routen, auf denen Geflüchtete in den Jahren 2014 bis 2023 nach Europa und Deutschland gekommen sind, wurden in unterschiedlichem Maße für die Flucht genutzt. Zuletzt hat die Bedeutung der zentralen Mittelmeerroute wieder zugenommen. Lauf offizieller Statistiken, in denen vor allem Todesfälle erfasst werden, ist dies die weltweit tödlichste Fluchtroute. Die Gefahrenlage auf den verschiedenen Routen lässt sich auch aus Perspektive der Ankömmlinge beschreiben. Diese zeichnen ebenfalls ein in Teilen düsteres Bild von der Flucht, gekennzeichnet von unterschiedlichen Formen von Gewalt und Bedrohung. Gleichzeitig sprechen viele Schutzsuchende, darunter insbesondere Frauen, gar nicht erst über ihre Flucht. Um die Gefahren besser beschreiben und geeignete Instrumente zu ihrer Bekämpfung entwickeln zu können, sollten die Vorkommnisse während der Flucht besser erfasst werden.«

Commissioner for Human Rights of the Council of Europe (2024): Report following her visit to Germany from 27 November to 1 December 2023, Strasbourg, 23 February 2024
➔  dazu: Bundesregierung (2024): Kommentare der Bundesregierung zum Bericht der Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, über ihren offiziellen Besuch in Deutschland vom 27. November bis 1. Dezember 2023

CDU (2024): Die Neue Grundsicherung. Beschluss des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands, Berlin, 18. März 2024

Christian Hohendanner, Jasmin Rocha und Joß Steinke (2024): Vor dem Kollaps!? Beschäftigung im sozialen Sektor. Empirische Vermessung und Handlungsansätze, Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2024
➔  dazu das Interview mit den drei Autoren: Krise im sozialen Sektor: „Das größte Risiko ist, dass grundlegende Leistungen der sozialen Daseinsvorsorge wegbrechen“ (18.03.2024)

Ariane Baderschneider et al. (2024): Evaluation der berufsbezogenen Deutschsprachförderung nach § 45a AufenthG. Forschungsbericht 635, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), März 2024
»Die berufsbezogene Deutschsprachförderung gemäß § 45a des Aufenthaltsgesetzes ist seit 2016 ein Regelinstrument, dessen Ziel der Erwerb berufsbezogener deutscher Sprachkenntnisse durch Zugewanderte ist. Die Evaluation untersucht, ob die Ziele der berufsbezogenen Deutschsprachförderung erreicht werden, wie sich die berufsbezogene Deutschsprachförderung im Speziellen auf die Arbeitsmarktintegration der Teilnehmenden auswirkt, welche Zielgruppen besonders von ihr profitieren, welche Faktoren die Wirkungen der berufsbezogenen Deutschsprachförderung fördern oder hemmen und welche Empfehlungen sich aus den Ergebnisse der Untersuchung ableiten lassen.«

Holger Seifert (2024): Entwicklung am Ausbildungsmarkt Berlin-Brandenburg. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Berlin-Brandenburg Nr. 1/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024
»Der vorliegende Bericht untersucht die Entwicklung am Ausbildungsmarkt Berlin-Brandenburg zwischen 2009 und 2023. In dieser Zeit hat sich der Lehrstellenmarkt aus Sicht der Bewerber:innen mit Ausnahme der Corona-Jahre sichtlich entspannt, während es für Ausbildungsbetriebe zunehmend schwieriger wird, geeignete Auszubildende zu finden. In Berlin wird gegenüber dem dualen Ausbildungssystem zudem die vollzeitschulische Berufsausbildung immer bedeutsamer. Hier werden vor allem die Gesundheits- und Pflegeberufe sowie die Sozial- und Erziehungsberufe erlernt. Im Beobachtungszeitraum bewerben sich zugleich auch immer mehr ausländische Staatsangehörige für eine Ausbildung, was die Betriebe vor zusätzliche Herausforderungen stellen kann. Schließlich beleuchten wir die regionalen Verflechtungen auf dem Ausbildungsmarkt mit Hilfe von Auswertungen der Pendlerbewegungen.«

Inge Schreyer und Pamela Oberhuemer (Hrsg.) (2024): Frühpädagogische Personalprofile in Europa 33 Länderberichte mit kontextuellen Schlüsseldaten, München 2024

Eike Windscheid-Profeta (2024): Wie die 4-Tage-Woche gelingt, in: sozialpolitikblog, 14.03.2024

DGB (2024): Situation Älterer am Arbeitsmarkt, Berlin: DGB Bundesvorstand, März 2024
»Ältere Arbeitnehmer sind gerade jetzt eine große Bereicherung für Unternehmen. Ältere Menschen bringen eine wertvolle Erfahrung und Expertise in die Arbeitswelt ein.Steigende Erwerbstätigen- und Beschäftigungsquoten lassen vermuten, dass sich auch die Situation älterer Menschen am Arbeitsmarkt grundlegend verbessert hätte. Die Analyse zeigt jedoch, dass immer noch deutliche Handlungsbedarfe bestehen.«

Deutscher Ethikrat (2024): Klimagerechtigkeit. Stellungnahme, Berlin, 13.03.2024

Sebastian Fehrler et al. (2024): CO2-Steuer in allen Wählergruppen am populärsten in Kombination mit Klimageld (aber nicht für alle). DIFIS-Impuls 2024/2, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, März 2024
»Ökonomen und Umweltpolitiker sind sich grundsätzlich einig, dass der CO2-Ausstoß verteuert werden muss, um ihn zu reduzieren. Die CO2-Bepreisung von Brennstoffen wird in Deutschland seit 2021 im Brennstoffemissionshandelsgesetz geregelt, nach dem Unternehmen, die mit Heizöl, Erdgas, Benzin, Diesel und seit 2022 auch mit Kohle und Abfallbrennstoffen handeln, hierfür einen CO2-Preis zahlen, der de facto einer CO2-Steuer gleichkommt. Anhand neuer Umfragedaten zeigen wir auf, dass die Akzeptanz der Bevölkerung von CO2-Bepreisung deutlich von der Verwendung der Einnahmen abhängt. Über alle politischen Lager hinweg schneidet das Klimageld hierbei am besten ab. Unter verschiedenen Varianten des Klimageldes stößt jene Ausgestaltung auf die größte Zustimmung, in der die Steuereinnahmen an Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen ausgezahlt werden, hohe Einkommensgruppen jedoch leer ausgehen.«

Hartmut Seifert (2024): Arbeitszeitgesetz: Zeit für eine Revision, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2024

Katharina Grienberger et al. (2024): Folgen des technologischen Wandels für den Arbeitsmarkt: Vor allem Hochqualifizierte bekommen die Digitalisierung verstärkt zu spüren. IAB-Kurzbericht, Nr. 4/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2024

Simon Reif et al. (2024): Reformvorschlag für einen nachhaltigen Risikostrukturausgleich. ZEW policy Brief Nr. 3/2024, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, März 2024

Martin Brussig (2024): Späte Renteneintritte von langjährig Versicherten. Altersübergangs-Report 2024-02, Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), 2024
»Der vorliegende Report untersucht die Situation von Personen, die aufgrund langer Versicherungszeiten frühzeitig in Rente wechseln können, ihren Rentenbeginn aber bis zur Regelaltersrente aufschieben. Etwa elf Prozent der Zugänge in Altersrente des Jahrgangs 1954 sind der Gruppe der späten Renteneintritte zuzurechnen, wobei die Größe dieser Gruppe aufgrund der gewählten konservativen Definition eine Untergrenze darstellt. Mit der Einführung der Altersrente für besonders langjährig Versicherte („Rente mit 63“) hat sich die Anzahl der Personen mit späten Renteneintritten schlagartig nahezu halbiert. Danach ist sie mit fast jeder nachrückenden Geburtskohorte leicht gestiegen. Eine alternsgerechte Arbeitsgestaltung ist nach wie vor erforderlich, damit Beschäftigte bei guter Gesundheit überhaupt die späte Erwerbsphase erreichen. Erforderlich ist darüber hinaus, den Arbeitsprozess so zu gestalten, dass die Arbeit als sinnstiftend und bereichernd erlebt werden kann. Andernfalls wechseln viele der Älteren, die länger arbeiten könnten, in die verbliebenen Frühverrentungsmöglichkeiten.«

Vera Freundl et al. (2024): Informationsbereitstellung zur Automatisierbarkeit von Berufen erhöht Weiterbildungsbereitschaft, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2024
»Beschäftige in Deutschland unterschätzen die Automatisierbarkeit ihres Berufs. Dies gilt vor allem für Beschäftigte in Berufen mit hoher Automatisierbarkeit, wie eine neue Studie von Lergetporer et al. (2023) zeigt. Die randomisierte Bereitstellung von Informationen über die tatsächliche Automatisierbarkeit ihrer Berufe erhöht die Arbeitsmarktsorgen und die Einschätzung über Veränderungen des Arbeitsumfelds. Außerdem wird die Teilnahmebereitschaft an Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen erhöht, insbesondere bei Befragten in Berufen mit hoher Automatisierbarkeit. Dadurch verringert sich der Unterschied in der Weiterbildungsbereitschaft zwischen Beschäftigten in Berufen mit hoher und niedriger Automatisierbarkeit um 95,5%, die Lücke in der Umschulungsbereitschaft wird sogar vollständig geschlossen.«

Marlen Melzer et al. (2024): Arbeitszeitverkürzung in der beruflichen Pflege, Düsseldorf: Landesbüro NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2024

Tim B. Peters und Jost Henry Bertels (2024): Das „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit“ (BSW). Zwischen linkskonservativem Populismus, EU-Kritik und Russlandnähe, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2024

Jochen Roose (2024): Die Stimmung vor der Europawahl 2024. Repräsentative Umfrage zu europapolitischen Einstellungen vor der Europawahl 2024, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2024

Angelika Allgayer (2024): Zur (Un-)Sichtbarkeit der (Zwangs-)Prostitution in der Strafrechtspflege. Hilft ein Sexkaufverbot?, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Februar 2024

Tom Krebs und Martin Scheffel (2024): Auswirkungen der Kindergrundsicherung auf Armut, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum. WSI Study Nr. 36, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), März 2024
»Die Studie untersucht auf Basis eines mikroökonomisch fundierten makro-ökonomischen Modells die Auswirkungen der Einführung der Kindergrundsicherung auf Kinderarmut, Chancengleichheit, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum. Der Fokus liegt auf den langfristigen Effekten, die sich aus der Ausweitung des Leistungsbezugs – zusätzlich 1,5 Millionen Kinder erhalten Unterstützung – ergeben. Die Einführung der Kindergrundsicherung bekämpft Kinderarmut und erhöht die Chancengleichheit: Die Armutsgefährdungsquote für Kinder sinkt unmittelbar nach der Einführung um 1,8 Prozentpunkte und bis 2050 um drei Prozentpunkte von 21,6 auf 18,6 Prozent. Damit geht die Anzahl armutsgefährdeter Kinder um 440.000 zurück. Die Chancenlücke reduziert sich um 6,8 Prozentpunkte von 44,3 auf 37,5 Prozent. Bis 2050 steigt die Beschäftigung um 155.500 vollzeit-äquivalente Stellen, und die gesamtwirtschaftliche Produktion nimmt um jährlich 11,3 Mrd. Euro zu. Der fiskalische Break-Even-Punkt wird bereits nach 18 Jahren erreicht.«

Tabea Schlimbach et al. (2024): Kinderarmut? Die Perspektive von Kindern und Jugendlichen. Abschlussbericht zum Projekt „Befragung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Einführung einer Kindergrundsicherung in Deutschland“, München: Deutsches Jugendinstitut (DJI), 2024

Elisabeth Artmann (2024): Jobcenter-Betreuung von Alleinerziehenden im Vergleich zu Eltern in Paarbedarfsgemeinschaften. IAB-Forschungsbericht, Nr. 3/2024: Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2024
»Alleinerziehende müssen die Doppelbelastung bewältigen, ohne Unterstützung eines Partners im Haushalt für den Familienunterhalt und die Kinderbetreuung zu sorgen, weshalb sie als Bevölkerungsgruppe mit besonderem sozialpolitischen Unterstützungsbedarf gelten. Rund ein Drittel der Alleinerziehenden-Haushalte mit minderjährigen Kindern war im Jahr 2022 auf Grundsicherungsleistungen angewiesen, während nur 6,3 Prozent der Paarhaushalte mit minderjährigen Kindern Leistungen bezog. Der vorliegende Forschungsbericht untersucht deshalb anhand von Befragungsdaten des Panels „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung” für die Jahre 2008 bis 2021 deskriptiv, wie alleinerziehende Mütter im Vergleich zu Müttern und Vätern in Paarbedarfsgemeinschaften von den Jobcentern betreut werden, welche Förder- und Beratungsangebote sie erhalten und wie sie die Jobcenter-Betreuung bewerten. Dabei werden ausschließlich Erziehende im Grundsicherungsbezug betrachtet, die nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.«

Michaela Fuchs et al. (2024): Regionale Unterschiede im Gender Pay Gap in Deutschland 2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2024
»Dass Frauen in Deutschland weniger verdienen als Männer, gilt gemeinhin als bekannt. Die nationale Betrachtung verdeckt jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Im Folgenden zeigen wir diese regionalen Unterschiede im so genannten Gender Pay Gap (GPG) auf. Datengrundlage bildet hierbei der nominale Lohn (brutto), den sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte zum Stichtag 30.06.2022 in einer bestimmten Region verdient haben. Dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer, ist also für diese Kennziffer irrelevant.«

Michaela Hermann und Luisa Kunze (2024): Gleichstellung am Arbeitsmarkt? Aktuelle Herausforderungen und Potenziale von Frauenerwerbstätigkeit in Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Februar 2024

Jochen Pimpertz (2024): Rentenpaket II – eine Rechnung mit vielen Unbekannten. IW-Kurzbericht, Nr. 12/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2024
»Das Sicherungsniveau in der Gesetzlichen Rentenversicherung soll bis Ende der 2030er Jahre auf mindestens 48 Prozent festgeschrieben werden. Dazu muss der Beitragssatz stärker angehoben werden, als die Bundesregierung noch im November erwartet hat. Mithilfe einer kapitalgedeckten „Stiftung Generationenkapital“ soll er ab dem Jahr 2036 bei etwa 22,3 Prozent stabilisiert werden. Ob das gelingen kann, steht jedoch in den Sternen.«

Autor:innengruppe Forschungsverbund DJI/TU Dortmund (2024): Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe. Bestand, Lücken, Gewinnung, Bedarfe in NRW. Bielefeld, 2024

Jörg Markowitsch and Ágota Scharle (2024): Towards zero long-term unemployment in the EU: Job guarantees and other innovative approaches, 6 March 2024

Sven Buth et al. (2024): Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung. Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023, Hamburg: Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), März 2024

Bernd Beber et al. (2024): Is Intent to Migrate Irregularly Responsive to Recent German Asylum Policy Adjustments? Ruhr Economic Papers #1071, Essen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, März 2024
»We investigate the extent to which asylum policies that aim to deter individuals from migrating irregularly in fact do so. We specifically consider effects of Germany’s recent and high-profile asylum policy adjustments, which include accelerated asylum decision processes, the prospect of asylum processing outside of Europe, the introduction of a payment card to replace cash benefits, and an extended waiting period for native-level benefits. In order to estimate effects of these policy measures on irregular migration intent, we implement a conjoint experiment with 989 men aged 18–40 in four cities in Senegal, a population of most-likely migrants in a country where irregular migration to Europe is highly salient. We find that offshoring the asylum process significantly and substantially lowers irregular migration intentions across nearly all types of subjects. Extending the waiting time for native-level benefits only has a small, marginally significant effect on intent, and no effect among the poorest subjects and those that are most motivated to migrate internationally. Neither reducing asylum processing times nor replacing cash benefits with a payment card significantly alters intentions. We note that the presence or absence of an effect does not resolve political and normative questions concerning these policies, which are beyond the scope of this particular study.«
➔  dazu: RWI: Irreguläre Migration: Neue RWI-Studie zur Wirksamkeit der geplanten Bund-Länder-Maßnahmen, 06.03.2024

ADCS (2024): Childhood Matters, Manchester: Association of Directors of Children’s Services (ADCS), February 2024
»Childhood Matters acts as an update to the Association’s 2017 policy paper, A country that works for all children. It seeks to capture the issues and challenges facing children, young people and families, such as poverty and poor mental health, as well as the public services they rely on. This paper has been developed in consultation with leaders of local authority children’s services across the country. They expressed a shared concern about the lack of prominence and prioritisation of children within government policy and spending priorities as well as the difficulties in navigating the diffuse accountability arrangements across the multiple different departments and agencies each with responsibility for aspects of child and family policy.«

Lukas Riedel (2024): Wage Inequality Consequences of Expanding Public Childcare. ZEW-Discussion Paper No. 24-006, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Februar 2024
»This paper assesses the impact of a large expansion of public childcare in Germany on wage inequality. Exploiting regional variation in childcare supply over the 1990s, I show that in regions with stronger increases in childcare, wage inequality among women increased less strongly compared to regions with smaller increases. This is primarily driven by the lower half of the wage distribution and qualitatively similar for full- and part-time workers. Larger expansions in childcare, however, do not contribute to a further closing of the gender wage gap.«

Heidemarie Staflinger (2024): Der oö. Mindestpflegepersonalschlüssel für Alten- und Pflegeheime auf dem Prüfstand. Grundlagen – Herausforderungen – Entwicklungsbedarf. Update: Rechtliche Grundlagen in den Bundesländern. Stand: Februar 2024, Linz: Arbeiterkammer Oberösterreich, Februar 2024
»Die Studie wurde 2016 unter dem Titel „Engpass belastet die Beschäftigten: oö. Alten- und Pflegeheime brauchen dringend mehr Personal. Ergebnisse aus der Studie Mindestpflegepersonalschlüssel in oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen“ veröffentlicht. Das vorliegende Arbeitspapier fasst die veränderten (rechtlichen) Grundlagen zur Personalberechnung in den Bundesländern seit der Veröffentlichung 2016 zusammen. Konkrete Veränderungen gibt es in den Bundesländern Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Burgenland, Vorarlberg und Tirol. Teils sind nicht alle Materialien, die als Basis für die Personalberechnung dienen öffentlich zugänglich.«

Ulrike Wieland (2024): Willkommenskultur in Krisenzeiten. Wahrnehmungen und Einstellungen der Bevölkerung zu Migration und Integration in Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, März 2024
Diese Studie zur Willkommenskultur beschreibt aktuelle Wahrnehmungen, Einschätzungen und Einstellungen der Bevölkerung zu Migration und Integration in Deutschland. Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung zeigen im Zeitvergleich: Die Skepsis gegenüber Zuwanderung nimmt in Zeiten eines starken Anstiegs von Fluchtmigration zu. 2023 wird eine ähnliche Entwicklung deutlich wie nach der starken Fluchtmigration der Jahre 2015/2016. Die Menschen sorgen sich wieder verstärkt um mögliche negative Folgen wie Mehrkosten für den Sozialstaat, Wohnungsnot in Ballungsräumen und Probleme in den Schulen. Zugleich hat jedoch weiterhin eine Mehrheit der Befragten den Eindruck, dass sowohl Arbeitsmigranten als auch Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, von den Kommunen und der Bevölkerung willkommen geheißen werden. 

Michaela Evans-Borchers et al. (2024): Pflegekräfte aus Drittstaaten: Betriebliche Integration und Arbeitsbedingungen im Fokus, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2024
Die Arbeits-, Beschäftigungs- und Integrationsbedingungen von Pflegekräften aus Drittstaaten in Deutschland sind ein zentrales ethisches Gestaltungsfeld. Dies erfordert ein Integrationsmanagement bereits vor der Ankunft, die verbindliche Regelung von Arbeits- und Lernzeiten sowie arbeitnehmerorientierte Standards für Vermittlungsagenturen.

Clara Schäper und Katharina Wrohlich (2024): Kurzarbeit in Corona-Pandemie: Frauen und Männer ein Jahr später nicht häufiger arbeitslos, aber mit geringerer Lohnentwicklung, in: DIW Wochenbericht, Nr. 9/2024
»Die Corona-Pandemie löste nach ihrem Beginn im Jahr 2020 eine weltweite Wirtschaftskrise aus. In Deutschland war – wie schon in der Finanzkrise des Jahres 2009 – Kurzarbeit ein entscheidendes Instrument, um die Folgen auf dem Arbeitsmarkt abzumildern und Arbeitsplätze zu sichern. Frauen waren in der Corona-Zeit im Vergleich zu 2009 deutlich stärker von Kurzarbeit betroffen – und damit in fast gleichem Ausmaß wie Männer. Dies liegt daran, dass von den Einschränkungen im Zuge der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen Branchen mit einem hohen Frauenanteil – vor allem im Dienstleistungsbereich – besonders betroffen waren. Wie dieser Wochenbericht zeigt, wirkte sich die Kurzarbeit während der Corona-Pandemie kaum negativ auf die Erwerbsverläufe aus – weder bei Frauen noch bei Männern. Im Jahr 2021 waren Beschäftigte, die im Jahr zuvor von Kurzarbeit betroffen waren, nicht häufiger arbeitslos als andere Beschäftigte. Allerdings sind die Stundenlöhne von Frauen und Männern mit Kurzarbeitserfahrung im Folgejahr weniger stark gestiegen. Insgesamt erwies sich Kurzarbeit als wirksames Mittel zur Beschäftigungssicherung. Zudem wurden bestehende Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt durch Kurzarbeit während der Corona-Pandemie nicht verstärkt.«

Jonas Jessen et al. (2024): Gender Care Gap in Deutschland: Kein anhaltender Anstieg infolge der Corona-Pandemie, in: DIW Wochenbericht, Nr. 9/2024
»Der Gender Care Gap, also der geschlechtsspezifische Unter­ schied in der Aufteilung unbezahlter Sorgearbeit wie Kinder­betreuung und Hausarbeit, ist in Deutschland vergleichsweise hoch. Frauen übernehmen deutlich mehr unbezahlte Sorge­ arbeit als Männer. Besonders mit der Familiengründung steigt der Gender Care Gap nachhaltig an. Zu Beginn der Corona­ Pandemie vor knapp vier Jahren wurde vielfach befürchtet, dass sich der Gender Care Gap noch vergrößern könnte. Empirische Analysen zeigen, dass sich in jungen Familien zu Beginn der Pandemie in der Tat Geschlechterungleichheiten in der Sorgearbeit verschärft haben. Vor allem Mütter haben den erhöhten Betreuungsbedarf der Kinder zu Hause infolge von Kita­ und Schulschließungen aufgefangen. Die Untersuchungen auf Basis von Daten des Beziehungs­ und Familienpanels pairfam in diesem Wochenbericht zeigen jedoch, dass sich der Gender Care Gap inzwischen wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückbewegt hat – wenngleich dieses immer noch hoch ist. Wenn die Politik Geschlechterungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt wirksam bekämpfen will, sollte sie die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit stärker in den Fokus nehmen und bestehende Hemmnisse für eine gleich­ mäßigere Aufgabenteilung abbauen. Das wäre zum Beispiel durch eine Ausweitung der Partnermonate beim Eltern­geld sowie einer Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs möglich.«

Wido Geis-Thöne (2024): Regionale Verteilung der Niedrigqualifizierten in Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 75-95
»In Deutschland konzentrieren sich die Niedrigqualifizierten sehr stark auf die städtischen Bereiche. So war der Anteil der Personen ohne Abschluss einer mindestens zweijährigen beruflichen oder hochschulischen Ausbildung an den 25- bis 64-Jährigen im Jahr 2019 in den Großstädten mit über 100.000 Einwohnern mit 20,8 Prozent nahezu doppelt so hoch wie in den kleinen Gemeinden mit unter 5.000 Einwohnern mit 10,7 Prozent. Ein regionaler Schwerpunkt liegt dabei im Ruhrgebiet, wo die Raumordnungsregion Emscher-Lippe sogar auf einen Wert von 26,8 Prozent kommt. Hingegen sind die Anteile im Osten Deutschlands sehr niedrig. Sowohl das Stadt-Land-Gefälle als auch das West-Ost-Gefälle gehen vorwiegend auf Unterschiede bei der Zuwanderung zurück. Nur rund die Hälfte der Niedrigqualifizierten im Alter zwischen 25 und 64 Jahren ist in Deutschland geboren. Im Ruhrgebiet kommt eine starke Zuwanderung Niedrigqualifizierter mit vielen im deutschen Bildungssystem gescheiterten Personen zusammen. Dabei bilden die betroffenen Personen insbesondere auch im Hinblick auf ihre Perspektiven am Arbeitsmarkt und gegebenenfalls bestehende Unterstützungsbedarfe keine homogene Gruppe. Besonders vulnerabel sind diejenigen, die neben dem fehlenden berufsqualifizierenden Abschluss zudem über keinen Schulabschluss verfügen. Bei ihnen sind die regionalen Unterschiede sogar noch größer. So ist ihr Anteil an der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung in den Großstädten mit 4,3 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in den kleinen Gemeinden mit 1,4 Prozent.«

Wido Geis-Thöne (2024): Regionale Verteilung der Akademiker in Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 97-118
»Die Akademiker in Deutschland verteilen sich regional sehr ungleichmäßig. Betrachtet man nur die jüngere Bevölkerung im Alter zwischen 35 und 44 Jahren, die ihre hochschulischen Bildungswege in aller Regel bereits vollständig abgeschlossen hat, finden sich für das Jahr 2019 für Berlin mit 44,0 Prozent und die Raumordnungsregion München mit 42,9 Prozent die höchsten Anteile. Hingegen liegen die Werte in einigen ländlichen Regionen bei unter 15 Prozent. Bundesweit waren 26,8 Prozent der Bevölkerung in diesem Alter Akademiker. Differenziert man nach der Größe der Städte oder Gemeinde, ergibt sich für die Großstädte mit mindestens 100.000 Einwohner mit 36,9 Prozent ein etwa doppelt so hoher Wert wie für die kleinen Gemeinden mit unter 5.000 Einwohnern mit 18,6 Prozent. Auch liegen die Akademikeranteile in den kleineren Kommunen im städtischen Raum höher als im ländlichen Raum. Allerdings gehen diese Unterschiede fast ausschließlich auf die Absolventen der Universitäten zurück, wohingegen sich die Absolventen anderer Hochschulen – insbesondere der Hochschulen für angewandte Wissenschaften oder Fachhochschulen – sehr gleichmäßig im Raum verteilen. So ist der Anteil der Universitätsabsolventen an der Bevölkerung zwischen 35 und 44 Jahren in den Großstädten mit 26,8 Prozent nahezu dreimal so hoch wie in den kleinen Gemeinden mit 9,5 Prozent, während die Anteile der Absolventen der anderen Hochschulen mit 10,2 Prozent und 9,1 Prozent relativ ähnlich sind.«

Alexander Gallas (2024): Im Angesicht der Ungleichstellung. Leiharbeit als Herausforderung für gewerkschaftliche Strategiebildung. Study 490, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Februar 2024
»Leiharbeit in Deutschland verursacht oft geringere Lohnkosten als eine Festanstellung – und die Aufwendungen, um Arbeitskräfte auszuwählen und wieder loszuwerden, sind geringer. Leiharbeiter verdienen also im Schnitt wesentlich weniger als andere Beschäftigte, und ihre Beschäftigungsdauer ist in vielen Fällen sehr kurz. Die vorliegende Studie zeigt, dass Leiharbeit sich normalisiert hat. Sie wird von den Arbeitsagenturen genutzt, um Menschen vorübergehend in Lohn und Brot zu bringen, ohne deren Position auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu bessern.«

Nicole Gürtzgen (2024): Einführung der Brückenteilzeit: bislang keine spürbaren Folgen für Teilzeitjobs. IAB-Forschungsbericht, Nr. 2/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Februar 2024

Stefan Fetzer und Christian Hagist (2024): Mehr Nachhaltigkeit wagen. Die Tragfähigkeit der Sozialversicherung in Deutschland. Gutachten im Auftrag von Die Familienunternehmer und Die jungen Unternehmer, Berlin, Februar 2024

Mark Rackles (2024): Neue Lehrkräfte braucht das Land. Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für die Lehrkräfteausbildung in Deutschland 2024, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Februar 2024

Gesina Leininger et al. (2024): Indien als wichtiges Fokusland bei der Fachkräfteeinwanderung. IW-Kurzbericht, Nr. 9/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2020 vereinfacht im Zusammenspiel mit der beruflichen Anerkennung die Einwanderung für Fachkräfte aus Drittstaaten. Es gilt für Deutschland, diese neuen Potenziale zu identifizieren. In diesem Kurzbericht liegt der Fokus auf indischen Berufsabschlüssen, die eine hohe Anerkennungswahrscheinlichkeit aufweisen.«

Valentina Goetz et al. (2024): Fachkräftesicherung und Mitarbeiterbindung aus Sicht von Betrieben und Beschäftigten. Forschungsbericht Nr. 634, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Februar 2024
»Die Sicherung der Fachkräftebasis stellt den Wirtschaftsstandort Deutschland vor eine große Herausforderung. Personalengpässe drohen sich aufgrund von Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung zu verschärfen. Um neue empirische Erkenntnisse über die Reaktionen der Unternehmen auf diese Engpässe zu gewinnen, analysiert dieser Bericht aktuelle Daten einer repräsentativen und deutschlandweiten Betriebs- und Beschäftigtenbefragung, dem Linked Personnel Panel (LLP). Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Einsatz betrieblicher Personalinstrumente zur Rekrutierung und Mitarbeiterbindung sowie auf der Unternehmenskultur.«

Jörn Sommer et al. (2024): Die Evaluation nach § 8 des Gesetzes zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft (GSA Fleisch). Abschlussbericht. Forschungsberichte 633, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Februar 2024
»Mit der Novellierung des Gesetzes zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft (GSA Fleisch) zum 1. Januar 2021 wurde in Fleischbetrieben der Einsatz von Fremdpersonal im Kernbereich verboten sowie eine digitale und manipulationssichere Arbeitszeiterfassung eingeführt. Hiervon ausgenommen sind Handwerksunternehmen. Leiharbeit darf lediglich in der Fleischverarbeitung bis 31. März 2024 unter strengen Auflagen eingesetzt werden. Die Auswirkungen der Neuregelungen des GSA Fleisch wurden mit einem multimethodischen Ansatz wissenschaftlich untersucht. Die Evaluation zeigt, dass sich Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz der Beschäftigten sowie die Kontroll- und Prüfmöglichkeiten der Behörden verbessert haben.«

Michaela Fuchs et al. (2024): Räumliche Mobilität der Beschäftigten in Deutschland: Frauen pendeln kürzer als Männer. IAB-Kurzbericht, Nr. 4/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Februar 2024
»Für einen Großteil der Beschäftigten in Deutschland gehört das Pendeln zwischen Arbeitsort und Wohnort zum Arbeitsalltag. Dabei wenden Frauen weniger Zeit auf als Männer, um ihren Pendelweg zurückzulegen. Mithilfe der geografischen Koordinaten von Wohnort- und Arbeitsortadressen wird eine hypothetische Pendelzeit bestimmt, die Pendlerinnen und Pendler auf dem kürzesten Weg mit dem Auto benötigen. Die Autorinnen untersuchen das Pendelverhalten von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten und diskutieren verschiedene Aspekte, die in Zusammenhang mit der geringeren räumlichen Mobilität von Frauen stehen.«

Yuliya Kosyakova and Andreas Damelang (2024): The causal effect of liberalizing legal requirements on naturalization intentions. IAB-Discussion Paper Nr. 4/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), February 2024
»Diese Studie untersucht die vielfältigen Faktoren, die die Einbürgerungsabsichten von Geflüchteten beeinflussen, wobei der Schwerpunkt auf den rechtlichen Anforderungen und der Umsetzung von Einbürgerungsgesetzen liegt. Es wird zwischen verschiedenen Einwanderergruppen unterschieden, insbesondere Geflüchteten, Bürgern der Europäischen Union (EU) und Nicht-EU-Bürgern. Mit Hilfe eines Vignettenexperiments unter Eingewanderten in einer umfangreichen repräsentativen Studie in Deutschland werden die Auswirkungen der Liberalisierung der rechtlichen Anforderungen und einem inklusiveren Einbürgerungsprozess auf die Absichten, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben, empirisch analysiert. Dieser Vergleich, sowohl zwischen aktuellen und liberalisierten Anforderungen als auch zwischen weniger und mehr inklusiven Einbürgerungsverfahren, bietet ein realistisches Szenario, wie Liberalisierung und Inklusivität die Einbürgerungsabsichten beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Liberalisierung der rechtlichen Anforderungen, insbesondere die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft und eine verkürzte Wartezeit, einen positiven Effekt auf die Einbürgerungsabsichten hat. Gleichzeitig unterscheiden sich diese Effekte zwischen den drei Einwanderergruppen, insbesondere aufgrund von Unterschieden in den empfundenen Vorteilen der Einbürgerung. Im Gegensatz dazu hat ein inklusiverer Einbürgerungsprozess keinen Einfluss auf die Einbürgerungsabsichten der Eingewanderten. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Staatsbürgerschaftspolitik für die Einbürgerungsabsichten von Eingewanderten.« 

Jan Eckhard (2024): Deutschkenntnisse von geflüchteten Frauen und Männern: Entwicklung, Unterschiede und Hintergründe. BAMF-Kurzanalyse Nr. 1/2024, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), 2024
»Auswertungen der zeitlichen Entwicklung zeigen, dass sich die Deutschkenntnisse der Geflüchteten mit zunehmender Aufenthaltsdauer in Deutschland verbessern. Zugleich bestehen aber beachtliche Geschlechterunterschiede auch nach einer längeren Aufenthaltsdauer in Deutschland fort. Ziel der weiteren Untersuchungen ist es, die Hintergründe dieser Geschlechterunterschiede aufzuzeigen.«

Rainer M. Holm-Hadulla und Anneliese Dörr Álamos (2024): Gesundheitliche und psychosoziale Auswirkungen der Legalisierung und Kommerzialisierung von Cannabis. Analysen & Argumente Nr. 525, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Februar 2024
»Die Cannabis-Legalisierung führt zu einem Anstieg des Konsums. Zudem sinkt die Risikowahrnehmung für die schädlichen Wirkungen durch die erleichterte Verfügbarkeit von Cannabis. Zu den schädlichen Wirkungen gehören Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Apathie, Angst-, depressive und schizophrene Störungen. Mit der Legalisierung in Deutschland wird ein Experiment unternommen, das zugunsten robuster Luxuskonsumierender auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen ausgetragen wird.«

Wido Geis-Thöne (2024): Elternbeiträge für die Kitabetreuung im regionalen Vergleich. Eine Auswertung der landesrechtlichen Regelungen und der Gebührenordnungen der Großstädte mit über 100.000 Einwohnern. IW-Report, Nr. 13/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Bei der Beteiligung der Eltern an den Kosten für die staatliche und staatlich geförderte Kindertagesbetreuung gehen die Länder sehr unterschiedliche Wege.«

Holger Schäfer (2024): Arbeitsmarkt: Vieles gleich, aber alles anders, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 51-57

Jochen Pimpertz (2024): Sozialstaat – demografische Herausforderungen drängender denn je, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 37-44

Michael Voigtländer (2024): Stellungnahme zur Wohnungspolitik NRW. Wohnungspolitik in NRW – Gemeinnützigkeit, Wohneigentum, Wohnungsbau. IW-Report, Nr. 12/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024

Davit Adunts et al. (2024): Indische Arbeitskräfte in Deutschland. Aktuelle Daten und Indikatoren, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 21.02.2024

Peter Haan and Izabela Wnuk (2024): The effect of migration on careers of natives: evidence from long-term care. Discussion Papers 2070, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 2024
»This paper examines the effect of increasing foreign staffing on the labor market outcomes of native workers in the German long-term care sector. Using administrative social security data covering the universe of long-term care workers and policy-induced exogenous variation, we find that increased foreign staffing reduces labor shortages but has diverging implications for the careers of native workers in the sector. While it causes a transition of those currently employed to jobs with better working conditions, higher wages, and non-manual tasks, it simultaneously diminishes re-employment prospects for the unemployed natives with LTC experience.«

Timm Bönke et al. (2024): The Broken Elevator: Declining Absolute Mobility of Living Standards in Germany. Discussion Papers 2068, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 2024
»This study provides the first absolute income mobility estimates for postwar Germany. Using various micro data sources, we uncover a steep decline in absolute mobility rates from 81 percent to 59 percent for children’s birth cohorts 1962 through 1988. This trend is robust across different ages, family sizes, measurement methods, copulas, and data sources. Across the parental income distribution, we find that children from middle class families experienced the largest percentage point drop in absolute income mobility (-31pp). Our counterfactual analysis shows that lower economic growth rates and higher income in- equality contributed similarly to these trends.«

Meike Baader et al. (2024): Ergebnisbericht „Helmut Kentlers Wirken in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe – Aufarbeitung der organisationalen Verfahren und Verantwortung des Berliner Landesjugendamtes“, Hildesheim, Februar 2024
»Als Ergebnis lässt ein deutschlandweites Netzwerk rekonstruieren, in dem verschiedene Akteure aus Wissenschaft, Kinder- und Jugendhilfe, Verwaltung u. a. als Vertreter der Heimreform und/oder Sexualpädagogik in Zusammenarbeit mit dem Berliner Landesjugendamt pädophile Positionen und sexualisierte Gewalt unterstützten, legitimierten, duldeten, rechtfertigten und/oder selbst ausgeübt haben.«

Malte Lübke und Thorsten Schulten (2024): WSI-Mindestlohnbericht 2024. Reale Zugewinne durch die Umsetzung der Europäischen Mindestlohnrichtlinie. WSI Report Nr. 93, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Februar 2024
»In den meisten EU-Staaten kam es zum 1. Januar 2024 zu deutlichen Erhöhungen der Mindestlöhne. Diese reichten trotz anhaltend hoher Inflationsraten in der Mehrzahl der Mitgliedsländer aus, um die Kaufkraft des Mindestlohns zu erhalten oder sogar auszubauen. Begünstigt wurde die Mindestlohndynamik auch durch die im Herbst 2022 verabschiedete Europäische Mindestlohnrichtlinie. Viele Mitgliedsländer streben im Zuge der Umsetzung der EU-Richtlinie an, die dort verankerten Referenzwerte von 60 % des Medianlohns bzw. 50 % des Durchschnittslohns zu erreichen. Anders verlief die Entwicklung in Deutschland: Hier plädierte die Mindestlohnkommission gegen die Stimmen der Gewerkschaften nur für eine geringe Anhebung des Mindestlohns, die hinter die Preisentwicklung zurückfällt.«

Jonas Grasy et al. (2024): KI und algorithmische Systeme verstehen, bewerten und begrenzen. So gelingt Mitbestimmung bei KI: Praxisbeispiele und Impulse. Mitbestimmungspraxis Nr. 59, Düsseldorf: Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.), Februar 2024

Amnesty International Österreich (2024): „Als würdest du zum Feind gehen“: Hürden beim Zugang zur Sozialhilfe in Österreich, Wien, Februar 2024

Antje Richter-Kornweitz et al. (2024): Armutssensibilität hat eine gesellschaftliche Dimension. Ein fachpolitisches Positionspapier zur Rahmung und Konkretisierung eines bisher ungenauen und zunehmend inflationär genutzten Begriffs, Oldenburg, Bochum, Dornbirn/Österreich, Februar 2024

Imke van Gardingen and Edwin Atema (2023): Widespread Exploitation in the EU Road Transport Industry: The Case of Central Asian Truck Drivers, December 2023

Der Paritätische Gesamtverband (2024): Gestalten statt Ausgrenzen – Paritätische Positionen zur Flüchtlingspolitik, Berlin, 08.02.2024

Wolfram F. Richter (2024): Über neue und alte (Fehl)Anreize in der Reform der Vergütung von Krankenhausleistungen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024
»Deutschland leistet sich nach internationalen Maßstäben überdimensionierte Bettenkapazitäten, die sich auf zu viele und häufig zu kleine Krankenhäuser verteilen. Aufgabe der Länder wäre es, die Struktur anzupassen. Sie scheuen aber den politischen Widerstand der unmittelbar Betroffenen. Einfacher ist es, die Dinge laufen zu lassen. Unter dem Druck, überdimensionierte Vorhaltekosten decken zu müssen, wird daher häufig mehr behandelt, als medizinisch geboten ist. Dieser Missstand hat seine wahre Ursache in mangelhaften Planungsanreizen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach versucht dies durch eine Vergütungsreform von Krankenhausleistungen zu beheben. Das Ziel der Reform kann auf dem vorgeschlagenen Weg nicht erreicht werden.«

Martin Werding et al. (2024): Reformoptionen der gesetzlichen Rentenversicherung, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024
»Der demografische Wandel und damit die Alterung der Bevölkerung schreitet in Deutschland stark voran. Daher wird eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) immer dringlicher. Die Bundesregierung hat bereits 2021 in ihrem Koalitionsvertrag versprochen: „Die Rente muss verlässlich und auskömmlich sein“. Zuletzt hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung mehrere Reformoptionen in seinem Jahresgutachten vorgestellt, die eine angemessene Alterssicherung bei nachhaltiger Finanzierbarkeit ermöglichen sollen. Allerdings blieben diese Vorschläge selbst innerhalb des Rates nicht ohne Einwände. Daher stellt sich die Frage, wie die GRV reformiert werden kann, um eine auskömmliche Rente auch dauerhaft stabil zu finanzieren.«

Clemens Ohlert (2024): Gesetzlicher Mindestlohn: Auswirkungen auf Frauen und Männer, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024
»Der Mindestlohn hat bei Frauen seit seiner Einführung zu stärkeren Anstiegen der durchschnittlichen Stundenlöhne und monatlichen Verdienste geführt als bei Männern. Die Auswirkungen des Mindestlohns auf die Stundenlöhne der vom Mindestlohn betroffenen Frauen und Männern fielen im Durchschnitt ähnlich hoch aus. Frauen sind jedoch häufiger im Mindestlohnbereich beschäftigt als Männer und profitieren somit häufiger von diesem. Ergebnisse zu geschlechterspezifischen Reduzierungen der Arbeitszeit aufgrund des Mindestlohns fallen unterschiedlich aus. Weder bei Frauen, noch bei Männern kam es zu erheblichen Beschäftigungseffekten des Mindestlohns. Der Mindestlohn trägt somit zur Reduzierung der Entgeltungleichheit nach Geschlecht bei.«

Berndt Keller (2024): Alle Jahre wieder: zum aktuellen Tarifkonflikt bei der Bahn, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024
»Der aktuelle Tarifkonflikt bei der Bahn führt wieder zu Streiks und starken Einschränkungen im Bahnverkehr. Der Beitrag fasst die Entwicklung und die rechtlichen Voraussetzungen des Konflikts zusammen und geht auf die verschiedenen Forderungen der Tarifparteien ein. Zudem stellt sich die Frage, wie mögliche Lösungen des Konflikts aussehen können. Die Gründung einer Zeitarbeitsfirma birgt weiteres Konfliktpotenzial in der Zukunft.«

Stefan Bach (2024): Kindergeld oder Kinderfreibetrag? Ein steuer- und familienpolitischer Evergreen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024

Sebastian Dullien und Katja Rietzler (2024): Die Mär vom ungebremst wachsenden deutschen Sozialstaat. IMK Kommentar Nr. 11, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Februar 2024
»Aktuelle öffentliche Debatten vermitteln häufig den Eindruck, in Deutschland seien die Sozialausgaben in den vergangenen Jahren explodiert und der Staat über alle Maße aufgebläht worden. Ein genauer Blick auf die Statistiken – auch im internationalen Vergleich – zeigt: Dieser Eindruck ist von Fakten nicht gedeckt. Der deutsche Staat ist weder übermäßig groß, noch sind seine Ausgaben in den vergangenen zwei Jahrzehnten auffällig gewachsen.«

Tetyana Panchenko (2024): Beitrag der ukrainischen Geflüchteten zur Verringerung des Fachkräftemangels in Deutschland: Ein Fall aus dem Hochschwarzwald, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2024

Patrick Dylong und Silke Übelmesser (2024): Vorbehalte gegenüber Zuwanderung: Die Rolle von Kontakten und Informationen, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 1/2024
»Fehleinschätzungen über Zuwanderung und geringe persönliche Kontakte mit Zugewanderten können die Einstellung gegenüber Zuwanderung beeinflussen. Wir untersuchen auf der Basis von Umfragedaten zu Thüringen, welche Rolle die Bereitstellung von Informationen für die Veränderung von Einstellungen spielt. Unsere Studie liefert wichtige Erkenntnisse. Befragte, die Informationen über den Anteil von Zugewanderten in ihrer Region erhalten, entwickeln eine positivere Einstellung gegenüber Zuwanderung. Zudem reagieren insbesondere Befragte mit unterdurchschnittlich ausgeprägten Kontakten mit Zugewanderten und Befragte mit größeren Fehleinschätzungen stärker auf die Informationen.«

Jan Lipovsek et al. (2024): Bedarfsprojektion für Medizinstudienplätze in Deutschland – Aktualisierung 2024, Berlin: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi), Februar 2024
➔  dazu: Zi aktualisiert Bedarfsprojektion für Medizinstudienplätze, 15.02.2024

Felicitas Schikora (2024): Mehr „Netto vom Brutto“. Entlastungen durch einen Freibetrag in der gesetzlichen Krankenversicherung. Analysen & Argumente Nr. 522, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Februar 2024
»Angesichts des demografischen Wandels, der unweigerlich den Druck auf unsere Sozialsysteme erhöht, zeichnet sich ein unaufhaltsamer Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge ab – sofern nicht entschlossen mit Reformen gegengesteuert wird. Vor allem geringverdienende Haushalte, die im Verhältnis zu ihrem Einkommen bereits überproportional hohe Abgaben schultern, stehen unter dieser Last. Folglich bedarf es einer gezielten Entlastung dieser Haushalte direkt innerhalb des Rahmens der Sozialversicherungen, nicht durch steuerliche Umwege. Ein Freibetrag in der gesetzlichen Krankenversicherung könnte die Abgabenlast sozialversicherungspflichtig Beschäftigter signifikant reduzieren. Um die Kosten der Reform überschaubar zu halten, erscheint es sinnvoll, Freibeträge nur für eine klar definierte Zielgruppe zu gewähren.«

Manfred Sternberg und Petra Weis (2024): Housing First. Ein erfolgversprechendes Konzept zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2024
»Der von der Bundesregierung geplante Nationale Aktionsplan zur Überwindung der Wohnungslosigkeit bis 2030 soll als ein wesentliches Element das Konzept des „Housing First“ auf eine breitere Grundlage stellen. Der weltweit erprobte Ansatz der Wohnungsnotfallhilfe – wohnungslosen Menschen mit komplexen Problemlagen am Beginn des Hilfeprozesses eine eigene Wohnung bedingungslos mit allen Rechten und Pflichten zur Verfügung zu stellen – hat sich als erfolgreich erwiesen. Housing First ist dabei nicht gleichzusetzen mit Housing Only, das heißt, wohnbegleitende und bedarfsgerechte Hilfen ergänzen die Schaffung eines eigenen Zuhauses für die Betroffenen. Die Umsetzung des Konzepts braucht erfahrungsgemäß Zeit, Geld und ein ausreichendes Wohnraumangebot. Der eklatante Wohnungsmangel in den Städten Deutschlands macht aus dem Vorhaben eine Herkulesaufgabe. Sie lässt sich nur bewältigen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.«

Sophie Straub et al. (2024): Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund neu entdecken, Wiesbaden: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Februar 2024

Johannes Geyer et al. (2024): Ausbau der Pflegeversicherung könnte Gender Care Gap in Deutschland reduzieren, in: DIW Wochenbericht, Nr. 7/2024
»In vielen europäischen Ländern zeigen sich erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der informellen Pflege von Angehörigen: Frauen pflegen Familienmitglieder wesent­ lich öfter als Männer. Der Unterschied in der Pflege zwischen den Geschlechtern, der Gender Care Gap, variiert stark zwischen den europäischen Ländern. Deutschland befindet sich im Mittelfeld. Dieser Wochenbericht analysiert länder­übergreifend, welche institutionellen, gesellschaftlichen und arbeitsmarktspezifischen Faktoren in einem Zusammenhang mit dem Gender Care Gap in der Pflege stehen. Die Ergeb­nisse zeigen, dass der Gender Care Gap in Ländern kleiner ist, in denen mehr für das formelle Pflegesystem ausgegeben wird. Auch zeigen die Ergebnisse, dass in Ländern mit einer generell größeren Geschlechterungleichheit und einer stärke­ren Ungleichheit in der Erwerbsbeteiligung zwischen Männern und Frauen tendenziell auch der Gender Care Gap größer ist. Die Ergebnisse unterstreichen damit, dass die Geschlechter­ungleichheiten in der informellen Pflege mit Ausgaben im Gesundheitswesen, dem Pflegesystem und der Struktur des Arbeitsmarktes zusammenhängen. Um den Gender Care Gap zu reduzieren, sollten die Ausgaben für formelle Pflege erhöht werden, um pflegende Angehörige zu entlasten und die Qualität von Pflege in Einrichtungen zu erhöhen. Gleichzeitig sollte die Politik mit steuerlichen und familienpolitischen Anreizen die Erwerbsbeteiligung von Frauen stärken, damit sich die Erwerbs­- und Sorgearbeit im Haushalt gleichmäßiger verteilt.«

Thorsten Schulten et al. (2024): Tarifpolitischer Jahresbericht 2023. Offensive Tarifpolitik angesichts anhaltend hoher Inflationsraten, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Februar 2024

Jurek Tiedemann und Dirk Werner (2024): Arbeitslose im Fokus: Wege zur Fachkräftesicherung, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Februar 2024

Martin Werding et al. (2024): Alterungsschub und Rentenreform: Simulationen für GRV und Beamtenversorgung. Arbeitspapier 01/2024, Wiesbaden: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR), Januar 2014

Markus M. Grabka (2024): Niedriglohnsektor in Deutschland schrumpft seit 2017, in: DIW Wochenbericht, Nr. 5/2024
»Die Bruttostundenlöhne von abhängig Beschäftigten sind im Zeitraum 1995 bis 2021 inflationsbereinigt durchschnittlich um 16,5 Prozent gewachsen, unter den Vollzeitbeschäftigten sogar um 25 Prozent. Insbesondere bei den niedrigsten Löhnen gibt es seit 2013 starke Zuwächse, vor allem aufgrund der Einführung des Mindestlohns 2015 und dessen Erhöhungen in den folgenden Jahren. Im Ergebnis ist der Niedriglohnsektor von einem Höchststand von 23,5 Prozent im Jahr 2007 auf zuletzt 15,2 Prozent im Oktober 2022 geschrumpft. Die positive Lohnentwicklung wirkt sich auch auf die Haushaltsnettoeinkommen aus. Diese sind zwischen 1995 und 2020 inflationsbereinigt im Schnitt um 33 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat die Spreizung der Einkommen insgesamt zugenommen. Während die zehn Prozent der niedrigsten Einkommen nur um vier Prozent gestiegen sind, haben die obersten zehn Prozent eine Steigerung von 50 Prozent erzielt. Im Ergebnis ist die Ungleichheit der Haushaltsnettoeinkommen gemessen am Gini-Koeffizienten von 0,25 im Jahr 1999 auf 0,3 gewachsen. Will man die Ursachen der langfristig zugenommenen Ungleichheit der Haushaltsnettoeinkommen bekämpfen, bedarf es unter anderem einer verbesserten Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt und einer gezielteren Qualifizierung junger Erwachsener ohne beruflichen Bildungsabschluss.«

Georg Picot and Siri Hansen Pedersen (2024): What are governments doing about low-wage employment – and how successful is it? ETUI Policy Brief 2024.01, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), February 2024

Pierre Bérastégui (2024): Working in the metaverse: what are the risks? A rapid review of the literature. ETUI Technical Brief 2024.01, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), February 2024

Agnieszka Piasna (2024): Job quality and digitalisation. Working Paper 2024.01, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), February 2024

Ann-Christin Bächmann et al. (2024): Anhaltende berufliche Geschlechtersegregation: In Ost wie West arbeiten Frauen und Männer häufig in unterschiedlichen Berufen. IAB-Kurzbericht Nr. 3/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Februar 2024
»Trotz einer Annäherung der Arbeitsmärkte zeichnen sich Ost- und Westdeutschland bis heute durch markante Unterschiede in der Branchenstruktur sowie in der Erwerbsbeteiligung von Frauen aus. Vor diesem Hintergrund untersuchen die Autorinnen, ob und wie sich auch die berufliche Trennung von Frauen und Männern unterscheidet. Der Kurzbericht zeigt: Auf dem deutschen Arbeitsmarkt besteht die ausgeprägte berufliche Geschlechtersegregation fort – in Ost- wie in Westdeutschland. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2012 und 2019 ist das Ausmaß der beruflichen Trennung von Frauen und Männern nur leicht zurückgegangen.«

Kurt Vandaele et al. (2024): Are platform workers willing to unionize? Exploring survey evidence from 14 European countries. ILO Working Paper 106, Geneva: International Labour Organization (ILO), 2024

Holger Schäfer et al. (2024): Bürgergeld und Preisentwicklung. IW-Kurzbericht, Nr. 5/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Die Preise stiegen zuletzt langsamer. Derzeit ist die Kaufkraft der Grundsicherung höher als vor vier Jahren. Regelbasiert bliebe die Grundsicherung im Wahljahr 2025 voraussichtlich unverändert. Die Politik sollte dennoch Ruhe bewahren und sich an die selbst gesetzten Regeln halten.«

Wido Geis-Thöne (2024): Unterrichtsstunden an Grundschulen im  Ländervergleich. Eine Auswertung der einschlägigen landesrechtlichen Regelungen. IW-Report, Nr. 7/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024

Eurofound (2024): Keeping older workers engaged: Policies, practices and mechanisms, Luxembourg: European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (Eurofound), 2024

Corinna Kleinert et al. (2024): Führt ein Kitabesuch zu einem Ausgleich sozialer Unterschiede? Auswirkungen des Kitabesuchs auf kognitive und sozial-emotionale Kompetenzen von Kindern. LIfBi Forschung kompakt Nr. 5, Bamberg: Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Januar 2024
»Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass sich soziale Unterschiede in kognitiven und nicht-kognitiven Kompetenzen schon sehr früh im Leben von Kindern finden, insbesondere weil sich die Lernumwelten in ihren Familien voneinander unterscheiden. Der Kindertagesbetreuung könnte eine entscheidende Rolle beim Ausgleich dieser Unterschiede zukommen. Eine Längsschnittstudie auf Basis von Daten der NEPS-Startkohorte Neugeborene untersucht diese Frage. Sie will wissen, ob ein früher Kitabesuch mit der sozialen Herkunft von Kindern zusammenhängt und ob Kinder unterschiedlicher Herkunft verschieden stark vom Besuch dieser Einrichtungen profitieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder aus besser gestellten Familien im Alter von zwei Jahren häufiger eine Kita besuchen als Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Letztere profitieren allerdings besonders stark von einem Kita-Besuch, insbesondere mit Blick auf ihre kognitiven Kompetenzen. Simulationen zeigen, dass dem Kitabesuch tatsächlich eine ausgleichende Funktion zukommt.«

J. Timo Weishaupt (2024): Wohnungs- und Sozialpolitik in der aktuellen sozialwissenschaftlichen Forschung: Zusammenhänge, Entwicklungsstand, Forschungslücken, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, Januar 2024
»Wohnen stellt ein existenzielles Grundbedürfnis dar, doch die Möglichkeiten zu Wohnen sind gesellschaftlich ungleich verteilt, zum Teil mit erheblichen sozialen Folgen. Wohnen wird seit Jahren für immer größere Bevölkerungsschichten zur Herausforderung. Mit der Zunahme an Wohnungslosigkeit sowie unsicheren oder unzumutbaren Wohnformen werden wohnungs- und sozialpolitische Ziele zunehmend verfehlt. Die sozialwissenschaftliche Literatur beschäftigt sich hauptsächlich entweder mit Wohnungspolitik oder Sozialpolitik, die Schnittstelle zwischen den beiden Feldern rückt dabei nur selten in den Fokus der Forschung. Deshalb bedarf es mehr und konkret auf die Schnittstelle von Wohnungs- und Sozialpolitik fokussierter Forschung.«

Maximiliane Reifenscheid et al. (2024): Auf dem Weg zu einem neuen Arbeitszeitparadigma? Einstellungen in der Bevölkerung zu Gewerkschaftsforderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, Januar 2024
»In den letzten Jahren ist in Deutschland das Thema der Arbeitszeitverkürzung wieder in die öffentliche Debatte gerückt und die Gewerkschaften haben Verhandlungen über die Arbeitszeit auf die Agenda gesetzt. Es wurden Tarifverträge ausgehandelt, die darauf abzielen, den Beschäftigten mehr Rechte in Bezug auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit einzuräumen. Die Gewerkschaftsforderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung lösen, insbesondere vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, Reformdruck aus. Trotz breiter Unterstützung in der Bevölkerung bestehen traditionelle Konfliktlinien: Gewerkschaftsmitglieder befürworten die Forderung, während Führungskräfte und Selbstständige sie eher ablehnen. Besonders junge Menschen unterstützen die Forderung, was auf eine zunehmende Bedeutung von individuellen Entscheidungsmöglichkeiten bei der Arbeitszeit hindeutet.«

Julia Lenzen und Michaela Evans-Borchers (2023): „Tariftreue in der Altenpflege“. Expertise zur Umsetzung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) in Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), Dezember 2023

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2023): Minas. Atlas über Migration, Integration und Asyl 13. Ausgabe, Nürnberg, Dezember 2023

Stefan Böhme et al. (2024): Absolvent*innen einer Ausbildung im bayerischen Handwerk und ihr Verbleib im Ausbildungsbetrieb. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Bayern Nr. 1/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Januar 2024
»Das Handwerk ist ein bedeutender Teil der Gesamtwirtschaft, dem gerade in Zusammenhang mit der ökologischen Transformation eine wichtige Rolle zugeschrieben wird. Gleichzeitig haben Fachkräfteengpässe im Handwerk in den letzten Jahren weiter zugenommen. In diesem Bericht werden Auswertungen zu Absolvent*innen einer Ausbildung im bayerischen Handwerk auf der Grundlage der Daten des Ausbildungspanels Handwerk vorgestellt. Neben einem Überblick über Strukturmerkmale steht dabei der Betriebsverbleib dieser Absolvent*innen im Fokus der Analysen. Die Frage, in welchem Umfang die Ausbildungsabsolvent*innen bei ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben, wird hier beispielhaft für den Jahrgang 2015 erörtert. Es zeigt sich, dass viele Absolvent*innen nach der Ausbildung den Betrieb wechseln. Nach einem Jahr waren noch 56 Prozent, nach fünf Jahren noch 28 Prozent der Absolvent*innen bei ihrem Ausbildungsbetrieb beschäftigt. Analysen der Betriebswechsel deuten darauf hin, dass viele Absolvent*innen zwar ihren Ausbildungsbetrieb verlassen, aber weiterhin in Betrieben arbeiten, die derselben Betriebsgrößenklasse oder demselben Wirtschaftszweig des Ausbildungsbetriebs angehören bzw. in der Region des Ausbildungsbetriebs liegen. Die Mehrheit der Betriebswechsler*innen ist auch bei ihrem neuen Betrieb als Fachkraft tätig, allerdings ist der Anteil derjenigen, die in Helferberufen und auf den Anforderungsniveaus über dem Fachkraftniveau arbeiten, höher als bei denjenigen, die bei ihrem Ausbildungsbetrieb geblieben sind. Insgesamt zeigen die Analysen, dass es „normal“ zu sein scheint, dass ein größerer Teil der Absolvent*innen des Handwerks in den ersten Jahren der Berufslaufbahn den Betrieb wechselt und damit den Ausbildungsbetrieben Fachkräftepotenziale verloren gehen.«

Simon Eggert und Christian Teubner (2023): Wohnen mit Pflegebedürftigkeit: Befragung pflegender Angehöriger, Berlin: Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), Dezember 2023

Dennis Mayer und Alfons Hollederer (2024): Arbeitszufriedenheit in Sozial- und Gesundheitsberufen. Ergebnisse der repräsentativen BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018. Forschungsförderung Working Paper Nr. 319, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Januar 2024
»Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Sozial- und Gesundheitsberufen in Deutschland wird es für die Einrichtungen in diesem Bereich zunehmend wichtiger, die Arbeitsfähigkeit ihres bestehenden Personals zu erhalten. Nach den Studienergebnissen ist Arbeitszufriedenheit mit krankheitsbedingten Fehlzeiten in Sozial- und Gesundheitsberufen assoziiert. Angesichts der gewonnenen Befunde wird die stärkere Beachtung der Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten in diesem Bereich und vor allem eine Erweiterung ihrer Handlungsspielräume empfohlen.«

Jan Priewe (2024): Comparing living and working conditions – Germany outperforms the United States. IMK Study Nr. 91, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), January 2024
»This paper compares living and working conditions in the U.S. and Germany for the year 2022 with a focus on economic, social and environmental standards. Twelve dimensions of comparison are used, split into 15 themes, which are examined with 80 indicators. Subjective indicators based on polls or surveys, such as happiness or quality of life in general, are explicitly avoided. A special emphasis is placed on median values instead of mean values if data allow. Emphasis is also placed on income and wealth inequality. The methodology, which focuses on only two countries in a granular approach, provides much more detailed information than methodologies used in other studies. This paper is, to the knowledge of the author, the only comprehensive comparison of living conditions in the U.S. and Germany. The result of the comparison shows that Germany scores 23 and the U.S. only 6. The framing of the comparison is the analysis of two different types of capitalism. It underlines the limited role of GDP per capita for the living conditions of the majority of the population while highlighting the impact of institutions and the type of the welfare state.«

Eurofound (2024): Self-employment in the EU: Job quality and developments in social protection, Luxembourg, January 2024

ZSH et al. (2024): Deutschland-Monitor ’23. Gesellschaftliche und politische Einstellungen. Themenschwerpunkt: Stadt und Land, Halle (Saale), Jena und Mannheim: Zentrum für SozialforschungHalle (ZSH) Institut für Politikwissenschaft Friedrich-Schiller-Universität Jena und GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Januar 2024

Eurofound (2024): Minimum wages for low-paid workers in collective agreements, Luxembourg, January 2024

Hagen Lesch und Lennart Eckle (2024): Konflikte ohne Partnerschaft? Tarifpolitischer Bericht 2. Halbjahr 2023. IW-Report, Nr. 5/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2024
»Im Jahr 2023 fanden in zwanzig näher untersuchten Branchen insgesamt 23 Tarifverhandlungen statt. Eine Analyse zeigt, dass es in vielen dieser Verhandlungen recht konfliktreich zuging.«

Expertenbeirat und Projekt „Familie und Bildung: Politik vom Kind aus denken“ (2024): Kindergrundsicherung: Weichen jetzt richtig stellen!, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Januar 2024
»Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf für die Einführung einer Kindergrundsicherung auf den Weg gebracht. Vorrangiges Ziel dieses Gesetzes ist es, die seit Jahren bestehende Kinder- und Jugendarmut in unserem Land zu verringern. Der Gesetzentwurf ist ein erster wichtiger Schritt, Leistungen für junge Menschen zusammenzufassen und Familien zu entlasten. Doch um Kinder- und Jugendarmut wirksam zu vermeiden, muss noch nachgebessert werden. In unserem Policy Brief haben wir zusammengefasst, an welchen Stellen der Gesetzentwurf im Sinne der jungen Menschen dringend überarbeitet werden sollte. Unsere Vorschläge betreffen vor allem die Neubestimmung der Existenzsicherung, den Bildungs- und Teilhabebetrag, Kinder in alleinerziehenden Familien, Kinder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und die Familienservicestellen.«

Kevin Cunningham et al. (2024): A sharp right turn: A forecast for the 2024 European Parliament elections, Berlin: European Council on Foreign Relations (ECFR), January 2024
»The 2024 European Parliament elections will see a major shift to the right in many countries, with populist radical right parties gaining votes and seats across the EU, and centre-left and green parties losing votes and seats. Anti-European populists are likely to top the polls in nine member states (Austria, Belgium, the Czech Republic, France, Hungary, Italy, the Netherlands, Poland, and Slovakia) and come second or third in a further nine countries (Bulgaria, Estonia, Finland, Germany, Latvia, Portugal, Romania, Spain, and Sweden). According to our forecast, almost half the seats will be held by MEPs outside the “super grand coalition” of the three centrist groups. Inside the European Parliament, a populist right coalition of Christian democrats, conservatives, and radical right MEPs could emerge with a majority for the first time. This ‘sharp right turn’ is likely to have significant consequences for European-level policies, which will affect the foreign policy choices that the EU can make, particularly on environmental issues, where the new majority is likely to oppose ambitious EU action to tackle climate change.«

Gerd Zika et al. (2024): Szenarien über die Erhöhung des Arbeitskräftepotenzials. Forschungsbericht 631, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Januar 2024
»Im Rahmen des Fachkräftemonitorings werden mit dem hier vorliegenden Bericht anhand von Szenarienrechnungen vier unterschiedliche Alternativen in Hinblick auf die Erhöhung des Arbeitskräftepotenzials untersucht: Szenario 1: Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen um 10 Prozent. Szenario 2: Erhöhung der Erwerbsquote von Älteren (55- bis 64-Jährige) auf das Niveau der jeweils 5 Jahre jüngeren. Szenario 3: Angleichung der Erwerbsquoten von Personen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit auf das Niveau der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Szenario 4: Realisierung von Wunscharbeitszeiten.«

Klaus Klemm und Dirk Zorn (2024): Weniger Geburten, mehr Lehrkräfte. Spielraum für die Grundschulentwicklung, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Januar 2024
»Neue Berechnungen zeigen, dass schon ab Mitte dieses Jahrzehnts mehr ausgebildete Lehrer:innen im Grundschulbereich zur Verfügung stehen, als es Stellen zu besetzen gibt. Ursache dafür ist die Trendwende bei der Geburtenentwicklung. Die Politik sollte diese Chance nutzen, um mit den zusätzlichen vorhandenen Lehrkräften die pädagogische Qualität zu verbessern.«
➔  dazu: Bertelsmann Stiftung: Der Lehrkräftemangel an Grundschulen ist bald überwunden (25.01.2024)

Rüdiger Jacob et al. (2023): Berufsmonitoring Medizinstudierende 2022. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung, Berlin: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Dezember 2023
»Angehende Ärztinnen und Ärzte wollen ihren späteren Beruf besser mit Familie und Freizeit vereinbaren können – und bevorzugen die direkte Arbeit an Patientinnen und Patienten. Dies zeigen Zahlen des Berufsmonitorings Medizinstudierende 2022. Für die Wahl des zukünftigen Arbeitsplatzes ist jungen Medizinerinnen und Medizinern insbesondere eine gute Work-Life-Balance wichtig. Dabei präferieren immer mehr von ihnen eine Anstellung in Praxen oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) – und das am liebsten in der Heimatregion. Damit setzen sich die Trends der letzten Jahre fort. Auch die Zustimmung zur interprofessionellen Zusammenarbeit hat im Verlauf der Befragungswellen zugenommen. Stärken ließe sich auch die Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen insbesondere mit digitalen Anwendungen und Telemedizin. So begrüßen viele der Befragten die grundsätzliche Zielsetzung der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Es hapert den Medizinstudierenden zufolge aber bei der Umsetzung: Nur 1,4 Prozent sind mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Dabei sieht die junge Generation eigentlich viel Potential in digitalen Tools und Anwendungen, etwa bei Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten oder der Arbeitsorganisation.«

Christoph Trautvetter (2023): Mit kostendeckenden Fallpauschalen zum Milliardär. Der Fall Asklepios und das deutsche Gesundheitswesen, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dezember 2023

Max Kunaschk und Gesine Stephan (2024): Pflegeberufe und Covid-19-Pandemie: Befürchtete Kündigungswelle ist ausgeblieben. IAB-Kurzbericht Nr. 2/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Januar 2024
»Die Covid-19-Pandemie belastete den Gesundheits- und Pflegesektor besonders stark. Es war daher zu befürchten, dass infolge der Pandemie mehr Pflegekräfte ihren Job aufgeben würden. Tatsächlich nahm die Zahl der Pflegefachund Pflegehilfskräfte im Zeitraum 2016 bis 2021 in der Summe deutlich zu. Die Stabilität der Beschäftigung veränderte sich in der Pandemie kaum. Dennoch bleibt der Personalmangel – insbesondere bei den Fachkräften – eine große Herausforderung für den Sektor.«

Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.) 2024: Generation Corona? Jugend und (mentale) Gesundheit. Die Pandemie lenkt Aufmerksamkeit auf ein bereits zuvor aktuelles Jugendthema, Berlin, Januar 2024
»Bereits vor Ausbruch der Pandemie nimmt eine große Anzahl der 11- bis 17-Jährigen psychische und psychosomatische Probleme wahr, die das Alltagsleben deutlich beeinträchtigen. 40 bis 50 Prozent berichten von Schlafstörungen, Gereiztheit, Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen.  Während der Pandemie verschärften sich diese Symptome und blieben auch nach ihrem Abklingen auf einem erhöhten Niveau bestehen. In der Jugendmedizin wird aktuell vor einer Verfestigung psychischer Störungen gewarnt und von einer „Mental-Health-Pandemie“ gesprochen.«

Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.) 2024: Neue Migrationspolitik der Mitte? Ideen, Grenzen und Möglichkeiten, Berlin, Januar 2024

Union der deutschen Akademien der Wissenschaften/Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (2024): Die Zukunft der Arbeit, Berlin, Halle (Saale), Januar 2024
»Unsere Arbeitswelt verändert sich stark. Digitalisierung und Automatisierung erlauben oft ortsungebundene Arbeit, die Abkehr von fossilen Brennstoffen zwingt uns zum Wirtschaften mit ökologisch nachhaltigen Energien und Technologien, demografischer Wandel und Einwanderung verändern unsere Gesellschaft grundlegend. Aus diesen Entwicklungen erwachsen Chancen und Risiken. Eine interdisziplinäre und interakademische Arbeitsgruppe widmet sich diesen in der Stellungnahme „Die Zukunft der Arbeit“. Mit dem Begriff der „Tätigkeitsgesellschaft“ wird eine Perspektiverweiterung auf das Verständnis von Arbeit vorgeschlagen, bei der neben klassischer Erwerbstätigkeit auch all jene Beschäftigungen berücksichtigt werden, die einen konkreten gesellschaftlichen Nutzen erbringen, wie beispielsweise Sorgearbeit oder auch ehrenamtliche Arbeit. Diese ganz unterschiedlichen Formen von Arbeit sind eng miteinander verbunden und bedingen einander.«

Susanne Drescher et al. (2024): Ältere Beschäftigte als Thema der Betriebsratsarbeit. Altersübergangs-Report 2024-01, Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Januar 2024
»Die Arbeitsbedingungen älterer Beschäftigter sind auch Gegenstand der Betriebsratsarbeit. Jedoch sind die Mitbestimmungs- und Initiativrechte der Betriebsräte in diesem Feld eingeschränkt. Im Zeitraum von 2015 bis 2021 hat die Bedeutung der Themen „Arbeitsbedingungen Älterer“ und „Altersteilzeit/Vorruhestand“ in der Betriebsratsarbeit abgenommen. Zuletzt (2021) gab knapp über die Hälfte der befragten Betriebsräte an, sich in der letzten Zeit mit einem oder beiden der Themen beschäftigt zu haben. Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Betrieben. So befassen sich in Großbetrieben (500 und mehr Beschäftigte) über 60 Prozent der Betriebsräte mit einem oder beiden Themen, in Kleinbetrieben (20 bis 49 Beschäftigte) dagegen weniger als 40 Prozent. Möglicherweise sind die Betriebsräte zu sehr mit dem Tagesgeschäft befasst, um sich stärker dem demographischen Wandel im Betrieb widmen zu können. Zugleich können Anliegen älterer Beschäftigter aber auch bei anderen Themen mitverhandelt werden. Eine bessere Ausstattung der Gremien und ein deutlicheres Mandat könnten zu einer aktiveren Rolle der Betriebsräte beitragen.«

Tobias Hentze und Björn Kauder (2024): Öffentlicher Dienst: mehr Personal, noch mehr Bedarf. IW-Kurzbericht, Nr. 2/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft, Januar 2024
»In den vergangenen zehn Jahren haben Bund, Länder und Kommunen viele zusätzliche Stellen geschaffen. Die Anzahl der Beschäftigten – sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer und Beamte – ist insgesamt um 14 Prozent gestiegen. Am stärksten fiel der Zuwachs bei den Kommunen aus.«

Petrik Runst, Jörg Thomä (2024): Deregulierung, Re-Regulierung – Auswirkungen der Rückvermeisterung im Handwerk, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2024
»Die Meisterpflicht für Existenzgründungen im Handwerk wurde 2004 in einigen Gewerken ausgesetzt, für einige davon aber im Jahr 2020 im Zuge der Rückvermeisterung wieder eingeführt. Wir präsentieren erste empirische Ergebnisse dieser Re-Regulierung und stellen sie in den Kontext der wirtschaftspolitischen Diskussion. Die Datenanalyse deutet auf eine Umkehrung der Deregulierungseffekte im Handwerk durch die Re-Regulierung hin. So ist nach 2020 ein starker Rückgang der Neugründungen und ein Anstieg der bestandenen Meisterprüfungen zu beobachten. Aufgrund des noch kurzen Zeithorizonts gibt es bisher nur schwache Hinweise auf positive Effekte auf die Ausbildungszahlen. Belastbare Effekte sind hier erst mittel- bis langfristig zu erwarten.«

Maximilian Blömer et al. (2024): „Lohnt“ sich Arbeit noch? Lohnabstand und Arbeitsanreize im Jahr 2024, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2024
»Auf Basis des ifo Mikrosimulationsmodells untersucht der Beitrag den Lohnabstand und illustriert die Arbeitsanreize für ausgewählte Haushaltskonstellationen nach den für das Jahr 2024 beschlossenen Anpassungen im deutschen Steuer- und Transfersystem. Dazu werden die verfügbaren Einkommen in Abhängigkeit von der Höhe des monatlichen Bruttoeinkommens analysiert. Es wird deutlich, dass trotz der deutlichen Anhebung der Regelsätze im Bürgergeld weiterhin ein spürbarer Lohnabstand besteht. Eine Reform des bestehenden Systems wird aufgrund der teilweise äußerst geringen Anreize zur Ausweitung bestehender Erwerbstätigkeit oder Erhöhung des Bruttoeinkommens für niedrige und mittlere Einkommen trotz des existierenden Lohnabstands für notwendig erachtet.«

Johanna Garnitz et al. (2024): Arbeitswelt im Wandel: Herausforderungen des Arbeitskräftemangels und die Dynamik des hybriden Arbeitens, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2024
»Die aktuelle Sonderumfrage der ifo-HR-Befragung beleuchtet die aktuellen Herausforderungen im Arbeitsumfeld, insbesondere die Themen Arbeitskräftemangel und Homeoffice, um ein umfassendes Verständnis der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen zu erhalten. Die häufigste von Unternehmen angegebene Maßnahme gegen den Arbeitskräftemangel ist die Lohnerhöhung (78%), gefolgt von nicht-monetären Benefits für die Beschäftigten (74%) und flexiblen Arbeitszeiten sowie Homeoffice-Möglichkeiten (71%). 72% der befragten Unternehmen bieten Homeoffice an (bei der Hälfte dieser Unternehmen nur in einigen Bereichen). In den übrigen Unternehmen gibt es kein Homeoffice: 14% bieten dies aufgrund der Berufsbilder nicht, weitere 14% grundsätzlich nicht an.«

Pestel Institut (2024): Bauen und Wohnen 2024 in Deutschland, Hannover, Januar 2024

Johannes Geyer und Peter Haan (2024): Bilanz der Grundrente: Weniger Menschen als erwartet profitieren davon. DIW aktuell Nr. 91, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Januar 2024
»Im Jahr 2021 führte Deutschland nach jahrelanger Debatte die Grundrente ein, ein Rentenzuschlag für Geringverdienende mit langen Versicherungsbiografien, niedrigen Rentenanwartschaften und geringem Einkommen. Die Einführung dieses komplexen Instruments – laut SPD ein „sozialpolitischer Meilenstein“ – dauerte allerdings zwei Jahre. Die Auswirkungen der Grundrente sind bisher kaum erforscht. Erst seit 2023, mehr als zwei Jahre nach der Einführung, stehen erste Daten zur Auswertung bereit. Es zeigt sich, dass deutlich weniger Menschen von der Grundrente profitieren, als früher angenommen wurde. Ein wesentlicher Grund ist, dass mehr als die Hälfte wegen der Einkommensprüfung keinen Anspruch auf einen Zuschlag hat. Eine Ausweitung der Grundrente, die auch Personen mit längerer Erwerbsunterbrechung einbezieht, oder eine Einführung einer Mindestrente nach dem Vorbild Österreichs oder der Niederlande würden die Einkommenssicherungsfunktion der Rente verbessern. Dies könnte helfen, weitere Reformen sozialverträglich umzusetzen und dem eigentlichen Anspruch einer Grundrente gerecht zu werden.«

Serhat Yalçın et al. (2024): Arbeitsfelder der Ankunft. Migrantische Perspektiven auf Arbeit in Gastronomie, Reinigung und Pflege. Study 487, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Januar 2024
»In Deutschland existieren Beschäftigungsfelder für Migrierte, die sich von regulärer, berufsförmiger Arbeit unterscheiden. Diese spezifisch migrantisch geprägten Arbeitsbereiche werden in dieser explorativ angelegten, qualitativen Studie als Ankunftsarbeit bezeichnet. Wie Migrierte ihre Beschäftigung in der Ankunftsarbeit erleben und deuten und welche beruflichen Perspektiven sie mit ihrer Tätigkeit verbinden, wird am Beispiel der Arbeitsfelder Gastronomie, Reinigung und Pflege herausgearbeitet. Die Ergebnisse liefern wichtige Denkanstöße für die Integration von Migrierten in die berufsförmige Arbeitswelt in Deutschland.«

Forough Hossein Pour (2024): Verhinderte Fachkräfte. Wie soziale Ausschlussmechanismen die Arbeitsmarktintegration von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern systematisch verhindern, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2024

Eberhard Hansis und Hannes Dahnke (2024): Simulationsstudie zur Krankenhausreform. Hilft die Vorhaltefinanzierung kleinen Krankenhäusern?, Hamburg: Vebeto, Januar 2024
➔  dazu: Deutsche Krankenhausgesellschaft: Vorhaltefinanzierung verfehlt alle Ziele, 16.01.2024

BDO/DKI (2024): Personalnotstand im Krankenhaus – Quo vadis?, BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Deutsches Krankenhausinstitut (DKI), Januar 2024

DGB (2024): Arbeitsmarktpolitik muss steigender Langzeitarbeitslosigkeit entgegentreten, Berlin: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Januar 2024
»Mit aktuell rund 930.000 langzeitarbeitslosen Menschen gibt es mehr Langzeitarbeitslosigkeit als noch vor einem Jahr und deutlich mehr als vor der Corona-Krise. Arbeitsmarktpolitik muss hier gegensteuern mit einer auskömmlichen Finanzausstattung für die wichtige Arbeit der Jobcenter bei der Betreuung und Begleitung von Langzeitarbeitslosen, um dem Entstehen von Langzeitarbeitslosigkeit frühzeitig entgegenzuwirken.«

ILO (2024): World Employment and Social Outlook. Trends 2024, Geneva: International Labour Office (ILO), January 2014

Franz Ruland (2023): Die Rentenpolitik seit 2000 – eine kritische Analyse, in: Deutsche Rentenversicherung, Heft 3+4/2023
»Die Analyse der Rentenpolitik in der Zeit seit 2000 zeigt, dass es Licht und Schatten gab. Positiv zu bewerten ist die Verlängerung der Zurechnungszeit und die dadurch bewirkte Verbesserung der Renten wegen Erwerbsminderung und wegen Todes. Teuer, aber politisch nachvollziehbar ist die mehrmalige Verlängerung der Kindererziehungszeiten. Gut ist auch, dass endlich in Ost und West ein gleich hoher aktueller Rentenwert gilt. Eine Reform, die sich bislang nicht ausgewirkt hat, ist die Einführung des Nachhaltigkeitsfaktors. Beispiele einer völlig verfehlten Klientelpolitik sind die „Rente mit 63“ und die Einführung der Grundrente. Erhebliche Probleme werfen auch die Pläne der Ampelkoalition auf, das Mindestrentenniveau langfristig bei 48 Prozent festzuschreiben und zur Finanzierung als Beginn einer Teilkapitaldeckung der Rentenversicherung ein „Generationenkapital“ aufzubauen. Insgesamt muss konstatiert werden, dass die Politik nicht nur viel zu wenig getan hat, um die Rentenversicherung für die auf sie zukommende demografische Belastung vorzubereiten, sondern durch ständige Leistungsverbesserungen die Probleme sogar noch vergrößert hat.«

Katie Keßler et al. (2023): Warum beginnen Ausbildungssuchende keine Ausbildung? Deskriptive Analysen auf Basis der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Dezember 2023

BGW (2023): Gewalt und Aggression in den Branchen der BGW. Unfalldaten der BGW aus den Jahren 2018 bis 2022 und Forschungsergebnisse, Hamburg: Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Stand: 09/2023

Deutscher Verein (2023): Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. zum Beschwerdemanagement und Schlichtungsverfahren im SGB II, Berlin: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Dezember 2023
»Die Anliegen der Menschen ernst nehmen: Die meisten Jobcenter gehen professionell damit um, wenn Bürgergeldbeziehende unzufrieden sind und sich beschweren. Der Deutsche Verein unterstützt dies und hat dafür Empfehlungen für Jobcenter in ganz Deutschland herausgegeben.«

Angelika Kümmerling et al. (2023): Keine Zeit mehr für Erwerbsarbeit? Lebensphasenbezogene Arbeitszeiten als betriebliche Herausforderung. IAQ-Report, Nr. 2023-10, Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Dezember 2023
»Arbeitnehmerbezogene Zeitrechte und tarifliche Wahloptionen, die Beschäftigten Auszeiten oder verkürzte Arbeitszeiten ermöglichen, haben in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich zugenommen. Der vorliegende Bericht untersucht, wie diese Zeitrechte in den Betrieben umgesetzt und die mit ihnen verbundenen Arbeitszeitausfälle kompensiert werden. Erste Ergebnisse anhand von vier Betriebsfallstudien zeigen, dass es aktuell vor allem gesetzliche Zeitrechte wie die Elternzeit sind, die von den Betrieben als herausfordernd für die Arbeitsorganisation wahrgenommen werden. Unsere Ergebnisse weisen auch darauf hin, dass Betriebe aktuell noch wenig systematisch bei der Suche nach Ersatz für lebensphasenorientierte Ausfallzeiten oder Arbeitszeitverkürzungen vorgehen. Stattdessen werden  die personellen Engpässe, die infolge der Zeitrechte entstehen, eher situativ gemanagt. Trotz der damit verbundenen Herausforderungen schätzen die Arbeitgeber Zeitrechte nicht nur als Pflicht, sondern auch als Vorteil im Wettbewerb um Fach- und Arbeitskräfte ein.«

Jan Schneider (2024): Daueraufenthalt, Rückkehr oder zirkuläre Mobilität? Optionen für ukrainische Kriegsflüchtlinge nach dem vorübergehenden Schutz. SVR-Studie 2024-1, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), Januar 2024
»Derzeit leben gut vier Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der EU, ein Viertel davon in Deutschland. Der von der Europäischen Union 2022 beschlossene und bereits verlängerte vorübergehende Kollektivschutz läuft im März 2025 aus. Den Regierungen Deutschlands und anderer europäischer Staaten bleibt lediglich ein Jahr Zeit, um entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hat daher im Rahmen einer Studie untersucht, welche Optionen es für einen fortgesetzten Aufenthalt der Kriegsflüchtlinge gibt und wie es durch eine geförderte Rückkehr oder zirkuläre Mobilität gelingen kann, sowohl die berechtigten Interessen der Ukraine, der Aufnahmestaaten als auch der geflohenen Menschen selbst zu berücksichtigen. Die Studie gibt entsprechende Handlungsempfehlungen für die Politik auf europäischer Ebene sowie für Bund und Länder.«

Thomas Obst und Maximilian Stockhausen (2023): Makroökonomische Analyse von Lohn-Preis-Spiralen. Risiken von Zweitrundeneffekten in der gegenwärtigen Hochinflationsphase. IW-Analyse, Nr. 155/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2023

Elke Dahlbeck et al. (2024): Kommunale Haushalte im Lichte der aktuellen Krisen. IAT Forschung aktuell Nr. 1/2024, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), Januar 2024

Bernd Fitzenberger et al. (2024): Unterschiede in den Jahresverdiensten zwischen Männern und Frauen: Der Gender Pay Gap wurde in der Coronakrise kleiner – außer bei niedrigen Verdiensten. IAB-Kurzbericht Nr. 1/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Januar 2024
»Die Geschlechterunterschiede in den Jahresverdiensten (Gender Pay Gap) spiegeln Unterschiede sowohl im Stundenlohn als auch in der Arbeitszeit und der Beschäftigungswahrscheinlichkeit wider. Je nach Verdienstniveau vor der Coronakrise waren Männer und Frauen von der Krise unterschiedlich betroffen: Während die Frauen mit mittleren und hohen Jahresverdiensten im Vergleich zu den Männern zwischen 2019 und 2021 aufholten, erfuhren die 10 Prozent der Frauen mit den niedrigsten Verdiensten deutlich stärkere Verluste als die Männer.«

BBSR (2023): Deutsche Großstädte unter Anpassungsdruck. Aktuelle und zukünftige soziodemografische und sozioökonomische Entwicklungspfade, Bonn: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2023

André Horenburg und Johannes Franke (2023): Ist die Höhe des Bürgergeldes mit dem Recht auf angemessene Ernährung nach Art. 11 Abs. 1 des UN-Sozialpakts vereinbar? Gutachten erstellt im Auftrag der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, Hamburg: Rechtsanwälte Günther Partnerschaft, 30.11.2023
Der für Nahrungsmittel berechnete Anteil an den Regelsätzen in Deutschland sei unzureichend, um das Recht auf angemessene Ernährung zu verwirklichen. Nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung mit den dafür (rechnerisch) vorgesehenen Mitteln nicht finanzierbar. Die bei der Berechnung des Bürgergeldes für Nahrungsmittel veranschlagten Beträge sind ungeeignet, um die Ernährungsbedürfnisse der Bezieher von Bürgergeld zu befriedigen, wie es das Recht auf angemessene Ernährung nach Art. 11 Abs. 1 UN-Sozialpakt verlangt.

Prognos (2023): Regionale Rentenkaufkraft. Wo Menschen am meisten von ihren Renteneinkommen haben. Kurzstudie im Auftrag des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), November 2023

Helena Bach und Andrea Hammermann (2023): Zahlen tarifgebundene Unternehmen besser? Eine Analyse der Verdienste tarifgebundener und ungebundener Beschäftigter auf Basis des SOEP, in: IW-Trends, Nr. 4/2023, S. 117-135
»In der Debatte um die erodierende Tarifbindung wird häufig darauf verwiesen, wie wichtig Tarifverträge sind, um Beschäftigten hohe Gehälter zu sichern. Dabei wird auf Lohnunterschiede von über 20 Prozent zwischen Beschäftigten, die nach Tarif bezahlt werden und jenen ohne Tariflohn, verwiesen. Diese sogenannte Tariflohnlücke ist jedoch zu einem großen Anteil auf strukturelle Unterschiede zwischen Unternehmen mit und ohne Tarifvertrag zurückzuführen. Darüber hinaus ist relevant, ob Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen auch nach Tarif bezahlt oder außertariflich entlohnt werden. Diese Abgrenzung kann in der Mehrheit der Studien, die auf Unternehmensdaten beruhen, nicht berücksichtigt werden. Die vorliegende empirische Analyse auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels signalisiert, dass die sogenannte unbereinigte Tariflohnlücke auf Personenebene für das Jahr 2019 nur rund 9 Prozent beträgt. Über 40 Prozent davon können auf personen-, arbeitsplatz- und unternehmensbezogene Merkmalsunterschiede zurückgeführt werden. Die bereinigte Tariflohnlücke bewegt sich damit bei 5,2 Prozent. Eine Dekompositionsanalyse zeigt, dass insbesondere Strukturunterschiede hinsichtlich der Unternehmensgröße, des Vorhandenseins eines Betriebsrats und der Betriebszugehörigkeitsdauer der Beschäftigten die Lohnlücke treiben.«

Holger Schäfer (2023): Entwicklung der Betriebszugehörigkeitsdauer. IW-Kurzbericht, Nr. 95/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»Die durchschnittliche Dauer der Betriebszugehörigkeit ist während der Corona-Pandemie in Deutschland nicht gesunken. Anzeichen einer „Great Resignation“ nach dem Muster des US-Arbeitsmarktes zeigen sich nicht.«

Christian Hohendanner (2023): Atypische Beschäftigung im Strukturwandel. IAB-Forschungsbericht Nr. 23/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts steht die Befürchtung im Raum, dass das sogenannte Normalarbeitsverhältnis als unbefristetes sozialversicherungspflichtiges Vollzeitbeschäftigungsverhältnis in Deutschland zugunsten von „atypischen“ Beschäftigungsformen wie Befristungen, Leiharbeit, freie Mitarbeit und Teilzeit an Bedeutung verliert. Das Normalarbeitsverhältnis erweist sich jedoch in jüngerer Zeit als relativ robust. Befristete Arbeitsverträge verlieren zuletzt an Bedeutung, Leiharbeit und freie Mitarbeit bewegen sich auf stabilem, aber niedrigem Niveau im Bereich von jeweils etwa zwei Prozent der Beschäftigten. Einzig Teilzeitbeschäftigung gewinnt kontinuierlich und zunehmend an Bedeutung. Angesichts des strukturellen Wandels und des steigenden Arbeits- und Fachkräftebedarfs lassen sich in Bezug auf atypische Erwerbsformen drei Ziele formulieren, um Anpassungsfähigkeit der Beschäftigten und Betriebe an volatile und strukturelle Herausforderungen sicherzustellen: erstens die Erhöhung des Arbeitsvolumens von unfreiwillig Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten, zweitens die Stärkung interner betrieblicher Flexibilität sowie drittens die Schaffung adäquater Schutzmechanismen und Rahmenbedingungen für bislang weniger abgesicherte Erwerbsformen.«

Mariella Falkenhain et al. (2023): Jobcenter-Angebote für erziehende Leistungsberechtigte im Kontext von § 10 SGB II: Eine Bestandsaufnahme. IAB-Forschungsbericht, Nr. 22/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Für Grundsicherungsbeziehende ist die Aufnahme einer Beschäftigung oder die Teilnahme an einer Fördermaßnahme dann nicht zumutbar, wenn dies die Erziehung des Kindes gefährden würde (§ 10 Absatz 1 Nummer 3 SGB II). Auf die Unzumutbarkeit berufen sich zumeist Mütter von Kindern unter drei Jahren. Die Jobcenter sind dazu angehalten, Beratungs- und Förderleistungen auch für Leistungsbeziehende anzubieten, die sich auf die Unzumutbarkeit berufen. Aufgrund der begrenzten Mitwirkungspflichten kann eine Teilnahme zumeist nur auf freiwilliger Basis erfolgen. Auf Grundlage einer Online-Befragung unter allen Jobcentern in „gemeinsamen Einrichtungen“ wird in diesem Forschungsbericht untersucht, ob und wie Jobcenter auf spezielle (Förder)bedarfe der Zielgruppe eingehen, mit welchen Angeboten sie das tun und welche Erfahrungen sie mit der Zielgruppe machen. 57 Prozent der teilnehmenden Jobcenter haben zielgruppenspezifische Angebote. Die berichteten Angebote wurden anhand eines Stufenmodells geordnet. Die Bandbreite reicht von Konzepten zur Kontaktaufnahme über individuelle Orientierungs- und Motivationsangebote bis zur Förderung von Beschäftigungsfähigkeit. Als besonders wichtig bewerten die Jobcenter Angebote, die darauf abzielen, die Lebenslagen von Erziehenden zu stabilisieren. Die befragten Jobcenter benennen zahlreiche strukturelle Faktoren, welche die Durchführung zielgruppenspezifischer Angebote erschweren und Teilnahmemöglichkeiten einschränken. Die eingeschränkten Verpflichtungsmöglichkeiten im Kontext von § 10 SGB II werden von Jobcentern uneinheitlich bewertet. Manche sehen darin ein Hemmnis für die Mitwirkung ihrer Kunden, andere betrachten sie als Chance für partizipative Ansätze.«

DKI (2023): Krankenhaus Barometer 2023, Düsseldorf: Deutsches Krankenhausinstitut (DKI), Dezember 2023

Alexander Bogner (Hrsg.) (2023) Nach Corona. Reflexionen für zukünftige Krisen. Ergebnisse aus dem Corona-Aufarbeitungsprozess, Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) 2023

Anna Heusler et al. (2023): Wer nimmt die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) in Anspruch? Eine Prozessdatenanalyse. IAB-Forschungsbericht Nr. 21/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Seit dem Jahr 2020 bietet die Bundesagentur für Arbeit (BA) bundesweit die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) an. Eine zentrale Zielgruppe sind Erwerbstätige vor einer beruflichen Neu- bzw. Umorientierung oder einem beruflichen Wiedereinstieg. Daneben richtet sich das Angebot an Arbeitslose im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III), die berufliche Vorerfahrungen und einen erhöhten beruflichen Beratungs- und Orientierungsbedarf haben. Dieser Forschungsbericht beschreibt, welche sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III und weiteren Personen das neue Berufsberatungsangebot im Jahr 2021 in Anspruch genommen haben. Die Auswertungen basieren auf administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit. Am häufigsten nutzten– der Zielsetzung entsprechend – sozialversicherungspflichtig Beschäftigte das Angebot. Die Inanspruchnahme ging bei Beschäftigten und Arbeitslosen dabei insbesondere mit dem Alter stark zurück – nur etwa fünf Prozent der Beratenen waren älter als 55 Jahre, obwohl etwa jede fünfte Beschäftigte bzw. Arbeitslose zu dieser Altersgruppe zählt. Relativ gesehen nutzen zudem deutlich mehr Frauen als Männer das Angebot. Auch in Hinsicht auf weitere Merkmale der Personen, ihrer Tätigkeiten und der Betriebe, in denen sie (zuletzt) beschäftigt waren, finden sich leichte Unterschiede.«

Johannes Haushofer and Daniel Salicath (2023): The Psychology of Poverty: Where Do We Stand? NBER Working Paper No. 31977, December 2023
»In recent years, the psychological causes and consequences of poverty have received renewed attention from scientists and policymakers. In this review, we summarize new developments in this literature. First, we discuss advances in our understanding of the relationship between income and psychological well-being. There is a robust positive relationship between the two, both within and across countries, and in correlational and causal analyses. Second, we summarize recent work on the impact of “scarcity” and stress on economic preferences and decision-making. Our view of this literature is that the evidence is relatively weak. Third, we summarize evidence on the impact of psychological interventions on economic outcomes. Light-touch psychological interventions, such as videos that aim to raise aspirations, have shown some promise in encouraging investment and improving economic well-being. Similarly, psychotherapy and pharmacological mental health treatments have positive effects on economic outcomes. Relative to the effects of cash transfers, these impacts are small in absolute terms and large in per-dollar terms. We conclude by discussing whether a psychological poverty trap is plausible.«

Jeanette Carstensen et al. (2023): Entgelte von Pflegekräften 2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 21.12.2023
»Die Entgelte in den Pflegeberufen sind seit 2012 stärker gewachsen, als die Verbraucherpreise. Allerdings hat die stark gestiegene Inflation in den Jahren 2021/2022 die Lohnsteigerungen gebremst und zuletzt in der Krankenpflege sogar zu Reallohnverlusten gegenüber dem Jahr 2021 geführt. In der Altenpflege waren aber trotz Inflation noch erkennbare Reallohnzuwächse zu verzeichnen.«

Jeremy Waddington et al. (2023): Trade unions in the European Union. Picking up the pieces of the neoliberal challenge, Brussels 2023
»Trade unions have repeatedly been challenged by neoliberal programmes implemented within Member States of the European Union (EU) and at the European level. The twenty-seven country chapters at the core of this book chart the features of the neoliberal challenge in the EU Member States and the measures implemented by unions in their attempts to adapt to changed circumstances since 2000. It is clear that union activity, either independently or in conjunction with allies, will be at the centre of revitalization campaigns if the pieces left from the neoliberal challenges are to be picked up and wielded into a coherent response. This book offers a comprehensive comparative overview of the development, structure, and policies of national trade union movements in the EU. It presents an in-depth analysis of the challenges facing these organizations and their strategic and policy responses from 2000 to 2020.«

Eric Seils et al. (2023): Wer arbeitet an den Festtagen 2023/2024? Analysen zur Tarifpolitik, Nr. 101, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Dezember 2023
»Weihnachten im Dienst? Zehn Prozent der Erwerbstätigen müssen dieses Jahr am 24. Dezember mindestens bis mittags arbeiten, an Heiligabend sind sechs Prozent im Einsatz – im Gastgewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen sind es sogar 18 bzw. 19 Prozent.«

Andreas Peichl et al. (2023): Zur Reform der Transferentzugsraten und Verbesserung der Erwerbsanreize. Forschungsbericht 629, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Dezember 2023
➔  Kurzfassung
Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, die Erwerbstätigenfreibeträge im Bürgergeld und weiteren Sozialleistungen zu reformieren, um höhere Erwerbsanreize für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu schaffen. Zur Entwicklung von Reformvorschlägen hat das BMAS ein Forschungsvorhaben vergeben. Der Ende November 2023 vorgelegte Endbericht analysiert im ersten Teil die Erwerbsanreize im bestehenden bzw. künftigen Sozialsystem inkl. geplanter Kindergrundsicherung. Der zweite Teil stellt konkrete Reformvorschläge vor und beschreibt ihre Auswirkungen. Zur Entwicklung und Bewertung der Reformvorschläge greifen die Forscher auf zwei repräsentative Bevölkerungsbefragungen, optimalsteuertheoretische Analysen, die Mikrosimulationsmodelle von ifo und ZEW sowie die Einschätzungen einer Expertengruppe zurück.

Paula Abbate (2023): Fachkräftemigrationsmonitor 2023. Fachkräfteengpässe von Unternehmen in Deutschland, Trends und Potenziale zum Zuzug ausländischer Fachkräfte, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Dezember 2023

Thorsten Schulten et al. (2023): Tarifbindung in den Dax-Konzernen. Analysen zur Tarifpolitik, Nr. 100, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Dezember 2023

Herbert Brücker et al. (2023): Ukrainian Refugees in Germany: Evidence From a Large Representative Survey, in: Comparative Population Studies, 2023, pp. 395-424

Johanna Neuhauser et al. (2023): Es ist eine Pyramide – der Druck kommt von oben nach unten. Fragmentierte Beschäftigung migrantischer Arbeitnehmer:innen in der Paketlogistik. Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft Nr. 249, Wien: AK Wien, Dezember 2023
«Fragmentierung der Beschäftigung: Die Paketlogistikbranche zeichnet sich durch eine starke Auslagerung an Subunternehmen und den Einsatz von Leiharbeit aus. Dies führt unsicherer Beschäftigung, Aufspaltung von Belegschaften und Lücken in der Arbeitnehmer:innenvertretung. Auswirkungen der Liberalisierung: Die schrittweise Liberalisierung des Postmarktes seit den 1990er Jahren hat zu einem enormen Preisdruck und einer starken Konkurrenz geführt, trotz technologischer Fortschritte bleibt die Branche arbeitsintensiv. Herausforderungen in der Durchsetzung von Rechten: Trotz Arbeitskräftemangels können Beschäftigte nur eingeschränkt bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen, auch aufgrund von Lücken in der Durchsetzung von Arbeitsrechten durch die zuständigen Institutionen. Mehrfache Prekarität: Migrantische Arbeitnehmer:innen, insbesondere aus Drittstaaten, erleben „multiple Prekarität“ durch ökonomischen Druck, unsicheren Aufenthaltsstatus, fehlende Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und mangelnde Kenntnisse über österreichisches Arbeitsrecht. Arbeitsdruck und Erschöpfung: Der hohe Arbeits- und Zeitdruck in Verteilzentren und bei der Zustellung, verstärkt durch digitale Arbeitssteuerung und -kontrolle, führt zu gesundheitlichen Belastungen und permanenter Erschöpfung der Arbeiter:innen.«

Jochen Pimpertz (2023): Entwicklung der Ausgaben und Einnahmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung: Bewertungskonzepte und empirische Befunde, in: IW-Trends, Nr. 4/2023, S. 61-77
»Beinahe jährlich wiederkehrende Defizite in der Gesetzlichen Krankenversicherung haben zu einem stetig steigenden Beitragssatz geführt. Während in der politischen Debatte vor allem Reformansätze diskutiert werden, die zusätzliche Einnahmen generieren sollen, legt die empirische Diagnose eine ausgabenorientierte Reformstrategie nahe. Denn ob im Aggregat, je Versicherten oder je Mitglied gerechnet, die Ausgaben sind seit zwei Dekaden jahresdurchschnittlich um mehr als 1 Prozentpunkt stärker gestiegen als die beitragspflichtigen Einkommen. Der Vergleich mit der Entwicklung des Volkseinkommens je Einwohner bestätigt das Bild eines überproportional starken Ausgabenwachstums. Dagegen sind die beitragspflichtigen Einkommen in der Vergangenheit nicht erodiert. Je Mitglied gerechnet haben sie sich mit nahezu gleicher Dynamik entwickelt wie die durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelte. Deshalb ließe sich bei einer aufkommensneutralen Erweiterung der Beitragsbemessungsgrundlage der Beitragssatz zwar einmalig reduzieren. Die empirischen Indizien sprechen aber dagegen, dass daraus ein dauerhafter Beitrag zur Finanzierung überproportional stark steigender Ausgaben entsteht. Notwendig sind vielmehr Therapien, die die Dynamik der Ausgabenentwicklung bremsen. Dazu bedarf es knappheitsgerechter Preissignale und Wettbewerb, um Versicherte, Krankenkassen und Versorgungsanbieter gleichermaßen zu effizienterem Verhalten zu motivieren.«

Gero Kunath et al. (2023): Müde durch Mehrarbeit? Folgen von Personalengpässen für Beschäftigte und Handlungsbedarf für Unternehmen, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Dezember 2023

Gesine Stephan et al. (2023): Das „German Job Search Panel“: Die Effekte von Arbeitslosigkeit und Covid19 auf das Wohlbefinden. IAB-Forschungsbericht, Nr. 19/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Dezember 2023

Michael Kalinowski et al. (2023): Berufseinstieg als Wachstumsfaktor – wie wir Kompetenzen für die Zukunft aufbauen können, in: ifo Schnelldienst, Nr. 12/2023
»Rund jeder fünfte junge Erwachsene in Deutschland zwischen 20 und 34 Jahren hat keine Ausbildung. Das bedeutet Nachteile über das gesamte Berufsleben hinweg: Menschen ohne Qualifikation sind häufiger (langzeit-)arbeitslos und verdienen im Durchschnitt weniger als Menschen mit Berufsabschluss. Am Ende ihres Erwerbslebens sind sie häufiger von Altersarmut betroffen. Zudem braucht der deutsche Arbeitsmarkt dringend mehr Fachkräfte. Dieser Bedarf wird sich durch den demografischen Wandel noch erhöhen. Es spricht also alles dafür, Jugendlichen im Rahmen einer Ausbildung zu einem Abschluss zu verhelfen. Wie kann das gelingen?«

Vera Freundl et al. (2023): Wie Kinder mit Migrationshintergrund vom Leistungsniveau ihrer Schulklasse beeinflusst werden, in: ifo Schnelldienst, Nr. 12/2023

Grega Ferenc und Tim Scheurer (2023): Stabile Finanzierung des Rentensystems: Was Deutschland von anderen europäischen Ländern lernen kann, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 6/2023
»Durch die fortschreitende Alterung der deutschen Bevölkerung geraten die sozialen Sicherungssysteme zunehmend unter Druck. Die Jahrgänge der 1990er und 2000er Jahre sind im Vergleich zu den Babyboomer-Generationen der 1950er und 1960er deutlich schwächer besetzt. Der erste Abschnitt des Beitrags illustriert die Ausgangslage und zeigt die Notwendigkeit von Reformen. Im zweiten Abschnitt wird die regelgebundene Anpassung des Renteneintrittsalters diskutiert. Abschnitt drei befasst sich mit einem Überblick europäischer Länder, deren Rentensysteme im Vergleich zum deutschen anders gestaltet sind und die als mögliche Vorbilder bei der Neugestaltung dienen könnten.«

Lorena Stella Martini and Tarek Megerisi (2023): Road to nowhere: Why Europe’s border externalisation is a dead end, London: European Council on Foreign Relations (ECFR), December 2023

Olaf Deinert (2023): Die konditionierte Allgemeinverbindlicherklärung. HSI-Schriftenreihe Bd. 53, Frankfurt am Main: Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht (HSI), 2023

Wenke Niehues und Kerstin Tanis (2023): Einbürgerungspotenziale bei Geflüchteten in Deutschland. Forschungsbericht 49, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, November 2023

BMSGPK (Hrsg.) 2023: Die sozialen Folgen der Inflation, Wien: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), 2023

Statistik Austria (2023): Zeitverwendung 2021/22. Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung, Wien 2023

Natalie Klauser und Magdalena Bohrer (2023): Wege zum dritten Kind. Ein internationaler Vergleich familienpolitischer Maßnahmen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2023
»Während der demographische Wandel voranschreitet, spielt die Frage des dritten Kindes eine zentrale Rolle im Kontext der Diskussionen zur Entwicklung der Geburtenzahlen. Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung von Paaren, ihren Wunsch nach mehr Kindern umzusetzen und durch welche familienpolitischen Maßnahmen werden Mehrkindfamilien beispielsweise in Frankreich und Skandinavien unterstützt?«

Frederic Hüttenhoff (2023): Harte Arbeit. Bauarbeiter aus Mittel- und Osteuropa und das Werkvertragssystem in Deutschland, Berlin und Frankfurt am Main: Institut für nachhaltige Regionalentwicklung in Europa (PECO-Institut) und Europäischer Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW/EMWU), Dezember 2023

Sara Holzmann und Ingo Wolf (2023): Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit. Wie die deutsche Bevölkerung Zielkonflikte in der Transformation wahrnimmt, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Dezember 2023
»Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist angesichts des fortschreitenden Klimawandels „sehr“ oder sogar „äußerst“ besorgt. Gleichzeitig gibt es aber auch große Bedenken bei den Maßnahmen zum Schutz des Klimas: Mehr als jeder Zweite der Befragten sieht durch die Energie- und die Verkehrswende den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Gefahr.«
➔  dazu: Klimaschutz funktioniert nur im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit (14.12.2023)

Martin Rößler et al. (2023): Die NRW-Leistungsgruppen als Grundlage der künftigen Krankenhausplanung. Demografische Prognose und Analyse des Versorgungsgeschehens bis 2040 aus sektorenübergreifender Perspektive, Berlin: BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg), Dezember 2023
»Ein Kernelement der aktuellen Krankenhausreform besteht in der Definition von Leistungsgruppen, die fachlich verwandte medizinische Leistungen abdecken. Durch die Definition von zugehörigen Mindestqualitätsvoraussetzungen (z.B. personelle und apparative Ausstattung) soll die Einführung von Leistungsgruppen die Qualität der stationären Versorgung fördern. Die Grundlage der bundesweit zu implementierenden Leistungsgruppen stellt die im NRW-Krankenhausplan 2022 entworfene Systematik dar. Die Analyse dieser 64 definierten Leistungsgruppen steht im Zentrum des aktuellen bifg-ePapers.«

Christina Gathmann und Eva Sierminska (2023): Claudia Goldin revolutioniert Wissen um Frauen im Arbeitsmarkt, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023

Tobias Brändle und Andreas Koch (2023): Entgelttransparenzgesetz erreicht Ziel nicht, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
»Das Entgelttransparenzgesetz soll dazu beitragen, das Gebot des gleichen Entgelts für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit durchzusetzen. Nach der zweiten Evaluation wird deutlich, dass dies mit den vorhandenen Instrumenten des Gesetzes nicht erreicht wird. Ohne größere Änderungen bleibt das Gesetz in großen Teilen ineffektiv – bei gleichzeitig substanziellen bürokratischen Auflagen für Betriebe. Der vorliegende Beitrag beschreibt die Ergebnisse der zweiten Evaluation und zeigt auf, in welche Richtung Reformen gehen könnten.«

FES (2023): Collection of factsheets on online platforms and platform work in selected countries, Brussels: Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), Dezember 2023

Ulrike Spangenberg (2023): Das Ehegattensplitting auf dem Prüfstand, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023

Frank Sowa et al. (2023): Smart Inklusion für Wohnungslose (SIWo). Schlussbericht. Schriftenreihe „Prekäres Wohnen und Wohnungslosigkeit“, Bd. 1, Nürnberg: Technische Hochschule Nürnberg, Dezember 2023
»Im Rahmen des Forschungsprojekts Smart Inklusion für Wohnungslose (SIWo) (01.08.2019 bis 31.01.2023) untersuchte ein interdisziplinäres Forschungsteam in Nürnberg die Fragen, welche Informations-, Unterstützungs- und Beratungsbedarfe bei wohnungs- und obdachlosen Menschen vorliegen und in welcher Form diese mit Hilfe von digitalisierten Angeboten und Produkten gedeckt werden können.

OECD (2023); Pensions at a Glance 2023. OECD and G20 Indicators, Paris, December 2023
»The 2023 edition of Pensions at a Glance highlights the pension reforms undertaken by OECD countries over the last two years. It includes a special chapter focusing on pension provisions for hazardous or arduous work. It describes existing rules, characterises recent policy trends and assesses the design and functioning of early-retirement rules for hazardous or arduous jobs given changing working conditions and ageing pressure on pension systems. This edition also updates information on the key features of pension provision in OECD and G20 countries and provides projections of retirement income for today’s workers. It offers indicators covering the design of pension systems, pension entitlements, the demographic and economic context in which pension systems operate, incomes and poverty of older people, the finances of retirement income systems and private pensions.«

Johannes Kiess et al. (2023): Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland. Erlebte Handlungsfähigkeit im Betrieb und (anti)demokratische Einstellungen. OBS-Arbeitspapier 64, Frankfurt am Main: Otto Brenner Stiftung, Dezember 2023
»Weite Teile der ostdeutschen Arbeitswelt sind durch geringe Tarifbindung, disruptive Transformationsprozesse und einen patriarchalen Führungsstil geprägt. Dabei kann die Erfahrung einer Mitbestimmungskultur im Berufsleben helfen, die oft kritisierte Verbreitung von extrem rechten Einstellungen zu senken. Insbesondere „Ausländerfeindlichkeit“, also die Abwertung von Menschen, die nicht zur Eigengruppe „der Deutschen“ gezählt werden, wird durch Beteiligungserfahrung am Arbeitsplatz reduziert. Das zeigen die neuen Daten unseres Arbeitspapiers, das die Ergebnisse zur „industrial citizenship“ der Leipziger Autoritarismus-Studie 2020 aufgreift und fortführt. Wer den Einsatz für Demokratie und gegen die extreme Rechte in den neuen Bundesländern ernst meint, sollte also auch den Ausbau der institutionellen Mitbestimmungsmöglichkeiten in ostdeutschen Firmen konkret fördern.«

Erik-Benjamin Börschlein et al. (2023): Mit der Erhöhung auf 12 Euro liegt die Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns über der Tariflohn- und Preisentwicklung, in: IAB-Forum, 11.12.2023
»Zum 1. Oktober 2022 wurde der gesetzliche Mindestlohn außerplanmäßig von 10,45 Euro auf 12 Euro pro Stunde erhöht. Er liegt seither deutlich über der Entwicklung der Tariflöhne. Obwohl die hohe Inflation der vergangenen beiden Jahre die Kaufkraft des Mindestlohns geschmälert hat, liegt er preisbereinigt noch immer 11,6 Prozent über dem Niveau von 2015. Die durchschnittlichen Tariflöhne hingegen haben seitdem um 3,8 Prozent an realem Wert verloren.«

Michael Landesmann et al (2023): wiiw Studies on the Integration of Middle Eastern Refugees in Austria, Based on FIMAS Surveys and Register-based Labour Market Career Data. Policy Notes and Reports 74, Wien: Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), December 2023
➔  dazu: Studie: Hohe Hürden für Geflüchtete am Arbeitsmarkt. Haupthindernis restriktiver Zugang; Falle Niedriglohnsektor; ethnische Communities problematisch; AMS, Integrationsjahr und Kompetenzcheck helfen; psychische Erkrankungen weitverbreitet. Pressemitteilung des wiiw, 11.12.2023

Andrea Hammermann und Oliver Stettes (2023): Büroarbeit im Wandel. Analyse der Arbeitsbedingungen von Bürobeschäftigten. IW-Report Nr. 62/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023

Enzo Weber und Gerd Zika (2023): Nachhaltige Beschäftigung – Arbeitsmarkteffekte der grünen Transformation, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2023
»Die grüne Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft verursacht einen tiefgreifenden Strukturwandel am deutschen Arbeitsmarkt. Das Schrumpfen und der Wandel traditionsreicher Branchen wie dem Bergbau oder der Automobilindustrie nähren Befürchtungen in der Bevölkerung, ein grüner Wandel müsse zwangsläufig mit einem Rückgang in Jobangebot und -sicherheit einhergehen. Doch ist dies tatsächlich zwingend so? Unser Focus Paper „Nachhaltige Beschäftigung – Arbeitsmarkteffekte der grünen Transformation“ zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist.«

Hagen Lesch et al. (2023): Tarifautonomie in der Legitimitätskrise? Eine Analyse historischer Daten. IW-Policy Paper, Nr. 11/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023

Carolin Fulda et al. (2023): Einflüsse des Mindestlohns auf das Tarifgeschehen. Ergebnisse ausgewählter Niedriglohnbranchen. IW-Analyse, Nr. 154/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»Die vorliegende Analyse untersucht, welche Zusammenhänge zwischen dem Tarifgeschehen sowie den seit Juni 2020 von der Mindestlohnkommission beschlossenen Anpassungen des gesetzlichen Mindestlohns bestehen und welchen Einfluss der politische Eingriff in den Anpassungsmechanismus im Jahr 2022 hatte. Zu den untersuchten Branchen gehören die Landwirtschaft, die Fleischwirtschaft, das Bäckerhandwerk, der Einzelhandel, die Floristik, das Gastgewerbe, die Systemgastronomie, die privaten Wach- und Sicherheitsdienste, das Gebäudereiniger- und das Friseurhandwerk, jeweils mit Fokus auf die Tarifgebiete Nordrhein-Westfalen und Berlin-Brandenburg. Die Verbindung quantitativer und qualitativer Methoden zeigt, dass das Tarifgeschehen vor ­ allem durch den Beschluss der Bundesregierung beeinflusst wurde, den Mindestlohn ab Oktober 2022 auf 12 Euro je Stunde zu erhöhen. Viele Tariflohngruppen drohten durch den politischen Beschluss verdrängt zu werden. In den meisten der untersuchten Branchen gelang es, die Tarifstrukturen anzupassen. Auslaufende Tarifverträge wurden zumeist regulär erneuert, teilweise wurden auch Tarifverhandlungen vorgezogen. Mit dem jüngsten Anpassungsbeschluss der Mindestlohnkommission vom Juni 2023 ist die Verlässlichkeit in die Mindestlohnentwicklung zurückgekehrt. Das erleichtert es den Tarifvertragsparteien, mit den Mindestlohnerhöhungen Schritt zu halten und die zum Teil gestauchten Tariflohnstrukturen schrittweise wieder auszudifferenzieren.«

Christina Anger und Wido Geis-Thöne (2023): Erfolgreiche Bildung für alle braucht gute Rahmenbedingungen. IW-Kurzbericht, Nr. 89/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»Das deutsche Bildungssystem steht vor vielfältigen Herausforderungen. Insbesondere benötigt eine zunehmende Anzahl an Kindern aus zugewanderten Familien eine intensivere Sprachförderung. Allerdings bestehen derzeit Lücken von rund 300.000 Betreuungsplätzen für unter Dreijährige und 530.000 Ganztagsplätzen für Grundschulkinder. Auch werden bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 80.000 Lehrkräfte an den Schulen fehlen.«

Hagen Lesch und Lennart Eckle (2023): Lohnentwicklung und Lohnstauchung im Öffentlichen Dienst. IW-Kurzbericht, Nr. 88/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»Nachdem im April 2023 bereits ein Tarifergebnis für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes des Bundes und der Kommunen erreicht wurde, finden aktuell Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder statt. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro. Setzen sie dies durch, würde die ohnehin schon stark komprimierte Lohnstruktur weiter gestaucht.«

Philipp Deschermeier et al. (2023): Wie groß ist der Bedarf an neuen  Sozialwohnungen?. IW-Kurzbericht, Nr. 87/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»Der soziale Wohnungsbau erlebt derzeit eine Renaissance. Die Politik reagiert damit auf die steigenden Mieten und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Grundsätzlich ist es richtig, bei steigender Nachfrage auf den Neubau zu setzen. Das politische Ziel von jährlich 100.000 Sozialwohnungen ist jedoch kritisch zu sehen, da es nicht empirisch begründet ist, sondern eine normativ gesetzte und hoch angesetzte Vorgabe darstellt. Der Beitrag zeigt auf, dass bis 2035 im Durchschnitt jedes Jahr 40.000 Wohnungen aus der Bindung fallen und diskutiert, wie viele neue Sozialwohnungen benötigt werden. Dabei wird deutlich, dass sich ein konkreter Bedarf nicht quantifizieren lässt, da regional differenziert zu prüfen ist, ob die Wohnraumversorgung aller Bevölkerungsgruppen mit allen sozial- und wohnungspolitischen Instrumenten gesichert wird.«

David Juncke und Axel Plünnecke (2023): Das Elterngeld: Ziele, Wirkungen und Perspektiven, Basel/Köln: Prognos AG und Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023

Mareike Decker et al. (2023): Arbeiten mit Long COVID – Auswirkungen und Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung, in: IW-Trends, Nr. 4/2023

Simon Storks et al. (2023): Auf der Suche nach Halt. Die Nachwendegeneration in Krisenzeiten. OBS-Arbeitspapier 62, Frankfurt am Main: Otto Brenner Stiftung, Oktober 2023
»Die Welt befindet sich im pausenlosen Krisenmodus und wir sind mittendrin. Die Klimakatastrophe, der Corona-Schock, der Angriffskrieg auf die Ukraine und die großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen seither bilden eine komplexe Polykrise. Das neue Arbeitspapier der OBS untersucht, wie diese Herausforderungen auf die politischen Einstellungen und gesellschaftspolitischen Stimmungen in der ersten Nachwendegeneration auswirken. Auf Basis mehrerer Fokusgruppendiskussionen und Bezügen auf die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 erforscht das AutorInnen-Team die Wahrnehmungen und Auswirkungen der multiplen Krisen. Im Fokus steht, wie sich die Krisenerfahrungen auf Einschätzungen zur persönlichen Zukunft, politischen Handlungsfähigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgewirkt haben. Auch den Fragen, wie es um die Transformations- und Krisenresilienz der unter 35-Jährigen steht und ob sich ein weiteres Zusammenwachsen in der ersten gesamtdeutschen Generation abzeichnet, wird nachgegangen.«

Johannes Steffen (2023): Rechengrößen der Sozialversicherung und sonstige Werte. Übersicht und fachliche Erläuterungen mit langen Reihen, Berlin, Dezember 2023

Johannes Steffen (2023): Löhne, Renten und Existenzminimum. Ein komplexes Geflecht. Hintergrunddaten mit Erläuterungen, Berlin, November 2023

SWK (2023): Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht, Bonn: Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK), Dezember 2023
➔  Zusammenfassung

Marcel Helbig (2023): Hinter den Fassaden. Zur Ungleichverteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie in den deutschen Städten. Discussion Paper P 2023–003, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Dezember 2023

WSI (2023): Jahresbilanz des WSI-Tarifarchivs: Tariflöhne steigen 2023 nominal um durchschnittlich 5,6 Prozent – Kaufkraft kann annähernd gesichert werden, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), 07.12.2023

Franz Knieps und Holger Pfaff (Hrsg.) (2023): Gesunder Start ins Berufsleben. BKK Gesundheitsreport 2023, München: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Dezember 2023
»Das diesjährige Schwerpunktthema der 47. Ausgabe des BKK Gesundheitsreports behandelt zum einen die (Arbeitsmarkt)-Bedingungen, unter denen junge Menschen in ihr Erwerbsleben eintreten. Zum anderen beleuchtet es, welche Faktoren Einfluss auf die Gesundheit junger Beschäftigter haben und wie daraus abgeleitet langfristig Arbeit gesund gestaltet werden kann. Der BKK Gesundheitsreport liefert Kennzahlen zur Arbeitsunfähigkeit, zu ambulanter und stationärer Versorgung sowie zu Arzneimittelverordnungen mit speziellem Fokus auf junge Beschäftigte.«

AGE Platform Europe (2023): Barometer 2023. Empowering older people in the labour market for sustainable and quality working lives, Brussels 2023
»In its 2023 edition of the Barometer, AGE analyses the situation of older people in the labour market and attempts to answer the following question “How to empower older people on the labour market so they can lead sustainable and quality working lives?”.«

Marie-Christine Fregin et al. (2023): Automatisierungspotenziale von beruflichen Tätigkeiten: Künstliche Intelligenz und Software – Beschäftigte sind unterschiedlich betroffen. IAB-Kurzbericht Nr. 21/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Dezember 2023
»Künstliche Intelligenz (KI) und Software-Systeme ohne KI (Software) können die Ausübung verschiedenster Tätigkeiten beeinflussen. So könnten Tätigkeiten von Hochqualifizierten teilweise von KI übernommen werden, während ein Teil der Tätigkeiten in Berufen mit mittleren oder geringen Qualifikationsanforderungen eher durch den Einsatz von Software betroffen sein könnte. Ganze Berufe mit ihren vielfältigen Tätigkeiten können die Technologien aber nicht übernehmen – auch nicht dort, wo Fachkräfte dringend benötigt werden.«

Nicolas Echarti et al. (2023): Weiterbildungsmarkt im Wandel. Ergebnisse der wbmonitor-Umfrage 2022, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2023
»Der Bericht der wbmonitor-Umfrage 2022 beschreibt aktuelle Veränderungen auf dem Weiterbildungsmarkt. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Folgen der zunehmenden Digitalisierung in der Weiterbildung sowie weitere Entwicklungen wie die hohe Inflation zum Befragungszeitpunkt und deren Auswirkungen. Auch der Fachkräftemangel in der Weiterbildung wurde thematisiert. Vor diesem Hintergrund untersuchte wbmonitor, wie sich die Marktsituation in der Weiterbildungsbranche insgesamt, in verschiedenen privat oder öffentlich finanzierten Angebotssegmenten und bei den unterschiedlichen Anbietertypen im Sommer 2022 darstellte. Zudem wurde der Blick darauf gerichtet, mit welchen Strategien und Maßnahmen die Anbieter auf die Herausforderungen reagierten. Ergänzend wurden wie in jedem Jahr das Wirtschaftsklima in der Weiterbildungsbranche ermittelt und grundlegende strukturelle Daten der Anbieter erhoben.«

Caroline Schnelle und Clemens Wieland (2023): Abgehängt oder nur am Abhängen? Faktencheck NEETs „Not in Education, Employment or Training“, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, August 2023
»Abgehängt oder am Abhängen? Diese Frage wird häufig diskutiert, wenn es um das Thema Neets geht. NEET steht für „Not in Education, Employment or Training”, also für junge Menschen, die sich weder in Schule noch in Beschäftigung, Ausbildung oder Studium befinden. Von einer „Generation NEETs“ ist da schon die Rede und natürlich von der Frage, was getan werden kann, um diese Gruppe wieder in Bildung oder Beschäftigung zu bringen. Dies haben Caroline Schnelle und Clemens Wieland zum Anlass genommen, ein Impulspapier zu verfassen, um die mitunter etwas emotionale Diskussion mit Daten und Fakten zu unterfüttern.«

Anke Jürgensen (2023): Pflegehilfe und Pflegeassistenz. Ein Überblick über die landesrechtlichen Regelungen für die Ausbildung und den Beruf. 2. erweiterte, aktualisierte und überarbeitete Auflage, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2023
»Der Beitrag stellt die wesentlichen Aspekte der landesrechtlichen Regelungen für die Ausbildung in der Pflegehilfe und -assistenz dar und zeigt Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede auf. Auch nach Einführung der generalistischen Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann im Jahr 2020 existieren in den Bundesländern noch 27 verschiedene mindestens einjährige Ausbildungen in der Pflegehilfe und -assistenz mit deutlichen quantitativen und qualitativen Unterschieden.
Ausgehend von einer vergleichenden Übersicht über die Inhalte der wesentlichen Rechtsnormen und Ordnungsmittel werden Handlungsempfehlungen für eine bundesweite Harmonisierung der Ausbildungen gegeben.«

BMFSFJ/BMBF (2023): Bericht der ­ Bundesregierung zum Ausbaustand der ­ ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote für Grundschulkinder nach § 24a SGB VIII, Berlin: Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Dezember 2023

DMB und DGB (2023): Halbzeitbilanz Ampel – Verschärfte Krise am Miet- & Wohnungsmarkt. Bilanz und Forderungen des Deutschen Mieterbundes & des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Berlin: Deutscher Mieterbund (DMB) und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Dezember 2023
»Nach zwei Jahren Regierungszeit ist die wohnungspolitische Bilanz der Ampel mangelhaft. Zentrale Vorhaben des Koalitionsvertrags sind noch nicht umgesetzt. Unterdessen spitzt sich die Wohnungskrise weiter zu: Steigende Mieten, unbezahlbare Immobilienpreise, kaum Neubau und keine Besserung in Sicht. Es fehlen mehr als 700.000 bezahlbare Mietwohnungen im Bundesgebiet.«

Silke Völz et al. (2023): Wie unterstützen Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege? Eine explorative Typologie. IAT Forschung aktuell Nr. 12/2023, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), Dezember 2023
»Der Anteil pflegender Angehöriger, die berufstätig sind, steigt. Pflegende Erwerbstätige stehen im Schatten transformationsorientierter Arbeits(markt)- und betrieblicher Personalpolitik. Mangelnde Pflegevereinbarkeit befördert Diskontinuitäten für Beschäftigte, Betriebe und Standorte. Individuelle Belastungen, reduzierte Arbeitszeiten, Umverteilung von Arbeit auf knappe Personalressourcen sowie Verzicht auf Fort- und Weiterbildung und Laufbahnperspektiven nehmen zu. Unternehmen unterscheiden sich in ihren Maßnahmenportfolios zur Unterstützung der Pflegevereinbarkeit. Es kann zwischen „Informierten Allroundern“, „Soliden Kümmerern“ und „Unspezifischen Soforthelfern“ unterschieden werden. Die auf einer Unternehmensbefragung basierende explorative Typologie liefert Hinweise für gezieltere Informations- und Maßnahmenstrategien, um Vereinbarkeitskompetenz auf individueller, betrieblicher und regionaler Ebene zu stärken.«

Heinz Rothgang und Rolf Müller (2023): BARMER Pflegereport 2023. Pflegebedürftige im Krankenhaus. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 44, Berlin: BARMER, Dezember 2023

Andreas Aust und Greta Schabram (2023): Regelbedarfe 2024: Fortschreibung der Paritätischen Regelbedarfsforderung. Kurzexpertise, Berlin: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband, Dezember 2023
»Mit der Regelbedarfsexpertise „Regelbedarfe 2021“ hat die Paritätische Forschungsstelle eine alternative Ermittlung der Regelbedarfe in der Grundsicherung vorgenommen. Die ermittelten Regelbedarfe werden nun fortgeschrieben auf das Jahr 2024. Die vorliegende Kurzexpertise verzichtet auf eine kritische Problematisierung des Verfahrens und wendet für die Fortschreibung die jeweils nach §28a SGB XII gesetzlich vorgeschriebenen Mechanismen an. Für die Fortschreibung auf die Jahre 2023 und 2024 wird jeweils damit das reformierte zweistufige Verfahren nach dem Bürgergeld-Gesetz zugrunde gelegt. Die Fortschreibung der Paritätischen Expertise ergibt somit für eine alleinlebende Erwachsene einen Regelbedarf von 813 Euro für 2024, während das Bürgergeld 2024 einen Regelbedarf von 563 Euro vorsieht. Die vorliegende Kurzexpertise erläutert und dokumentiert das methodische Vorgehen.«

Andreas Hövermann (2023): Das Umfragehoch der AfD. Aktuelle Erkenntnisse über die AfD-Wahlbereitschaft aus dem WSI-Erwerbspersonenpanel. WSI-Report Nr. 92, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), November 2023

Susanne Wagner (2023): Erwerbstätigkeit, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen von Frauen und Männern – Entwicklungen seit der Covid-19-Pandemie. IAB-Forschungsbericht Nr. 18/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023

Timon Hellwagner et al. (2023): Einschätzungen zur Bevölkerungsvorausberechnung sowie zur Entwicklung der zukünftigen Humankapitalbildung, der Arbeitszeitpräferenzen der Beschäftigten, der Jahresarbeitszeiten und des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens von Vollzeitbeschäftigten. IAB-Stellungnahme Nr. 9/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023

Frauke Brosius-Gersdorf (2023): Funktionsgerechte Krankenhausfinanzierung und Krankenhausreform. Staatliche Krankenhausfinanzierung auf dem Prüfstand des Krankenhausfinanzierungsgesetzes, des Grundgesetzes und des EU-Beihilferechts. Rechtsgutachten im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken, Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Deutschen Roten Kreuzes und Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland, Potsdam, November 2023

Elisabeth Liebau (2023): Geflüchtete in Deutschland arbeiten zunehmend – auch als Fachkräfte, in: DIW Wochenbericht, Nr. 48/2023
»Die Bundesregierung will Geflüchtete noch schneller in Arbeit bringen – auch dies könnte mit zur Lösung des Arbeits- und Fachkräftemangels beitragen. Der Wochenbericht untersucht, wie Geflüchtete über die Zeit in den Arbeitsmarkt in Deutschland finden, in welcher beruflichen Position sie dort beschäftigt sind und welche Faktoren eine Fach- gegenüber einer Hilfskrafttätigkeit beeinflussen. Die Analyse zeigt: Die Erwerbsbeteiligung von Geflüchteten – vor allem im Hilfs- und Fachkrafttätigkeitsfeld – nahm von 2016 bis 2020 zu. Geflüchtete steigen zum einen über die Zeit zunehmend als Fachkräfte ein und wechseln zum anderen auch von Hilfs- zu Fachkrafttätigkeiten. So arbeiteten 2020 die meisten erwerbstätigen Geflüchteten als Fachkraft. Triebfedern für eine Platzierung als Fachkraft und einen Aufstieg in eine solche Position sind Qualifikationen, wie mitgebrachte Bildungsabschlüsse, der deutsche Spracherwerb und das Erlangen deutscher Bildungsabschlüsse. Schlüssel für eine gelungene Integration sind also die bekannten Faktoren. Das vielfältige Angebot an Sprachlernmöglichkeiten und beruflicher Aus- und Weiterbildung sollte daher aufrechterhalten und von den Geflüchteten effizient genutzt werden, denn es zahlt sich in Form höherer beruflicher Positionierung aus.«

Miriam Gauer (2023): Auch bei Geflüchteten: Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit variiert stark mit Erwerbstätigkeit der Frau, in: DIW Wochenbericht, Nr. 48/2023
»Die Frage, wie sich Frauen und Männer in Partnerschaften die unbezahlte Sorgearbeit aufteilen, entscheidet mit über die Gleichberechtigung der Geschlechter. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Erwerbstätigkeit von Frauen. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Bericht mit einem Fokus auf Paare, die in den Jahren 2013 bis 2020 – meist 2015 und 2016 – nach Deutschland geflüchtet sind, die Aufteilung von Tätigkeiten wie Hausarbeit und Kinderbetreuung in Abhängigkeit verschiedener Erwerbskonstellationen. Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) werden geflüchtete Paare sowie solche mit und ohne Migrationshintergrund miteinander verglichen. Demnach verringert sich insbesondere bei geflüchteten Paaren der Gender Care Gap, wenn sowohl der Mann als auch die Frau erwerbstätig sind. Ist die Frau gleich viele Stunden erwerbstätig wie der Mann oder sogar mehr und hat sie eine höhere berufliche Positionierung, trägt dies ebenfalls dazu bei, den Gender Care Gap zu reduzieren. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung gezielter Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zur Integration geflüchteter Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Entsprechende Angebote sollte die Politik aufrechterhalten und weiterentwickeln.«

Sozialbeirat (2023): Jahresgutachten 2023, Berlin, November 2023
➔ dazu: BMAS (2023): Rentenversicherungsbericht 2023, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), 2023

Kathrin Bock-Famulla  et al. (2023): Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2023, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, November 2023
»Nach wie vor gibt es nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder, um den Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung zu erfüllen, wenn Eltern diese wünschen; zudem schwankt die Qualität der Kindertageseinrichtungen (KiTas) stark zwischen den Bundesländern und auch innerhalb der einzelnen Länder, so dass die Bildungs- und Teilhabechancen der Kinder wohnortabhängig sind. Inwieweit hier der aktuelle Mangel an Fachkräften  in den Sozial- und Erziehungsberufen kurz- wie auch langfristig ein Hindernis darstellt, muss pro Bundesland datenbasiert untersucht werden. Der Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule prognostiziert in sieben Szenarien bis 2025 und 2030 die Entwicklung des Fachkräftebedarfs und -angebots in KiTas; betrachtet wird die Altersgruppe der Kinder bis zum Eintritt in die Schule. Im Fokus steht die Frage, ob ein bedarfsgerechter Zugang zu KiTas sowie eine bessere Personalausstattung realisiert werden könnten. Ein zentrales Ergebnis: Bis 2030 können in Ostdeutschland und auch in den meisten westdeutschen Bundesländern sowohl die aktuellen Elternbedarfe erfüllt als auch die zum Teil günstige Personalausstattung gehalten oder auf das mittlere Westniveau verbessert werden. Ebenfalls in Ostdeutschland – und auch in Hamburg – besteht, neben der Erfüllung der Platzbedarfe, sogar zusätzlich die Möglichkeit, mit einiger Anstrengung eine kindgerechte Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen zu erreichen.«

Die Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege (2023): Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung in der ambulanten Pflege – jetzt!, Berlin, November 2023

Eurofound (2023): Minimum wages: Non-compliance and enforcement across EU Member States – Comparative report, Luxembourg 2023

Maike Luhmann et al. (2023): Einsamkeit unter Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen nach der Pandemie, Düsseldorf: Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, November 2023
»Einsamkeit wurde lange Zeit vor allem als ein Problem des hohen Alters betrachtet. Doch mit der CO- VID-19-Pandemie wurde vielen bewusst, dass Einsamkeit Menschen jeden Alters treffen kann. Besonders stark scheinen die Auswirkungen der Pandemie für Jugendliche und junge Erwachsene zu sein. Mit dieser von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens (NRW) beauftragten Studie sollen einige Lücken im empirischen Forschungsstand zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen geschlossen werden, mit einem besonderen Fokus auf NRW.«

Silke Anger et al. (2023): Einschätzung zu Reformen bei Bürgergeld und Midijobs sowie zur Grundrente und zur Einführung der Kindergrundsicherung. Stellungnahme des IAB zur Anhörung beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am 13.10.2023. IAB-Stellungnahme Nr. 8/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), November 2023

Mathias Huebener et al. (2023): Frühe Ungleichheiten. Zugang zu Kindertagesbetreuung aus bildungs- und gleichstellungspolitischer Perspektive, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023
»Die Studie stellt aktuelle Befunde zu Unterschieden in der Nutzung und den Bedarfen nach Angeboten der Kindertagesbetreuung nach familialen Merkmalen dar. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf potenziell benachteiligten Familien: Familien, die armutsgefährdet sind, in denen überwiegend kein Deutsch gesprochen wird, die keinen akademischen Hintergrund aufweisen oder auch Familien mit alleinerziehenden Elternteilen. Diese sogenannten Kita-Gaps werden detailliert über das Alter der Kinder hinweg untersucht. Weiterhin wird untersucht, ob Familien, die mehrere Merkmale potenziell benachteiligter Gruppen erfüllen, besonders große Nutzungsunterschiede und ungedeckte Bedarfe aufweisen. Ebenso werden regionale Unterschiede in Kita-Gaps dokumentiert. Es wird außerdem der Frage nachgegangen, inwiefern mütterliche Erwerbsabsichten aufgrund von ungedeckten Kita-Bedarfen nicht realisiert werden können. Schließlich werden systematisch Gründe für einen ungleichen Kita- Zugang, auf der Nachfrage- und Angebotsseite, untersucht. Die neuen Analysen basieren auf Daten der Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) für die Jahre 2018 bis 2020.«

Jan Felix Engler et al. (2023): Nachfrage nach Berufen im Bereich der Wind- und Solarenergie. Eine Analyse von Stellenanzeigen. Gutachten im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023

Jenny Wielga et al. (2023): Herausforderungen bei der Anerkennung von Pflegekräften aus Drittstaaten, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023
Die Zahl der Anerkennungsverfahren von Pflegefachpersonen aus Drittstaaten ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass bei den behördlichen Prozessen deutlicher Verbesserungsbedarf besteht. Chancen liegen zudem in einer personenzentrierten Koordination und Vernetzung der Akteure, in der Abfederung des finanziellen Risikos der Arbeitgeber während des Anerkennungsprozesses sowie in digitalen und bundeseinheitlichen Verfahren.

DGB (2023): Bundeskindergrundsicherungsgesetz: Eine wichtige sozialpolitische Reform mit Verbesserungspotential, Berlin: DGB Bundesvorstand Abteilung Arbeitsmarktpolitik, November 2023
»Die Kinder- und Jugendarmut verharrt seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau. Die Ampelkoalition will mit der Einführung einer Kindergrundsicherung dieses gesamtgesellschaftliche Problem angehen. Das Bundeskindergrundsicherungsgesetz enthält gute, wichtige Veränderungen. Um die Kinder- und Jugendarmut allerdings effektiv zu reduzieren sind noch weitreichendere Ausgestaltungen notwendig.«

Nadine Zimmer und Claudia Theobald (2023): Studie: Fachkräfte aus den Kindertagesstätten evaluieren das Kita-Zukunftsgesetz Rheinland-Pfalz (StFaKiZuG RLP). Eine repräsentative Befragung für Rheinland-Pfalz, Boppard: Kitafachkräfteverband Rheinland-Pfalz, November 2023

Niels Espenhorst et al. (2023): Maßnahmen der Länder zum Abbau von Benachteiligungen in der Kindertagesbetreuung, Berlin: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband, Oktober 2023
»In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Betreuungs- und Bildungsaspekte der Kindertagesbetreuung vielfach im Vordergrund. Dabei wird manchmal übersehen, dass der Abbau von Benachteiligungen ebenfalls ein zentraler gesetzlicher Auftrag der Kindertagesbetreuung ist, der in § 1 Abs. 3 Nr. 1 SGB VIII grundsätzlich für die gesamte Kinder- und Jugendhilfe als Handlungsprinzip festgehalten ist. Demnach soll die Kinder- und Jugendhilfe dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen. Der Gesetzgeber hat in der Gesetzesbegründung dem § 1 SGB VIII die Funktion einer Generalklausel und Leitnorm zugeschrieben, die auch für die Kindertagesbetreuung verbindlich ist. Obwohl seit vielen Jahren bekannt ist, dass das Bildungssystem Benachteiligungen nicht abbaut bzw. sogar verstärkt und die negativen Effekte von Benachteiligungen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene gravierend sind, gibt es bislang kaum Auseinandersetzungen darüber, wie das System der Kindertagesbetreuung diesen Anforderungen gerecht werden kann. So spielen Bildungsbenachteiligungen etwa im Monitoring des Gute-KiTa-Gesetzes keine Rolle – obschon das Gesetz explizit den Anspruch einer Teilhabeverbesserung hat. Diese Expertise wertet verschiedene Ansätze der Bundesländer aus, die dieses Ziel über eine Verbesserung der Personalausstattung in Kindertageseinrichtungen anhand benachteiligungsrelevanter Kriterien verfolgen. Ein Vergleich dieser Maßnahmen verdeutlicht, dass die Länder sehr unterschiedliche Methoden verwenden, die zudem unterschiedlich gut geeignet sind.«

Konrad-Adenauer-Stiftung (2023): Migrationsabkommen – Schlüssel zur Lösung der Migrationsfrage?, Berlin 2023
»Professor Ruud Koopmans, Migrationsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gibt einen Impuls dazu, wie das europäische Asylsystem neu und in seiner Sicht humaner gedacht werden kann und welche elementare Rolle Abkommen mit Drittstaaten in seinen Erwägungen spielen. Lena Düpont, Mitglied des Europäischen Parlaments und innen- und migrationspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Gruppe verweist auf die Dringlichkeit eines Erfolgs der GEAS-Reform. Dabei betrachtet sie die Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitstaaten als Teil einer „Kette der Verantwortung“. Dr. Malte Gaier, Leiter des Auslandsbüros Tunesien der Konrad-Adenauer-Stiftung, gibt einen unmittelbaren Eindruck aus Tunesien – einem Hauptherkunfts- und Transitland für irreguläre Migration in Richtung Europa, das zuletzt stark im medialen Fokus stand. Er berichtet, wie die Absichtserklärung vor Ort wahrgenommen und diskutiert wird, wo die Fallstricke liegen und welche Aspekte für ein nachhaltig funktionierendes Abkommen berücksichtigt werden müssten.«

Anja Bauer et al. (2023): Einschätzungen zur Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts. Stellungnahme des IAB zur Anhörung beim Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am 13.10.2023. IAB-Stellungnahme Nr. 7/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Zur Vorbereitung des Jahresgutachtens 2023/2024 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wurde das IAB um seine Expertise zur Situation und Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts, einschließlich hinsichtlich der Integration der Geflüchteten aus der Ukraine, der Rolle von Arbeitskräfteengpässen und der Entwicklung der Kurzarbeit, sowie um eine Einschätzung der Tarifabschlüsse und Auswirkungen von Insolvenzen gebeten. Die Erkenntnisse, die das IAB im Herbst 2023 hierzu vorgelegt hat, werden in der vorliegenden Stellungnahme zusammengefasst.«

Caitlin Sturridge et al. (2023): The failure to fund refugee-led organisations. Why the current system is not working, and the potential for change, London: Humanitarian Policy Group (HPG) des Overseas Development Institute, November 2023
»Von Flüchtlingen geführte Organisationen (Refugee-led Organisations, RLOs) sind ein wichtiger Bestandteil der Flüchtlingshilfe. Sie übernehmen wichtige Aufgaben für ihre Communitys und zeichnen sich dadurch aus, nachvollziehbare, legitime, transparente, effektive und wirksame Maßnahmen durchzuführen. Dieses Papier stellt die Ergebnisse des ersten Teils eines fünfjährigen Forschungsprojekts vor, das die Quantität und Qualität der Finanzierung von RLOs im Zeitverlauf analysiert. Das von der Open Society Foundations mitgeförderte und von der Humanitarian Policy Group des Overseas Development Institute geleitete Projekt zielt darauf ab, präzise und unabhängige Momentaufnahmen der Finanzierung zu liefern und ein evidenzbasiertes Advocacy-Instrument zur Verbesserung der Quantität und Qualität der Finanzierung von RLOs zu entwickeln.«

Holger Kolb (2023): Neue Risiken prekärer Beschäftigung? Zu alten und neuen Instrumenten in der Erwerbsmigrationspolitik und was sie für den Arbeitnehmerschutz bedeuten. SVR-Kurzinformation 2023-6, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), September 2023
»Mit der jüngst vollzogenen Novellierung der Fachkräfteeinwanderung wurden die Möglichkeiten erweitert, Arbeitskräfte auch unterhalb des Fachkräfteniveaus anzuwerben. Der deutsche Arbeitsmarkt öffnet sich damit weit für ausländische Arbeitskräfte, die entweder gar keine formale Qualifikation besitzen oder deren Qualifikation nicht als einer deutschen Ausbildung gleichwertig anerkannt ist. Damit stellt sich die Frage des Arbeitnehmerschutzes. Denn neu angeworbene Arbeitskräfte ohne (als gleichwertig anerkannte) Qualifikationen könnten auf dem Arbeitsmarkt zu einer besonders vulnerablen Gruppe werden, die entsprechend leicht ausgebeutet werden kann. Die Kurzinformation liefert eine Bestandsaufnahme.«

Holger Kolb (2023): Vom Annex zum eigenständigen System. Zur Aufwertung der Chancenkarte (§ 20a AufenthG) im Zuge der Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung. SVR-Kurzinformation 2023-2, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), Juni 2023
»Die im Sommer 2023 beschlossene Reform der Erwerbsmigration umfasst die Einführung einer Chancenkarte. Diese baut die im deutschen Recht schon seit einigen Jahren bestehenden Optionen einer Einreise zur Arbeitsplatzsuche aus und bündelt sie. Die Konzeption der Chancenkarte hat sich dabei in den drei Etappen des Gesetzgebungsprozesses (Referentenentwurf, Kabinettsfassung, Gesetz) deutlich geändert. Infolge dieser Änderungen kann die Chancenkarte als Instrument des Erwerbsmigrationsrechts erheblich an Bedeutung gewinnen.«

Kirstin Eichler (2023): Das Chancen-Aufenthaltsrecht in der Beratungspraxis, Berlin: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband, Oktober 2023
»Zum Beginn diesen Jahres wurde das Chancen-Aufenthaltsrecht eingeführt, das langjährig in Deutschland aufhältigen geduldeten Personen mit einer Stichtagsregelung den Übergang in eine Aufenthaltserlaubnis ermöglichen soll.«

Carolin Schnelle et al. (2023): Zehn Mythen rund um Ausbildung und Studium. Faktencheck nachschulische Bildung, Gütersloh:  Bertelsmann Stiftung und CHE Centrum für Hochschulentwicklung, November 2023
»Die Daten stammen u.a. aus der Bildungsberichterstattung, aus der Datenbank des Statistischen Bundesamts und den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit. Darüber hinaus umfasst der Faktencheck bisher unveröffentlichte Ergebnisse der repräsentativen Jugendbefragung 2023, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut iconkids& youth im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Dabei wurden im Zeitraum vom 2. bis 30. Juni 2023 insgesamt 1.694 Personen im Alter von 14 bis 25 Jahren befragt.«

G+G Spezial, Ausgabe 11/2023: Kraftakt für die Pflege. Personal sichern, Berlin: Gesundheit und Gesellschaft, 2023

Anika Jansen et al. (2023): Fachkräftesicherung durch Ausbildung – Potenziale von deutschen und ausländischen Jugendlichen in Engpassberufen, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), November 2023
»Die Beteiligung am Ausbildungsmarkt ist aufgrund der demografischen Entwicklung seit Jahren rückläufig. Es werden weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen und mehr Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Dies gilt jedoch nicht für alle Berufe gleichermaßen. In Berufen, in denen es seit 2013 durchgehend Engpässe am Arbeitsmarkt gibt, hat die Beteiligung an der Ausbildung sowohl von Jugendlichen als auch von Unternehmen zugenommen. Die Ausbildungsplatznachfrage der Jugendlichen ist in Berufen mit anhaltendem Fachkräftemangel seit 2013 um 10,8 Prozent gestiegen. Die Unternehmen reagieren sogar noch wesentlich stärker auf die Engpässe am Arbeitsmarkt. So stieg das Ausbildungsplatzangebot in Berufen, die durchgehende Fachkräfteengpässe aufwiesen, seit 2013 um beinahe 20 Prozent. Wenn Jugendliche nicht deutlich stärker Engpassberufe als andere Nicht-Engpassberufe ergreifen würden, wäre der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt noch ausgeprägter.«

Maximilian Stockhausen (2023): Einstellungen zur  sozialen Mobilität. IW-Verteilungsreport 2023. IW-Report, Nr. 58/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023

Helena Bach (2023): Schriftliche Stellungnahme zur Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zum Antrag „Aktionsplan zur Stärkung der Tarifbindung – Für gute Arbeitsbedingungen und höhere Löhne“, Bundestagsdrucksache 20/6885. IW-Report, Nr. 57/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Die Forderung nach einer Stärkung der Tarifbindung stützt sich auf die Annahme, dass tarifliche Arbeitsbedingungen besser und gerechter sind als individuell ausgehandelte. Dabei wird sich insbesondere auf die Lohnwirkung von Tarifverträgen konzentriert. Das Argument: Da in tarifgebundenen Unternehmen höhere Löhne gezahlt werden, sollten möglichst viele nach Tarif zahlen. Diese Schlussfolgerung ist jedoch aus mehreren Gründen kritikwürdig. Zudem kann eine wirkliche Stärkung der Tarifbindung nur über eine Stärkung der Tarifpartner gelingen.«

Thorsten Schlee et al. (2023): An den Grenzen? Ausländerbehörden zwischen Anspruch und Alltag, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Oktober 2023
»Erfolgreiche Migrationspolitik braucht effektive Ausländerbehörden, die neues Recht bei Fachkräfteeinwanderung, Aufenthaltsmöglichkeiten und Einbürgerungen, aber auch Abschiebungen umsetzen. Aktuell häufen sich Berichte über lange Wartezeiten, nicht bearbeitete Anträge und mangelnde Erreichbarkeit. Vor diesem Hintergrund hat die Bertelsmann Stiftung eine Studie zur Situation der Ausländerbehörden in Auftrag gegeben, die von Prof. Dr. Hannes Schammann, Prof. Dr. Sybille Münch von der Universität Hildesheim und Dr. Thorsten Schlee von der Universität Duisburg-Essen erarbeitet wurde. Als Datengrundlage dienten qualitative Interviews, Plenarprotokolle und eine Umfrage unter 90 Ausländerbehörden. Ausländerbehörden werden überwiegend als „Flaschenhals“ wahrgenommen, beispielsweise wenn es um die Umsetzung gesetzlicher Bestimmungen zu den vielfältigsten Herkunftsländen geht. In 5 Handlungsfeldern haben die drei Wissenschaftler Empfehlungen für die Verbesserung der Situation erarbeitet. Eine davon ist die Vermeidung von Mehrfachprüfungen.«

Josephine Hofmann und Stefan Rief (2023): Performance hybrider Arbeit. Studie des Projektes Connected Work Innovation Hub, Stuttgart: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Oktober 2023
»Der Innovationsverbund »Connected Work Innovation Hub« des Fraunhofer IAO hat die Ergebnisse einer Online-Befragung aus dem Frühjahr 2023 veröffentlicht. Mehr als 3000 Teilnehmende haben darin Fragen zu ihrer aktuellen Arbeitssituation beantwortet. Die Studie gibt Einblicke in den Status quo hybrider Arbeitsmodelle, zeigt positive Entwicklungen auf, macht aber auch das Problem einer zunehmenden »sozialen Erosion« sichtbar.«

Nils Backhaus et al. (2023): Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu Arbeitszeit und gesundheitlichen Auswirkungen, Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), 2. vollständig überarbeitete Auflage, September 2023
»Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht ist das Ziel gesetzlicher Regelungen zur Arbeitszeit, dass Erwerbstätige über lange Zeit leistungsfähig, belastbar und zufrieden mit ihrer Arbeit sind. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen stellen aus Sicht des Arbeitsschutzes einen (Mindest-)Standard für eine gesunde und sichere Gestaltung der Arbeit dar. Flexible Arbeitszeiten bieten eine Chance für Betriebe und Beschäftigte, wenn sie die Grenzen der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten unter der Bedingung einer Arbeits- und Lebenswelt mit hoher Intensität berücksichtigen und hinreichend Erholungszeiten ermöglichen.«

Markus Promberger et al. (2023): Kompetenzfeststellungsverfahren in der Arbeitsvermittlung: Eine qualitative Evaluation des Kompetenztests ‚MYSKILLS‘. IAB-Forschungsbericht Nr. 17/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»In Deutschland ist die Bedeutung berufsfachlicher Arbeitsmärkte, die durch formale Zertifikate strukturiert werden, ausgesprochen hoch. Dies zeigt sich etwa bei den qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten. Formal geringqualifizierte Personen sind mit Abstand am häufigsten von Arbeitslosigkeit betroffen … Personen mit Migrationserfahrung und ohne offizielle Zertifizierung ihrer beruflichen Kompetenzen sind dabei strukturell besonders benachteiligt und überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen … Ein fehlender formaler Nachweis beruflicher Kompetenzen bedeutet jedoch nicht zwingend, dass solche nicht vorhanden sind. Denn diese könnten durchaus in sogenannten non-formalen oder informellen Settings erworben worden sein. Diese Settings sind vielfältig und können neben Arbeitsplätzen auch Freizeitaktivitäten, ehrenamtliche Tätigkeiten oder nicht erwerbsmäßige Care-Arbeit umfassen. An dieser Stelle setzen sogenannte Kompetenzfeststellungsverfahren an: Sie sollen vorhandene Kompetenzen jenseits formaler Qualifizierungswege erfassen und zu deren verbesserter Anerkennung beitragen. Politisch wird die Etablierung entsprechender Verfahren auch durch die Europäische Union (EU) vorangetrieben. Sie sollen unter anderem die individuelle Beschäftigungsfähigkeit und die Durchlässigkeit von institutionalisierten Zugangsbarrieren zu beruflichen Feldern erhöhen. Angesichts zunehmender Migrationsbewegungen, des demografischen Wandels, des in einigen Segmenten erkennbaren Fachkräftemangels und des wirtschaftlichen Strukturwandels wird diesen Verfahren eine wachsende Relevanz zugeschrieben.«

Karin Haist et al. (2023): Demografischer Wandel – bekannte Herausforderungen, neue Gestaltungsmöglichkeiten, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2023
»Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft in vielen Bereichen vor Fragen, sei es bei Weiterbildung, Zuwanderung, Sozialversicherung oder Infrastruktur. Mit dem Übergang der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand wird der Mangel an Arbeitskräften immer spürbarer. Längst fehlt es nicht mehr nur an Fachkräften, sondern Mitarbeiter aller Qualifikationsstufen werden händeringend gesucht – sei es in Pflege, Logistik, Industrie oder der öffentlichen Verwaltung. Gleichzeitig ergeben sich auch neue Chancen: Ältere Menschen sind so agil wie nie zuvor und ihre Entscheidungen als Konsument*innen, Erwerbstätige sowie Unternehmer gewinnen für Wirtschaft und Gesellschaft an Bedeutung. Was bedeutet das für die Lebensqualität wie auch die soziale Teilhabe der Älteren? Wie können Wirtschaft und Gesellschaft die Veränderungen durch den demografischen Wandel bewältigen und gestalten?«

Katharina Werner et al. (2023): Was denken die Deutschen zu Chancenungleichheit im Bildungssystem?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2023
»Wir haben die Deutschen befragt, was sie über Bildungsungleichheit in Deutschland und verschiedene Reformvorschläge dazu denken. Deutliche Mehrheiten der Deutschen sehen ein(sehr)ernsthaftes Problem in der Chancenungleichheit zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund (62 %) sowie zwischen Kindern aus guten bzw. schwierigen sozialen Verhältnissen (61 %). Dieses Meinungsbild hat sich seit 2019 verschlechtert. Zudem fürchten 53 %, dass die Digitalisierung zu einer größeren Ungleichheit im deutschen Bildungssystem führen wird. Als Maßnahmen für mehr Chancengleichheit befürworten die Deutschen ein Chancenbudget für Schulen mit vielen Schüler*innen aus benachteiligten Verhältnissen (69 %) sowie die Nutzung eines Sozialindex für Schulen (65 %). Auch Gehaltszuschläge für Lehrkräfte an Schulen mit vielen Schüler*innen aus benachteiligten Verhältnissen werden mehrheitlich (55 %) unterstützt. Eine Mehrheit (69 %) ist zudem dafür, den Anteil an Schüler*innen mit ausländischer Staatsbürgerschaft und unzureichenden Sprachkenntnissen pro Schulklasse auf maximal 30 % zu beschränken. Um den durch Corona versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen, befürworten deutliche Mehrheiten verpflichtenden Förderunterricht und Ferienkurse für benachteiligte Schülergruppen.«

Sasjkia Otto (2023): Working nein to five. What can the UK learn from Germany about work-life balance?, London: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023

Matthias Diermeier und Ruth Maria Schüler (2023): Reform der Rentenversicherung in Deutschland. Eine Empirie zu Reformaversionen, in: IW-Trends, Nr. 4/2023, S. 45-60
»Die deutsche Rentenversicherung steht durch den demografischen Wandel unter enormem Reformdruck. Trotz großer Besorgtheit findet keine Reform der im Versicherungssystem angelegten Stellschrauben eine Mehrheit in der deutschen Bevölkerung. In einem Vignettenexperiment im Rahmen der IW-Personenbefragung 2023 werden Beitragssatz, Sicherungsniveau und Regelaltersgrenze zueinander in Beziehung gesetzt und die möglichen Reformanpassungen simuliert. Auch das explizite Aufzeigen von Reformoptionen verhindert die bestehenden Reformaversionen nicht. Bei der direkten Gegenüberstellung der Reformoptionen erfährt eine Erhöhung des Beitragssatzes die geringste Ablehnung. Rentenkürzungen werden als am schmerzhaftesten eingeordnet. Im direkten Vergleich wird ein späterer Renteneintritt um ein Jahr ähnlich negativ bewertet, wie eine Erhöhung des Beitragssatzes um rund 3 Prozentpunkte oder eine Absenkung der Rente um etwa 4 Prozent. Die geringste Reformbereitschaft besteht bei den Personen, die eine Reform am wenigsten treffen würde: bei den über 50-Jährigen. In der Bevölkerungsgruppe der unter 50-Jährigen werden alle Reformoptionen deutlich weniger stark abgelehnt. Dass der sichtbare Druck auf das Rentensystem gerade jüngeren Menschen Flexibilität abtrotzt, sollte Ausgangspunkt des Werbens für eine Reform sein. Tatenlosigkeit würde ein stärkeres Engagement in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge erfordern oder bei gleichzeitiger Zusicherung eines konstanten Rentenniveaus zu einer immensen Belastung des Staatshaushalts führen. Das weitere Herauszögern einer Reform, birgt die Gefahr, die Anspruchshaltung der Bevölkerung an ein konstantes Rentenniveau ohne eigene Gegenleistung zu verfestigen, Spielräume einzuengen und den Rentendiskurs zu verhärten.«

Diakonie (2023): Wirtschaftliche Situation in den ambulanten Pflegediensten/Diakoniestationen, Berlin: Diakonie Deutschland. Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung, November 2023

Wido Geis-Thöne (2023): Noch 700.000 Ganztagsplätze müssen geschaffen werden. IW-Kurzbericht, Nr. 84/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Orientiert man sich an den aktuellen Betreuungswünsche von Eltern mit Kindern im Grundschulalter, werden rund 2,35 Millionen Ganztagsplätze benötigt, wenn der Rechtsanspruch im Schuljahr 2029/2030 vollständig in Kraft ist. Um diesen Wert zu erreichen, müssen noch 700.000 Plätze neu geschaffen werden.«

OECD (2023): Working towards dual intent integration of Ukrainian refugees, Paris, 03.11.2023
»As the displacement of Ukrainians in OECD countries is prolonged, additional integration support in host countries is needed for optimal outcomes, yet the nature and scope of support needed may not align with the usual integration practices as many refugees are expected to want to return to home when the situation permits. Considering the conflicting needs, adopting a dual intent approach could prepare for both indefinite stay as well as for possible return of refugees by deliberatively seeking to minimise possible return barriers.«

Anja Stichs und Katrin Pfündel (2023): Diskriminierungserfahrungen von Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern. Wahrnehmungen in Bezug auf Alltagssituationen, die Benotung in der Schule, die Arbeits- und die Wohnungssuche. Forschungsbericht 48, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), 2023

Matthias Gruhl (2023): Solidarisch, gerecht und kurzfristig umsetzbar. Zehn Reformvorschläge für ein zukunftsfähiges Gesundheits- und Pflegewesen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023

Andreas Aust et al. (2023): Empirische Befunde zum Bildungs- und Teilhabepaket: Teilhabequoten im Fokus, Berlin: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband, November 2023

Felicitas Schikora (2023): Mehr „Netto vom Brutto“. Über die Sinnhaftigkeit der Einführung eines Freibetrags in den Sozialversicherungen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, November 2023
»Die finanzielle Belastung von Haushalten in Deutschland nimmt angesichts aktueller Krisen und Herausforderungen immer weiter zu. Gleichzeitig warnen Expertinnen und Experten davor, dass auch die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge ohne Reformen weiter steigen müsste, um die Folgen des demografischen Wandels zu kompensieren. Damit stiege die Abgabenlast einkommensschwacher Haushalte in besonderem Maße an.  Könnte die Einführung eines Freibetrags in den Sozialversicherungen einen sinnvollen Beitrag dazu leisten, die finanzielle Belastung einkommensschwacher Haushalte zu reduzieren?«

Berns Raffelhüschen et al. (2023): Die fiskalischen Chancen und Risiken der Migration im Kontext des demografischen Wandels, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, November 2023
»Der demographische Wandel stellt den deutschen Sozialstaat vor enorme Herausforderungen. Neben der Diskussion darüber, wie inländische Potenziale für den Arbeitsmarkt gefördert werden können, wird dabei auch diskutiert, inwiefern Migration dazu beitragen kann, die negativen Wirkungen des demographischen Wandels für den Sozialstaat abzumildern oder sogar zu überwinden. Insbesondere gesteuerte Arbeitsmigration könnte sich hierfür eignen. Die vorliegende Studie widmet sich dieser Fragestellung mittels der international etablierten Methode der Generationenbilanzierung.«

Alexandra Uhly und Frank Neises (2023): Vorzeitige Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung. Aktuelle empirische Befunde der Berufsbildungsstatistik und Maßnahmen – Ein Überblick, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), November 2023
»Aktuelle Ergebnisse der Berufsbildungsstatistik zeigen für das Jahr 2022 für die duale Berufsausbildung nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) einen deutlichen Anstieg der Vertragslösungsquote im Vergleich zum Vorjahr. Das Informationspapier liefert einen kurzen Überblick über die aktuellen statistischen Befunde und Analysen. Weiterhin werden grundlegende Informationen zu Angeboten und Maßnahmen und Praxisbeispielen zusammengestellt, die zur Vermeidung oder Reduktion von vorzeitigen Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung beitragen können.«

Katharina Ruhwedel und Stephan Simon (2023): Was bringt das Weiterbildungsgesetz? Sozialrechtliche Perspektiven auf neue arbeitsmarktpolitische Förderinstrumente für die Transformation der Arbeitswelt. Working Paper Forschungsförderung Nr. 310, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, November 2023
»Die Transformation der Arbeitswelt stellt neue Herausforderungen an Qualifizierung und Arbeitsmarktpolitik. Das Weiterbildungsgesetz der Ampel-Regierung soll dem begegnen und enthält einige entscheidende Neuerungen für das Sozialrecht. Teil hiervon sind die „Ausbildungsgarantie“, das Qualifizierungsgeld und der Ausbau der Weiterbildungsförderung nach § 82 SGB III. Das Working Paper stellt die neuen Regelungen vor, ordnet sie rechtspolitisch ein und misst sie kritisch an den formulierten Gesetzeszielen.«

Simone Hocke und Andreas Klee (2023): Transformation in der Arbeitswelt gestalten. Welchen Beitrag leistet eine akademische Weiterbildung von Betriebs- und Personalräten? Working Paper Forschungsförderung Nr. 309, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, November 2023
»Damit Transformationsprozesse nachhaltig, sozial gerecht und im Sinne demokratischer Entwicklung gestaltet werden können, sind Interessenvertretungen als Mitbestimmungsakteure gefordert. Die komplexen Gestaltungsaufgaben erhöhen die Kompetenzanforderungen an Betriebs- und Personalräte. Erstmals zeigt eine empirische Studie, welche dafür notwendigen Spezialkenntnisse und Kompetenzen im Rahmen einer akademischen Weiterbildung vermittelt werden können. Durch zertifizierte Abschlüsse erfährt die Tätigkeit im Ehrenamt eine höhere Wertschätzung und die Mitbestimmung wird für die Zukunft gestärkt.«

Nils Teichler et al. (2023): Entkoppelte Lebenswelten? Soziale Beziehungen und gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland. Erster Zusammenhaltsbericht des FGZ, Bremen: Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), November 2023
»Gibt es in Deutschland eine Entkopplung sozialer Gruppen? Und welche Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt spielen soziale Netzwerke – hier verstanden als der Bekanntenkreis einer Person? Diesen Fragen gehen wir in diesem Zusammenhaltsbericht nach. Unsere Analysen basieren auf repräsentativen Forschungsdaten des German Social Cohesion Panel (SCP) für das Jahr 2021 – einer zentralen Längsschnittstudie des Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) mit mehr als 12.000 Befragten. Um den Einfluss sozialer Netzwerke auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu untersuchen, konzentrieren wir uns auf die Zusammensetzung sozialer Bekanntenkreise hinsichtlich ausgewählter Merkmale. Insbesondere interessieren wir uns für Netzwerkhomogenität, also den Umstand, dass sich der Großteil der Bekannten einer Person hinsichtlich eines bestimmten Merkmals gleicht.«

Patrick Süß (2023): Management Opposition, Strikes and Union Threat, 20.10.2023
»I estimate management opposition to unions in terms of hiring discrimination in the German labor market. By sending 13,000 fictitious job applications, revealing union membership in the CV and pro-union sentiment via social media accounts, I provide evidence for hiring discrimination. Callback rates are on average 15% lower for union members. Discrimination is strongest in the presence of a high sectoral share of union members and large firm size. I further explore variation in regional and sectoral strike intensity over time and find suggestive evidence that discrimination increases if a sector is exposed to an intense strike. Discrimination is positively associated with the sectoral share of firms that voluntarily orientate wages to collective agreements. These results indicate that hiring discrimination can be explained by union threat effects.«

Katharina Wuropulos et al. (2023): Solidarität für alle? Europas ungleicher Umgang mit Geflüchteten, Hamburg: IFSH – Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, 2023
»Die Bereitschaft europäischer Staaten und Gesellschaften, Geflüchtete aufzunehmen, variiert. Dabei gibt es nicht nur Unterschiede zwischen verschiedenen aufnehmenden Ländern. Seit der Eskalation des Kriegs in der Ukraine im Frühjahr 2022 zeigt sich, dass auch die Herkunft der Geflüchteten einen Einfluss darauf hat, mit welcher Hilfe sie rechnen können. In liberalen Gesellschaften braucht es Korrektive zu einer Eigendynamik von Solidarität, die sich von empfundener Ähnlichkeit leiten lässt. Nur so lässt sich dem universalistischen Anspruch des Flüchtlingsrechts gerecht werden, das für alle von Krieg und Verfolgung Betroffenen gleichermaßen gilt.«

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2023): Wachstumsschwäche überwinden – in die Zukunft investieren. Jahresgutachten 2023/24, Berlin, November 2023

Der Sachverständigenrat hat für die Erstellung des Jahresgutachtens zwei Expertisen in Auftrag gegeben und diese als Arbeitspapiere veröffentlicht:
➞ Hermann Buslei, Johannes Geyer und Peter Haan (2023): Zur Entwicklung der Altersarmut bei Änderungen der Rentenanpassungsregeln und weiterer Reformen, Arbeitspapier 05/2023, Berlin: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, November 2023
➞ Maximilian Blömer und Andreas Peichl (2023): Reformoptionen im deutschen Grundsicherungs- und Transfersystem sowie bei der Ehegattenbesteuerung. Arbeitspapier 04/2023, Berlin: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, November 2023

Charlotte Bartels et al. (2023): Rentenvermögen macht Großteil des Vermögens der ärmeren Bevölkerungshälfte in Deutschland aus, in: DIW Wochenbericht, Nr. 45/2023
»Das Rentenvermögen, also der Gegenwartswert der Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung, betriebliche Altersvorsorge und Beamt*innenpensionen, wird typischerweise nicht in die Berechnung von Nettovermögen einbezogen. Nach Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) stellt das Rentenvermögen mit durchschnittlich 33 Prozent nach dem Immobilienvermögen den zweitwichtigsten Baustein im Vermögensportfolio der deutschen Bevölkerung im Jahr 2017 dar. In der unteren Hälfte der Vermögensverteilung macht es sogar 70 Prozent aus. Insgesamt summieren sich die Ansprüche an gesetzliche Rentenversicherung, Pensionen und betriebliche Altersvorsorge auf das Dreifache der jährlichen Wirtschaftsleistung in Deutschland. Mit Einbeziehung des Rentenvermögens sinkt auch die gemessene Vermögensungleichheit: Der Anteil der unteren Hälfte am Gesamtvermögen steigt von zwei auf neun Prozent, ist also mehr als viermal so hoch. Der Anteil der Top-Vermögenden am Vermögen sinkt um zehn Prozentpunkte. Reformen der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge beeinflussen die Vermögenssituation insbesondere in der unteren Hälfte der Verteilung, was bei Reformüberlegungen künftig stärker berücksichtigt werden sollte.«
➔  dazu: Von Rentenkürzungen ist die ärmere Bevölkerungshälfte überproportional betroffen: Interview, in: DIW Wochenbericht, Nr. 45/2023

Florian Blank et al. (2023): Signal-Störung der Ampel bei der Grundsicherung? WSI-Report Nr. 91, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), November 2023
»Die Ampel-Regierung nähert sich der Halbzeit der Legislaturperiode. In ihrem Koalitionsvertrag hat sie 2021 eine Reihe von Vorhaben vereinbart, die die Grundsicherung reformieren sollen. Das betrifft das inzwischen umgesetzte Bürgergeld, das das ungeliebte „Hartz IV“ ablöst. Die Kindergrundsicherung ist nach wie vor nicht umgesetzt. Weitere Maßnahmen berühren das Verhältnis von Grundsicherung und Sozialversicherung. Je nach Ausgestaltung bzw. Umsetzung haben diese Reformen das Potenzial, die Rolle und gesellschaftliche Akzeptanz der Grundsicherung in Deutschland deutlich zu verbessern und damit der erheblichen Kritik an diesen Bereichen des gegenwärtigen Sozialleistungssystems entgegenzukommen. Der Report stellt verschiedene Vorhaben der Ampelkoalition vor, beschreibt und bewertet sie. Es zeigt sich, dass einzelne Maßnahmen als Schritte in die richtige Richtung gelten müssen, die Koalition aber häufig zu zaghaft vorgeht und auf manche Kritikpunkte an der bisherigen Praxis oder ihren Plänen gar nicht eingeht. Vor allem wird berechtigten Forderungen nach einer auch der Höhe nach ausreichenden Grundsicherung nicht stattgegeben.«

Susanne Wanger und Enzo Weber (2023): Arbeitszeit: Trends, Wunsch und Wirklichkeit. IAB-Forschungsbericht Nr. 16/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Die gewünschte Arbeitszeit von Beschäftigten stimmt nicht unbedingt mit der tatsächlichen Arbeitszeit überein. Wir untersuchen in unserer deskriptiven Analyse deshalb, wie sich die Arbeitszeitwünsche und die tatsächlichen Arbeitszeiten im Zeitverlauf entwickelt haben. Dabei differenzieren wir nach Geschlecht, Beschäftigungsformen, Alters- und Arbeitszeitgruppen. Männer geben häufiger als Frauen an, überbeschäftigt zu sein, Frauen sind dagegen häufiger unterbeschäftigt. Hier spielt die jeweilige Beschäftigungsform eine wesentliche Rolle. Insgesamt sind die gewünschten Arbeitszeiten in Voll- und Teilzeit über Jahrzehnte bemerkenswert stabil geblieben. In den vergangenen Jahren ist bei Vollzeitbeschäftigten aber ein Trend zu etwas kürzeren gewünschten Arbeitszeiten zu beobachten. Diese Entwicklung hat sich am aktuellen Rand durch die Erfahrungen in der Pandemie verstärkt. Bei Teilzeitbeschäftigten bleibt das Niveau der gewünschten Arbeitszeiten dagegen im Zeitverlauf relativ stabil, während die tatsächlichen Arbeitszeiten schon länger ansteigen. Bei geringfügig Beschäftigten überwiegen die Verlängerungswünsche deutlich, auch wenn diese in den vergangenen Jahren im Schnitt etwas seltener geäußert wurden und an Bedeutung verloren haben. Da gerade die Jahre 2020 und 2021 stark von pandemiebedingten Arbeitsausfällen, und Belastungen geprägt waren, bleibt abzuwarten, wie sich die Präferenzen nach Ende der Pandemie weiterentwickeln.«

Ralph Henger und Michael Voigtländer (2023): Nachhaltiger und  erschwinglicher Wohnraum – zwei (un-)vereinbare Ziele?. IW-Policy Paper, Nr. 9/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023

Stefan Schiman-Vukan (2023): Sind die Löhne die (neuen) Preistreiber? WIFO Research Briefs 13/2023, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), November 2023
»Die Tariflohnsteigerungen beschleunigten sich zuletzt auf 8% im Vorjahresvergleich. Sie bewirkten bislang aber keine zusätzlichen Preisanstiege, sondern ergaben sich aus diesen, wie die vorliegende Analyse zeigt. Während eine Kompensation von Reallohnverlusten demnach keine „Lohn-Preis-Spirale“ auslösen wird, wird sie die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, die sich aus der Überinflation in Österreich ergibt, verstärken. Zudem geht sie zulasten der Unternehmen, da der Kapitalabfluss an das rohstoffexportierende Ausland den Verteilungsspielraum geschmälert hat.«

Emanuel Bennewitz et al. (2023): Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine auf die Betriebe in Deutschland und weitere Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2022. IAB-Forschungsbericht Nr. 15/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Knapp die Hälfte aller Betriebe in Deutschland war 2022 wirtschaftlich negativ vom Angriffskrieg auf die Ukraine betroffen. Bei etwa jedem siebten Betrieb kam es sogar zu stark negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Die Betriebe waren dabei vor allem durch höhere Kosten für Energie und Treibstoffe sowie höhere Kosten für Vorleistungen oder Rohstoffe belastet. Unter den wirtschaftlich negativ und stark negativ betroffenen Betrieben stechen insbesondere solche in energieintensiven und stärker exportorientierten Branchen hervor. Die wirtschaftlich negativen Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine könnten sich in Zukunft weiter verschärfen. So gingen von den im Jahr 2022 negativ betroffenen Betrieben überdurchschnittlich viele von einem rückläufigen Umsatz für das laufende Geschäftsjahr aus. Auch erwarteten diese Betriebe bis Juni 2023 häufiger einen Personalabbau als wirtschaftlich nicht negativ betroffene Betriebe.  Auch jenseits des Angriffskrieges waren die Betriebe mit Herausforderungen konfrontiert, etwa im Bereich Personal. Die Schwierigkeiten bei der Deckung des aktuellen Fachkräftebedarfs und der Fachkräftesicherung von morgen haben weiter zugenommen. Die Nichtbesetzungsquote der angebotenen Fachkräftestellen ist auf ein Rekordniveau gestiegen. Und auch auf dem Ausbildungsmarkt sind die Herausforderungen gewachsen. Jeder zweite ausbildungsaktive Betrieb hatte unbesetzte Ausbildungsplätze. Daher überrascht es wenig, dass drei Fünftel der west- und ostdeutschen Betriebe in den kommenden zwei Jahren Schwierigkeiten bei der Deckung des Fachkräftebedarfs erwarteten. Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Der Anteil der Betriebe, die einen Gewinn erwirtschaften konnten, ist im vorangegangenen Geschäftsjahr (2021) nach dem Rückgang im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 wieder gestiegen. Auch hat sich der Anteil der Betriebe, welche die Weiterbildung ihrer Beschäftigten förderten, wie auch die Weiterbildungsbeteiligung der Beschäftigten wieder etwas normalisiert. Dennoch konnte das Niveau des Jahres 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie, noch nicht wieder erreicht werden.«
➔  dazu: Viele unbesetzte Stellen – und der russische Angriffskrieg: aktuelle Befunde aus dem IAB-Betriebspanel (03.11.2023)

Empfehlungen des Expertinnen- und Expertenbeirats zur Umsetzung des Rechtanspruchs auf ganztägige Förderung für Kinder im Grundschulalter, Düsseldorf, Oktober 2023

Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2023): Ausgewählte aktuelle Daten aus der österreichischen Pensionsversicherung und der deutschen Rentenversicherung, Berlin, 16.10.2023

Silvia Rocha-Akis et al. (2023): Umverteilung durch den Staat in Österreich 2019 und Entwicklungen von 2005 bis 2019, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Oktober 2023
»Die Studie analysiert die Auswirkungen des Wohlfahrtsstaates auf Einkommensungleichheit und die relative Armut in Österreich. Ausgehend von den Markteinkommen werden die Verteilungseffekte von staatlichen Geld- und Sachleistungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung sowie von Sozialbeiträgen und (in)direkten Steuern untersucht. Die jüngsten verknüpfbaren Daten für eine solche Analyse beziehen sich auf das Jahr 2019. Durch die Umverteilung sinkt der Gini-Koeffizient im Jahr 2019 von 0,466 (Markteinkommen) auf 0,213 (Sekundäreinkommen), die Armutsgefährdungsquote sinkt zwischen Markteinkommen und verfügbarem Einkommen um den Faktor 2,5. Ein ähnlicher Effekt zeigt sich für die Jahre 2005, 2010 und 2015. Den größten Umverteilungsbeitrag leisten die gesetzlichen Bruttopensionen, gefolgt von den öffentlichen Gesundheitsleistungen. Im Zeitverlauf hat der relative Umverteilungsbeitrag der direkten Abgaben deutlich zugenommen. Hinter den stabilen Verteilungsmaßen im Querschnitt der Bevölkerung in privaten Haushalten verbergen sich divergierende Einkommensentwicklungen zwischen Haushalten nach Altersgruppen. Das Armutsrisiko ist in Haushalten mit Kindern und Hauptverdienenden unter 46 Jahren über- durchschnittlich hoch und hat zwischen 2005 und 2019 zugenommen.«

Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2023): Zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung. Pflegesicherungssysteme in ausgewählten Ländern, Berlin, 06.09.2023

Steffen Angenendt et al. (2023): Die Prognose ungeregelter Wanderungen. Große Erwartungen, begrenzter Nutzen. SWP-Studie 10/2023, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juli 2023
»Die deutsche und europäische Migrationspolitik befindet sich im perma­nenten Krisenmodus. Plötzliche Anstiege ungeregelter Zuwanderung nähren ein Gefühl von Kontrollverlust, das wiederum von populistischen Kräften instrumentalisiert wird. Daher hat die Politik großes Interesse an quantitativen Migrationsprognosen. Besondere Erwartungen wecken KI-gestützte Instrumente zur Vorhersage ungeregelter Wanderungsbewegungen, wie sie zurzeit entwickelt werden. Die Anwendungsfelder dieser Instrumente sind vielfältig. Sie reichen von einer Stärkung der Aufnahmekapazitäten in der EU über die präventive Verschärfung von Grenzschutzmaßnahmen und eine bedarfsgerechte Bereitstellung von Ressourcen in humanitären Krisen bis zur längerfristigen entwicklungspolitischen Programmplanung. Allerdings besteht eine deutliche Kluft zwischen den Erwartungen an die neuen Instrumente und ihrem praktischen Mehrwert. Zum einen sind die technischen Möglichkeiten begrenzt, und mittelfristige Vorhersagen zu ungeregelten Wanderungen sind methodisch kaum möglich. Zum anderen mangelt es an Verfahren, um die Ergebnisse in politische Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen. Die hohe Nachfrage nach Prognosen erklärt sich aus den politischen Funktionen quantitativer Migrationsvorhersage – beispielsweise ihrem Potential für die politische Kommunikation, die Mitteleinwerbung und die Legitimierung politischer Entscheidungen. Investitionen in die Qualität der den Prognosen zugrunde liegenden Daten sind sinnvoller als die Entwicklung immer neuer Instrumente. Bei der Mittelvergabe für Prognosen sollten Anwendungen in der Nothilfe und der Entwicklungszusammenarbeit priorisiert werden. Zudem sollten die Krisenfrüherkennung und die Risikoanalyse gestärkt werden, und die beteiligten Akteure sollten sich besser vernetzen.«

Nadine Biehler (2023): Warum Menschen nicht fliehen. Entscheidungsfindung in Fluchtkontexten und Handlungsmöglichkeiten der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. SWP-Studie 8/2023, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juni 2023
»Weitaus weniger Menschen als häufig angenommen fliehen aus Ländern mit Gewaltkonflikten. Viele entscheiden sich, in Konfliktgebieten zu bleiben. Sie werden oft als Stayees bezeichnet. Dabei lassen sich drei Gruppen unterscheiden. Manche Menschen bleiben freiwillig. Andere bleiben unfreiwillig, etwa weil ihnen für Flucht die Ressourcen fehlen oder weil Gewaltakteure ihre Bewegungsfreiheit stark einschränken. Wieder andere erdulden ihre Immobilität. Über Stayees, ihre Gründe für Immobilität und ihre Bedarfe ist wenig bekannt. Dennoch lassen sich Faktoren identifizieren, die für ihre Entscheidungsfindung relevant sind. Dazu zählen der Konflikttyp, die Art der Gewaltausübung sowie die individuellen Eigenschaften der Betroffenen. Alternativ zu Flucht wenden Stayees verschiedene Überlebensstrategien an, unabhängig davon, ob sie freiwillig oder unfreiwillig bleiben. Dazu können Kollaboration, Neutralität und Protest ebenso gehören wie Widerstand. Wissen über Stayees und ihre Überlebensstrategien ist wichtig für externe Akteure wie humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammen­arbeit. Nur so können diese ihre Aktivitäten auf den Bedarf abstimmen und Menschen unterstützen, die in und mit Gewaltkonflikten leben. Zentral dafür ist, sich das gesamte Spektrum von (Im-)Mobilität zu vergegenwärtigen und diese erweiterte Perspektive als Mehrwert zu verstehen – ohne Menschen auf der Flucht dabei zu vernachlässigen. Wesentlich ist ferner, den Entscheidungs- und Handlungsspielraum der Zivilbevölkerung in Gewaltkonflikten anzuerkennen sowie sie im Sinne des Do-No-Harm-Prinzips vor Gewalttaten und Ausbeutung durch Helfer zu schützen. Schließlich müssen Stayees bei der Unterstützung freiwilliger Rückkehr und Reintegration nach Konfliktende systematisch einbezogen werden.«

Jan Brülle und Dorothee Spannagel (2023): Einkommensungleichheit als Gefahr für die Demokratie. WSI-Verteilungsbericht 2023. WSI Report Nr. 90, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), November 2023

Boris Kühn (2023): Am Limit? Kommunale Unterbringung von Geflüchteten, Hildesheim: Forschungsgruppe Migrationspolitik der Universität Hildesheim, November 2023
»Wie viele Kommunen sind mit der Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten überfordert? Bislang gab es zum Thema nur vereinzelte Berichte. Die Universität Hildesheim und der Mediendienst Integration haben bei Kommunen nachgefragt und mehr als 600 Antworten erhalten.«

Florian Breitinger et al. (2023): Dritte Orte. Begegnungsräume in der altersfreundlichen Stadt, Berlin: Berlin-­Institut für Bevölkerung und Entwicklung, November 2023
»Im Alter finden viele Menschen soziale Beziehungen und gesellschaftliche Teilhabe seltener am Arbeitsplatz und in der Familie. Deswegen braucht es sogenannte „Dritte Orte“: nach dem Zuhause als „erstem“ und dem Arbeitsplatz als „zweitem Ort“ sind diese Treffpunkte im öffentlichen Raum wichtige Anlaufstellen für soziales Miteinander. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Deutschland müssen Kommunen sich aktiv dafür einsetzen, solche Begegnungsräume zu schaffen und zu fördern. Die Veröffentlichung … zeigt die Vielfalt Dritter Orte auf, stellt unter anderem Den Haag als Beispiel guter Praxis vor und begründet wissenschaftlich fundiert, warum es sie in den Quartieren braucht. Kommunen finden in der Analyse außerdem Hilfestellungen, wie sie Dritte Orte identifizieren, erhalten und neu schaffen können, mit besonderem Fokus auf die Bedürfnisse älterer Menschen.«

Michael Cirkel et al. (2023): Bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum – Neue Chancen und Herausforderungen, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), November 2023
»Es gibt vielfältige Herausforderungen bei der bedarfsgerechten gesundheitlichen Versorgung in ländlichen Regionen, in einigen Regionen ist die Unterversorgung bereits Realität. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) können die ländliche Gesundheitsversorgung verbessern, da sie durch Interdisziplinarität, flexiblere Arbeitszeitmodelle und Festanstellungen attraktive Arbeitsstätten darstellen. Vor der Gründung eines MVZ oder vergleichbarer Modelle der Gesundheitsversorgung empfiehlt sich eine detaillierte Bedarfs- und Standortanalyse mit umfassender Datenbasis und Prognoserechnungen. Das hier vorgestellte dreistufige Analyseverfahren wurde am IAT entwickelt und kann wichtige Hinweise zur Standortwahl liefern und prognostische Einschätzungen zu Fallprognosen geben, um zukünftige Gründer auch aus dem nicht-medizinischen Sektor bei der Standortwahl maßgeblich zu unterstützen.«

BAuA (2023): Hybrides, Ortsflexibles, Multilokales Arbeiten? Wissenschaft im Dialog I. Fachveranstaltung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Kooperation mit dem Schwerpunkt „Digitalisierung“ der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Oktober 2023
»Die SARS-CoV-2 Pandemie hat den Ausbau ortsflexibler Arbeitsformen vorangetrieben – kulturelle und technologische Barrieren wurden großflächig abgebaut, sodass sich hybrides, ortsflexibles und multilokales Arbeiten langfristig etablieren konnte. Auch die arbeitswissenschaftliche Erforschung ortsflexiblen Arbeitens hat in den letzten zwei Jahren spürbar zugenommen. Welche Erkenntnisse aus der Zeit vor der Pandemie haben auch weiter Bestand? Welche neuen Erkenntnisse ergeben sich aus der aktuellen Forschung? Diese und weitere Fragen wurden im April 2023 beim ersten interdisziplinären Dialog „Hybrides, Ortsflexibles, Multilokales Arbeiten? Wissenschaft im Dialog“ in der DASA in Dortmund in einem Kreis von Expertinnen und Experten diskutiert.«

Andrea Hammermann et al. (2023): KI und der Arbeitsmarkt. Eine Analyse der Beschäftigungseffekte. IW-Report, Nr. 55/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023

Tanja Fendel et al. (2023): Institutionelle Rahmenbedingungen sind für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten von großer Bedeutung, in: IAB-Forum, 26.10.2023
»Die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt wird Geflüchteten unter anderem durch institutionelle Hürden erschwert. Weil ukrainische Geflüchtete im Gegensatz zu anderen Geflüchteten kein Asylverfahren durchlaufen müssen, deutlich seltener in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind und direkt in die Förderstruktur der Jobcenter integriert wurden, haben sie insgesamt günstigere institutionelle Voraussetzungen. Da ein Großteil der ukrainischen geflüchteten Frauen Betreuungspflichten haben, müssen allerdings auch sie zahlreiche, wenn auch andere Barrieren, überwinden.«

Johannes Geyer et al. (2023): Einkommen von Pflege- und anderen Haushalten fast identisch – große Unterschiede bei Vermögen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 43/2023
»Knapp fünf Millionen Menschen haben Ende des Jahres 2022 Leistungen der sozialen Pflegeversicherung bezogen – rund zwei Millionen mehr als sechs Jahre zuvor. Maßgeblicher Grund für den starken Anstieg der Zahl der Leistungsempfänger*innen ist die Pflegereform im Jahr 2017. Der Großteil der Pflegebedürftigen wird informell versorgt, also in der Regel zu Hause von nahen Angehörigen. Der Pflegefall stellt dabei eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Der vorliegende Wochenbericht zeigt, dass Pflegehaushalte seit der Reform deutlich häufiger von Leistungen der Pflegeversicherung profitieren. Sie verfügen demnach mittlerweile über ein ähnlich hohes Haushaltseinkommen wie Haushalte, in denen keine pflegebedürftige Person lebt. Allerdings machen Transferleistungen bei Pflegebedürftigen einen hohen Anteil am Gesamteinkommen aus. Darüber hinaus ist ihr Vermögen erheblich geringer als das von Personen ohne Pflegebedarf. Insbesondere alleinlebende Pflegebedürftige verfügen über geringe finanzielle Ressourcen, machen zugleich aber über 40 Prozent aller Pflegehaushalte aus. Das ist besonders in Zeiten hoher Inflation problematisch, in denen die staatlichen Leistungen nicht entsprechend schnell angepasst werden. Es wäre sinnvoll, die Pflegeversicherung auszubauen und die Leistungen zeitnah an die Preisentwicklung zu koppeln, um finanziellen Engpässen entgegenzuwirken. Der zusätzliche Finanzierungsbedarf könnte auch durch Umverteilung innerhalb des Versichertenkollektivs, beispielsweise in Form einkommens- und vermögensabhängiger privater Zuzahlungen, realisiert werden.«

Marie Walter-Franke (2023): Anreize und Druck in der Migrationskooperation: Was Konditionalität bewirken kann und was nicht, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Oktober 2023
»Um ihre Migrationsziele zu erreichen, sind die EU und ihre Mitgliedstaaten auf Partner angewiesen. Die Prioritäten und Interessen beider Seiten liegen allerdings oft weit auseinander. Um sich dennoch durchzusetzen, wendet die EU Anreize und Druck an und entwickelt weitere Hebel. Ein Blick auf die Praxis zeigt, dass Migrationskonditionalität zwar funktionieren kann, aber die EU bei ihren wichtigen Partnern oft auf Granit beißt. Die Union sollte ihre Hebel daher realistischer und strategischer einsetzen als bisher.«

Yvonne Lott und Melanie Frerichs (2023): Arbeitszeit im Wandel: Zeit für die Vier-Tage-Woche. HBS Kommentar Nr. 3, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Oktober 2023 

Jochen Overbeck-Gurt et al. (2023): Folgen der Covid-19 Pandemie für die Ausgestaltung von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2023
»Der vorliegende Fokus fasst die Ergebnisse einer umfassenden Literaturstudie zusammen, die dauerhafte Veränderungen in der Arbeitswelt als Folge der Covid-19 Pandemie sowie die daraus resultierenden Konsequenzen für die Gesundheit der Beschäftigten und den Arbeits- und Gesundheitsschutz untersuchte. Hierzu wurde eine systematische Literatursuche zwischen Mitte 2021 bis Ende 2022 durchgeführt. Insgesamt konnten 123 Studien identifiziert werden. Zahlreiche und weitgehend zuverlässige Befunde zeigten sich für Homeoffice und Digitalisierung. Deutlich spärlicher und uneinheitlicher fallen die Ergebnisse für die anderen Bereiche, die Konsequenzen für die Gesundheit und Entwicklungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz aus. Die Ergebnisse werden methodisch hinterfragt und inhaltlich hinsichtlich potenzieller Entwicklungsbedarfe im Arbeits- und Gesundheitsschutz beleuchtet.«

Dietrich Thränhardt (2023): Mit offenen Armen – die kooperative Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine in Europa. Eine Alternative zum Asylregime?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Februar 2023
»Mit der Aufnahme von Millionen ukrainischen Kriegsgeflüchteten haben die europäischen Mitgliedstaaten eine historisch einmalige Solidarität zum Ausdruck gebracht. Die einstimmige Aktivierung der Richtlinie über „Vorübergehenden Schutz“ im europäischen Rat hat eine unbürokratische Aufnahme der Menschen, die vor der Zerstörung durch russische Bomben flüchten mussten, ermöglicht. Was für andere Geflüchtetengruppen in weit geringeren Zahlen bisher nicht möglich oder gewollt war, gelingt in diesem Fall auch in Mitgliedstaaten, die sich bisweilen gegen eine offenere europäische Asylpolitik und die faire Verteilung von Geflüchteten ausgesprochen haben. Anlässlich des bitteren Jahrestags des unrechtmäßigen Angriffskriegs Russlands am 24.2.2022 zieht die hier vorliegende Studie erstmalig einen europäischen Vergleich über den „Vorübergehenden Schutz“ und gibt Aufschluss über Stärken und Schwächen der verschiedenen nationalen Systeme in Bezug auf Einreiseverfahren, Unterbringungsmöglichkeiten und die (Arbeitsmarkt-)Integration.«

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (2023): Die Berufsgesundheit des medizinischen Fachpersonals auf dem Prüfstand. Angestellte Ärztinnen und Ärzte in Deutschland – Trendbericht 2023, Hamburg 2023

Bundeskriminalamt (2023): Rauschgiftkriminalität. Bundeslagebild 2022, Wiesbaden, Oktober 2023

Autorengruppe Fachkräftebarometer (2023): Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023, Bielefeld: Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF), 2023
»Bringt das Ausbildungssystem genügend Nachwuchskräfte hervor, um das Angebot der Kindertagesbetreuung weiter auszubauen? Wie wirkt sich die Situation auf die Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen aus? Steuert die Frühe Bildung in naher Zukunft auf eine Krise zu? Diese und weitere Fragen ordnet das Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2023 anhand amtlicher Daten ein.«

Sophia Chabursky et al. (2023): Kind sein in Zeiten von Corona: Kinder und Eltern in herausfordernden Lebenslagen, München: Deutsches Jugendinstitut (DJI), 2023

Wissenschaftsrat (2023): Perspektiven für die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe. Wissenschaftliche Potenziale für die Gesundheitsversorgung erkennen und nutzen, Köln, Oktober 2023

Stefan Loos und Enyo Azamati (2023): Gestaltungs- und Steuerungsspielräume im Rettungsdienst. Analyse bundeslandrechtlicher Rahmenbedingungen des Einsatzes und der Vergütung von Rettungsdiensten. Studienbericht für das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin: IGES Institut, August 2023
➔  dazu: Zi legt Analyse landesrechtlicher Vorgaben zur Vergütung des Rettungsdienstes vor (23.10.2023)

Monika Senghaas et al. (2023): Implementationsstudie zur Erprobung des idealtypischen Kundenkernprozesses in der arbeitnehmerorientierten Vermittlung. IAB-Forschungsbericht Nr. 14/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Oktober 2023
»Die Bundesagentur für Arbeit hat in vier Arbeitsagenturen einen sogenannten Kundenkernprozess in der arbeitnehmerorientierten Vermittlung erprobt. Vermittlungsfachkräfte sollten den individuellen Unterstützungsbedarf von Arbeitsuchenden bestimmen und ihre Beratungstätigkeit vorrangig auf Arbeitsuchende mit hohem Unterstützungsbedarf konzentrieren. Bei der Bestimmung des Unterstützungsbedarfs orientierten sich Vermittlungsfachkräfte unter anderem an Suchbemühungen der Arbeitsuchenden, deren Gesundheitszustand sowie einem etwaigen Qualifikationsbedarf. Schwierig ist die Zuordnung zu einem hohen oder niedrigen Unterstützungsbedarf aus Sicht von Vermittlungsfachkräften, wenn ein Unterstützungsbedarf besteht, der durch die Arbeitsvermittlung nicht bearbeitet werden kann. Weil ein hoher Unterstützungsbedarf unterschiedliche Ursachen haben kann, ist aus Sicht von Vermittlungsfachkräften eine intensive Beratung nur eine von mehreren möglichen Handlungsoptionen. Eine andere Unterstützungsmöglichkeit ist beispielsweise eine Qualifizierung. Das grundsätzliche Spannungsfeld zwischen einer auf das Individuum zugeschnittenen Beratung und den durch die Vermittlungsfachkräfte zu erfüllenden Zielvorgaben wurde auch durch das neue Konzept nicht aufgelöst.«

Anton Hemerijck  et al. (2023): Up to the Task? Post-Pandemic European Social Policy, in: Intereconomics, No. 5/2023
Having had little time to absorb the economic and social shock of the COVID-19 pandemic, the European Union is confronted with staggering increases in the cost of living. While household burdens vary significantly across and within countries, most European countries are struggling to cushion the blow of rising prices on low-income households and assist those that are at risk of poverty. But are current social policies up to this task? What can we learn from European countries that supposedly get it right? Can governments avoid shifting to a welfare state that is focused on here-and-now redistribution rather than social investment? This Forum examines current examples and offers concrete lessons to shape future policy decisions. 

Elke Ahlers et al. (2023): Betriebliche Arbeitswelt und Potenziale des Gesundheitsschutzes. Ergebnisse der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021. WSI-Report Nr.89, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Oktober 2023

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium der Finanzen (2023): Reform der Grundsicherung. Stellungnahme 05/2023, Berlin, September 2023

Ernst Niemeier (2023): Politik- und Marktversagen erfordern Entgelt- und Rentenkorrektur, in: Wirtschaftsdienst, Heft 10/2023
»Die Reform der gesetzlichen Rentenversicherung kann spätestens mit der Einführung der Riesterrente als gescheitert bezeichnet werden. Sie sichert nicht den Lebensstandard und drängt viele Rentenbezieher in die Altersarmut. Zu diesem Ergebnis tragen neben der reformbedingten Absenkung des Leistungsniveaus auch das Marktversagen in Form von Arbeitslosigkeit und ungleicher Einkommensverteilung bei.«

Hartmut Seifert (2023): Was können frühere Arbeitszeitverkürzungen für die Debatte um die 32-Stunden-Woche lehren?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 10/2023

Wolfram F. Richter (2023): Vom Ehegattensplitting zur Individualbesteuerung, in: Wirtschaftsdienst, Heft 10/2023
»Es wird eine Reform der Ehegattenbesteuerung vorgeschlagen, die darauf abzielt, die negativen Arbeitsanreize beim Zweitverdiener zu reduzieren. Zu diesem Zweck soll das Ehegattensplitting durch eine Individualbesteuerung ersetzt werden, allerdings nur in dem Maße, in dem rechtliche Unterhaltspflichten beim verpflichteten Ehegatten steuerlich als Aufwand Berücksichtigung finden. Nach dem hier gemachten Vorschlag bleibt Splitting bei kleinem Einkommen des Erstverdieners erlaubt und es greift die Individualbesteuerung erst bei hinreichend hohem Einkommen des Zweitverdieners. Im Zwischenbereich sichert eine speziell gestaltete Ausgleichsregelung einen stetigen Belastungsübergang.«

Joachim Ragnitz (2023): Stärkere Tarifbindung als Instrument zur Erhöhung der Löhne in Ostdeutschland?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2023
»Als ein Weg zur Verringerung der noch bestehenden Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland wird häufig eine Erhöhung der Tarifbindung in den ostdeutschen Ländern gesehen. Hierfür werden von Gewerkschaften und vielen Politiker*innen auch gesetzliche Maßnahmen eingefordert. Tatsächlich ist die Tarifbindung aber nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in Westdeutschland verhältnismäßig gering. Dies deutet darauf hin, dass viele Arbeitgeber*innen keinen Vorteil im Beitritt zu Tarifverträgen sehen. Will man die Tarifbindung erhöhen, muss man deswegen vor allem die Anreize hierfür erhöhen, beispielsweise durch stärkere Berücksichtigung von Unterschieden in der Leistungsfähigkeit ostdeutscher Betriebe in den Tarifverträgen.«

Jannik André Nauerth und Johan Pflanz (2023): Lohnlücke Ost-West – Ewige Disparität oder schiefer Vergleich?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2023
»Auch 33 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Löhne in Ostdeutschland noch immer deutlich niedriger als in Westdeutschland. In diesem Beitrag wird untersucht, welcher Anteil der Lohnlücke auf strukturelle Unterschiede zurückzuführen ist und wie groß die tatsächlich verbleibende Lohnlücke ist. Dazu wird die Lohnlücke mittels eines statistischen Gewichtungsverfahrens neu berechnet. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Lohnlücke um rund zwei Drittel sinkt, wenn strukturelle Unterschiede mitberücksichtigt werden.«

Joachim Ragnitz (2023): Angleichung der ostdeutschen Renten: Gewinner und Verlierer, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2023
»Mit der schrittweisen Vereinheitlichung des Rentenversicherungssystems wird auch die bisherige Hochwertung der beitragspflichtigen Einkommen in Ostdeutschland abgeschafft, mit der verhindert werden sollte, dass niedrige Löhne im Osten sich auch in niedrigen Rentenansprüchen niederschlagen. Wenngleich dies rentensystematisch geboten erscheint, führt dies für die Beitragszahler*innen in Ostdeutschland zu einer Verringerung ihrer Rentenanwartschaften bei gegebenem Einkommen.«

Anne Steuernagel und Marcel Thum (2023): Wie viel Beitragsaufkommen lässt sich durch die Einbeziehung zusätzlicher Einkommenskomponenten in der Sozialversicherung erzielen?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2023
»Die sozialen Sicherungssysteme werden in den kommenden Jahren erhebliche zusätzliche finanzielle Mittel benötigen und – wo möglich – auch ressourcensparende Anpassungen vornehmen müssen. Der demografische Wandel setzt die Renten- und Pflegeversicherung unter Druck. In der Gesetzlichen Krankenversicherung führt der technische Wandel zu stetig höheren Gesundheitsausgaben. Dieser Beitrag untersucht, in welchem Umfang eine Ausweitung der Bemessungsgrundlage dazu beitragen kann, die zusätzlich benötigten Mittel für die Sozialversicherung aufzubringen. Bei der Verbreiterung der Bemessungsgrundlage stehen zusätzliche Einkommen der bereits sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vordergrund; eine Ausweitung des versicherten Personenkreises z. B. auf Selbstständige oder Beamt*innen wird im Folgenden nicht untersucht. Die Berechnungen anhand des Sozio-oekonomischen Panels zeigen, dass eine Ausweitung der Bemessungsgrundlage auf weitere Einkommenskomponenten wie Zinsen und Dividenden oder Mieteinnahmen kaum zusätzliches Aufkommen generiert. Neben den zusätzlichen administrativen Kosten stünden auch Ausweichreaktionen beim Arbeitsangebot oder in die private Krankenversicherung einer solchen verbreiterten Bemessungsgrundlage entgegen.«

Boris Augurzky et al. (2023): BARMER Krankenhausreport 2023. Ambulante Leistungserbringung im deutschen Krankenhaussektor. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 43, Berlin: BARMER, Oktober 2023

Andreas Heimer et al. (2023): Partnerschaftliche Vereinbarkeit und Fachkräftebedarf. Auswirkungen einer veränderten Rollenaufteilung von Vätern und Müttern auf das Arbeitskräfteangebot. Kurzexpertise im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Kompetenzbüros Wirksame Familienpolitik, September 2023 

Armin Schäfer (2023): Wer fehlt an der Wahlurne? Sozialräumliche Muster der Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, September 2023

Reinhard Bispinck (2023): Vor 20 Jahren: Einheitliche Entgeltrahmentarifverträge für die Metall- und Elektroindustrie. Analysen zur Tarifpolitik Nr. 98, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Oktober 2023

Alexander S. Kritikos (2023): Arbeitspflicht für Geflüchtete: Wenn Politik dem Populismus erliegt, in: DIW Wochenbericht Nr. 41/2023

Wilfried Rudloff (2023): Der deutsche Sozialstaat in der historischen Sozialpolitikforschung: Forschungsstand und Forschungsperspektiven. DIFIS-Studie 2023/11, Duisburg/Essen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, Oktober 2023

CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag (2023): Die Pflege zukunftsfest machen. Positionspapier. Beschluss vom 10. Oktober 2023, Berlin, Oktober 2023

Cevat Giray Aksoy et al. (2023): Schulterschluss oder Sackgasse – gelingt Europa eine wirksame Asyl- und Integrationspolitik?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2023
»Der jüngste Asylkompromiss der Europäischen Union verabschiedet sich vom Dublin-System und sieht eine gleichmäßigere Verteilung der Geflüchteten in der gesamten EU vor. Parallel werden Abkommen mit Ländern wie Tunesien geschlossen, um die Migrationsbewegungen bereits außerhalb der EU zu beeinflussen. Aber lösen diese Abkommen die aktuellen Probleme? Und was passiert in den EU-Ländern, wenn die Geflüchteten da sind? In Deutschland sehen sich Kommunen an ihren Belastungs- grenzen. Die administrativen Prozesse verlaufen zu kompliziert und zu langwierig. Die Integration in den Arbeitsmarkt – wo möglich – verläuft teils schleppender als in an- deren EU-Ländern. Dabei zeigen Studien, dass die Erwerbsbeteiligung ein wichtiger Schritt für die Integration ist. Wie kann die Integrationspolitik also verbessert werden?«

Tetyana Panchenko (2023): Wie geht es ukrainischen Geflüchteten in Deutschland? Ergebnisse von ifo-Umfragen, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2023
»Eineinhalb Jahre nach Beginn des Krieges und der damit einhergehenden Fluchtbewegung aus der Ukraine nach Deutschland ist bekannt, dass sich diese Gruppe von Geflüchteten in ihrer soziodemografischen Zusammensetzung, dem Tempo der Integration einschließlich der Integration in den Arbeitsmarkt und ihren Rückkehrabsichten unterscheidet. Daten aus vier ifo-Umfragen, die von Mai 2022 bis Juli 2023 durchgeführt wurden, verdeutlichen die sozioökonomischen Merkmale von Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland und zeigen die Dynamik ihrer Veränderungen im zeitlichen Verlauf. Sie zeigen eine Selbstselektion der Geflüchteten nicht nur nach Bildung, sondern auch nach materiellem und sozialem Status. Diese wird im Zeitverlauf schwächer und deutet darauf hin, dass weiterhin vor allem sozial schwache Gruppen von Ukrainer*innen nach Deutschland kommen. Die Befragten äußern sich zu ihrer aktuellen finanziellen Situation und Zufriedenheit mit den Wohnverhältnissen, ihrer Entscheidungsfreiheit und dem Grad der Kontrolle über ihr Leben. Darüber hinaus geben sie Auskunft über ihr Ausmaß an Besorgnis hinsichtlich Diskriminierung sowie die (Un-)Möglichkeit, in Deutschland zu bleiben oder in die Ukraine zurückzukehren. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass ihre Pläne und Integrationsabsichten mit ihrem sozialen Wohlbefinden verbunden sind.«

Clara Albrecht und Tetyana Panchenko (2023): ifo Migrationsmonitor: Einbürgerungspolitik in Deutschland – aktuelle Entwicklungen und Reformaussichten, in: ifo Schnelldienst, Nr.10/2023
»Deutschland ist seit vielen Jahren ein Einwanderungsland. Dieser Sachverhalt fand sich allerdings nicht in der Staatsbürgerschaftsgesetzgebung wieder. Als Folge hat Deutschland im EU-Vergleich eine weit unterdurchschnittliche Einbürgerungsquote. Nach einer kontroversen Debatte über die Ausgestaltung der Einwanderungspolitik hat die Bundesregierung das Gesetz nun reformiert und ein modernes Einbürgerungsrecht geschaffen. Zukünftig wird die doppelte Staatsbürgerschaft für alle Herkunftsländer möglich sein und die Einbürgerung wird früher erfolgen können als bisher. Forschungsergebnisse belegen, dass sich ein schnellerer und vereinfachter Zugang zur Staatsbürgerschaft positiv auf die soziale und wirtschaftliche Integration auswirkt.«

Jean-Victor Alipour (2023): Kein Homeoffice ist auch keine Lösung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2023
»Die Corona-Pandemie hat ein beispielloses Homeoffice-Experiment erzwungen. Für viele ist diese neue Flexibilität bis heute nicht aus dem Arbeitsalltag wegzudenken. Unterdessen häufen sich die Meldungen über Bestrebungen prominenter Unternehmen, ihre Beschäftigten wieder ins Büro zurückzuholen. Begründet wird der Schritt mit der Sorge um die Leistungsfähigkeit im Homeoffice. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Studienlage zu Homeoffice und Produktivität und beantwortet die Frage, ob das Büro bald ein Comeback erlebt. Einige Studien stellen einen Rückgang der Produktivität fest, besonders wenn die Beschäftigten zwangsweise ins Homeoffice versetzt werden – wie unter Corona geschehen. Dagegen zeichnet die Studienlage zu hybriden Regelungen und Optionsmodellen ein durchweg positives Bild.«

Claudio Agosti et al. (2023): Exercising workers rights in algorithmic management systems. Lessons learned from the Glovo-Foodinho digital labour platform case, Brussels: European Trade Union Institute, 2023
»With the Platform Work Directive still under negotiation and the ETUC calling for an EU Directive on Algorithmic Systems at Work, groundbreaking research into the Spanish-Italian Glovo-Foodinho firm, a digital labour platform, has opened up an alternative path for workers wanting to scrutinize application and access their rights in digitalised workplaces, governed by algorithmic management. This involves closed cooperation between trade unions, reverse engineering and Data protection authorities (DPA).«

Jörg Heining et al. (2023): Regionale Arbeitsmarktprognosen 2023/2024: Angespannte wirtschaftliche Lage trifft die regionalen Arbeitsmärkte unterschiedlich. IAB-Kurzbericht Nr. 20/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Oktober 2023
»Aufgrund von Unterschieden in den Strukturmerkmalen, wie der Wirtschaftsstruktur und der Demografie, können sich Prognosen zu Entwicklungen auf regionalen Arbeitsmärkten und auf der Bundesebene unterscheiden. Das IAB erstellt daher Prognosen für einzelne Bundesländer und Arbeitsagenturbezirke, deren Ergebnisse in diesem Kurzbericht behandelt werden. Die angespannte wirtschaftliche Lage ist mittlerweile auf den regionalen Arbeitsmärkten spürbar. Die positive Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist nicht mehr in allen Bundesländern gegeben und die Arbeitslosigkeit nimmt in nahezu allen Bundesländern zu.«
➔  Christiane Keitel (2023): „Nahezu alle Bundesländer verzeichnen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit“, in: IAB-Forum, 10.01.2023: »Parallel zu den gesamtdeutschen Arbeitsmarktprognosen veröffentlicht das IAB regionalisierte Prognosen für die Bundesländer und Agenturbezirke. Diese sind eine wertvolle Informationsquelle für die Bundesagentur für Arbeit und die Fachpolitik. Die Forum-Redaktion hat bei Anja Rossen nachgefragt, wie ihr Prognoseteam die Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte im Jahr 2024 einschätzt.«

Eckhard Nagel et al. (2023): Gutachten zur zukünftigen Sicherung der intensivmedizinischen Versorgung in Bayern angesichts des Fachkräftemangels und kritischer medizinischer Situationen z.B. der COVID-19-Pandemie, Bayreuth 2023
»Das von Professor Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth erstellte Experten-Gutachten liefert im Ergebnis ein Kompendium mit einer Reihe möglicher Lösungsvorschläge, um dem Fachkräftemangel in der Intensivpflege entgegenzuwirken. Die Lösungsansätze beziehen sich etwa auf die Bereiche Stärkung von Zusammenarbeit und Ausbildung, partizipative Führung, innovative Arbeitszeitmodelle und Stärkung der psychischen Ressourcen von Intensivpflegekräften. Viele der untersuchten Maßnahmen lassen sich auf weitere pflegerische Bereiche im Krankenhaus übertragen.«

Dietrich Engels (2023): Zwischenevaluation der finanziellen Auswirkungen des Angehörigen-Entlastungsgesetzes vom 29.11.2019 auf Länder und Kommunen. Studie im Rahmen der „Informationsbasis Sozialhilfe“. Forschungsbericht 627, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Oktober 2023
»In der vorliegenden Zwischenevaluation werden die finanziellen Auswirkungen des Angehörigen- Entlastungsgesetzes von 2019 auf Länder und Kommunen ermittelt. Dazu wurden die Daten der amtlichen Statistik analysiert, Leistungsträger der Hilfe zur Pflege befragt und Leistungsdaten ausgewertet. Im Ergebnis wird die Mehrbelastung im Bereich der Hilfe zur Pflege, die wahrscheinlich auf das AngEntlG zurückzuführen ist, in Höhe von 163,4 Mio. Euro berechnet, dies entspricht 3,4% der Bruttoausgaben der Hilfe zur Pflege im Jahr 2020. Davon werden 121,3 Mio. Euro auf Neufälle zurückgeführt, für die vorher Angehörige die Leistung übernommen hatten, und weitere 42,0 Mio. Euro durch die Reduktion der vorher geleisteten Unterhaltsansprüche.«

Wido Geis-Thöne (2023): Fast 300.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige fehlen. IW-Kurzbericht, Nr. 74/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»Im Jahr 2023 wünschen sich die Eltern für rund 1,16 Millionen unter Dreijährige eine institutionelle Betreuung. Tatsächlich einen Platz haben aber nur 857.000 Kinder. So besteht auch zehn Jahre nach Inkrafttreten des Rechtsanspruchs noch ein gravieren- der Betreuungsengpass von 299.000 Plätzen.«

Udo Brixy et al. (2023): Ausbildungsmarkt und ökologische Transformation: Auszubildende entscheiden sich zunehmend für Berufe mit umweltfreundlichen Tätigkeiten. IAB-Kurzbericht Nr., Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Oktober 2023
»Der Klimawandel erfordert eine Umstrukturierung der Volkswirtschaft. Dadurch steigt auch der Bedarf an bestimmten Fachkräften. Der dualen Ausbildung kommt zur Deckung dieses Bedarfs eine besonders wichtige Rolle zu. Wie kann der Umbau gelingen, wenn in den nächsten Jahren besonders viele Beschäftigte in Rente gehen und gleichzeitig die Zahl der Schulabgänger eher klein ist? Im Folgenden untersuchen wir, wie sich der Ausbildungs- markt für Berufe mit umwelt- und klimafreundlichen Tätigkeiten seit 2013 entwickelt hat.«

Christoph Bräutigam et al. (2023): Qualifizierungen von Führungspersonen in der Pflege – Analyse und Rahmenkonzept, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2023
»Führungspersonen im Pflegemanagement tragen eine große Verantwortung für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Versorgung in Pflegeeinrichtungen und die Steuerung der dazugehörigen Prozesse. Die durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) beauftragte vorliegende Studie untersucht die gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen und Qualifikationsangebote für Führungspersonen in der Pflege. Sie umfasst neben der Recherche bestehender Weiterbildungsangebote auch die Analyse der gegenwärtigen und künftig zu erwartenden Qualifikationsanforderungen sowie die Erarbeitung eines Rahmenkonzepts für Weiterbildungen auf Basis dieser Erkenntnisse.«

Mattis Beckmannshagen et al. (2023): Psychische Gesundheit: Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland wird kleiner, in: DIW Wochenbericht Nr. 40/2023
»Psychische Gesundheit gewinnt in der öffentlichen Diskussion zunehmend an Aufmerksamkeit. Im Vergleich zur körperlichen Gesundheit ist sie aber weiterhin weniger prominent. Wie steht es also um die psychische Gesundheit in Deutschland? Der Wochenbericht zeigt, dass sich die durchschnittli­che psychische Gesundheit in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verbessert hat – ähnlich zur wirtschaftlichen Entwick­lung. Mit der Finanzkrise 2009 und der Corona­-Pandemie ab 2020 büßte sie jedoch deutlich ein. Sie unterscheidet sich klar nach Geschlecht: Die psychische Gesundheit von Frauen liegt erheblich unter jener von Männern, näherte sich aber vor der Pandemie dem Level der Männer leicht an. Im Vergleich von Ost­ und Westdeutschland hingegen zeigte sich in den letzten zwei Jahrzehnten ein Aufholtrend – relativ zu Westdeutschland verbesserte sich die psychische Gesundheit in Ostdeutschland stärker. Allerdings bleiben nach wie vor Unterschiede bestehen. Die Analysen zeigen, dass sich ökonomische Ungleichheiten häufig auch in der psychischen Gesundheit widerspiegeln. Der Aspekt psychischer Gesundheit sollte daher stärker in der politischen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.«

Anja Mallat (2023): Bessere Vereinbarkeit im Homeoffice? Erfahrungen und Grenzgestaltungen von Eltern. IAQ-Report 2023-08, Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), 2023
»Homeoffice kann für Eltern zu mehr Flexibilität und Freiheit in ihrer Alltagsgestaltung, jedoch auch zu einer zunehmenden Entgrenzung der Lebensbereiche Beruf und Familie führen. Insbesondere erwerbsbezogene erweiterte Erreichbarkeiten werden in der Forschung als negative Konsequenz von Homeoffice bewertet. Der Beitrag zeigt auf, dass es aufseiten der Beschäftigten sehr verschiedene Sichtweisen auf das Arbeiten außerhalb regulärer Arbeitszeiten und folglich auch unterschiedliche Regulierungsbedarfe für eine gelingende Vereinbarkeit gibt. Deswegen gilt es, in der betrieblichen Praxis nicht einzig auf kollektive Regelungen zu erwerbsbezogenen Erreichbarkeiten zu fokussieren, sondern auch die Vereinbarkeitsideale der Beschäftigten zu berücksichtigen. Dies setzt zum einen voraus, Führungskräfte für Vereinbarkeitsfragen zu sensibilisieren. Zum anderen müssen die Beschäftigten familiäre und berufliche Leitbilder und Vereinbarkeitsideale reflektieren und befähigt werden, aktive Grenzsetzungsstrategien zu erlernen.«

Julia Hensen und Philipp Trögeler (2023): Inklusion am Arbeitsplatz stärken. Wie und warum verhaltensökonomische Erkenntnisse helfen, Menschen mit Behinderungen bei Einstellungen seltener zu diskriminieren – zum Wohle aller. IW-Report, Nr. 49/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023

Svenja Pfahl et al. (2023): Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern auf den Arbeitsmärkten in West- und Ostdeutschland. WSI-Report Nr. 88, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), September 2023
»Wie ist der Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern auf den Arbeitsmärkten in West- und Ostdeutschland? Auf Basis aktueller Daten und den im WSI GenderDatenPortal vorliegenden Analysen und Zeitreihen untersucht der vorliegende Report anhand von 22 Indikatoren aus den Bereichen Bildung, Erwerbsarbeit, Einkommen, Zeit, Sorgearbeit und Mitbestimmung, wie groß der jeweilige Geschlechterabstand auf den Arbeitsmärkten in West- und Ostdeutschland aktuell ausfällt. Auf dieser Basis wird diskutiert, ob und in welchem Umfang sich die beiden Landesteile hinsichtlich der Geschlechtergleichstellung in den letzten drei Jahrzehnten angenähert haben.«

Andrea Jochmann-Döll et al. (2023): Neuer Wind aus Brüssel für die Entgeltgleichheit. Die EU-Richtlinie 2023/970, der Anpassungsbedarf des deutschen Entgelttransparenzgesetzes und die (neuen) Möglichkeiten für die Tarifpolitik. Analysen zur Tarifpolitik Nr. 97, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), September 2023

Bündnis Krankenhaus statt Fabrik (2023): Unsere Vorstellung von einer bedarfsgerechten und patientenfreundlichen Versorgungskette, 28.09.2023
»Die Regierungskommission strebt mit ihren Vorschlägen auch eine längst überfällige Aufhebung der Sektorengrenze zwischen ambulanter und stationärer Versorgung an. Die hierbei vorgesehenen Level I-Krankenhäuser sind jedoch ungeeignet, um den akuten Versorgungsbedarf gerade in ländlichen Regionen zu decken. Die Ambulantisierungsquoten, mit denen die Kommission rechnet, dienen lediglich dem Bettenabbau im stationären Sektor, berücksichtigen jedoch nicht die oft mangelnde ambulante Versorgungsstruktur, die diesen dann auffangen müsste. Wie aus unserer Sicht eine wirklich bedarfsgerechte und patientenfreundliche Versorgungskette zwischen ambulantem und stationärem Sektor aussehen müsste, haben wir in einem eigenen Positionspapier ausgeführt.«

Gregor Kirchhof (2023): Aktivrente. Grundgesetzliche Leitlinien einer möglichen Umsetzung. Verfassungsrechtliche Stellungnahme im Auftrag der CDU Deutschlands, Augsburg 2023

Christian Bernzen et al. (2023): Diskussionsvorschlag zur Reform der Pflegeversicherung. Wirkungs- und personenfokussierte Pflege und Betreuung, September 2023
»Zusammen mit Prof. Dr. Dr. Bernzen und Prof. Richter haben die Verantwortlichen von Home Instead, die Stiftung Liebenau, der Rummelsberger Diakonie, von Pflegen & Wohnen und den Johannitern einen Diskussionsvorschlag zur Reform der Pflegeversicherung veröffentlicht.  Der zentrale Vorschlag ist, dass statt eines Sachleistungsbudgets in Geld ein Stundenbudget den jeweiligen Pflegegraden zugeordnet werden. Damit soll die versteckte Rationierung von Leistungen der Pflegeversicherung, die durch steigende Pflegesätze bei nur marginal oder gar nicht steigenden Sachleistungsbudgets zunimmt, gestoppt werden. Das Stundenbudget wird nicht mehr an den Wohnort gebunden. Einzelne oder alle Stunden können gepoolt werden. Damit lässt sich die Versäulung in stationär und ambulant aufheben. Auch können sich neue Angebotsformen entwickeln. Die Abrechnung der Stunden wird nur noch an die Zulassung des Leistungserbringers, nicht mehr an den Leistungserbringungsort gekoppelt. In Anbetracht der demografischen Personallücken in der Pflege entstehen neue Angebote, die mit weniger Personal oder einem anderen Skill-Mix die pflegerische Versorgung bei zunehmender Nachfrage sichern können.«

Eva Hänselmann (2023): Die neuen Desiderate der Pflegepolitik. Eine Analyse der Pflegefachdebatte seit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs anhand der Positionen der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland. Sozialethische Arbeitspapiere des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften Bd. 25, Münster: Institut für Christliche Sozialwissenschaften, September 2023
»Die Einführung des neuen, ganzheitlicher ausgerichteten Pflegebedürftigkeitsbegriffes im Januar 2017 war eine Zäsur in der deutschen Pflegefachdebatte. Welche Themen treten seitdem in den Fokus? Welche Vorstellungen und Forderungen werden damit verbunden? Das vorliegende Papier beantwortet diese Fragen basierend auf einer strukturierenden Inhaltsanalyse der pflegepolitischen Stellungnahmen, Pressemitteilungen und Positionspapiere der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege und deren Fachverbände, die als prägende institutionelle Akteure des deutschen Pflegesystems sowohl Erfahrungswissen bezüglich der (Probleme bei der) Erbringung von Pflegeleistungen sowie den Blick auf die Notwendigkeit der Auseinandersetzung um pflegepolitische Fragen mitbringen. In einem Fünfjahreszeitraum von 2017 bis 2022 werden die Diskussionen um notwendige Maßnahmen im Bereich der politischen Steuerung und Finanzierung des Pflegesystems, des pflegerischen Personals, der Pflegeinfrastruktur und der Pflegeleistungen strukturiert dargestellt. Der rote Faden, der alle diese Bereiche durchzieht, ist die Notwendigkeit einer politisch gestalteten Digitalisierung der Pflege in Deutschland.«

Sirikit Krone und Annika Niehoff (2023): Report Dual Studierende. Zur aktuellen Lage in einem hybriden Ausbildungsformat, Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), August 2023

BHP (2023): Berufsbild Heilpädagogin/Heilpädagoge, Berlin: Berufsverband der Heilpädagoginnen und Heilpädagogen – Fachverband für Heilpädagogik (BHP)
»Das folgende Berufsbild schreibt das 1986 und 2001 sowie das 2010 von der Mitgliederversammlung des BHP verabschiedete Berufsbild fort. Das Berufsbild unterliegt einem dynamischen Prozess und muss regelmäßig angepasst, verän­dert und fortgeschrieben werden. Es beschreibt das Selbstverständnis, die Cha­rakteristika, Prinzipien und die Tätigkeitsmerkmale des Berufes der Heilpädago­gin und des Heilpädagogen.«

Stephan Rixen (2023): Ist sozial gerechter Klimaschutz möglich?, in: sozialpolitikblog, 28.09.2023
»Der Streit über Heizungsgesetz und Klimageld verdeutlicht: Klimaschutz gelingt nur, wenn Sozialpolitik mitgedacht wird. Ohne Änderungen des Lebensstils wird es nicht gehen, schreibt Prof. Stephan Rixen von der Universität zu Köln, doch die Lasten des Wandels müssen gerecht verteilt werden.«

August Österle (2023): Sozialpolitik und Sozialpolitikforschung in Österreich. Eine Erhebung zu Lehre, Dateninfrastruktur und Politikberatung. DIFIS-Studie 2023/08, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, September 2023
»Die etwa für Großbritannien bekannte breite Institutionalisierung des Faches Sozialpolitik an Universitäten fehlt in Österreich. Forschung und Lehre in der Sozialpolitik wird vielmehr von der personellen Ausstattung und der inhaltlichen Orientierung einzelner Lehrstühle und von einzelnen Forscher*innen geprägt. Sozialpolitiklehre findet sich in regelmäßigen Angeboten in Studienprogrammen der Sozialen Arbeit an Fachhochschulen, als Schwerpunktsetzung in verschiedenen universitären Studienprogrammen oder im Rahmen einzelner, häufig frei wählbarer Kurse. Im Hinblick auf die Dateninfrastruktur stellt der Zugang zu vorhandenen Daten und die Verknüpfung von Daten die größte Hürde für die sozialpolitische Forschung dar. Die Etablierung des Austrian Micro Data Center im Jahr 2022 und die geplante Entwicklung eines Austrian Socio-Economic Panel bergen Potenzial für bedeutende Verbesserungen. Politikberatung im Feld der Sozialpolitik wurde in Österreich lange Zeit durch die Sozialpartnerschaft und zwei große Wirtschaftsforschungsinstitute geprägt, hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten aber deutlich verbreitert.«

Yvette Bodry et al. (2023): Das Potenzial randomisierter Feldstudien wird in der Sozialpolitikforschung noch nicht ausgenutzt. DIFIS-Impuls 2023/08, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, August 2023
»Informationen zu Ursache-Wirkung-Beziehungen sind eine entscheidende Grundlage für eine wirkungsvolle und gerechte Sozialpolitik. Um die individuellen Wirkungen sozialpolitischer Maßnahmen und Leistungen zu erfassen, muss Evidenz auf der Mikroebene der Begünstigten gewonnen werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse können dabei helfen, Sozialpolitik im Hinblick auf unterschiedliche Interventionsansätze und Zielgruppen besser zu fokussieren.  Eine Bestandsaufnahme zeigt, dass solche Studien in der Sozialpolitikforschung in Deutschland bisher nur vereinzelt durchgeführt wurden. In Frankreich und den USA ist die Anwendung deutlich stärker verbreitet und deckt einen weiteren Bereich der Sozialpolitik ab. Der Beitrag skizziert abschließend mögliche Anwendungsfälle für die deutsche Sozialpolitik.«

Yvette Bodry et al. (2023): Experimentelle Public Policy Evaluation von Sozialpolitik. DIFIS-Studie 2023/07, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, August 2023
»Ziel der Studie ist es, eine Übersicht über die experimentelle Public Policy Evaluation in der Sozialpolitik in Deutschland, in Frankreich und den USA seit dem Jahr 2011 zu vermitteln. Hierzu wurden Evaluationen und wissenschaftliche Untersuchungen recherchiert und die Rechercheergebnisse systematisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass randomisierte Feldexperimente in der Sozialpolitik in Deutschland im Vergleich zu den anderen Ländern nur vereinzelt vorgenommen werden. In vielen Bereichen der Sozialpolitik gibt es überhaupt keine experimentellen Feldstudien. Der Beitrag schließt mit Vorschlägen, wie die experimentelle Evaluation der Sozialpolitik verstärkt werden könnte.«

Adrián Carrasco Heiermann et al. (2023): Alle sollen teilhaben. Wie Kreise und kreisfreie Städte Integration neu denken, Berlin: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, September 2023

Sandra Biermeier et al. (2023): Geförderte Weiterbildung von Beschäftigten – Hürden der Inanspruchnahme aus Sicht von Arbeitsagenturen und Betrieben. IAB-Forschungsbericht Nr. 13/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2023
»Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kann die Weiterbildung von Beschäftigten unter bestimmten Voraussetzungen fördern. Diese Fördermöglichkeiten werden bislang jedoch eher wenig in Anspruch genommen. Ein Forschungsprojekt des IAB geht auf Basis qualitativer Interviews in Arbeitgeber-Services der BA und in Betrieben den Gründen hierfür nach. Eine Hürde für die Inanspruchnahme der Weiterbildungsförderung liegt im relativ geringen Bekanntheitsgrad der Förderinstrumente. Darüber hinaus spielt laut Interviewten aus Betrieben und Arbeitgeber-Service auch der (vermeintlich) hohe administrative Aufwand bei der Beantragung von Fördermitteln eine Rolle. Als kritisch erachten Interviewte aus Betrieben und Arbeitgeber-Service zudem einzelne Fördervoraussetzungen. Dies betrifft zum einen die vorgegebene Mindestdauer der Weiterbildung von mehr als 120 Stunden, da der damit verbundene Arbeitsausfall betriebsseitig teils schwer zu kompensieren ist. Zum anderen wird die „4-Jahres- Ausschlussfrist“ als hinderlich angesehen, da Qualifizierungsbedarfe auch bereits kurze Zeit nach Abschluss einer Ausbildung oder einer geförderten Weiterbildung entstehen können. Ferner kann die Vorgabe, dass die Weiterbildung zertifiziert sein muss, etwa in ländlichen Gebieten oder für die Nutzung spezialisierter passgenauer Weiterbildungsformate eine Hürde darstellen. Das neue Weiterbildungsgesetz, das Ende 2023 eingeführt werden soll, greift einige der hier genannten Hürden auf. Insbesondere will es die Weiterbildungsförderung von Beschäftigten transparenter und einfacher gestalten und so deren Inanspruchnahme erhöhen.«

Anja Bauer et al. (2023): IAB-Prognose 2023/2024: Konjunkturflaute dämpft den Arbeitsmarkt. IAB-Kurzbericht Nr. 18/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2023
»Die hohe Inflation, steigende Zinsen sowie eine schwache Auslandsnachfrage haben die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland gedämpft. Der Arbeitsmarkt wird dadurch zwar beeinträchtigt, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut. Der Kurzbericht gibt einen Ausblick auf die Entwicklung in den Jahren 2023 und 2024.«

Dirk Kiesewetter et al. (2023): Überprüfung der Übergangsregelung zur nachgelagerten Besteuerung nach dem AltEinkG im Hinblick auf eine »doppelte Besteuerung« unter Berücksichtigung der aktuellen BFH-Rechtsprechung. Gutachten, Würzburg, Berlin, 2023

Stiftung Kindergesundheit (Hrsg.) (2023): Kindergesundheitsbericht 2023. Fokus Jugendliche in Deutschland, München 2023
»Rund 8 Millionen Jugendliche leben in Deutschland. Wie geht es ihnen seit der Pandemie? Wie beeinflussen Klimawandel und andere Krisen ihre seelische Gesundheit? Wie ist die aktuelle Studienlage zum Suchtverhalten junger Menschen? Welche Auswirkung haben sozio-ökonomische Faktoren auf ihre Gesundheit? Welche Beteiligungsrechte haben Jugendliche in der gesundheitlichen Versorgung? Wie kann ihre Gesundheitskompetenz gestärkt werden? Und wie blicken junge Menschen selbst auf das Thema Gesundheit? Diese und andere Fragen untersucht der aktuelle „Kindergesundheitsbericht 2023“ der Stiftung Kindergesundheit.«

IAB et al. (2023): Fachkräftemonitoring für das BMAS – Mittelfristprognose bis 2027. Forschungsbericht 625, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), August 2023
»Das BMAS hat das QuBe-Kooperationsprojekt mit einem Fachkräftemonitoring beauftragt, das aus einer jährlichen Mittelfristprognose und regelmäßigen Langfristprojektionen besteht. Mit der Mittelfristprognose wird die Lücke geschlossen zwischen der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (BA), welche vor allem die aktuelle Fachkräftesituation auf dem Arbeitsmarkt nach Berufsgattungen (Fünfsteller) der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) bewertet, und den bisherigen Langfristprojektionen des Fachkräftemonitorings. Deutschland befindet sich mit der Zeiten-, Zins- und Energiewende in einem großen wirtschaftlichen Umbruch, weswegen die mit dieser Transformation einhergehenden Folgen eine zentrale Rolle in der hier vorliegenden Mittelfristprognose spielen.«

BVKTP (2023): Für alle Fälle: Fachberatung in der Kindertagespflege. Eine Bestandsaufnahme, Berlin: Bundesverband für Kindertagespflege (BVKTP), September 2023

Philipp Frey (Hrsg.) (2023): Die Vier-Tage-Woche im Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse des bislang größten Pilotprojekts weltweit, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, August 2023
Die englischsprachige Originalausgabe ist unter dem Titel «The results are in: the UK’s four-day week pilot» im Februar 2023 erschienen.

Jochen Pimpertz (2023): Kosten der Entgeltfortzahlung auf Rekordniveau – trotz Datenkorrektur. IW-Kurzbericht, Nr. 70/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Im Jahr 2022 mussten die Arbeitgeber gut 70 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung ihrer erkrankten Beschäftigten aufbringen. Aufgrund einer Datenrevision fällt die Summe zwar geringer aus als bislang erwartet, aber sie liegt immer noch auf Rekordniveau. Für das laufende Jahr ist nicht von einem Rückgang auszugehen.«

Andreas Zick et al. (Hrsg.) (2023): Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23, Bonn 2023

Hagen Lesch und Christoph Schröder (2023): Die statistische Erfassung von Tarifbindung und Tarifgeltung. Bestandsaufnahme und Reformvorschläge. IW-Report, Nr. 45/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023

Dominik H. Enste und Christina Anger (2023): Haushaltshilfen: Nur selten angemeldet. IW-Kurzbericht, Nr. 57/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Jeder zehnte Haushalt in Deutschland nutzt die Unterstützung durch eine Haushaltshilfe im Alltag. Besonders gefragt ist die Hilfe im Alltag in Haushalten mit einer pflegebedürftigen Person: Mehr als jeder Dritte Haushalt nutzt diese Hilfe. Doch immer noch ist diese vielfach nicht angemeldet.«

Wido Geis-Thöne (2023): Rekordzuwanderung nicht nur aufgrund der Flucht aus der Ukraine. Eine Betrachtung der im Jahr 2022 bedeutendsten Wanderungsbewegungen. IW-Report, Nr. 42/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023

Isabel Baptista et al. (2023): Access for children in need to the key services covered by the European Child Guarantee: An analysis of policies in the 27 EU Member States, Luxembourg: European Social Policy Analysis Network (ESPAN), 2023
➔  Länderbericht Deutschland: Irina Volf et al. (2023): Access for children in need to the key services covered by the European Child Guarantee. Germany, Brussels: European Commission, 2023

Eurofound (2023): Guaranteeing access to services for children in the EU, Luxembourg 2023

Deutsches Krankenhausinstitut (2023): Psychiatrie Barometer. Umfrage 2022/2023, Düsseldorf, August 2023

Wolfgang Dauth et al. (2023): Neufassung der Arbeitsmarkttypisierung im SGB III. IAB-Forschungsbericht Nr. 12/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023

Michael Seemann (2023): Künstliche Intelligenz, Large Language Models, ChatGPT und die Arbeitswelt der Zukunft. Working Paper Forschungsförderung Nr. 304, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, September 2023
»Die rasante Entwicklung von Systemen Künstlicher Intelligenz wie Chat-GPT, die inhaltlich und sprachlich überzeugende Texte generieren können, hat eine intensive Debatte ausgelöst. Es stellt sich die Frage, welche Auswirkungen solche Systeme auf die Prozesse und Arbeitsweisen zum Beispiel in Wissens- und Kreativberufen haben werden. Diese Literaturstudie wertet den aktuellen Stand der Debatte aus. Sie führt in die technische Grundlage, die so genannten „Large Language Models“, ein und untersucht abschließend, welche Auswirkungen auf die Arbeitswelt zu erwarten sind.«

Lutz Bellmann und Günther Schmid (2023): Übergänge von der Schule in den Beruf: Kann Deutschland von der Schweiz lernen?. Discussion Paper EME 2023–001, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), September 2023
»Obwohl sich das duale System der Berufsausbildung im Hinblick auf die Integration von jungen Menschen in das Bildungs- und Beschäftigungssystem generell als erfolgreich erwiesen hat, bestehen erhebliche Unterschiede in der Governance. Dementsprechend variieren Bildungs- und Beschäftigungsniveaus sowie die Risiken von NEET (neither in employment, nor in education and training), Arbeitslosigkeit und Armut. Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie wird das deutsche System der Berufsausbildung aus vielen Gründen stark kritisiert, während das entsprechende System in der Schweiz eher positiv gewürdigt wird. Deshalb vergleichen wir die beiden Steuerungssysteme des Übergangs von der Schule in den Beruf. Vor dem Hintergrund der Theorie der Übergangsarbeitsmärkte betrachten wir die jeweiligen Ordnungen, Akteure, Übergangspfade und aktuellen Entwicklungen. Danach präsentieren wir unsere Bewertung: Deutschland kann von der Schweiz lernen, insbesondere hinsichtlich der Schaffung verlässlicher Brücken zwischen verschiedenen Ausbildungs- und Erwerbsverläufen, der Verbesserungen im Bereich der Berufsorientierung, der laufenden Aktualisierung der Berufsbildungs-Curricula durch verbindliche Vereinbarungen, der Modularisierung und nachhaltigen Finanzierung der beruflichen Bildungsgänge. Überlegungen zu konkreten und grundlegenden Reformoptionen bilden den Abschluss.«

Robert Bosch Stiftung (2023): Das Deutsche Schulbarometer. Aktuelle Herausforderungen aus Sicht der Lehrkräfte. Ergebnisse einer Befragung von Lehrkräften allgemein- und berufsbildender Schulen, Stuttgart: Robert Bosch Stiftung, 2023

Tobias Neidel et al. (2023): Unterschätzte Aspekte einer modernen Polizei. Vorschläge zur Zukunft der polizeilichen Ausbildung, Bürger_innennähe und Wissenschaftskooperation, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, September 2023
»Die Polizei, als Trägerin des staatlichen Gewaltmonopols, steht im Fokus besonderer gesellschafticher Aufmerksamkeit, wenn es um Debatten über eine moderne und bürger_innenfreundliche Sicherheitspolitik geht. Die Forderungen nach einer effizienten Gefahrenabwehr und Strafverfolgung sowie nach einer am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit orientierten Polizeiarbeit, die für alle Menschen gleichermaßen Sicherheit gewährleistet, stellen keine sich ausschließenden Positionen dar, sondern müssen zusammen gedacht werden. In drei Bereichen, die in der bisherigen Diskussion häufig unterschätzt werden, identifiziert dieses Impulspapier besonderes Potenzial: (1) die polizeiliche Aus- und Fortbildung, (2) die Zusammenarbeit und Schnittstellen zwischen Polizei und Zivilgesellschaft sowie (3) das Verhältnis zwischen Polizeiforschung und -praxis.«

Vera Gohla und Martin Hennicke (2023): Ungleiches Deutschland. Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2023, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, September 2023

Simon Eggert et al. (2023): Lebensendlichkeit, Lebensmüdigkeit und Suizidprävention im Kontext von Pflegebedürftigkeit – Eine Befragung pflegender Angehöriger, Berlin: Zentrum für Qualität in der Pflege, 2023

Antje Schwinger et al. (Hrsg.) (2023): Pflege-Report 2023. Versorgungsqualität von Langzeitgepflegten, Berlin: Springer Open, 2023
»Fragen der Versorgungsqualität gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für die pflegerische Versorgung. Der Pflege-Report, der jährlich in Buchform und als Open-Access-Publikation erscheint, beleuchtet im Schwerpunkt 2023 die Versorgungsqualität von Langzeitgepflegten. Bereits im Jahr 2018 stand das Thema „Qualität in der Langzeitpflege“ im Fokus des Pflege-Reports. Viel ist seither geschehen: Die gesetzliche Qualitätssicherung in der Pflege wurde grundlegend reformiert, die Pandemie hat als „Brennglas“ insbesondere im Pflegeheim erhebliche Defizite aufgezeigt. Die Wirkungen unzureichender Personalausstattung, Qualifikation und interprofessioneller Zusammenarbeit treten immer deutlicher zutage. Diese Entwicklungen sind Anlass genug, die Themen Versorgungsqualität und Qualitätssicherung bei Langzeitgepflegten im Pflege-Report aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und aktuelle Entwicklungen einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Zudem präsentiert der Pflege-Report empirische Analysen zur Pflegebedürftigkeit in Deutschland sowie zur Inanspruchnahme verschiedener Pflegeformen. Ein besonderer Fokus gilt der gesundheitlichen Versorgung in der ambulanten Pflege und im Pflegeheim.«

Arbeitskreis Armutsforschung (2023): Kinderarmut in Deutschland – Möglichkeiten der Gegensteuerung mit der Kindergrundsicherung, September 2023

Selma Kadi et al. (2023): Young Carers und Young Adult Carers in Oberösterreich. Status quo, Handlungsfelder und Lösungsansätze, Linz und Wien: Arbeiterkammer Oberösterreich und Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Juli 2023

BMFSFJ/BMG (2023): Gemeinsam für Menschen mit Demenz. Zur Halbzeit der Nationalen Demenzstrategie, Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und Bundesministerium für Gesundheit (BMG), September 2023

Anneliese Kärcher und Manfred Walser (2023): Vereinbarkeit eines Direktanstellungsgebots in der Paketzustellung mit dem Verfassungs- und Unionsrecht. HSI Working Paper Nr. 18, Düsseldorf: Hugo-Sinzheimer-Institut (HSI), September 2023

Dietrich Engels et al. (2023): Studie zu einem transparenten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Entgeltsystem für Menschen mit Behinderungen in Werkstätten für behinderte Menschen und deren Perspektiven auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Abschlussbericht. Forschungsbericht 626, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), September 2023
»Die Studie dient dazu, ein transparentes, nachhaltiges und zukunftsfähiges Entgeltsystem in Werkstätten für behinderte Menschen zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wird auch untersucht, wie Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt verbessert werden können. Das derzeitige Entgeltsystem wird in der Literatur, der gesellschaftlichen Diskussion und ebenso aus rechtswissenschaftlicher Perspektive kritisch gesehen. In breit angelegten Befragungen von Werkstattleitungen und Werkstattbeschäftigten, von deren Angehörigen und Bezugspersonen sowie von Werkstatträten, Frauenbeauftragten und ehemaligen Beschäftigten werden diese Kritikpunkte konkretisiert und Vorschläge zu möglichen Verbesserungen des Entgeltsystems ebenso wie der Übergangsmöglichkeiten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ermittelt. Für ausgewählte Entgeltalternativen werden die finanziellen Auswirkungen auf die Beschäftigten und die gesellschaftlichen Kosten berechnet. Aus den Forschungsergebnissen werden Handlungsempfehlungen zur Reform des Entgeltsystems und der Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt abgeleitet.«

Jochen Stabler et al. (2023): Kompetenz-Kompass Rheinland-Pfalz. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Rheinland-Pfalz-Saarland Nr. 2/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2023
»Der strukturelle Wandel am Arbeitsmarkt führt zu veränderten Anforderungen, auf die sich alle Akteure einstellen müssen. Ein entscheidender Faktor dabei ist das Wissen um die Nachfrage nach Arbeitskräften. Wie sich diese Nachfrage generell und in einzelnen Berufshauptgruppen in Rheinland-Pfalz gestaltet, analysiert der vorliegende Bericht. Er basiert methodisch auf der „Machbarkeitsstudie Kompetenz-Kompass“, die Stellenanzeigen erstmalig systematisch auswertet. Zunächst wird anhand verschiedener Kriterien ermittelt, welche Berufshauptgruppen für die kurz- und langfristige vergangene und künftige Entwicklung der Beschäftigung von besonderer Bedeutung sind. Potenzielle Engpässe sowie eine besonders positive Beschäftigungsentwicklung, die auch eine künftige Nachfrage annehmen lässt, sollen dadurch abgebildet werden. Diese Berufshauptgruppen sind für Rheinland-Pfalz „Technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe“, „Bauplanung, Architektur- und Vermessungsberufe“, „Gebäude- und versorgungstechnische Berufe“, „Medizinischen Gesundheitsberufe“ sowie „Erziehung, soziale & hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“. Für diese Berufshauptgruppen werden fachliche und überfachliche Kompetenzen ausgewertet, die jeweils am häufigsten in Stellenanzeigen genannt wurden. Insgesamt zeichnet sich eine stärkere Nachfrage nach fachlichen als nach überfachlichen Kompetenzen ab. Dieses Ergebnis verweist auf die Bedeutung von formaler Qualifikation und berufsspezifischen Anforderungen. Außerdem zeigen sich große Unterschiede zwischen den Berufshauptgruppen, beispielsweise bei der Anzahl an genannten Kompetenzen je ausgeschriebener Stelle. Darüber hinaus wurde aufgezeigt, dass mit steigendem Anforderungsniveau vermehrt überfachliche Kompetenzen nachgefragt werden.«

Continentale Krankenversicherung (Hrsg.) (2023): Continentale-Studie 2023. Absicherung der Arbeitskraft – (K)ein Thema in der Bevölkerung. Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung der Continentale Versicherung in Zusammenarbeit mit HEUTE UND MORGEN, Dortmund, September 2023
➔  dazu: Berufsunfähigkeitsversicherung: Individuelles Risiko wird deutlich unterschätzt (14.09.2023)

Jochen Pimpertz (2023): Länger arbeiten lohnt sich im Alter. IW-Kurzbericht, Nr. 65/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Mit dem zunehmenden Fachkräftemangel wird gefordert, die Anreize für ein verlängertes Arbeitsleben zu stärken. Für Arbeitnehmer lohnt sich ein späterer Renteneintritt aber schon heute – sowohl mit Blick auf die monatliche Bruttorente als auch auf den Barwert der lebenslang zu erwartenden Rentenzahlungen.«

Christian Hutter und Enzo Weber (2023): Woher kam der deutsche Arbeitsmarktaufschwung? – Und wie kann es weitergehen?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023
»Während die Arbeitsmärkte in Europa und auf der ganzen Welt unter den Auswirkungen der großen Rezession 2008/2009 und der europäischen Schuldenkrise 2012/2013 zu leiden hatten, war in Deutschland ein starker und anhaltender Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten. Bis vor Corona hatte sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Höchststand von 2005 mehr als halbiert, und die Beschäftigung wies auch in Zeiten schwacher Konjunktur einen stabilen Aufwärtstrend auf. Selbst kurz nach Corona und der Energiekrise erreicht die Beschäftigung neue Rekordstände. Auf Basis einer empirischen Analyse werden die möglichen Einflussfaktoren systematisch gegeneinander abgewogen, um die Relevanz und zeitliche Abfolge der verschiedenen Effekte einschätzen zu können.«

Stephanie Prümer und Claus Schnabel (2023): Ist der Staat der bessere Arbeitgeber?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023
»Ein Vergleich der Arbeitsbedingungen im öffentlichen und privaten Sektor zeigt, dass beim Staat vor allem die Arbeitszeitregelungen beschäftigtenfreundlicher sind und der Schutz der Arbeitskräfte durch Tarifverträge und betriebliche Mitbestimmung umfassender ausfällt. Doch bei der Entlohnung bietet der Staat nur für Frauen Vorteile, während Männer sich in der Privatwirtschaft besserstellen als bei öffentlichen Arbeitgebern. Um im zunehmenden Wettbewerb um Arbeitskräfte bestehen zu können, sollte der öffentliche Dienst seine Bedeutung als Arbeitgeber stärker herausstellen, seine Attraktivität weiter steigern und vermehrt versuchen, Beschäftigte zu halten.«

Axel Plünnecke (2023): Zuwanderung in akademischen MINT-Berufen – zunehmende Bedeutung und erste Erfolge, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023

Monika Queisser et al. (2023): Familienpolitik – Quo vadis?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023
»Mit dem aktuellen Haushaltsentwurf 2024 von Bundesfinanzminister Christian Lindner und den geplanten Kürzungen im Bereich Familie ist eine heftige Debatte darum entbrannt, welche familienpolitischen Maßnahmen sinnvoll sind, wie sie wirken und welche Alternativen es überhaupt gibt. Die gute Nachricht ist, dass der Familienpolitik nun endlich wieder erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Doch es stellt sich die Frage, wie eine zukunftsfähige Familienpolitik sinnvollerweise ausgestaltet werden soll. Dabei sollte Familienpolitik nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Zusammenspiel mit der Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.«

Miriam Beblo et al. (2023): Umverteilung – wie viel sind Deutschland die Familien wert?, in: ifo Schnelldienst, Heft 9/2023
»Stand ist: Deutschland nimmt viel Geld in die Hand für Familien. Es gibt über 150 familienpolitische Leistungen. Durch die Komplexität kommt das Geld nicht immer dort an, wo es gebraucht wird. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag erklärt, dass sie Familien stärken und mehr Kinder aus der Armut holen will. Letzteres soll mit der Kindergrundsicherung geschehen. Offen ist die Frage, wie bspw. die Arbeitsmarktpartizipation insbesondere von Frauen verbessert werden kann. Wie kann Familien neben Geldleistungen noch geholfen werden? Und: wie ist das zu finanzieren in Zeiten knapper werdender Kassen? Sind Kürzungen beim Elterngeld ein geeignetes Mittel zur Gegenfinanzierung von Budgetkürzungen?«

Dirk Löhr (2023): Wohnungspolitik: das Paradoxon regulierungsbedingter Konsumentenrenten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023
»Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland ist angespannt. Das von der Bundesregierung avisierte Ziel von 400.000 neu zu bauenden Wohnungen pro Jahr kann nicht realisiert werden. Neben einem weiteren Anziehen der Mietpreisregulierung wird eine Liberalisierung der Mietpreise und eine Stärkung der Subjektförderung vorgeschlagen, um die Bezahlbarkeit des Wohnens zu sichern. Dieser Vorschlag wird eingeordnet und einer kritischen Würdigung unterzogen.«

Sven Stöwhase (2023): Gestaffelte Pflegeversicherungsbeiträge: Herausforderung für die Verwaltung, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023

BMWK/BMBF (2023): Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), September 2023

Eva Eichenauer et al. (2023): Neu im Dorf. Wie der Zuzug das Leben auf dem Land verändert, Berlin und Ludwigsburg: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und Wüstenrot Stiftung, September 2023
»Mehr Menschen in Deutschland ziehen heute aufs Land. Damit hat sich das Wanderungsgeschehen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gewandelt. Der Zuzug eröffnet Chancen für den ländlichen Raum: So bleiben Schulen erhalten und dringend benötigte Fachkräfte kommen. Aber er bringt auch Herausforderungen, denn die Gemeinden müssen Infrastruktur vorhalten und die Neuzugezogenen integrieren. Zudem verändert sich das Leben in Dörfern und Kleinstädten, denn die neuen Nachbarn bringen eigene Bedürfnisse und Erwartungen mit. Eine aktuelle Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Wüstenrot Stiftung zeichnet das Wanderungsgeschehen der vergangenen Jahre detailliert nach und beschreibt anhand von sechs Fallbeispielen, was die neue Landlust für kleine Gemeinden bedeutet.«

Andreas Schmid et al. (2023): Analyse der Vorhaltevergütung zur Reform des Krankenhaussektors, Bayreuth und München, August 2023

Alexander Haering et al. (2023): Long/Post-COVID-Schweregrade und ihre gesellschaftlichen Folgen: Ergebnisse einer Befragung. RWI-Materialien Heft 156, Essen: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), 2023
»Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 entwickeln laut Weltgesundheitsorganisation rund 10 Prozent der Erkrankten anhaltende oder neu auftretende gesundheitliche Beschwerden in Form von Long COVID. Wenn diese Beschwerden länger als zwölf Wochen anhalten, wird dieser Krankheitszustand als Post- COVID-Syndrom bezeichnet. Das Post-COVID-Syndrom ist durch eine große individuelle Spannbreite in der Symptomausprägung und Krankheitsschwere gekennzeichnet. Um eine Einordnung anhand von Clustern zu ermöglichen, haben wir gemeinsam mit Long COVID Deutschland die vorliegende Studie auf Basis einer Online-Befragung erstellt. Insgesamt können wir Angaben von bis zu 2.145 Personen analysieren. Die von uns definierten Symptomschwerecluster korrelieren mit Faktoren wie der Arbeitsmarktteilnahme, der Gesundheit der Betroffenen und verschiedenen Einschränkungen im Leben der Betroffenen. Zudem sehen wir, dass die indirekten Kosten durch den Arbeitsausfall bei durchschnittlich rund 22.200 Euro pro Person liegen. Dabei beobachten wir eine durchschnittliche Krankschreibungsdauer von 237 Tagen. Folglich liefern unsere Analysen, mit gewissen Einschränkungen, aussagekräftige Erkenntnisse zum Verlauf, den Symptomen und den Folgen einer Long/Post-COVID-Erkrankung.«
➔  dazu: RWI: Post/Long-COVID könnte zu hohen Kosten durch Arbeitsausfälle führen (12.09.2023)

Angela Müncher, Martin Pfafferott und Dirk Zorn (2023): Zugewanderte Lehrkräfte für eine chancenorientierte Schule: Potenzial in Perspektiven verwandeln!, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, September 2023
»Vielen zugewanderten Lehrkräften bleibt der Zugang zum professionellen Wiedereinstieg verschlossen. Ein Einwanderungsland, in dem Vielfalt schon längst als Normalität in Klassenzimmern gelebt wird und das gleichzeitig einen eklatanten Lehrkräftemangel beklagt, kann sich diesen Missstand nicht länger leisten. Derzeit öffnet sich ein Gelegenheitsfenster für eine bessere Unterstützung und eine verstärkte Beschäftigung zugewanderter Lehrkräfte, das für eine grundsätzliche Verbesserung der Perspektiven genutzt werden sollte. Dennoch verbleiben Hürden, insbesondere bei der formalen Anerkennung, der Unterstützung des beruflichen Wiedereinstiegs und der langfristigen Beschäftigung. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und als Ergebnis eines multiperspektivischen Arbeitsprozesses spricht das vorliegende Impulspapier Empfehlungen an die Kultusminister:innen der Länder aus, das Potenzial zugewanderter Lehrkräfte in Perspektiven zu verwandeln.«

Robert Vehrkamp und Theres Matthieß (2023): Mehr Koalition wagen. Halbzeitbilanz der Ampel-Koalition zur Umsetzung des Koalitionsvertrages 2021, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, September 2023
»Die Ampel hat zur Halbzeit der Legislaturperiode bereits fast zwei Drittel ihres ambitionierten Koalitionsvertrages entweder umgesetzt oder angepackt. Das zeigt unsere aktuelle Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Trier und dem Progressiven Zentrum. Überlagert wird die vielversprechende Halbzeitbilanz allerdings durch den öffentlich inszenierten Koalitionsstreit. Entsprechend unzufrieden und enttäuscht zeigen sich die Wähler in Deutschland.«

KAS (2023): Die Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung. Interview mit Dr. Jochen Pimpertz – ein Gespräch über das Solidaritätsprinzip, Generationengerechtigkeit und eine kapitalgedeckte zweite Finanzierungssäule, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), September 2023
»Das deutsche Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen. Insbesondere die Alterung der Gesellschaft führt neben dem stetigen medizinisch-technischen Fortschritt zu einer sich vergrößernden Lücke zwischen Einnahmebasis und Ausgabenlast der gesetzlichen Krankenversicherung. Wie lässt sich das System auch für kommende Generationen nachhaltig gestalten und eine intergenerative Solidarität bewahren?«

Jochen Roose (2023): Generation ist weniger als Alter. Repräsentative Umfragen zu Altersunterschieden bei Wahlverhalten, Werten, Ängsten und politischer Beteiligung, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, September 2023
»Das Ergebnis von Bundestagswahlen fällt bei Jung und Alt deutlich anders aus. Angesichts von Berichten über große Unterschiede zwischen beispielsweise Boomern und Generation Z mag das wenig überraschen. Doch was ist wirklich dran an der Unterstellung, die Generationen seien durch Ereignisse und Lebensumstände während der Jugend unterschiedlich geprägt? Mit repräsentativen Umfragen ist die Konrad-Adenauer-Stiftung dieser Frage nachgegangen. Die kurze Antwort darauf ist: Die Generationsunterschiede gibt es nicht.«

Eurofound (2023): Tackling rising inflation in sectoral collective wage bargaining, Luxembourg: European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (Eurofound), 2023
»After a long period of price stability, inflation has made a remarkable comeback in the EU. In the aftermath of the COVID-19 pandemic, the energy crisis spurred by Russia’s war of aggression against Ukraine and the disruption of the international supply chain, among other factors, have driven up the prices of commodities and goods. While nominal wages picked up in 2021 and 2022, real wage growth has remained below inflation, affecting mainly low-income groups. Even though EU institutions expect inflation to slowly decline by 2025, many collective bargaining rounds have barely been able to keep up with the rapid increase in prices in 2022. Consequently, trade unions’ demands for compensation and pay increases in collectively agreed wages put pressure on some sectors. Updating minimum wages (in line with the directive on adequate minimum wages) plays a key role in protecting the purchasing power of low wages. With wages not keeping up with inflation rates, tensions may resurface in social dialogue and collective bargaining over the coming years.«

Miriam Raab und Markus Promberger (2023): Wie gestaltet sich die Erwerbsintegration im Rahmen des Teilhabechancengesetzes? Einschätzungen aus Sicht der Geförderten, in: IAB-Forum, 11.09.2023
»Viele interviewte Geförderte waren zufrieden mit ihrer durch das Teilhabechancengesetz geförderten Beschäftigung und schätzen ihre Erwerbsintegration positiv ein. Allerdings ist dies keine Gewähr für eine Übernahme in ungeförderte Beschäftigung im Förderbetrieb. Basis für eine gelungene Erwerbsintegration waren aus Sicht der Geförderten als angemessen empfundene Arbeitsinhalte und Arbeitsumfang, eine geduldige Einarbeitung und verständnisvolle Vorgesetzte. Als belastend wahrgenommene Arbeitsinhalte und ein als zu groß empfundener Arbeitsumfang sowie betriebliche Konflikte führten dagegen nicht selten zu einem vorzeitigen Ende der Beschäftigung. Coaching konnte dies nur in Einzelfällen verhindern.«

Kerstin Bruckmeier und Jürgen Wiemers (2023): Arbeitsangebots- und Verteilungswirkungen der Mini- und Midijob-Reformen 2022/2023 – eine Simulationsstudie. IAB-Forschungsbericht Nr. 11/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2023
»Dieser Beitrag untersucht die Wirkungen der zum 1. Oktober 2022 in Kraft getretenen Reformen für Mini- und Midijobs bezüglich des Arbeitsangebots, der verfügbaren Einkommen der Haushalte und der fiskalischen Effekte. Insbesondere werden die Auswirkungen a) der Anhebung der Geringfügigkeitsschwelle von 450 Euro auf 520 Euro, b) die Anhebung der Midijob-Grenze von 1.300 Euro auf 2.000 Euro und c) die Neuregelung des Tarifverlaufs der Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer betrachtet. Die Effekte der Reform werden mit Hilfe des IAB-Mikrosimulationsmodells (IAB-MSM) simuliert. Dabei sind die Effekte im Vergleich zum Rechtsstand 2023 inklusive eines Mindestlohns von 12 Euro aber ohne umgesetzte Mini- und Midijob-Reformen zu interpretieren. Das Modell kann die Reform detailliert abbilden und die daraus resultierenden Änderungen im Arbeitsangebot unter Berücksichtigung der Nichtinanspruchnahme von bedarfsgeprüften Leistungen abschätzen.«

Alexander Christ et al. (2023): Ausbildungsplatzabsagen und -kündigungen während der Corona-Pandemie. Wer war besonders stark betroffen? Deskriptive Analysen auf Basis der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), September 2023

Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung (2023): Reform der Notfall- und Akutversorgung: Rettungsdienst und Finanzierung. Neunte Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung, Berlin, 7. September 2023

Paul Setzepfand und Ipek Yükselen (2023): Weibliche Studierende geben sich potenziell mit deutlich niedrigeren Einstiegslöhnen zufrieden als ihre männlichen Kommilitonen, in: IAB-Forum, 06.09.2023
»Einer IAB-Befragung zufolge haben Studentinnen andere Lohnvorstellungen als Studenten. So würden sie einen um 15,6 Prozent niedrigeren monatlichen Einstiegslohn akzeptieren als ihre männlichen Kommilitonen. Auch beim erwarteten monatlichen Einstiegslohn zeigt sich ein geschlechtsspezifischer Unterschied in ähnlicher Größenordnung. Dies liegt nicht nur daran, dass Frauen häufig andere Studienfächer wählen als Männer.«

Eike Windscheid-Profeta (2023): Leben und Arbeiten in Flexibilität. Befunde und Konzepte für die Arbeitszeitgestaltung von morgen. Forschungsförderung Report Nr. 10, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, September 2023
»Wem gehört die Zeit? Wenn es um die Arbeitszeitgestaltung von morgen geht, werden Arbeitszeitmodelle, die lebensphasenspezifischen Zeitbedürfnissen von Beschäftigten gerecht werden, immer wichtiger. Unterschiedliche gesetzliche, tarifvertragliche und betriebliche Arbeitszeitregelungen bieten Chancen für Autonomie und Arbeitszeitsouveränität. Dieser Report zeigt Herausforderungen und Gelingensbedingungen für eine gewinnbringende Umsetzung in der Praxis und analysiert Instrumente und Konzepte für die Arbeitszeitgestaltung der Zukunft.«

Christoph Krause und Ingo Matuschek (2023): Die Praxis orts- und zeitflexiblen Arbeitens. Mobile Arbeit, betriebliche Vereinbarungen und Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Study Nr. 486, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, September 2023
»Damit orts- und zeitflexibles Arbeiten gelingt, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Von Bedeutung sind unter anderem flexible Arbeitsorganisation, kollegiale Abstimmungsprozesse, Führungsstil der Vorgesetzten und nicht zuletzt Betriebs- und Dienstvereinbarungen. Anhand der Auswertung von Praxisbeispielen arbeitet diese Study die Erfahrungen von Betrieben mit dem sogenannten Homeoffice während der Corona-Pandemie auf. Es zeigt sich, dass mobiles Arbeiten dauerhaft an Relevanz gewonnen hat.«

Matthias Siembab et al. (2023): Warum entscheiden sich Jugendliche dazu, ihre Ausbildung vorzeitig zu beenden? Die Rolle von Berufswahlkompromissen und subjektiven Bewertungen der Ausbildung, BIBB-Report Nr. 1/2023, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), August 2023
»Auf der Basis von Längsschnittdaten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) geht dieser BIBB Report der bildungspolitisch hoch relevanten Frage nach, welche Faktoren zur Entscheidung Jugendlicher für eine vorzeitige Beendigung der ersten beruflichen Ausbildung führen. Bisherige Erkenntnisse werden damit in dreierlei Hinsicht ergänzt: Erstens wird nicht nur das duale, sondern auch das schulische Ausbildungssystem betrachtet. Zweitens wird untersucht, ob Kompromisse bei der Berufswahl das Risiko begünstigen, die Ausbildung vorzeitig zu beenden, und in welchen Berufssektoren solche Kompromisse am häufigsten auftreten. Drittens werden Zusammenhänge zwischen subjektiven Bewertungen beruflich-betrieblicher Ausbildungsaspekte und vorzeitigen Beendigungen aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Risiko einer vorzeitigen Beendigung mit beruflichen Kompromissen und der subjektiven Wahrnehmung der Ausbildungssituation einhergeht – z. B. bezogen auf den Spaß an der Ausbildung und (körperliche) Belastungen.«

Referentenentwurf des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Kindergrundsicherung und zur Änderung weiterer Bestimmungen (Bearbeitungsstand: 30.08.2023)

Elisabeth Artmann et al. (2023): Unvollständige Inanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen. IAB-Forschungsbericht Nr. 9/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB); August 2023
»Mit dem Bürgergeld hat der Gesetzgeber die einjährige Karenzzeit eingeführt: Für die Wohnkosten entfällt im ersten Jahr des Bürgergeld-Bezugs die Prüfung der Angemessenheit, sie werden also vom Jobcenter übernommen, und zusätzlich gelten anfangs höhere Freibeträge für Vermögen. Dadurch fällt das Bürgergeld im ersten Jahr für manche Personen großzügiger aus und federt soziale Härten für diesen Teil der Betroffenen ab. Mit dem gleichen Ziel erhielten Personen, die von der Arbeitslosenversicherung in die Grundsicherung übergingen, von 2005 bis Ende 2010 für bis zu zwei Jahre nach dem Ende des Arbeitslosengeldbezugs einen befristeten Zuschlag zur Grundsicherung. Dieser Zuschlag wurde im Rahmen von Einsparmaßnahmen abgeschafft.«

Werner Eichhorst und Ulf Rinne (2023): Verteilungswirkungen der aktuellen Preisniveausteigerungen, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Juni 2023
»In dieser Studie werden gegenwärtig vorliegende Forschungsergebnisse zu den Verteilungswirkungen der aktuellen Preisniveausteigerungen in Deutschland und im internationalen Vergleich systematisch dargestellt und aufbereitet. Dabei liegt der Fokus auf Studien am aktuellen Rand (etwa seit Anfang 2022 bis zum Zeitpunkt der Berichtslegung), die Aussagen über das aktuelle Inflationsgeschehen in Deutschland treffen und in ihren Analysen nach Einkommensgruppen oder Haushaltstypen differenzieren. Ein Schwerpunkt liegt in der Diskussion der Datenlage sowie möglichen Optionen für eine verbesserte Erfassung der Inflation und ihrer Verteilungswirkungen am aktuellen Rand.«

Martin Rößler et al. (2023): Analyse der Übersterblichkeit während der COVID-19-Pandemie in Deutschland, 2020–2022. Eine Auswertung der GKV-Routinedaten von mehr als 10 Millionen Versicherten, Berlin: BARMER, August 2023
»In diesem ePaper widmet sich das BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) der Untersuchung der Übersterblichkeit in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 in Deutschland. Mit Bezug zur aktuellen öffentlichen Diskussion über den Zusammenhang zwischen Übersterblichkeit und COVID-19-Erkrankungen werden die Limitationen von Analysen der Übersterblichkeit auf Basis von aggregierten Zeitreihendaten herausgestellt. Diese Limitationen werden anschließend unter Nutzung von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung adressiert. Die erzielten Ergebnisse implizieren eine Übersterblichkeit von rund 166.000 Fällen im Zeitraum 2020 bis 2022, die fast vollständig auf die Altersgruppen 60+ entfielen. Zudem wird ein starker Zusammenhang zwischen der Übersterblichkeit und COVID-19-Diagnosen aufgezeigt. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse diskutieren die Autorinnen und Autoren Stärken und Grenzen von GKV-Routinedaten.«

Dustin Hennig et al. (2023): Erwerbsverläufe von Erstauszubildenden in Sachsen. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Sachsen, Nr. 01/2023), Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), August 2023
»Die vorliegende Studie nimmt die Erwerbsverläufe von Erstauszubildenden der Ausbildungsjahrgänge 2000 und 2010 in Sachsen in den Blick. Mit Hilfe der Sequenzmusteranalyse und der Clusteranalyse werden typische Verlaufsmuster identifiziert und beschrieben. Neben dem idealtypischen Verlauf der an eine Ausbildung nahtlos anschließenden sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wird deutlich, dass einige Auszubildende Schwierigkeiten haben, direkt in Beschäftigung einzumünden. Andere fassen auf dem Arbeitsmarkt kaum Fuß und müssen längere Phasen der Arbeitslosigkeit und Arbeitsuche in Kauf nehmen. Eine weitere Gruppe partizipiert zeitweise nicht am Arbeitsmarkt, was z. B. an weiterer Qualifikation wie einem Hochschulstudium oder Betreuungspflichten liegen kann. Erstauszubildende der Kohorte 2010 haben bessere Chancen auf einen stabilen Erwerbsverlauf als diejenigen der Kohorte 2000. Individuelle Merkmale wie das Geschlecht, das Alter, die Staatsangehörigkeit und der gewählte Beruf, aber auch Merkmale des Ausbildungsbetriebes sowie die Ausbildungsregion beeinflussen den Erwerbsverlauf in den betrachteten zehn Jahren nach Ausbildungsbeginn erheblich. Das Fehlen eines Schulabschlusses hat z. B. sehr negative Auswirkungen auf den Erwerbsverlauf, während z. B. Auszubildende in einem medizinischen oder nichtmedizinischen Gesundheitsberuf stabile Erwerbsverläufe erwarten können.«

Tom Pollard (2023): From compliance to engagement: rethinking the use of conditionality in our social security system, London: New Economics Foundation, August 2023
»There has been growing political concern and criticism about benefits sanctions in recent years. As well as causing severe hardship for those affected, driving many to rely on emergency support such as food banks, sanctions are rightly seen to epitomise the often punitive nature of our social security system. This has led to scrutiny of the effectiveness of sanctions, with a focus on what happens to people who are subject to them … This paper sets out why the current system of conditionality is both ineffective and damaging, and how an alternative approach could be better not only for people’s financial security and wellbeing but also their prospects of finding well-paid, secure and fulfilling employment.«

The Royal Society (2023): COVID-19: examining the effectiveness of non-pharmaceutical interventions, London, August 2023

Sebastian Durben (2023): Privatisierung und Widerstand am Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Perspektiven der Vergesellschaftung, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, August 2023
»Am 31. Januar 2006 wurde das erste und bis heute einzige Universitätsklinikum in der Bundesrepublik Deutschland privatisiert. Das Land Hessen verkaufte unter der CDU-Regierung von Roland Koch in einem bundesweit einmaligen Vorgang das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) an einen börsennotierten Krankenhauskonzern, die Rhön-Klinikum AG. Der Kaufpreis betrug gerade einmal 112 Millionen Euro. Fast zwei Jahrzehnte später scheint dieser Leuchtturm erloschen. Mehr noch: Im November 2021 forderten über 18.000 Menschen in einer beim Landtag eingereichten Petition erneut ein Ende der Privatisierung durch die Vergesellschaftung des UKGM nach Artikel 15 des Grundgesetzes. Und im April 2023 setzten die Beschäftigten des UKGM im größten Krankenhausstreik der hessischen Landesgeschichte den ersten Tarifvertrag Entlastung und Beschäftigungssicherung gegen einen privaten Krankenhauskonzern durch.«

Nuria Cafaro et al. (Hrsg.) (2023): Gelingende und misslingende Solidarisierungen. Spontane Streiks in Westdeutschland um 1973, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, 2023
Im August 2023 jähren sich zum 50. Mal die Streiks beim Autozulieferer Pierburg in Neuss und bei Ford in Köln. Diese Streiks erregten schon damals große Aufmerksamkeit, in den folgenden Jahrzehnten erlangten sie, insbesondere im Kontext des (post-)migrantischen Aktivismus, eine geradezu ikonische Bedeutung. Ausschlaggebend dafür war sowohl ihr «inoffizieller» Charakter als auch die Tatsache, dass der Anteil der Migranten an den Streikenden und Initiatoren überproportional groß und zudem maßgeblich war.

Mohini Lokhande (2023): Integrationsmotor Kita. Wie gut ist die frühkindliche Betreuung auf den Normalfall Vielfalt eingestellt?, SVR-Kurzinformation 2023-4, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), August 2023
»Vor zehn Jahren – am 1. August 2013 – wurde der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder nach vollendetem ersten Lebensjahr eingeführt. Seitdem wurde an entscheidenden Stellschrauben gedreht. Wie wirken sich die Reformen in den Bereichen Ausbau, Qualitäts- förderung und Sprachbildung auf Kinder mit Zuwanderungsgeschichte aus? Die Datenlage deutet darauf hin, dass die Richtung grundsätzlich stimmt, aber die hohen Investionen nicht in ausreichendem Maß bei diesen Kindern ankommen. Damit die Kita zum Integrationsmotor wird, muss an vielen Stellen noch umgesteuert werden.«

Nora Storz (2023): Selektive Solidarität? Wovon Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen abhängt. SVR-Policy Brief 2023-2, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), Juli 2023
»Die Bereitschaft, Flüchtlinge in Deutschland zu unterstützen, ist grundsätzlich groß. Manche Flüchtlinge erfahren jedoch mehr Solidarität als andere, auch wenn die Unterschiede insgesamt betrachtet eher gering ausfallen. Merkmale wie Herkunft, Geschlecht, Religion oder Bildungsniveau der Flüchtlinge sind bedeutsam für das Maß an Hilfsbereitschaft, das ihnen die Bevölkerung entgegenbringt. Auch die politische Orientierung der Befragten und ihr Vertrauen in Institutionen wirkt sich auf ihre Aufnahmebereitschaft aus.«

Franziska Loschert et al. (2023): Prekäre Beschäftigung – prekäre Teilhabe. Ausländische Arbeitskräfte im deutschen Niedriglohnsektor. SVR-Studie 2023-1, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), Juni 2023
»Ausländische Arbeitskräfte sind in vielen Branchen der deutschen Wirtschaft längst unverzichtbar geworden. Dazu zählen auch solche Sektoren, in denen prekäre Arbeitsverhältnisse, die durch geringe Entlohnung und harte Arbeitsbedingungen gekennzeichnet sind, oftmals nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Der SVR untersucht im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie die Ursachen und Folgen von Prekaritätsverhältnissen auf dem Arbeitsmarkt, die ausländische Arbeitskräfte betreffen. Die Studie gibt praxisorientierte Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.«

Holger Schäfer (2023): Persistenz von Arbeitslosigkeit bei hoher Arbeitskräftenachfrage. IW-Kurzbericht, Nr. 54/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2023
»Die Anzahl der Arbeitslosen sinkt auch dann nicht automatisch auf null, wenn Betriebe Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen haben. Für die Persistenz von Arbeitslosigkeit sind unter anderem vier Faktoren verantwortlich: Dauer der Arbeitsuche, qualifikatorischer und regionaler Mismatch sowie weitere persönliche Vermittlungshemmnisse wie gesundheitliche Einschränkungen.«

Paweł Gmyrek et al. (2023): Generative AI and Jobs: A global analysis of potential effects on job quantity and quality. ILO Working Paper 96, Geneva: International Labour Office, August 2023

Matthias Collischon und Florian Zimmermann (2023): Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern: In Betrieben mit Gleichstellungsmaßnahmen ist die Verdienstlücke kleiner. IAB-Kurzbericht Nr. 17/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), August 2023

Marcel Fratzscher (2023): Das AfD-Paradox: Die Hauptleidtragenden der AfD-Politik wären ihre eigenen Wähler*innen. DIW aktuell Nr. 88, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), August 2023
»Die Unterstützung für die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat sich laut aktuellen Umfragen seit den letzten Bundestagswahlen vor zwei Jahren auf mehr als 20 Prozent verdoppelt. Auf der Agenda der Partei stehen vor allem EU-skeptische und zuwanderungsfeindliche Ziele. Mit Hilfe des von der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelten Wahl-O-Mat werden die einzelnen Einstellungen der Partei verglichen mit den Anliegen ihrer Unterstützer*innen. Dabei tritt ein bemerkenswertes Paradox auf: Menschen, die die AfD unterstützen, würden am stärksten unter der AfD-Politik leiden, und zwar in Bezug auf fast jeden Politikbereich: Wirtschaft und Steuern ebenso wie Klimaschutz, soziale Absicherung, Demokratie und Globalisierung. Dieses Paradox scheint mit einer falschen Selbsteinschätzung vieler AfD-Wähler*innen und mit einer Fehleinschätzung der gesellschaftlichen Realität zusammenzuhängen.«

Monika Senghaas und Olaf Struck (2023): Arbeits- und Personalsituation in der Alten- und Krankenpflege. Wie beurteilen Beschäftigte und Führungskräfte Belastungsfaktoren, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten? IAB-Forschungsbericht Nr. 8/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), August 2023

Nele Dittmar et al. (2023): Digitalisierung und Tarifpolitik. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und ihre tarifpolitische Gestaltung. Study 485, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, August 2023
»Im Fokus der industriesoziologischen Forschung zur Digitalisierung der Arbeitswelt in Deutschland stehen bisher die Gestaltung der Entwicklungen auf betrieblicher Ebene und die neu entstehende Plattformökonomie. Ein Blick auf die tarifpolitische Gestaltung von Digitalisierung fehlt weitgehend. Diese Study gibt einen ersten Überblick über tarifvertragliche Regelungen zu Digitalisierung und einzelnen Digitalisierungsaspekten in den Organisationsbereichen der DGB-Gewerkschaften.«

DIW Econ (2023): Kosten (k)einer Kindergrundsicherung: Folgekosten von Kinderarmut. Kurzexpertise für die Diakonie Deutschland, Berlin, 18.08.2023
»Die Diakonie Deutschland hat zusammen mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschungam (DIW Berlin) eine Kurzexpertise erstellt, die das Ausmaß der Kinderarmut in Deutschland umfassend untersucht. Sie zeigt, dass die gesellschaftlichen Folgekosten von Kinderarmut vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung und sozialer Teilhabe viel stärker diskutiert werden müssen.«