Studien

… und weitere Materialien zu sozialpolitischen Themen

Martin Kroner et al. (2023): Die Studierendenbefragung in Deutschland: 22. Sozialerhebung. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2021, Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Mai 2023

Christoph Döbele et al. (2023): Krisenerwachsen. Wie blicken junge Wähler:innen auf Politik, Parteien und Gesellschaft?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2023
»Wie blicken junge Wähler:innen auf Politik, Parteien und Gesellschaft? Welche politischen Einstellungen haben sie, was ist ihnen wichtig, wie treffen sie ihre Wahlentscheidung? Und welche Bedeutung haben dabei die vielfältigen Krisen wie die Klimakatastrophe, der Krieg in Europa und die Folgen der Coronapandemie, die das Aufwachsen junger Menschen prägen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer empirischen Untersuchung, die die Meinungsforschungsinstitute infratest dimap und Kantar Public im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung Ende 2022/Anfang 2023 durchgeführt haben. Die Ergebnisse zeichnen ein vielschichtiges Bild einer jungen Generation, die in Krisen aufwächst, realistisch auf die Welt und ihr Leben blickt und von der Politik mehr gehört werden möchte.«

Eurofound (2023): Hybrid work in Europe: Concept and practice, Luxembourg: European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (Eurofound), 2023
»The term ‘hybrid work’ was popularised with the upsurge of telework during the COVID-19 pandemic, when companies and employees started to discuss ways of organising work after the crisis. The term has been increasingly used to refer to situations in which (teleworkable) work is carried out from two sites: at the usual place of work (normally the employer’s premises) and from home (as experienced during the pandemic) or other locations. However, the concept of hybrid work is still fuzzy and various meanings are attributed to it. This report aims to bring clarity to this concept by exploring the available information from two main sources: recent literature and contributions provided by the Network of Eurofound Correspondents from across the European Union. It summarises the main debates around hybrid work in the Member States and shows how hybrid work has been implemented in practice across Europe. The main hindrances, challenges, benefits and opportunities of hybrid work are also discussed.«

Isabel V. Sawhill and Morgan Welch (2023): Early childhood education. What do we know and what should we do?, Washington, DC: Brookings Institution, May 2023

BMWK (2023): Gesundheitswirtschaft Fakten & Zahlen. Daten 2021. Länderergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), April 2023

Holger Schäfer (2023): Potenziale zur Verlängerung der Wochenarbeitszeiten. IW-Kurzbericht, Nr. 36/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Die Ausweitung der Arbeitszeit ist neben der Erhöhung der Erwerbsbeteiligung eine wichtige Stellschraube für die Bewältigung des demografischen Wandels am Arbeitsmarkt. Dabei geht es nicht nur um eine längere Wochenarbeitszeit für Vollzeitbeschäftigte, sondern auch um eine Verlängerung der Arbeitszeit bei Teilzeit oder bestenfalls deren Überführung in Vollzeit. Ein Potenzial für eine derartige Arbeitszeitverlängerung ist vor allem bei Frauen feststellbar. Demgegenüber besteht die Herausforderung bei Geringqualifizierten und Älteren eher darin, sie überhaupt stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren.«

Thomas Nice et al. (2023): VorSORGE – Wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel vorbereitet ist, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2023
»Die Folgen des demografischen Wandels sind hinlänglich bekannt – eigentlich. Und doch zeigt unsere aktuelle Studie, dass nur eine Minderheit der Bevölkerung für das Alter, einen möglichen Pflegefall, die Gestaltung des Wohnumfelds oder ein längeres Arbeitsleben vorgesorgt hat.«
➔  dazu: Martina Lizarazo López und Thomas Nice (2023): VorSORGE – Wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel vorbereitet ist. Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft Policy Brief 2023-07, Gütersloh: Bertelsmann-Stiftung, Mai 2023

Institut für Demoskopie Allensbach (2023): Individuelle Strategien zur Bewältigung des demografischen Wandels, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2023
»Die repräsentative Bevölkerungsumfrage zeigt, wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel blickt, wie sie für das Alter und den Pflegefall vorsorgt, sich im Job fit und erwerbsfähig hält, über welche finanziellen Spielräume und Wohnsituation sie verfügt und wie belastbar ihre sozialen Netzwerke sind. Besondere Aufmerksamkeit gilt den schwächeren sozialen Schichten, Niedrigverdienern und auch den Unterschieden zwischen Stadt und Land.«

Matthias Diermeier et al. (2023): Zu viel oder zu wenig Reform?. Die öffentliche Verhandlung des Bürgergeldes, in: IW-Trends, Nr. 1/2023
»Das Bürgergeld sollte die Grundsicherung für Arbeitsuchende auf eine neue Grundlage stellen und das politische Versprechen erfüllen, Hartz IV zu „überwinden“. Der Re- formansatz rief indes diverse Konfliktlinien innerhalb Gesellschaft, Regierung und sogar einzelner Parteianhängerschaften hervor: die Höhe der Regelsätze, die Aus- gestaltung der Sanktionen, die Höhe des anrechnungsfreien Vermögens sowie die Angemessenheit von Unterkunftskosten. Der politische Kompromiss am Ende des Vorhabens ließ wenig vom eigentlichen Reformversprechen übrig. Anhand der IW-Per- sonenbefragung kann sowohl die Enttäuschung über die mangelnde Tragweite der Reform innerhalb von Grünen- und SPD-Anhängerschaft als auch die Unzufriedenheit über die ausgehandelten Lockerungen unter den FDP-Unterstützern nachvollzogen werden. In zentralen Fragen werden die Liberalen nur von den AfD-Anhängern in ihrer Zu-viel-Reform-Kritik übertroffen. Lediglich in der Grünen- und SPD-Anhänger- schaft ließen sich Mehrheiten für das Bürgergeld organisieren. Insgesamt bleibt die Reformzustimmung mit rund einem Drittel Befürwortern äußerst überschaubar. Eine Analyse von Beiträgen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zeichnet die aufgeregte Bürgergeld-Kritik zudem im digitalen Raum nach. Am intensivsten diskutiert wurde, inwiefern sich die Erhöhung der Regelsätze negativ auf die Arbeitsanreize auswirkt. Während die FDP-Politiker sehr zurückhaltend agierten, zeigten sich die wohl- fahrtschauvinistischen Tweets aus den Reihen der AfD als besonders resonanzstark – auch wenn die Partei in der Breite keine Diskussion über Migration lostreten konnte.«

Paula Risius und Susanne Seyda (2023): Digitale Ausbildung: Eine Frage von Technik, Ressourcen oder Motivation?, in: IW-Trends, Nr. 1/2023

Richard W. Johnson et al. (2023): Lifetime Employment-Related Costs to Women of Providing Family Care, Washington, DC: Urban Institute, February 2023
»Many women curtail their employment or stop work altogether to provide essential care to children and adults with care needs. Using Urban’s Dynamic Simulation of Income Model, we project that the employment-related costs for mothers of providing unpaid care average $295,000 over a lifetime. Eighty percent of these costs results directly from lost lifetime earnings, which average $237,000, 15 percent of what we project mothers would earn, on average, if they did not provide family care. The remaining 20 percent of lifetime costs results from lost retirement income from Social Security and employment-based retirement plans, which average $58,000 over a lifetime. These findings highlight the importance of caregiver supports, such as affordable childcare, for women with young children.«

Tim Zahn und Steffen Vogel (2023): „Das hier ist nicht Europa“. Europa im Spargel-, Erdbeer- und Gemüseanbau, Berlin: Oxfam Deutschland und Initiative Faire Landarbeit, Mai 2023

Stefan Faas, Katharina Kluczniok und Hans-Günther Roßbach (2023): Auf die Kitaqualität kommt es an. Pädagogische Qualität frühkindlicher Bildung als zentraler Faktor für Bildungsgerechtigkeit. Analysen & Argumente Nr. 503, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2023
»Die frühkindliche Bildung hat in den vergangenen Jahren einen starken quantitativen Ausbau erfahren, der weiter fortgeführt werden muss. Für die Entwicklung von Kindern und deren weiteren Bildungsverlauf ist die pädagogische Qualität von Kindertageseinrichtungen zentral. Sie stellt einen entscheidenden, durch Bildungspolitik zu steuernden, Faktor für mehr Bildungsgerechtigkeit dar. Um Bildungspolitik, Trägerhandeln und die pädagogische Arbeit vor Ort noch gezielter und empirisch fundiert zu gestalten, ist ein Monitoringsystem zur Erfassung und Auswertung aktueller Daten erforderlich.«

Carolin Denise Fulda und Hagen Lesch (2023): Motive für Tarifbindung. Tariflöhne als Mittel zur Fachkräftesicherung? IW-Report, Nr. 29/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Tarifbindung rückläufig. Es wird kontrovers darüber diskutiert, ob und mit welchen Instrumenten diesem Trend entgegengewirkt werden kann. Die Politik hat bereits 2014 ein „Tarifautonomiestärkungsgesetz” verabschiedet.«

Institut DGB-Index Gute Arbeit (Hrsg.) (2023): Arbeitsbedingungen in der Pflege revisited. Was hat sich in den vergangenen Jahren getan? DGB-Index Gute Arbeit Kompakt 02/2023, Berlin, Mai 2023 

Martin Werding und Franziska K. Lembcke (2023): Erwerbsmigration nach Deutschland: Chancen durch gesteuerte Zuwanderung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2023
»Die Zuwanderung zum Erwerbszweck, insbesondere aus der Europäischen Union, hat im vergangenen Jahrzehnt entscheidend dazu beigetragen, die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland zu decken. Demografiebedingt dürfte sie zukünftig jedoch zurückgehen, was wegen einer gleichen demografischen Entwicklung im Inland zu einem Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials führt. Martin Werding, Universität Bochum und Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, und Franziska K. Lembcke, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, diskutieren, wie aktuelle Reformvorhaben der Bundesregierung dazu beitragen können, diese Lücke zu schließen. Inländische Arbeitskräftepotenziale zu mobilisieren, dürfte dazu nicht ausreichen. Gesteuerte Erwerbsmigration aus Drittstaaten eröffnet dagegen Chancen, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu befriedigen. Erforderlich ist dazu eine weitere Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes. Außerdem müssen weiterhin bestehende Hürden für die Erwerbsmigration identifiziert und abgesenkt werden.«

Laila Abdul-Rahman, Hannah Espín Grau, Luise Klaus, Tobias Singelnstein (2023): Gewalt im Amt. Übermäßige polizeiliche Gewaltanwendung und ihre Aufarbeitung, Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2023

Laila Abdul-Rahman, Hannah Espín Grau, Luise Klaus und Tobias Singelnstein (2023): Übermäßige polizeiliche Gewaltanwendung und ihre Aufarbeitung. Kernbefunde des DFG-Forschungsprojekts „Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen“ (KviAPol), Mai 2023, Frankfurt am Main: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Mai 2023

Lena Hünefeld und Mareike Dötsch (2023): Berufliche Geschlechtersegregation. Die Arbeits- und Gesundheitssituation von Frauen und Männern in geschlechtersegregierten und -integrierten Berufen, Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), April 2023
»Frauen und Männer sind oftmals in unterschiedlichen Branchen und Berufen tätig. Die ungleiche Verteilung von Personen der beiden Geschlechter auf Berufe und Führungspositionen wird als berufliche Geschlechtersegregation bezeichnet. Auswertungen der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 dazu zeigen, dass es sowohl im Hinblick auf körperliche und psychische Arbeitsanforderungen als auch in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Unterschiede zwischen Frauen und Männern und innerhalb der für sie „typischen“ Berufe gibt. Die Analysen weisen zudem auf Unterschiede mit Blick auf gesundheitliche Beschwerden hin.«

Lewe Bahnsen und Frank Wild (2023): Mehrumsatz und Leistungsausgaben von PKV-Versicherten. Jahresbericht 2023, Köln: WIP – Wissenschaftliches Institut der PKV, Mai 2023

Hermann Buslei et al. (2023): „Vorbild“ Österreich? Welche Unterschiede bestehen in den Rentenleistungen im Vergleich zu Deutschland und wie lassen sie sich erklären? FNA-Journal Heft 1/2023, Berlin: Forschungsnetzwerk Alterssicherung, 2023

Christian Faißt et al. (2023): Strukturwandel in Baden-Württemberg. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Baden-Württemberg, Nr. 1/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Mai 2023

IGES et al. (2023): Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege. Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege und Ermittlung sowie modellhafte Implementierung von Indikatoren für gute Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege. LOS 2: Entwicklung von Indikatoren zur Darstellung guter Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege, Berlin, März 2023

IEGUS et al. (2022): Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege und Ermittlung sowie modellhafte Implementierung von Indikatoren für gute Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege. Los 1: Analyse, Befragungen und Maßnahmenempfehlungen zum Pflegearbeitsplatz der Zukunft, Bochum, Dezember 2022

Michele Ubaldia and Matteo Picchio (2023): Intergenerational scars: The impact of parental unemployment on individual health later in life. SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research 1188, Berlin: DIW, May 2023

Caroline Werkmann und Hans-Jürgen Frieß (2023): Generationen über Generationen. Ergebnisse aus qualitativen Gruppendiskussionen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2023
»Zwischen den Generationen werden keine Generationenkonflikte verhandelt, auch wenn aufgrund der konkreten Lebenssituation unterschiedliche Interessenlagen bestehen. Die digitale Transformation der Gesellschaft und die Beherrschung des Wandels werden in Altersgruppen diskutiert. Angst, gesellschaftlich abgehängt zu werden, nicht mehr mithalten zu können, haben vor allem die Älteren. Aber auch bei Jüngeren sind Unsicherheiten sichtbar. Die Krisen der letzten Jahre und Jahrzehnte prägen die Wahrnehmung der Teilnehmenden und führen zum Teil zu fatalistischen Einschätzungen.«

Björn Hacker (2023): Die Europäische Säule sozialer Rechte: Wirkung und Weiterentwicklung Zwischen Kompass und Steuerungsinstrument, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Mai 2023

Silke Tophoven (2023): Kinder und Jugendliche in Armutslagen. Sozialpolitische Herausforderungen und Handlungspotenziale in der Kommune. DIFIS-Studie Nr. 5/2023, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, Mai 2023

Stephan Rixen und Eva Maria Welskop-Deffaa (2023): Der Klimaschutz-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts: Folgen für die Sozialpolitik? Ein Denkwerkstatt-Bericht. DIFIS-Studie Nr. 3/2023, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, März/April 2023
»Der Klimaschutz-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts hat überraschend Art. 20a GG „aus dem Dornröschenschlaf geweckt“ und Wissenschaft und Praxis gleichermaßen herausgefordert. Es gilt, den klima- und sozialpolitischen Implikationen eines nach Auffassung des Gerichts auf intertemporale Freiheitssicherung zielenden Auftrags im interdisziplinären Dialog intensiver nachzuspüren. Der Klimaschutz-Beschluss ist nicht direkt auf sozialpolitische Themen (wie die nachhaltige Finanzierung der Altersvorsorge im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung) übertragbar, aber er fordert dazu heraus, Maßstäbe von Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit sozial- und klimapolitisch gemeinsam zu beleuchten. Übergreifende normative Bezüge zwischen umwelt- und sozialpolitischen Zukunftsthemen können und müssen sichtbar gemacht werden, um Impulse für deren konkrete Umsetzung zu setzen. Es entstehen neue Erwartungen an Klimasozialpolitik als Politik für soziale und ökologische Nachhaltigkeit, die gerade auch die Arbeit der Wohlfahrtsverbände nicht unberührt lassen.«

Adriana Cardozo (2023): Erwerbschancen geflüchteter Frauen in Deutschland verbessern sich trotz ungünstiger Ausgangslage, in: DIW Wochenbericht Nr. 19/2023
»Die Mehrheit der geflüchteten Frauen, die zwischen 2013 und 2019 und damit auch zum Höhepunkt der Fluchtmigration 2015 nach Deutschland kamen, ist nicht erwerbstätig. Auf Grundlage von Daten aus der IAB-BAMF-SOEP-Geflüchteten-Befragung sucht diese Studie nach Erklärungen für die begrenzte Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Fluchthintergrund. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kombination aus niedrigem Bildungsniveau im Vergleich zur deutschen Bevölkerung, langsamen Fortschritten beim Spracherwerb und traditionellen Rollen bei der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit innerhalb der Familie Hemmnisse für die Arbeitsmarktintegration der Frauen darstellen. Dennoch hat sich der Anteil der geflüchteten Frauen, die einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, verdoppelt. Darüber hinaus halbierte sich der Anteil der Frauen mit geringen Deutschkenntnissen. Gleichzeitig nahm der Anteil der Frauen mit mittleren oder guten Sprachkenntnissen zu. Der Anteil junger geflüchteter Frauen, die an Bildungsprogrammen teilnahmen, verdreifachte sich. Dies zeigt, dass die Integration von geflüchteten Frauen in den Arbeitsmarkt voranschreitet. Daher wird dringend der Ausbau bestehender Integrationsmaßnahmen, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind, empfohlen.«

Katharina Schöneberg und Katrin Vitols (2023): Branchenanalyse Medizinische Versorgungszentren. Strukturen, wirtschaftliche Trends, Arbeit und Beschäftigung in der ambulanten medizinischen Versorgung. Forschungsförderung Working Paper Nr. 288, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2023
»Die ambulante medizinische Versorgung in Medizinische Versorgungszentren ist in den letzten Jahren zunehmend von einem Wandel der Träger- und Eigentumsstrukturen und einem wachsendem Kostendruck geprägt. Die Folge sind eine angespannte finanzielle Lage und eine verstärkte Gewinnorientierung, verbunden mit weitgehenden Auswirkungen auf Strukturen und wirtschaftliche Entwicklungen und auf die Beschäftigten. Die Studie untersucht Arbeitsbedingungen, Qualifizierung, Digitalisierung, Mitbestimmung, Interessenvertretung und Zukunftsaussichten von Medizinischen Versorgungszentren.«
➔  dazu: Medizinische Versorgungszentren: Kostendruck schlägt auf Arbeitsbedingungen durch (11.05.2023)

Sachverständigenrat für Integration und Migration (2023): Klimawandel und Migration: Was wir über den Zusammenhang wissen und welche Handlungsoptionen es gibt, Berlin, Mai 2023
»Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Die Folgen der globalen Erderwärmung sind vielschichtig. Klimawandelbedingte Umweltveränderungen und Extremwetterereignisse verschärfen nicht nur bestehende soziale, ökonomische oder politische Problemlagen, sondern erhöhen auch den Migrationsdruck. Klimawandelbedingte Migration nimmt zu. Der SVR hat in seinem 14. Jahresgutachten untersucht, wie der Klimawandel das globale, regionale und lokale Migrationsgeschehen beeinflusst und welche Erfordernisse sich hieraus für migrations- und flüchtlingspolitisches Handeln ergeben.«

Jakob Manthey et al. (2023): Effekte einer Cannabislegalisierung (ECaLe). Policy Paper, Hamburg: Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), April 2023
»Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hat das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) internationale Erfahrungen mit den unterschiedlichen Ansätzen einer Legalisierung von Cannabis zusammengetragen und ausgewertet. Empfohlen wird, den legalen Markt effektiv zu regulieren und den Jugendschutz zu stärken, um möglichen negativen Entwicklungen vorzubeugen.«
➔  Jakob Manthey et al. (2023): Effects of legalizing cannabis. Technical Report, Hamburg: Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), April 2023

Marco Schmandt et al. (2023): Königsteiner Schlüssel verteilt Gelder und Aufgaben zwischen Bundesländern kaum nach Wirtschaftskraft, in: DIW Wochenbericht, Nr. 18/2023
»Mit dem Königsteiner Schlüssel werden Ausgaben und Aufgaben zwischen den Ländern in Deutschland verteilt. Zur Berechnung des Schlüssels wird der Bevölkerungsanteil zu einem Drittel und die Wirtschaftskraft der Länder zu zwei Dritteln angesetzt. Als Wirtschaftskraft werden die Steuereinnahmen der Länder herangezogen. Jedoch wird zur Berechnung des Königsteiner Schlüssels das Steueraufkommen nach Umverteilung zwischen den Ländern zugrunde gelegt. Da dadurch die Einnahmen nahezu ausgeglichen sind, hat die tatsächliche wirtschaftliche Stärke eines Bundeslandes im Endeffekt für den Königsteiner Schlüssel so gut wie keine Relevanz. Letztendlich verteilt der Königsteiner Schlüssel fast ausschließlich nach Bevölkerungsanteil. Für die vielfältigen Verwendungen des Königsteiner Schlüssels, etwa die Vertei­lung geflüchteter Menschen oder von Bildungsbeteiligungen des Bundes, ist es äußerst fraglich, ob diese Verteilung zielfüh­rend oder politisch gewollt ist. Bei der Verteilung Geflüchteter wird der Schlüssel ohnehin nicht eingehalten. Eine bedarfsge­rechte Verteilung macht je nach konkretem Anwendungsfall einen durchdachten und transparenten Verteilmechanismus notwendig. Der Königsteiner Schlüssel kann das nicht leisten.«

Yvonne Lott und Eike Windscheid (2023): 4-Tage-Woche. Vorteile für Beschäftigte und betriebliche Voraussetzungen für verkürzte Arbeitszeiten. WSI-Policy Brief Nr. 79, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Mai 2023

Benjamin Lochner und Christian Merkl (2023): Wie Männer und Frauen sich bei der Jobsuche unterscheiden: Bewerbungsverhalten kann die Hälfte der bereinigten Verdienstlücke erklären. IAB-Kurzbericht Nr. 8/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Mai 2023
»Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer. Dies wird in der Wissenschaft intensiv analysiert und in der Politik oft debattiert. Dabei findet das geschlechtsspezifische Bewerbungsverhalten bisher kaum Beachtung. Die Analyse detaillierter Betriebsdaten zeigt aber, dass sich Männer und Frauen selbst innerhalb eng definierter Berufe auf Stellen mit unterschiedlichen Eigenschaften bewerben und dass dies einen erheblichen Teil der Verdienstlücke erklärt.«

Jutta Winters (2023): „Über eine Million befristet Beschäftigte verloren zu Beginn der Pandemie ihren Arbeitsplatz, weil Unternehmen sie nicht zur Kurzarbeit anmelden wollten“, in: IAB-Forum, 09.05.2023
»Spanien nutzte während der Corona-Krise eine Kurzarbeitsregelung namens „Expediente Temporal de Regulación de Empleo“. In diesem Interview erläutert Marcel Jansen, außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Autonomen Universität Madrid (UAM), wie diese Regelung funktionierte, wie sie sich während der Pandemie veränderte und welche Lehren aus den Erfahrungen in Spanien gezogen werden können.«

Dieter Dohmen et al. (2023): Monitor Ausbildungschancen 2023. Gesamtbericht Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2., erweiterte Auflage 2023
»Nicht die Akademisierung ist das Problem des Ausbildungssystems, sondern die mangelnde Integration von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung – das ist ein zentraler Befund unseres Monitor Ausbildungschancen 2023.«

Clemens Fuest und Simon Jäger (2023): Können höhere Löhne zur Überwindung des Fachkräftemangels beitragen?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2023
In Deutschland wird derzeit intensiv über Fachkräftemangel diskutiert. Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sowie mehr Wettbewerb am Arbeitsmarkt können einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Problems Fachkräftemangel leisten. Andere Maßnahmen zur Bekämpfung der Fachkräfteknappheit, wie Reformen des Einwanderungssystems, der Kinderbetreuung, des Bürgergelds oder des Ehegattensplittings, sind aber keineswegs überflüssig. Da sich aber durch den demografischen Wandel eine weitere Verknappung des Arbeitskräfteangebots abzeichnet, ist eine wettbewerbliche Anpassung an diese Verknappung besonders wichtig. 

Ludger Wößmann et al. (2023): Bildung nach Corona, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2023
Bildung spielt eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes, daher hat die Ampelregierung im Koalitionsvertrag diverse Vorhaben in der Bildungspolitik angekündigt. Neben dem DigitalPakt Schule, der die digitale Infrastruktur an Schulen verbessern soll, sollen das Programm „Startchancen“ für bessere Bildungschancen sorgen und ein Kooperationsgebot die Zusammenarbeit von Ländern und Bund erhöhen. Jedoch haben sich zum einen große Bildungslücken durch die Lockdowns in der Pandemie aufgetan und zum anderen klagen Schulen weiterhin über einen akuten Lehrkräftemangel. Hinzu kommen neue Herausforderungen wie z. B. die zunehmende Zahl an Kindern, die aus Krisenregionen geflohen sind. Mit Blick auf den demografischen Wandel und den drohenden Arbeits- und Fachkräftemangel müssen junge Menschen jedoch bestmöglich auf ihr Berufsleben vorbereitet werden.

Klaus Zok und Klaus Jacobs (2023): Solidarität steht hoch im Kurs. Ergebnisse einer Repräsentativumfrage unter gesetzlich und privat Krankenversicherten, Berlin: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Mai 2023

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2023): Soziale Ungleichheit. Informationen zur politischen Bildung Nr. 354, Bonn, April 2023
»Immer wenn Ressourcen wie Geld oder Eigentum und Lebensbedingungen wie Gesundheit oder soziale Kontakte ungleich verteilt sind, wird von sozialer Ungleichheit gesprochen. Neben Vermögensungleichheit gehört auch Chancenungleichheit – wie etwa die Chance auf ein besseres Leben oder einen Bildungsausaufstieg – dazu. Soziale Ungleichheit meint daher nicht immer nur krasse Gegensätze wie reiche Villenbesitzer im Kontrast zu Obdachlosen. In Deutschland hat sich soziale Ungleichheit in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verstetigt. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass in Armut lebende Menschen in Deutschland auch fünf Jahre später immer noch arm sind, seit den 1980er-Jahren von 40 auf heute 70 Prozent gestiegen. Ein inklusives Schulsystem kann helfen, der Reproduktion von Ungleichheit entgegenzuwirken und soziale Aufstiege zu ermöglichen. Auch für das gesamtgesellschaftliche Zusammenleben ist dies wichtig, denn je ungleicher eine Gesellschaft ist, desto mehr ist ihr Zusammenhalt gefährdet.«

Gertrud Hundenborn et al. (2023): Ausbildung für die Pflege von Menschen aller Altersstufen – Stellungnahme zur generalistischen Pflegeausbildung, Bremen, Köln, Tittmoning, Warendorf, 3. Mai 2023

Holger Schäfer und Oliver Stetes (2023): Zeitarbeiterbefragung – Zeitarbeit in der Pflegebranche. Kurzstudie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
Auftraggeber: Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister und Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen

RWI (2023): Bedingungsloses Grundeinkommen könnte nur durch starke Steuererhöhungen finanziert werden (02.05.2023)

➔  Frank C. Engelmann et al. (2022): Ersatz von (ausgewählten) Sozialleistungen und -abgaben in Deutschland durch ein bedingungsloses Grundeinkommen und ein reformiertes Einkommensteuersystem, Stuttgart, Essen: Universität Stuttgart – Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht und RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen, September 2022

Alex Clegg et al. (2023): Missing out: £19 billion of support goes unclaimed each year. Policy in Practice finds that the total amount of unclaimed income- related benefits and social tariffs is now £18.7 billion a year, London: Policy in Practice, April 2023
➔  dazu: Patrick Butler (2023): UK households missing out on £19bn a year in unclaimed welfare benefits. Complexity of system and perception of government handouts as ‘shameful’ stopping people from accessing much-needed support, Guardian Online, 30.04.2023

Eurofound (2023): The future of telework and hybrid work, Luxembourg: European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (Eurofound), 2023

Manuela Barišić et al. (2023): Einwanderung klug, einfach und fair gestalten: Ein Vorschlag mit doppelter Dividende. IZA Standpunkte Nr. 105, Bonn: IZA – Institute of Labor Economics, April 2023
»Der deutsche Arbeitsmarkt steuert aufgrund der demografischen Entwicklung zukünftig auf größere Fachkräfte- und Arbeitskräfteengpässe zu. Deshalb wird über Parteigrenzen hinweg neben der Stärkung der inländischen Erwerbsbeteiligung auch mehr Einwanderung insbesondere aus Drittstaaten gefordert. Der vorliegende Beitrag nimmt diese Forderungen auf und plädiert für eine deutliche Erleichterung der Einwanderungsbedingungen nach Deutschland: Unser Vorschlag koppelt die Erteilung einer befristeten Arbeitserlaubnis für Drittstaatsangehörige an ein vorliegendes Ausbildungs- oder Arbeitsplatzangebot in einem tarifgebundenen Unternehmen. Für Unternehmen, die Teil eines Arbeitgeberverbands sind und tariflich entlohnen, sollen Hürden bei der Anwerbung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland stark verringert werden. Eine solche Kopplung führt gesamtgesellschaftlich zu einer doppelten Dividende: Auf der einen Seite können Potenziale und Chancen von Einwanderung für Wachstum und Wohlstand besser genutzt werden, andererseits wird gleichzeitig ein kluger sozialer Ausgleich über eine Stärkung der Tarifbindung hergestellt, die wiederum auch über Parteigrenzen hinweg politisch gewünscht ist. Damit adressiert unser Vorschlag zwei zentrale arbeitsmarktpolitische Herausforderungen zugleich: die Erhöhung der dringend benötigten Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten sowie die Stärkung der seit Jahren sinkenden Tarifbindung.«

Katie J. Wells and Isabella Strata (2023): The Instant Delivery Workplace in D.C., Washington, D.C.: Georgetown University, April 2023
»Local officials and civic leaders in cities across the U.S. and the world are grappling with the unexpected arrival and rapid growth of new food delivery services that use smartphone technologies to dispatch individual workers on-demand. These new services—the most visible of which are DoorDash, UberEats, Grubhub, and Instacart—have attracted significant venture capital investment, media attention, and consumer interest. Yet, the visibility of the industry stands in sharp contrast with the seeming invisibility of the people who work in it. This report asks: What are the working conditions in the instant delivery industry? Through data examinations from 41 individual workers who participated in the instant delivery workplace in the Washington D.C. area from 2022-2023, this report finds that this new industry poses risks to worker health and safety, subjects workers to unpredictable and variable wages, and requires unpaid work. From these findings, the research team makes recommendations to community organizations, residents, and policymakers for how to address the identified challenges and improve labor conditions in this new industry.«
➔  dazu; Alex N. Press (2023): Food Delivery Workers’ Labor Conditions Are Abysmal, in: Jacobin Online, 28.04.2023: »Earning less than minimum wage, suffering constant harassment and assault, even being ordered to continue delivering food after suffering a concussion on the job: food delivery drivers are toiling under incredibly brutal working conditions.«

Maximilian Kasy and Lukas Lehner (2023): Employing the Unemployed of Marienthal: Evaluation of a Guaranteed Job Program. IZA DP No. 16088, Bonn: IZA – Institute of Labor Economics, April 2023
»We evaluate a guaranteed job program launched in 2020 in Austria. Our evaluation is based on three approaches, pairwise matched randomization, a pre-registered synthetic control at the municipality level, and a comparison to individuals in control municipalities. This allows us to estimate direct effects, anticipation effects, and spillover effects. We find positive impacts of program participation on economic and non-economic well- being, but not on physical health or preferences. At the municipality level, we find a large reduction of long-term unemployment, and no negative employment spillovers. There are positive anticipation effects on subjective well-being, status, and social inclusion for future participants.«

Henning Hermes et al. (2023): Discrimination on the Child Care Market: A Nationwide Field Experiment. IZA DP No. 16082, Bonn: IZA – Institute of Labor Economics, April 2023
»We provide the first causal evidence of discrimination against migrants seeking child care. We send emails from fictitious parents to > 18, 000 early child care centers across Germany, asking if there is a slot available and how to apply. Randomly varying names to signal migration background, we find that migrants receive 4.4 percentage points fewer responses. Responses to migrants also contain substantially fewer slot offers, are shorter, and less encouraging. Exploring channels, discrimination against migrants does not differ by the perceived educational background of the email sender. However, it does differ by regional characteristics, being stronger in areas with lower shares of migrants in child care, higher right-wing vote shares, and lower financial resources. Discrimination on the child care market likely perpetuates existing inequalities of opportunities for disadvantaged children.«

Christian Dustmann et al. (2023): Refugee Benefit Cuts. IZA DP No. 16077, Bonn: IZA – Institute of Labor Economics, April 2023
»This paper analyzes the effects of Denmark’s Start Aid welfare reform that targets refugees. Implemented in 2002, it enables us to study not only the reform’s immediate effects, but also its longerterm consequences, and its repeal a decade later. The reform-induced large transfer cuts led to an increase in employment rates, but only in the short run. Overall, the reform increased poverty rates and led to a rise in subsistence crime. Moreover, local demand conditions generate substantial heterogeneity in the reform’s effects on immediate and longer-term employment.«

Martina Fuchs et al. (2023): Onlinehandel. Arbeitskontrolle und Mitbestimmung in Großstadtregionen. Working Paper Forschungsförderung Nr. 279, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, März 2023
»Im Onlinehandel wurden schnelle und große Investitionen getätigt, um rasch eine starke Marktposition zu erreichen. Dies ist mit einem hohen Zeit- und Kostendruck verbunden, der entlang der Wertschöpfungskette strukturierend wirkt und die Arbeitskontrolle verändert. Digitale Arbeitskontrolle breitet sich in unterschiedlicher Weise aus: In technisch-administrativen Bereichen und kleineren innerstädtischen Logistikzentren ist sie weniger ausgeprägt als in den großen Logistikzentren im Hinterland der Städte und in der Auslieferungslogistik. Insgesamt zeigen sich Spielräume in der Art und Weise, wie Betriebe digitale Kontrolle ausüben, und damit Ansatzpunkte für Mitwirkung und Mitbestimmung.«

Knut Tullius, Harald Wolf und Berthold Vogel (2023): Abschied von gestern. Mentalitäten und Transformationserfahrungen von Arbeitnehmer*innen in der Automobilindustrie in der Region Stuttgart. Working Paper Forschungsförderung Nr. 276, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, März 2023
»Die Umbrüche in der Automobilwirtschaft, denen sich die dort Beschäftigten seit Längerem gegenübersehen, setzen nicht nur ihre Arbeits-, sondern auch ihre Lebensweise unter Spannung und sie selbst unter Anpassungsdruck. Elektromobilität, Digitalisierung und andere Strukturveränderungen und -brüche führen zu Transformationen der „Automobilgesellschaft“. Das Working Paper stellt empirische Befunde über den Zusammenhang und möglichen Konflikt zwischen diesen Veränderungen und den Mentalitäten – den Haltungen und Wertorientierungen – von Automobilarbeiter*innen zur Diskussion.«

Volker Best et al. (2023): Demokratievertrauen in Krisenzeiten. Wie blicken die Menschen in Deutschland auf Politik, Institutionen und Gesellschaft?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023
»Pandemie, Krieg, Klimakrise, Inflation – die Welt hat sich verändert, seit wir 2019 zum ersten Mal nach dem Vertrauen in Demokratie gefragt haben. Umso erfreulicher: Die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie ist trotz vielfältiger Krisen stabil und steigt sogar leicht. Allerdings bleibt Anlass zur Sorge. Eine Mehrheit ist weiterhin unzufrieden. Die regionalen Unterschiede haben sich im Vergleich zu 2019 noch einmal verschärft, die Schere zwischen Ost und West hat sich weiter geöffnet. Und noch immer gibt es große Unterschiede in der Demokratiezufriedenheit je nach sozialer Lage. Menschen, denen es ökonomisch schlechter geht, sind wesentlich unzufriedener … Politische Probleme werden als (zu) komplex wahrgenommen, parallel dazu scheint sich eine Sehnsucht nach einfachen und vermeintlich sachlich-neutralen Antworten zu zeigen … Ein weiterer beunruhigender Befund: Verschwörungserzählungen verfangen zumindest in Teilen der Bevölkerung und finden gerade im rechten politischen Spektrum relativ hohe Zustimmung, was fast immer mit einer negativen Bewertung der Demokratie korreliert.«

Jason Ward (2023): Failed Market Approaches to Long-Term Care. Social Europe Research Essay 13, May 2023
»The interests of care workers should be aligned with those of service users. The interests of corporate owners of care homes are however aligned with those of their shareholders. In this Social Europe research essay, supported by the European Federation of Public Service Unions and Public Services International, Jason Ward of the Centre for International Corporate Tax Accountability and Research documents the shocking results of privatisation of social care around the world. Public funds have been siphoned off into profits sequestered in secrecy jurisdictions, at the expense of care workers and service quality. Public ownership represents the urgently needed alternative.«

James Buchan and Howard Catton (2023): Recover to Rebuild. Investing in the Nursing Workforce for Health System Effectiveness, Geneva: International Council of Nurses (ICN), March 2023
»A new report from the International Council of Nurses (ICN) says the worldwide shortage of nurses should be treated as a global health emergency. It says health systems around the world will only start to recover from the effects of the pandemic and be rebuilt when there is sufficient investment in a well-supported global nursing workforce.«
➔  dazu auch dieser Report: James Buchan et al. (2022): The Global Nursing Workforce and the Covid-19-Pandemic, Philadelphia: International Centre on Nurse Migration (ICNM), January 2022

Heiner Dribbusch, Marlena Sophie Luth und Thorsten Schulten (2023): WSI-Arbeitskampfbilanz 2022. Streiks als normales Instrument der Konfliktregulierung bei Tarifauseinandersetzungen. WSI-Report Nr. 83, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2023
»Im abgelaufenen Jahr registrierte das WSI 225 Arbeitskämpfe. In deren Verlauf gab es mehrere tausend Arbeitsniederlegungen mit insgesamt 930.000 Streikenden. Rechnerisch fielen dadurch 674.000 Arbeitstage aus. Damit hat sich das Arbeitskampfgeschehen in Deutschland auf einem im Vergleich der letzten Jahrzehnte eher mittelhohen Niveau verstetigt. Streiks sind demnach ein normales Instrument der Konfliktregulierung bei Tarifauseinandersetzungen, auch wenn sich das Arbeitskampfvolumen in Deutschland im internationalen Vergleich lediglich im unteren Mittelfeld bewegt. Nach den Ergebnissen der WSI-Erwerbspersonenbefragung haben 17 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland im Laufe ihres Erwerbslebens schon einmal an einem Streik teilgenommen. Relativ hohe Warnstreikbeteiligungen bei Post, Bahn und Öffentlichem Dienst deuten bereits in den ersten Monaten des Jahres 2023 darauf hin, dass das Arbeitskampfvolumen in diesem Jahr noch einmal zunehmen könnte.«

Holger Bonin et al. (2023): Bestimmung des soziokulturellen Existenzminimums von Kindern. Forschungsbericht Nr. 619, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, April 2023
»Die sozialen Mindestsicherungssysteme in Deutschland sichern Kindern und Jugendlichen diejenigen materiellen Mittel zu, die für ihre physische Existenz und für ein Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben erforderlich sind. Die Höhe eines so verstandenen soziokulturellen Existenzminimums von Kindern lässt sich unterschiedlich bemessen. Die Expertise stellt die in der Forschungsliteratur gebräuchlichen Instrumente zur Bemessung existenzsichernder Bedarfe und finanzieller Mehrbedarfe durch die Anwesenheit von Kindern in der Familie dar, vermittelt eine Übersicht über die von ausgewählten Akteuren im Hinblick auf die Bemessung des für eine angemessene soziale Teilhabe von Kindern vertretenen Konzepte, und analysiert die Praxis der Bemessung und Dynamisierung von sozialen Mindestsicherungsleistungen in ausgewählten europäischen Ländern.«

Regina Flake et al. (2023): Potenziale und Grenzen digitaler Berufsorientierung. KOFA Kompakt Nr. 2/2023, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), April 2023
»Die Corona-Pandemie hat auch den Ausbildungsmarkt getroffen und Unternehmen im Bereich der Berufsorientierung vor neue Herausforderungen gestellt. Viele Unternehmen konnten Berufsorientierungsmaßnahmen nicht wie gewohnt in Präsenz anbieten. Dieser KOFA Kompakt untersucht, welche Berufsorientierungsmaßnahmen Unternehmen klassisch und /oder digital angeboten haben und ob digitale Angebote eine langfristige Ergänzung der Präsenzangebote sind.«

Wolfgang Däubler et al. (2023): Betriebsräte in Start-ups: Überlegungen und Konzepte zur Stärkung der Mitbestimmung. Ein Thesenpapier, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023
»Start-ups können für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Ihre Förderung ist ein erklärtes Ziel der deutschen Politik. Gleichzeitig möchte die Bundesregierung die betriebliche Mitbestimmung stärken. Nur noch 38 Prozent der Beschäftigten werden in Deutschland von einem Betriebsrat vertreten. Gerade Start-ups fallen jedoch auch in Deutschland immer wieder damit auf, die Mitbestimmung zu hinterfragen oder gar zu bekämpfen. Der vorliegende Beitrag identifiziert, welchen spezifischen Herausforderungen sich die Mitbestimmung im Start-up-Kontext stellen muss, und formuliert Empfehlungen, wie die Politik die Gründung und Arbeit von Betriebsräten in Start-ups unterstützen und erleichtern kann.«

Angela Borgwardt (2023): Digitalisierung in Studium und Lehre, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023
»Die Covid-19-Pandemie hat in Studium und Lehre einen Digitalisierungsschub ausgelöst, indem der Hochschulbetrieb fast gänzlich auf Onlinelehre umgestellt werden musste. Nachdem die Hochschulen wieder weitgehend in die Präsenzlehre vor Ort zurückgekehrt sind, stellt sich die Frage, welche Erkenntnisse aus den Erfahrungen in der Krise gezogen werden können, um Studium und Lehre zukunftsfähig auszugestalten: Welche Potenziale liegen in der Digitalisierung, um die Qualität von Studium und Lehre zu verbessern? Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen braucht es für eine gelingende Digitalisierung? In zehn Handlungsempfehlungen wird hier dargelegt, was Hochschulen und Politik dafür tun können, Lehre und Lernen mit digitaler Unterstützung positiv weiterzuentwickeln.«

Arbeitsgruppe Sanktionenrecht der FES (2023): Zurück zur Ultima Ratio des Strafrechts. Potenziale zur Entkriminalisierung systematisch prüfen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023
»Während in den vergangenen Jahren der Trend in vielen Bereichen in Richtung Verschärfung und Ausweitung des Strafrechts ging, erscheint es notwendig, verstärkt auch die Entkriminalisierung einzelner rechtlicher Bereiche in den Blick zu nehmen. Ein Fokus sollte dabei auch auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit liegen, die gerade bei einer Reihe von Straftaten im Bereich der Armutskriminalität wie der Leistungserschleichung, bagatellarischen Eigentumsdelikten oder Sozialleistungsbetrug von erheblicher Bedeutung ist. Insbesondere die Entkriminalisierung des Fahrens ohne Fahrschein erscheint aus Perspektive der AG Sanktionenrecht geboten.«

Eurofound (2023): Impact of climate change and climate policies on living conditions, working conditions, employment and social dialogue: A conceptual framework, Luxembourg 2023
»This paper presents an analytical summary of current academic and policy literature on the impact of climate change and policies to manage the transition to a carbon-neutral economy on four key domains: employment, working conditions, social dialogue and living conditions. It maps the main empirical findings around the impact of climate change and the green transition on jobs, sectors, regions and countries in Europe, identifying the opportunities and risks that climate change policies bring to European labour markets. It also develops a conceptual framework to outline the relevant drivers, relationships and outcomes of climate change and policies to ensure the transition to carbon neutrality, focusing on Eurofound’s four strategic areas.«

Lewe Bahnsen und Frank Wild (2023): Soziale Pflegeversicherung heute und morgen: Stand und mögliche Szenarien, KölN: WIP – Wissenschaftliches Institut der PKV, März 2023

Jana Faus und Selina Alin (2023): Wahl ohne Wähler_innen? Eine Analyse der Hintergründe der niedrigen Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2022 in Nordrhein-Westfalen und die Implikationen für politische Bildung, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro NRW, 2023

Sebastian Becker et al. (2023): Reform der Erwerbsminderungsrente senkt Armutsrisiko, kommt aber spät, in: DIW Wochenbericht, Nr. 17/2023
»Ein Unfall, eine chronische Erkrankung oder auch eine ange­borene Behinderung sind häufige Ursachen für den Verlust der Erwerbsfähigkeit. Der Wegfall des Erwerbseinkommens wird zwar durch die Erwerbsminderungsrente in der gesetz­lichen Rentenversicherung versichert. Diese Rente ist aber so niedrig, dass Erwerbsgeminderte einem sehr hohen Armuts­risiko ausgesetzt sind und überdurchschnittlich häufig Leis­tungen der Grundsicherung beziehen. Seit der Rentenreform 2001 sind die durchschnittlichen Leistungen stark zurückge­gangen. Reformen in den Jahren 2014 und 2019 führten zwar Verbesserungen für neu zugehende Renten ein, der Rentenbe­stand profitierte allerdings nicht davon. Dies wird erst zum Juli 2024 nachgeholt. Berechnungen zeigen, dass diese Reform das Armutsrisiko zwar um knapp acht Prozent senken kann, Erwerbsgeminderte aber weiterhin überdurchschnittlich häu­fig von Armut betroffen sind. Zudem haben die Betroffenen eine niedrige Lebenserwartung; ein relevanter Teil der poten­ziell Begünstigten wird nicht mehr am Leben sein, wenn die Reform in Kraft tritt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es bei dieser Leistung auf eine schnellere Umsetzung ankommt und weitere Maßnahmen nötig sind, um das Armutsrisiko bei Erwerbsminderung zu reduzieren.«

Elke Ahlers (2023): New Work(load)? Gestaltungsansätze für selbstorganisierte Formen der Arbeitsorganisation. WSI-Policy Brief Nr. 78, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2023

Serife Erol und Elke Ahlers (2023): Betriebliche Weiterbildung als Handlungsfeld der Betriebsräte in Zeiten der Transformation. Eine Analyse der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung. WSI-Policy Brief Nr. 77, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2023

Stefan Bach et al. (2023): Ausgaben für Heizung und Strom: Sparanreize greifen nicht für Menschen in der Grundsicherung, in: DIW Wochenbericht Nr. 16/2023
»Im Rahmen der Grundsicherung werden die tatsächlich anfallenden Heizungsrechnungen übernommen, sofern diese nicht unangemessen hoch sind. Dagegen werden Ausgaben für Strom lediglich pauschal im Regelsatz berücksichtigt. Somit haben Grundsicherungsbeziehende weniger Anreize, ihre Ausgaben für Heizenergie zu reduzieren als ihre Ausgaben für Strom. Auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt sich, dass Haushalte in der Grundsicherung trotz dieser Anreize hohe Stromausgaben haben. Im Durchschnitt geben Grundsicherungsbeziehende im Monat fünf Euro mehr für die Heizung und neun Euro mehr für Strom aus als vergleichbare Haushalte außerhalb der Grundsicherung. Dies kann daran liegen, dass die Haushalte nicht ausreichend über ihre Ausgaben und Einsparmöglichkeiten für Energie informiert sind oder dass sie aufgrund einer schlechten technischen Ausstattung sowie längeren Aufenthaltszeiten zu Hause nicht sparen können. Eine Klimapolitik, die Sparanreize durch eine steigende CO2-Bepreisung setzen möchte, sollte diese Zusammenhänge berücksichtigen. Sie kann nur wirksam sein, wenn Haushalte auf Preisanreize reagieren können. Daher sind neben steigender CO2-Bepreisung zielgerichtete Förderprogramme für Energieeffizienzmaßnahmen sowie Informationskampagnen für Haushalte erforderlich.«

Elke Ahlers et al. (2023): Die Entwicklung des Vertrauens in Gewerkschaften. WSI Policy Brief, Düsseldorf Nr. 76, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI, März 2023

Hagen Lesch, / Lennart Eckle (2023): Tarifverhandlungen: mehr Konflikte. IW-Kurzbericht Nr. 28/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023
»Im ersten Quartal 2023 wurde das Klima in den Tarifverhandlungen rauer. Die Konfliktintensität, die die Summe der in Tarifverhandlungen genutzten Konflikthandlungen angibt, lag im Durchschnitt von elf analysierten Konflikten bei 8,9 Punkten. Damit übertraf sie den Vorjahreswert um das 1,7-Fache. Am konfliktreichsten ging es im Öffentlichen Dienst zu. Dort summierten sich die Konflikthandlungen auf 28 Punkte.«

Andreas Heimer et al. (2023): Evaluation der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung. Forschungsbericht Nr. 620, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), April 2023
»Im Jahr 2018 begann die modellhafte Einführung der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) nach § 32 Neuntes Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX). Mit ihr wurden rund 500 Angebote in ganz Deutschland geschaffen, in denen Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen über Fragen der Rehabilitation und Teilhabe informiert und beraten werden. Das deutschlandweite Beratungsaufkommen liegt seit 2020 bei durchschnittlich rund 15.000 Beratungen im Monat. Die wissenschaftliche Begleitung der EUTB adressiert grundsätzliche Fragen zu den Umsetzungs- und Wirkungsbedingungen der EUTB. Ihre Ergebnisse zeigen, dass es der EUTB auftragsgemäß gelungen ist, ein breit akzeptiertes Informations- und Beratungsangebot zu entwickeln, das die vorhandene Beratungsinfrastruktur im Bereich Rehabilitation und Teilhabe ergänzt. Im Zuge ihrer Etablierung konnte für die EUTB – in der Regie der Fachstelle Teilhabeberatung – ein umfassendes System der Qualifizierung und Qualitätssicherung entwickelt werden, so dass zum Ende der Förderphase einheitliche Qualitätsstandards für die Beratung vorliegen und weiterentwickelt werden können. Die Zufriedenheit der Ratsuchenden mit der Beratung durch die EUTB ist hoch. Die Klärung ihrer Anliegen und die Erreichung der wichtigsten Ziele gelingt nach ihrer Selbsteinschätzung häufig. Damit kann die EUTB nachweislich zur Stärkung der Selbstbestimmung und gesellschaftlichen Teilhabe der Ratsuchenden beitragen. Die Beratung von Betroffenen für Betroffen als „Peer-Beratung“ trägt zu einer wesentlichen Unterstützung des Angebots bei. Zentrale Handlungsfelder für die Weiterentwicklung der EUTB betreffen ihre Vernetzung (intern und extern), die Klärung der fallbegleitenden und rechtlichen Beratungsaufgaben der EUTB, die Weiterentwicklung des Schulungsangebotes der Beraterinnen und Berater, eine stärkere Einbindung der Träger von EUTB-Angeboten, die Erreichung bisher unterrepräsentierter Teilgruppen und die Vertiefung (Qualifizierung) und Ausweitung der beschriebenen Peer-Beratung.«

Julia Hense und Lutz Goertz (2023): Monitor Digitalisierung 360° Wo stehen die deutschen Hochschulen? Arbeitspapier Nr. 68, Gütersloh: Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), März 2023
»Ob Seminar, Tutorium oder Vorlesung – nach der Corona-Pandemie sind Präsenzveranstaltungen wieder die dominierenden Lehrformate am Campus. Dies zeigt eine aktuelle Befragung im Rahmen des neuen Monitor Digitalisierung 360° des Hochschulforum Digitalisierung. Für die Studie wurden insgesamt mehr als 1.600 Hochschulangehörige kontaktiert. Die Befragung von Hochschulleitungen, Studierenden, Lehrenden und Supportmitarbeitenden zeigt auch: Digitalisierung ist mittlerweile Chefsache an fast allen Hochschulen. Die technische Ausstattung wird von Studierenden und Lehrenden als ausreichend bewertet. Schwachstelle bleibt an einigen Hochschulorten die WLAN-Abdeckung. Lehrenden fehlt die Zeit für Weiterbildung, Studierende wünschen sich ein interaktiveres und multimedialeres Lernangebot.«

CHE (2023): CHECK – Entwicklung der Studienanfänger*innen in Deutschland, Gütersloh: Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), April 2023
»Nach Jahren auf Rekordniveau schreiben sich mittlerweile deutlich weniger Studienanfänger an deutschen Hochschulen ein. Der Rückgang wirkt sich auf Hochschulen und Fächer regional unterschiedlich aus, wie eine Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt. Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen verlieren dabei im Ländervergleich am stärksten. Den größten Rückgang der Erstsemester-Zahlen gibt es in den Fächern Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften. Während die staatlichen Universitäten deutlich verlieren, konnten die privaten Hochschulen ihre Studienanfängerzahlen entgegen dem allgemeinen Trend sogar erheblich steigern.«

Holger Seibert, Barbara Schwengler und Doris Wiethölter (2023): Aus Hilfskräften Fachkräfte machen. Eine quantitative Analyse der Entwicklungs- und Strukturdaten von Helfertätigkeiten, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023
»An vielen Stellen des Arbeitsmarkts fehlen mittlerweile Fachkräfte. Dabei stellen sie das Gros der in Deutschland arbeitenden Menschen dar. Aufgrund des rasanten demografischen Wandels, den Deutschland durchläuft, dürften in den kommenden Jahren noch deutlich mehr Fachkräfte fehlen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, aktuelle und zukünftige Fachkräftebedarfe zu decken. Ein Ansatzpunkt kann und muss hier die Qualifikation von Personen sein, die bisher unterhalb des Anforderungsniveaus „Fachkraft“ arbeiten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Helfer. In der hier vorliegenden Publikation geben uns die Autoren auf der Basis detaillierter quantitativer Daten einen vertieften Einblick in diese Kategorie von Beschäftigten. Damit schaffen sie die Grundlage für eine sinnvolle Diskussion über die Frage, wie mehr Personen, die bisher auf dem Anforderungsniveau „Helfer“ arbeiten, zu Fachkräften weiterqualifiziert werden können.«

Malte Lübker und Thorsten Schulten (2023): Tarifbindung in den Bundesländern. Entwicklungslinien und Auswirkungen auf die Beschäftigten. Analysen zur Tarifpolitik Nr. 96, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2023
➔  dazu: Ohne Tarifvertrag verdienen Beschäftigte im Schnitt 11 Prozent weniger und müssen wöchentlich fast eine Stunde mehr arbeiten (19.04.2023)

Bernd Fitzenberger und Ulrich Walwei (2023): Kurzarbeitergeld in der Covid-19-Pandemie: Lessons learned. IAB-Forschungsbericht Nr. 5/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023

Ferdinand Wollschläger (2023): Verfassungskonformität der Reform der Krankenhausplanung auf der Basis der dritten Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung „Grundlegende Reform der Krankenhausvergütung“. Gutachten für das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, das Ministerium für Justiz und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein und das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Augsburg, 17. April 2023
»Keine Bundeskompetenz für Umsetzung der Empfehlungen der Regierungskommission. Krankenhausreform muss zwischen Bund und Ländern aufgespaltene Zuständigkeit für Regelung der Krankenhausversorgung beachten, insbesondere die Planungshoheit der Länder. Demnach bestehen verschiedene Reformoptionen.«

Silvia Hofmann et al. (2023): AusbildungPlus – Duales Studium in Zahlen 2022. Trends und Analysen. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2023

Jürgen Klauber et al. (Hrsg.) (2023): Krankenhaus-Report 2023. Schwerpunkt: Personal, Wiesbaden 2023
»Nicht erst seit der Covid-19-Pandemie sind die Probleme der personellen Ausstattung und Personalverfügbarkeit im Krankenhaus, insbesondere in der Pflege, im Fokus der Diskussion. Der aktuelle Report analysiert die Ausgangslage und erörtert diverse Handlungsansätze mit Blick auf die Verbesserung der Personalsituation. Weiter diskutiert werden aber auch Fragen eines grundlegenden Reformbedarfs des Systems und der Finanzierung der stationären Versorgung, die auf der Agenda der aktuellen Gesundheitspolitik stehen.«

Andreas Storm (Hrsg.) (2023): Gesundheitsreport 2023. Analyse der Arbeitsunfähigkeiten. Gesundheitsrisiko Personalmangel: Arbeitswelt unter Druck. Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung Band 44, Hamburg: DAK-Gesundheit, April 2023

Wido Geis-Thöne (2023): Zuwanderung aus Südostasien. Erfolg und Potenzial für die Fachkräftesicherung. IW-Report, Nr. 23/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023
»In den nächsten Jahren wird Deutschland in zunehmendem Maß auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sein, um zu vermeiden, dass es durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer am Arbeitsmarkt zu Lücken kommt, die Wachstum und Wohlstand gefährden. Gleichzeitig dürften die Migrationspotenziale in den anderen EU-Ländern vor dem Hintergrund des hier ebenfalls voranschreitenden demografischen Wandels stark rückläufig sein, sodass die deutsche Migrationspolitik ihren Fokus auf den außereuropäischen Bereich richten muss. Ein Schwerpunkt sollte dabei auf Südostasien gelegt werden. Für diese Weltregion spricht, dass mit 8,5 Prozent ein substanzieller Teil der Weltbevölkerung auf sie entfällt und die Ausgangslage für eine gezielte Anwerbung von Fachkräften vergleichsweise günstig ist.«

Ludger Wößmann et al. (2023): Der ifo-„Ein Herz für Kinder“- Chancenmonitor: Wie (un-)gerecht sind die Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Familien in Deutschland verteilt?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 4/2023
»Wie steht es um die soziale Durchlässigkeit und die Chance auf sozialen Aufstieg in Deutschland? Der ifo-„Ein Herz für Kinder“-Chancenmonitor dokumentiert, wie (un-)gerecht die Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Familien in Deutschland verteilt sind. Dazu misst er die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, in Abhängigkeit vom familiären Hintergrund. Die Unterschiede haben ein gewaltiges Ausmaß: Die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, liegt bei 21,5 %, wenn ein Kind mit einem alleinerziehenden Elternteil ohne Abitur aus dem untersten Einkommensviertel und mit Migrationshintergrund aufwächst. Im Gegensatz dazu liegt sie bei 80,3 %, wenn das Kind mit zwei Elternteilen mit Abitur aus dem obersten Einkommensviertel und ohne Migrationshintergrund aufwächst. Um die Chancengerechtigkeit zu erhöhen, werden sechs Ansatzpunkte empfohlen.«

Sebastian Blesse et al. (2023): Was verhindert einen leistungssteigernden Wettbewerb im Bildungsföderalismus?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 4/2023
»Das Für und Wider des Bildungsföderalismus ist regelmäßiger Bestandteil politischer Debatten in Deutschland. Auf Basis der vorliegenden Studie lässt sich feststellen, dass Fehleinschätzungen über die relativen Leistungen der länderspezifischen Bildungspolitik ein großes Hindernis für einen Ideenwettbewerb zwischen den Bundesländern darstellen können. Parallele Befragungen von Bürgern und Landtagsabgeordneten ergeben, dass beide Gruppen verzerrte Vorstellungen über Schülerleistungen in ihrem Bundesland haben. Ein Informationsexperiment zeigt, dass die Bereitstellung von vergleichenden Informationen über Schülerleistungen die politische Zufriedenheit der Bürger zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Bundesländern polarisiert. Gleichzeitig erhöhen Leistungsinformationen die Unterstützung für transparenzfördernde Maßnahmen in Form von regelmäßigen Schülervergleichstests. Eine stärkere öffentliche Sichtbarkeit relativer Bildungsleistungen der Bundesländer könnte den Anreiz für Parlamentarier erhöhen, leistungssteigernde Maßnahmen im Bildungssektor umzusetzen.«

Sofia Amaral et al. (2023): Häusliche Gewalt und die hohe Anzahl an Wiederholungstaten – ist eine vorläufige Verhaftung der Täter sinnvoll?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 4/2023
»Häusliche Gewalt ist eine allgegenwärtige Bedrohung für das Wohlergehen von Frauen weltweit. Viele Opfer werden wiederholt von ihren Partnern misshandelt. Eine mögliche, aber umstrittene polizeiliche Maßnahme zur Bewältigung dieses Problems ist, Verdächtige unmittelbar vor Ort festzunehmen. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass dieser Ansatz sehr wirksam ist und die Zahl der wiederholten Übergriffe im darauffolgenden Jahr um etwa 50 % reduziert.«

Gernot Mühge und Bernd Reissert (2023): Beschäftigungssicherung und Beschäftigtentransfer in der wirtschaftlichen Transformation. Reformfortschritte und weitere Reformbedarfe, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023
»Für die Herausforderungen der wirtschaftlichen und ökologischen Transformation ist das Instrumentarium der Arbeitsmarktpolitik bislang unzureichend. Es fehlen passgenaue Instrumente, die es in großem Umfang erlauben, von Stellenabbau bedrohte Beschäftigte so zu qualifizieren, dass sie auf Arbeitsplätze mit anderen Qualifikationsanforderungen im gleichen Unternehmen oder auf stabile Arbeitsplätze in anderen Unternehmen wechseln können. Die arbeitsmarktpolitische Reformdebatte, die sich in den letzten Jahren aus dieser Situation ergeben hat, hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag für die Jahre 2021 bis 2025 recht umfassend aufgegriffen. Die Umsetzung der Koalitionsvorhaben steht teils noch aus, teils befindet sie sich derzeit im parlamentarischen Diskussionsprozess. Der vorliegende FES diskurs schließt an die arbeitsmarktpolitische Diskussion an. Er analysiert Reformvorschläge und Reformbedarfe und vergleicht Argumente der Reformdebatte mit den im Koalitionsvertrag angekündigten Vorhaben wie dem Qualifizierungsgeld, der Bildungs(teil)zeit und dem Ausbau des Transferkurzarbeitergelds. Der FES diskurs ist als Diskussionsgrundlage und Unterstützung für die Umsetzung der Reformvorhaben zu Beschäftigungssicherung und Beschäftigtentransfer in der aktuellen Legislaturperiode gedacht.«

Laura Goßner und Manuel Siegert (2023): COVID-19-Erkrankungen und Impfungen gegen SARS-CoV-2 bei Personen mit und Personen ohne Migrationserfahrung – Ergebnisse aus der RKI-SOEP-2 Studie. IAB-Forschungsbericht Nr. 4/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2023
»In diesem IAB-Forschungsbericht werden Personen mit und Personen ohne Migrationserfahrung in Bezug auf COVID-19-Erkrankungen und Impfungen gegen SARS-CoV-2 miteinander verglichen.«

Anett Friedrich et al. (2023): Das kognitive Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen. Eine empirische Untersuchung für 226 duale und schulische Ausbildungsberufe. Wissenschaftliche Diskussionspapiere Heft 243, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2023
»Ausbildungsberufe unterscheiden sich sowohl auf berufsfachlicher Ebene als auch im Niveau der kognitiven Anforderungen. Während berufsfachliche Unterschiede mit der Klassifikation der Berufe 2010 empirisch gut untersuchbar sind, gilt dies weniger für Unterschiede im kognitiven Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen. Die Publikation stellt einen Indikator des Berufspsychologischen Services der Bundesagentur für Arbeit für das kognitive Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen vor und präsentiert dessen Verteilung über 226 duale und schulische Ausbildungsberufe sowie Analysen zur Konstrukt- und Kriteriumsvalidität des Indikators. Die Ergebnisse zeigen die Heterogenität im kognitiven Anforderungsniveau von Ausbildungsberufen und weisen auf eine zufriedenstellende Validität des Indikators hin.«

Silvia Annen und Tobias Maier (Hrsg.) (2022): Akademisierung, Hybridqualifikationen und Fachkräftebedarf. Ist die Konkurrenz zwischen akademisch und beruflich Qualifizierten Mythos oder Realität?, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2022
»Der Sammelband geht der Frage nach, ob Konkurrenz zwischen akademisch und beruflich Qualifizierten tatsächlich besteht, da sowohl höherqualifizierende Berufsausbildung als auch Bachelorstudiengänge junge Menschen auf gleichwertige Tätigkeiten vorbereiten. Diese Frage wird aus vier unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Zunächst wird in einem nationalen Kontext eine systemische Bestandsaufnahme vorgenommen. Hiernach wird der Fokus auf die Akteure, wie Individuen und Unternehmen, gerichtet. Zudem wird der Beitrag hybrider Qualifikationsmöglichkeiten zur Herstellung einer Kongruenz zwischen beiden Bildungssystemen analysiert. Der Band schließt mit Beiträgen aus einer internationalen Perspektive. Die Beiträge zeigen Herausforderungen der (Berufs-)Bildungspolitik sowie Handlungsoptionen auf.«

Pestel Institut (2023): Wohnen im Alter. Prognose zum Wohnungsmarkt und zur Renten-Situation der Baby-Boomer. Beauftragt vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), Hannover 2023

Experten-Rat Pflegefinanzen (2023): Die Pflege+ Versicherung. Vorschlag für eine generationengerechte, paritätische Pflegekostenversicherung, Berlin, April 2023
»Der Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vom 7. Dezember 2021 sieht einen Prüfauftrag für eine generationengerechte Absicherung der Eigenanteile an den Pflegekosten in Pflegeeinrichtungen vor. Vor diesem Hintergrund hat der Verband der Privaten Krankenversicherung im September 2022 einen interdisziplinären Experten-Rat Pflegefinanzen initiiert, der Lösungsvorschläge erarbeiten soll, wie die Finanzierung der Eigenanteile an den pflegebedingten Kosten abgesichert werden kann. Dem Experten-Rat Pflegefinanzen gehören an: Prof. Dr. Christine Arentz (Technische Hochschule Köln), Prof. Dr. Thiess Büttner (Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Constantin Papaspyratos (Bund der Versicherten, Hamburg), Prof. Dr. Christian Rolfs (Universität zu Köln) und Prof. Dr. Jürgen Wasem (Vorsitzender, Universität Duisburg-Essen).«

Jurek Tiedemann und Lydia Malin (2023): Jahresrückblick 2022 – Fachkräftesituation angespannter denn je, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), April 2023
»Die Zahl der offenen Stellen ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Im Jahresdurchschnitt lag sie für qualifizierte Fachkräfte bei über 1,3 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie somit um mehr als 300.000 angestiegen (plus 30,1 Prozent). Gleichzeitig ist die Zahl an formal qualifizierten Arbeitslosen auf knapp eine Million zurückgegangen (minus 13,0 Prozent).«

Oliver Stettes (2023): Solo-Selbstständige und Werkvertragsbeschäftigte als Katalysatoren des digitalen Wandels in deutschen Unternehmen, in: IW-Trends, Nr. 1/2023, S. 63-80
»In rund jedem vierten Unternehmen in Deutschland waren im Jahr 2021 Solo-Selbstständige oder Angehörige von Fremdfirmen im Rahmen von Dienst- oder Werkverträgen tätig. Dies ist das Ergebnis einer empirischen Analyse auf Basis der 29. und 30. Welle des IW-Personalpanels aus dem Frühjahr und Sommer 2022. Die Unternehmen setzen auf Solo-Selbstständige und Werkvertragsbeschäftigte aus Fremdfirmen, weil ihr zusätzlicher Personalbedarf zeitlich begrenzt ist, sie diesen mit Fremdpersonal schnell befriedigen können und zudem Zugang zu spezifischem Know-how erhalten, das ansonsten in der Belegschaft nicht vorhanden ist. Zudem übt ihr Einsatz eine Versicherungsfunktion aus. Der Einsatz von Fremdpersonal ist ein Katalysator für die digitale Transformation auf Unternehmensebene. Solo-Selbstständige spielen dabei eher eine wichtige Rolle bei der Einführung von digitalen Grenztechnologien, während Fremdfirmen mit ihren Werkvertragsbeschäftigten eher bei der Implementierung reiferer Technologiearten zum Einsatz kommen.«
➔  Die Langfassung der Studie:
Oliver Stettes (2023): Der Einsatz von Solo-Selbstständigen und Angehörigen von Fremdfirmen in deutschen Unternehmen. Eine Analyse auf Basis des IW-Personalpanels 2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023
Die Studie wurde gefördert von Bundesverband für selbständige Wissensarbeit e.V., Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland e.V., Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.

Reinhard Bispinck (2023): Wir lange dauern Tarifrunden? Zwischen 9 und 455 Tagen. Eine Analyse von fünf Branchen von 2000 bis 2022. Analysen zur Tarifpolitik Nr. 95, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), April 2023
»In der aktuellen Tarifrunde 2023 wird in manchen Branchen bereits seit geraumer Zeit verhandelt und ein Ende ist nicht absehbar. Im Öffentlichen Dienst fand beispielsweise die erste Verhandlungsrunde am 24.1. statt, die dritte Runde lief vom 27. bis 29.3. und jetzt läuft die Schlichtung. Ähnlich zäh geht es in der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie zu: Seit dem 25.1. sind bereits vier Verhandlungsrunden ergebnislos vergangen, die fünfte folgt am 12.4. In anderen Branchen geht es schneller: In der Kautschukindustrie erzielten die Tarifparteien bereits in der zweiten Runde am 28.2. ein Ergebnis. Da stellt sich die Frage: Wie lange dauern Tarifrunden in der Regel? Wie viele Verhandlungsrunden braucht es im Schnitt bis zum Ergebnis? Wie groß sind die Unterschiede und gibt es gemeinsame Muster? Die folgende Auswertung trägt die Daten für fünf große Tarifbranchen aus 22 Jahren zusammen, die interessante Einblicke in das Tarifgeschehen bieten. Sie beziehen sich auf die klassischen Lohn-, Gehalts- und Entgeltverhandlungen. Dabei spielten gelegentlich auch rahmen- und manteltarifliche Regelungen eine Rolle.«

Ruth Maria Schüler (2023): Renteneintritt von Paaren in Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 1/2023, S. 45-61
»Um die Finanzierung der gesetzlichen Rente im Umlageverfahren nachhaltig zu sichern, ist es erforderlich, dass möglichst viele Menschen bis zur Regelaltersgrenze arbeiten. Der Renteneintritt wird in der ökonomischen Theorie als individuelle Entscheidung eines Abwägens der Opportunitätskosten der Freizeit und dem erwarteten Ruhestandseinkommen beschrieben. Welche Rolle bei der Renteneintrittsentscheidung der Haushaltskontext spielt, wurde bisher auch aufgrund mangelnder Daten wenig betrachtet. In der folgenden Untersuchung wird anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels und der Deutschen Rentenversicherung untersucht, inwiefern Paare ihre Rentenentscheidung gemeinsam treffen und aufeinander abstimmen. Die Analyse stellt dar, dass ein gemeinsamer Renteneintritt weniger häufig umgesetzt wird, als er gewünscht wird. Im Besonderen für die Rentnerkohorte, die 1947 und später geboren ist und somit mit Anhebung der Regelaltersgrenze in Rente geht, zeigt sich eine Verhaltensänderung. In der Rentnerkohorte, der vor 1947 Geborenen, arbeiten die älteren Partner näher bis zur Regelaltersgrenze als die jüngeren Partner. Für die Rentnerkohorten, die 1947 und später geboren sind, lässt sich das Gegenteil beobachten. Hier arbeiten die jüngeren Partner näher bis zur Regelaltersgrenze als ihre älteren Lebenspartner. Eine ökonometrische Untersuchung der Anhebung der Regelaltersgrenze und der Einführung der sogenannten abschlagsfreien Rente mit 63 zeigt, dass die beiden Reformen nicht ursächlich für diese Verhaltensänderung bezüglich des gemeinsamen Renteneintritts sind.«

Johannes Steffen (2023): Rentenanpassung 2023. Starker Lohnanstieg in den neuen Ländern führt zu vorzeitiger Rentenangleichung Ost, 03.04.2023
»Zum 1. Juli 2023 steht für die Altersbezüge der gut 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner abermals eine deutliche Erhöhung an. Der aktuelle Rentenwert steigt um 4,39 Prozent auf 37,60 Euro und der aktuelle Rentenwert (Ost) wird um 5,86 Prozent auf ebenfalls 37,60 Euro angehoben. Damit wird die Rentenangleichung Ost ein Jahr früher erreicht als im gesetzlichen Stufenplan vorgesehen. Die Faktoren der Anpassungsformel tragen in unterschiedlicher Weise zu diesem Ergebnis bei. So haben die anpassungsrelevanten Löhne im Westen mit 4,5 Prozent und im Osten mit 6,7 Prozent noch einmal stark zugelegt während der Nachhaltigkeitsfaktor leicht anpassungsdämpfend wirkt.«

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (2023): Stellungnahme zur Europäischen Strategie für Pflege und Betreuung, Berlin, März 2023

Hagen Lesch und Christoph Schröder (2023): Vertrauen in die Mindestlohnanpassung wiederherstellen. Schriftliche Stellungnahme zur vierten Anhörung zu den Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns. IW-Report Nr. 22/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023

Tobias Hentze (2023): Kirchensteuer. Austrittswelle hinterlässt immer größere Spuren. IW-Kurzbericht Nr. 26/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023
»Die Kirchensteuereinnahmen haben sich in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 zwar besser entwickelt als noch zu Beginn der Corona-Krise prognostiziert. Knapp 13 Milliarden Euro betrug das Aufkommen im Jahr 2022. Doch der anhaltende Mitgliederschwund stellt die Kirchen zunehmend vor finanzielle Herausforderungen. Kaufkraftbereinigt sinken die Steuereinnahmen bis zum Jahr 2027.«

Beatrice van Berk et al. (2023): Suchthaftes Arbeiten und Gesundheit. Empirische Befunde für Deutschland. Study Nr. 482, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, April 2023
»Suchthaftes Arbeiten stellt in Deutschland kein Randphänomen dar und ist über unterschiedlichste Berufsgruppen hinweg verbreitet. Auf Basis einer groß angelegten Erwerbstätigenbefragung untersucht die vorliegende Studie detailliert die Zusammenhänge zwischen suchthaftem Arbeiten und Gesundheit. Dabei zeigt sich, dass suchthaft Arbeitende nicht nur in erhöhtem Maße psychosomatische und körperliche Beschwerden aufweisen, sondern auch seltener eine ärztliche Behandlung aufsuchen. Die Befunde haben Implikationen für einzelne Betroffene, aber auch für Betriebe und Gesellschaft.«

Magnus Brosig (2023): Gute Renten aus Aktienhand? Die Illusion von der Kapitaldeckung, Bremen: Arbeitnehmerkammer Bremen, April 2023
»Alterssicherung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfolgte in Deutschland jahrzehntelang weitestgehend umlagefinanziert im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung. Unter Verweis auf höhere Beiträge infolge des demografischen Wandels wurde dieses Systems tiefgreifend reformiert und in seiner Leistungsfähigkeit beschnitten. Entstehende Lücken sollen durch vermehrte private und betriebliche Vorsorge auf freiwilliger Basis geschlossen werden – also verstärkt über die Kapitalmärkte. Entsprechende Angebote wie die kleinteilig ausgerichtete „Riester-Rente“ können dies aus strukturellen Gründen allerdings nicht ausreichend und erst recht nicht flächendeckend leisten. Aus dem Scheitern des bisherigen „Mehrsäulenmodells“ zieht eine politische Mehrheit bislang aber nicht den Schluss, sich wieder von kapitalmarktbasierter Alterssicherung abzuwenden. Stattdessen werden neue Instrumente wie ein Kapitalstock für die Sozialversicherung diskutiert, die insgesamt kollektiveren und verbindlicheren Charakter hätten. Doch trotz struktureller Vorteile könnten auch sie wesentliche Grenzen der sogenannten Kapitaldeckung nicht überwinden: Diese ist letztlich ebenfalls an die volkswirtschaftliche Produktion gekoppelt und kann Wohlstand nicht einfach aus dem Ausland importieren. Von tatsächlicher „Deckung“ kann also keine Rede sein. Begnügt man sich deshalb damit, derartige Vorsorge lediglich als Mittel zur besseren Beteiligung der Versicherten an der Wirtschaftsleistung anzustreben, so ergeben sich gleichwohl noch viele gesellschaftliche, ökonomische und technische Herausforderungen. Insgesamt wird deutlich: Das „Anzapfen“ der Kapitalmärkte zu sozialpolitischen Zwecken ist – sofern überhaupt möglich – keineswegs trivial und unproblematisch. Gerade auch im demografischen Wandel spricht viel dafür, für gute und verlässliche Leistungen auf umlagefinanzierte Alterssicherung mit stabilerem Fundament zu setzen.«

GKV-Spitzenverband (2023): Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes zur gezielten Ausgestaltung von Medizinischen Versorgungszentren. Beschlossen vom Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes am 22. März 2023, Berlin 2023

Günther Schmid et al. (2023): Berufliche Souveränität für Europas Jugend. Die Politik muss den Start ins Erwerbsleben besser gestalten, in: WZB-Mitteilungen, Heft 179, März 2023
»Die Schweiz macht es vor: Durch kluge Reformen hat dort die duale Berufsbildung hohe Attraktivität behalten, Jugendarbeitslosigkeit und Armut trotz Arbeit liegen auf niedrigem Niveau. In einer vergleichenden Studie haben die Autor*innen dieses Beitrags analysiert, welche Weichen die europäische Politik stellen muss, damit junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt bestehen. Dabei geht es um mehr als die Sicherung des jeweils eigenen Lebensunterhalts: Berufliche Souveränität ist die Voraussetzung dafür, dass die junge Generation ihren Beitrag zum digitalen und ökologischen Wandel leisten kann.«

Rebecca Wetter et al. (2023): Keine Zeit zu wählen. Lange und sozial unverträgliche Arbeitszeiten beeinträchtigen die politische Teilhabe, in: WZB-Mitteilungen, Heft 179, März 2023
»Daten aus 24 europäischen Ländern zeichnen ein deutliches Bild: Wer viel arbeitet, hat wenig Zeit, sich politisch zu beteiligen oder einzubringen – und sei es beim vergleichsweise wenig aufwändigen Akt des Wählens. Vor allem Frauen, die immer noch häufig durch Haushalts- und Erwerbsarbeit doppelt belastet sind, und Männer in einfachen Tätigkeiten geben seltener bei Wahlen ihre Stimme ab, wenn sie langen oder sozial unverträglichen Arbeitszeiten ausgesetzt sind.«

Ruud Koopmans (2023): „Wie bekommen wir die Zuwanderung, die wir brauchen?“, in: WZB-Mitteilungen, Heft 179, März 2023
»In seinem neuen Buch „Die Asyl-Lotterie. Eine Bilanz der Flüchtlingspolitik von 2015 bis zum Ukraine-Krieg“ übt Ruud Koopmans scharfe Kritik an der gegenwärtigen Asylpolitik in Europa. Sie führe zu massenhaftem Sterben an den Grenzen, zu mangelhafter Integration und zu inneren Verwerfungen in den europäischen Gesellschaften. Seine Kritik und konkrete Vorschläge für Veränderungen stellt der Direktor der Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung im Gespräch mit Gabriele Kammerer und Kerstin Schneider vor.«

Landespflegekammer Rheinland-Pfalz (2023): Leiharbeit in der Pflege – Hintergrund, Risiken, Maßnahmen, Mainz, 06.04.2023
»In vielen Kliniken und Pflegeeinrichtungen gibt es einen Mangel an qualifizierten Pflegefachpersonen. Daher wird auf Leiharbeit zurückgegriffen, um den Personalmangel zu kompensieren und die Versorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen. Besonders attraktiv macht die Leiharbeit ihre Flexibilität. So können Leiharbeiter:innen kurzfristig ein- und abbestellt werden. Leiharbeit in der Pflege hat jedoch viele schwerwiegende Folgen. Diese betreffen vor allem das Stammpersonal sowie die Versorgung von Patient:innen. Aber auch die Unternehmen begeben sich in Abhängigkeiten, die kaum zu beherrschen sind und die damit die Herausforderungen, welche durch Leiharbeit entstehen, weiter vergrößern. In diesem Positionspapier werden daher Argumente zur Reduzierung der Leiharbeit hervorgebracht.«

Ulrich Schneider (2023): Brief an Christian Lindner und Christian Dürr in Sachen „Kindergrundsicherung“, Berlin: Paritätischer Gesamtverband, 06.04.2023

Katharina Wrohlich und Aline Zucco (2023): 15 Jahre Elterngeld. Auswirkungen und Reformoptionen. Working Paper Forschungsförderung Nr. 281, Düsseldorf: Hans Böckler Stiftung, April 2023
»Am 1. Januar 2007 wurde in Deutschland das Elterngeld eingeführt. Zahlreiche empirische Studien haben gezeigt, dass dessen Ziele insofern erreicht wurden, als sich die Erwerbsbeteiligung von Müttern ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes erhöht hat. Wir zeigen zudem, dass das Elterngeld den Verdienst von Müttern positiv beeinflusst hat. Das Elterngeld beinhaltet also das Potenzial, Geschlechterungleichheiten am Arbeitsmarkt zu reduzieren. Dieses Potenzial kann jedoch noch ausgebaut werden, etwa durch eine Erhöhung der Zahl der Partnermonate.«

Annette Trahms et al. (2023): Erwerbs- und Lebenslagen von Über-60-Jährigen – Mit Pandemiebeginn arbeiteten auch Ältere mehr im Homeoffice als davor. IAB-Kurzbericht Nr. 7/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), April 2023
»Von der Covid-19-Pandemie waren Über- 60-Jährige mehrfach betroffen. Einerseits wegen des höheren Risikos für einen schweren Infektionsverlauf. Andererseits wirkte sich der Rückgang der betrieblichen Arbeitskräftenachfrage infolge von Kontaktbeschränkungen insbesondere auf die atypische Beschäftigung aus: Dazu zählen auch Minijobs, die gerade für ältere Beschäftigte und Rentenbeziehende eine häufige Erwerbsform darstellen. Mit Daten des IAB untersuchen wir pandemiebedingte Veränderungen in verschiedenen Erwerbs- und Lebenslagen von 60- bis 70-jährigen Beschäftigten.«

Deutsche Hochschule für Polizei (2023): Projekt MEGAVO. Zwischenbericht 2023, Münster, 04.04.2023

Jutta Rump und Pia Stelz (2023): Wussten Sie, dass …. Alles über Basisarbeit, Ludwigshafen am Rhein: Institut für Beschäftigung und Employability IBE der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, März 2023
»Wussten Sie, dass rund 16% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Basisarbeitende sind? Das entspricht rund fünf Millionen Beschäftigten in Deutschland, die in Einfacharbeit oder Anlerntätigkeiten beschäftigt sind und somit einfache Routinearbeiten ausführen, die häufig mit hohen körperlichen und psychischen Anforderungen einhergehen. Die gesellschaftliche Wertschätzung der Basisarbeitenden oder Helfertätigkeiten hat sich durch die Corona-Pandemie verändert.«

Winfried Kluth (2023): Rechtsgutachten zu Fragen des Weiterentwicklungsbedarfs der Krankenhausplanung auf der Basis von Leistungsgruppen. Erstellt im Auftrag der AOK, Halle (Saale), Februar 2023
»Die Einführung eines an Leistungsbereichen und Leistungsgruppen orientierten Systems zur Krankenhausplanung sowie die Festlegung von Kriterien, die der Bedarfsermittlung im stationären Bereich dienen, ist mit den Grundrechten der privaten und gemeinnützigen Krankenhausträger vereinbar. Zu diesem Ergebnis kommt Winfried Kluth vom Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Universität Halle-Wittenberg in einem vom AOK-Bundesverband in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten zur geplanten Krankenhausreform. Danach besitzt der Bund die Kompetenz, eine auf Leistungsbereichen und -gruppen basierende einheitliche Krankenhaus-Planungssprache verbindlich einzuführen.

Christoph Trautvetter (2023): Wem gehört die Altenpflege? Eigentumsverhältnisse und Geschäftspraktiken in der stationären Altenpflege im Land Bremen, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, März 2023

Sebastian Baunack und Anna Gilsbach (2023): Gemeinwohlorientierung in der Altenpflege. Regulierungsmöglichkeiten des Landesgesetzgebers zur Verbesserung der Qualität in Pflegeeinrichtungen im Land Bremen, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, März 2023

Jessica Kemper und Michaela Evans (2023): Belastungserleben Pflegender bei Sturzereignissen von Pflegebedürftigen – Subjektive Erwartungen an den Einsatz eines KI-basierten Bewegungsmonitorings. Forschung Aktuell 04/2023, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), April 2023

Christoph Trautvetter und Sarah Knechtel (2023): Wem gehört die Stadt? Teil 2. Eigentümergruppen und ihre Geschäftspraktiken in sechs deutschen Städten, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, März 2023
➔  https://www.wemgehoertdiestadt.de/

Steffen Angenendt et al. (2023): Deutschland sucht Arbeitskräfte. Wie die Arbeitskräfteanwerbung entwicklungsorientiert, nachhaltig und fair gestaltet werden kann. SWP-Studie 1, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Januar 2023

Nic Murray (2023): Four-Day Week in the NHS. Tackling Burnout, overwork and poor staff retention Rates. Published by the 4 Day Week Campaign, London, March 2023

Thorsten Schulten und WSI-Tarifarchiv (2023): Tarifpolitischer Jahresbericht 2022. Tarifpolitik unter den Bedingungen historisch hoher Inflationsraten, Düsseldorf: WSI-Tarifarchiv, März 2023
»Die historisch hohe Inflation war das bestimmende Thema der Tarifrunde 2022. Ziel der Gewerkschaften war es, die Kaufkraft der Beschäftigten zu erhalten. Das WSI-Tarifarchiv gibt einen detaillierten Überblick über Rahmenbedingungen und Ergebnisse.«

Maximilian Müller (2023): Ein Leben ohne Pass. Die Situation staatenloser Menschen in Deutschland. SVR-Policy Brief 2023-1, Berlin: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), März 2023
»Eine Staatsangehörigkeit zu besitzen ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Dadurch sind sie mit einem bestimmten Staat über ein Bündel an Rechten und Pflichten verbunden und genießen dessen Schutz. Staatenlose oder Menschen, deren Staatsangehörigkeit ungeklärt ist, haben entsprechend weniger Rechte. Insbesondere im Rahmen der Fluchtzuwanderung seit 2014 hat das Phänomen an Bedeutung gewonnen: 2022 lebten rund 29.500 staatenlose Personen und rund 97.000 Personen mit einer ungeklärten Staatsangehörigkeit in Deutschland – doppelt so viele wie noch 2014. Das Wissen über diese Gruppen ist bislang begrenzt; in der öffentlichen und politischen Debatte spielen sie kaum eine Rolle. Und das, obwohl es sich um eine besonders vulnerable Gruppe handelt und Staatenlosigkeit international als unerwünscht gilt. Der Policy Brief wirft einen ersten Blick auf diese Gruppen und untersucht die soziodemografische Zusammensetzung sowie ihre rechtliche Situation in Deutschland. Dabei zeigt sich, dass rund ein Drittel derjenigen mit einer ungeklärten Staatsangehörigkeit bereits in Deutschland geboren wurden; bei der Gruppe der Staatenlosen waren es 16 Prozent. Zwei Drittel der Staatenlosen und mehr als die Hälfte derjenigen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit leben bereits seit über sechs Jahren in Deutschland; viele besitzen entweder nur einen befristeten oder gar keinen Aufenthaltstitel. Insgesamt wird deutlich, dass die Hürden zur Anerkennung der Staatenlosigkeit sehr hoch sind, weil es kein transparentes und systematisches Anerkennungsverfahren gibt.«

Sachverständigenrat für Integration und Migration (2023): Stellungnahme zu den Entwürfen eines Gesetzes und einer Verordnung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung, Berlin, März 2023
»Der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) … begrüßt die über alle drei Säulen der künftigen Fachkräfteeinwanderung hinweg erfolgende, aber als maßvoll einzuschätzende Stärkung materieller, nicht formal dokumentierter Qualifikationen in Form von Berufserfahrung. Die bisherigen Überlegungen zur sogenannten Chancenkarte schätzt der SVR jedoch als wenig überzeugend ein. In Bezug auf die Rechtssetzung gehört Deutschland im Bereich der Fachkräfteeinwanderung bereits seit vielen Jahren zu den liberalsten Einwanderungsländern der Welt. Nicht so bei der Rechtsumsetzung: Die Einwanderungsverwaltung ist chronisch überlastetet und kaum digitalisiert. Hier besteht deshalb die Gefahr, dass mit zusätzlich vorgesehenen Prüfpflichten ein neuer Flaschenhals im Verwaltungsprozess etabliert wird. Angesichts eines komplexer werdenden Rechtsrahmens sollte die Bundesregierung deshalb die Einwanderungsverwaltung rasch und umfassend befähigen, mit den neuen Herausforderungen auch umgehen zu können. Mit schnelleren und einfacheren Verfahren könnte Deutschlands Attraktivität als Einwanderungsland für Arbeitskräfte aus Drittstaaten gestärkt, reguläre Migration ermöglicht und irreguläre Migration reduziert werden.«

Luisa Braunschweig et al. (2023): Berufswechsel zu Beginn der Covid-19-Pandemie – Nur geringe Auswirkungen auf Erwerbsverläufe. IAB-Kurzbericht Nr. 6/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2023
»Beschäftigte, die zu Beginn der Covid-19-Pandemie ihren Beruf gewechselt haben, taten dies in einem krisenhaften Arbeitsmarktumfeld. Verglichen mit Berufswechseln im Vorjahr 2019 gingen den Untersuchungsergebnissen zufolge solche Berufswechsel im Frühjahr 2020 zunächst häufiger mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit und Lohneinbußen einher. Diese Nachteile konnten jedoch meist bis zum Jahresende 2020 ausgeglichen werden.«

Anja Bauer et al. (2023): IAB-Prognose 2023: Rekord-Arbeitskräftebedarf in schwierigen Zeiten. IAB-Kurzbericht Nr. 5/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2023
»Der Ukraine-Krieg und die damit ausgelöste Energiekrise haben die wirtschaftliche Entwicklung gedämpft, zugleich liegt der Arbeitskräftebedarf in Deutschland auf Rekordniveau. Der Kurzbericht gibt einen Ausblick auf die Entwicklung im Jahr 2023: Die deutsche Wirtschaft befand sich zu Beginn des Jahres in der Talsohle. Für den weiteren Jahresverlauf erwartet das Autorenteam eine moderate Erholung. Im Jahresdurchschnitt wird das Bruttoinlandsprodukt stagnieren. Der Arbeitsmarkt wird durch den wirtschaftlichen Dämpfer beeinträchtigt, zeigt sich aber bei hohem Arbeitskräftebedarf robust. Im Jahresdurchschnitt 2023 liegt die Zahl der Erwerbstätigen deutlich über dem Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit wird ebenfalls steigen, auch aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter. Die meisten zusätzlichen Stellen wird es im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit geben. Das Erwerbspersonenpotenzial wird weiter steigen und bei der Arbeitszeit der Erwerbstätigen ist ebenfalls ein leichter Anstieg zu erwarten.«

Alexander Herzog-Stein et al. (2023): Europäische Mindestlohnrichtlinie schafft neue Spielräume für eine Weiterentwicklung des deutschen Mindestlohngesetzes. Gemeinsame Stellungnahme von IMK und WSI anlässlich der schriftlichen Anhörung der Mindestlohnkommission 2023. WSI Policy Brief Nr. 75, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), März 2023
»Mit der Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro hat Deutschland einen Sprung nach vorn gemacht. Die Referenzwerte der EU-Mindestlohnrichtlinie sind jedoch noch nicht erreicht. Demnach soll sich der Mindestlohn an 60 Prozent des Medianlohns orientieren. In Deutschland wäre dies aktuell 13,53 Euro.«

Michael Dauderstädt (2023): Ungleichheit in Europa. Die Folgen von Pandemie und Krieg, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2023
»Die Corona-Pandemie und die jüngsten Krisen (Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation) haben sich auf die Einkommensverteilung in der EU unterschiedlich ausgewirkt. Die Pandemie hat die stärker vom Tourismus abhängige südliche Peripherie härter getroffen, die aktuelle Krise eher die mittelosteuropäischen Länder, in denen die Inflation deutlich höher lag. Im Ergebnis hat sich dank des höheren Wachstums in den ärmeren EU-Ländern die zwischenstaatliche Verteilung jedoch eher verbessert. Innerhalb der Länder haben staatliche Schutzmaßnahmen die Auswirkungen der beiden Krisen abgeschwächt. In der Pandemie gelang das halbwegs. Für die aktuelle Krise steht der Befund noch aus, aber die Inflation dürfte die Realeinkommen der ärmeren Bevölkerungsteile hart getroffen haben. Für die EU-weite Ungleichheit ergibt sich in der Pandemie ein Stopp der seit 2015 zu beobachtenden Einkommenskonvergenz, während die Inflation 2022 die nominale Konvergenz eher beschleunigt haben dürfte.«

Sarah Proust (2023): Die Zukunft der Büroarbeit in Europa. Ergebnisse einer Umfrage zu den Folgen der Corona-Krise, Paris: Friedrich-Ebert-Stiftung Paris, März 2023

Lisa Pelling (2023): Post-pandemic hopes and disappointments. Perspectives of care worker unions in seven European countries, Stockholm: FES Nordic Countries, 2023
»Across Europe, the COVID-19 pandemic put care workers on the corona frontline of an underfinanced, understaffed and undervalued care sector. Years of austerity policies and neoliberal new public management have increased the level of privatisation and precarisation, and decreased the rate of unionisation. This report follows up seven of these country studies, focusing on how trade unions have been able to make a difference in the improvement of working conditions in the care sector.«

Alexander Burstedde und Dirk Werner (2023): Fachkräftemangel – keine einfache Lösung durch höhere Löhne. IW-Kurzbericht Nr. 23/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Im Jahr 2022 gab es mehr offene Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte als qualifizierte Arbeitslose. Es sind also schon rein rechnerisch nicht genügend Köpfe da. Daran würden auch höhere Löhne wenig ändern. Es gibt keine einfache Lösung für den Fachkräftemangel. Vieles muss getan werden – und zwar schnell.«

Hannah Arnu et al. (2023): Wie kommt die Vielfalt ins Amt? Diversitätsgestaltung im Bewerbungsprozess. DeZIM Project Report 6, Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), 2023
»Die Bundesverwaltung ist für öffentliche Angelegenheiten und damit für die Gestaltung des Gemeinwesens verantwortlich. Dies schließt alle in Deutschland lebenden Personen ein. Menschen mit eigener oder familiärer Einwanderungsgeschichte sind in der Bundesverwaltung jedoch unterrepräsentiert. Der Project Report geht der Frage nach, warum sich Personen mit Einwanderungsgeschichte häufig gar nicht erst auf Stellen in der Bundesverwaltung bewerben. Zudem beleuchtet er, ob und inwiefern diese Gruppe im gesamten Bewerbungsprozess systematisch benachteiligt wird. Das beschriebene Projekt „Vielfalt im Amt” (ViA) leistet einen Beitrag, diese Wissenslücke zu schließen und liefert somit nicht nur einen entscheidenden Impuls, sondern auch empirisch basierte Handlungsempfehlungen für die angestrebte Diversifizierung der Bundesbehörden. Dabei betrachtet es Hürden beim Zugang zum öffentlichen Dienst und (Diskriminierungs-)Erfahrungen in der Verwaltungsarbeit primär aus der Perspektive der Bewerber.«

J. Olaf Kleist (2023): Für ein neues EU-Flüchtlingsschutzprogramm mit der Türkei. Vom Deal zu einer nachhaltigen Strategie. DeZIM Briefing Notes 9, Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), 2023

Jörg Dollmann et al. (2023): Ein Jahr Angriffskrieg: Anhaltend große Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten und hohe Unterstützung für Sanktionen gegen Russland. DeZIM.insights Working Paper 8, Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), 2023

Ilya Matveev (2023): The crisis at the door: Social decline in Russia after 24 February 2022, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, February 2023
»Living standars and social protection in Russia have been negatively and profoundly affected by economic sanctions, the army draft and the war itself. While the economic collapse has been avoided, the stage is set for a renewed social crisis. The report identifies several areas in which the negative impact has been particularly significant: poverty and living standards, the situation in industrial areas, healthcare, the non-profit organisations and demography. The current crisis leaves little opportunity to decrease poverty and increase real incomes in the medium and long term. The emigration of skilled professionals in healthcare and social work will be felt acutely by vulnerable groups.«

Celina Tippmann und Felix Weinhardt (2023): Arbeitslosigkeit der Eltern von Grundschulkindern beeinträchtigt deren Bildungserfolg nachhaltig, in: DIW Wochenbericht Nr. 12/2023
»Wenn Eltern arbeitslos werden, hat das in mehrerlei Hinsicht Konsequenzen – nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihr Umfeld. Dieser Bericht geht auf Basis von Daten des Sozio- oekonomischen Panels (SOEP) der Frage nach, welchen Einfluss die Arbeitslosigkeit von Eltern in der Grundschulphase ihrer Kinder auf deren Bildungsergebnisse hat. Dafür werden Bildungsverläufe von Kindern, von denen ein Elternteil während der Grundschulphase arbeitslos wurde, mit Bildungsverläufen von Kindern, deren Eltern nicht arbeitslos waren, verglichen. Da diese Gruppen grundsätzlich sehr unterschiedlich sind, wird vorher eine Vergleichsgruppe aus statistisch betrachtet ähnlichen Familien gebildet. Ein zentrales Ergebnis ist, dass Kinder deutlich seltener (Fach-)Abitur machen und ein Studium abschließen, wenn während ihrer Grundschulzeit ein Elternteil arbeitslos war. Aufgrund ihrer Methode liefert die Studie starke Indizien dafür, dass die gemessenen Effekte kausal zu interpretieren sind, die Arbeitslosigkeit der Eltern also tatsächlich die Ursache ist. Damit zeigt sich einmal mehr, dass Bildungsverläufe in Deutschland sehr von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation der Eltern abhängen.«

Martin Brussig (2023): Berufsunfähigkeit im höheren Erwerbsalter. Ein Vorschlag zur Gestaltung von Altersübergängen in Würde. DIFIS-Impuls 2023-01, Duisburg/Bremen: DIFIS – Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, Februar 2023
»Viele Beschäftigte können aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten.Die bestehenden Sicherungsmöglichkeiten, insbesondere die Erwerbsminderungsrente, sind unzureichend. Als eine zielgenaue Lösung wird der Vorschlag einer „Berufsunfähigkeit im höheren Erwerbsalter“ skizziert, mit der ein vorzeitiger Rentenzugang verbunden sein soll.«

Magnus Brosig (2023): Rentenniveau dauerhaft absichern: Ein wichtiger Schritt der „Ampel“, Bremen: Arbeitnehmerkammer Bremen, März 2023
»Das Rentenniveau bildet ab, wie gut die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) den im Arbeitsleben erzielten Lohn ersetzen und damit den Lebensstandard im Alter erhalten kann. Das Vorhaben der Bundesregierung, dieses Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent zu stabilisieren, kommt zur rechten Zeit. Es passt – laut einer Umfrage der Arbeitnehmerkammer – zum allgemeinen Wunsch nach guter Alterssicherung und es ist außerdem finanzierbar.«

Tom Günther et al. (2023): Ungelöste Probleme der Grundsicherung, in: ifo Schnelldienst Nr. 3/2023
»Mit der Einführung des Bürgergeldes und dem Wohngeld Plus wurden zwei Grundpfeiler der sozialen Sicherung in Deutschland reformiert. Dabei wurden aber weder die Schnittstellenprobleme noch die unzureichenden Arbeitsanreize behoben. Es gilt zwar der Grundsatz, dass Beschäftigung im Gegensatz zu Arbeitslosigkeit das Einkommen erhöht. Allerdings schafft das Zusammenspiel der verschiedenen Sicherungssysteme vor allem für Haushalte mit Kindern große Einkommensbereiche, in denen sich Lohnerhöhungen oder Arbeitszeitreduktionen kaum auf das verfügbare Haushaltseinkommen auswirken. Die Antwort des Sozialstaats auf Miet- und Energiekostensteigerungen fallen durch regionale Unterschiede bei der Wohnkostenförderung und eine fehlende zeitliche Abstimmung bei deren Fortschreibung zusehends intransparent und unsystematisch aus. Tom Günther, Svenja Miltner und Ronnie Schöb, FU Berlin, zeigen diese angesichts des Arbeitskräftemangels bedenkliche Entwicklung auf und leiten daraus Empfehlungen für kommende Reformen, wie die Einführung einer Kindergrundsicherung, ab.«

Sebastian Blesse und André Diegmann (2023): Die Schließung von Polizeiposten führt zu einem Anstieg der Diebstahlkriminalität, in: ifo Schnelldienst Nr. 3/2023
»Die Zusammenlegung von Polizeikräften durch die Schließung von Polizeiposten, die ein bedeutender und sichtbarer Teil der öffentlichen Infrastruktur sind, ist ein vielbeobachtetes Phänomen in entwickelten Volkswirtschaften. Als Ergebnis zeigt sich, dass die Schließung von Polizeiposten zu einem Anstieg von Autodiebstählen und Wohnungseinbrüchen führt. Diese können nicht durch Verdrängungseffekte in andere Regionen, veränderte Einsatzstrategien der Polizeieinheiten oder einer geringen Inhaftierung von Kriminellen erklärt werden. Vielmehr sind sie konsistent mit einer veränderten Wahrnehmung der Aufklärungswahrscheinlichkeit. Das bedeutet, dass die Sichtbarkeit von lokalen Polizeiposten zur Abschreckung und zur Kriminalitätsbekämpfung beiträgt.«

Christian Merkl and Timo Sauerbier (2023): Public Employment Agency Reform, Matching Efficiency, and German Unemployment. SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research 1185, Berlin: German Socio-Economic Panel (SOEP), March 2023

Sara Holzmann (2023): Mieter:innen und einkommensschwache Haushalte bei Energieeffizienz benachteiligt, in: Wirtschaftsdienst, Nr. 3/2023
»Die Energie- und CO2-Einsparungen im Gebäudesektor in Deutschland bleiben weit hinter den Zielen zurück: der Wohngebäudebestand ist nur unzureichend energetisch saniert, die Wärmeerzeugung von fossilen Energieträgern abhängig und die Sanierungsaktivität ist seit Jahren auf einem zu geringen Niveau. Aufgrund der verschleppten Wärmewende bedeutet die Energiekrise eine enorme Vulnerabilität und finanzielle Belastung, gerade für einkommensschwache Haushalte und Mieterhaushalte. Denn insbesondere diese sind in der Ausstattung mit gebäudebezogenen Energieeffizienztechnologien erheblich benachteiligt.«

Michael Isfort et al. (2023): Monitoring Pflegepersonal in Baden-Württemberg 2022, Freiburg/Köln: AGP Sozialforschung und Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP), Januar 2023

Anne Mollen und Lukas Hondrich (2023): From risk mitigation to employee action along the Machine Learning Pipeline. A paradigm shift in European regulatory perspectives on automated decision-making systems in the workplace. Forschungsförderung Working Paper Nr. 278, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, March 2023
»Automated decision-making (ADM) systems in the workplace aggravate the power imbalance between employees and employers by making potentially crucial decisions about employees. Current approaches focus on risk mitigation to safeguard employee interests. While limiting risks remains important, employee representatives should be able to include their interests in the decision-making of ADM systems. This paper introduces the concept of the Machine Learning Pipeline to demonstrate how these interests can be implemented in practice and point to necessary structural transformations.«
➔  dazu: Mitsprache von Anfang an, in: Böckler Impuls Nr. 5/2023: »Damit KI-Systeme in der Personalpolitik kein Unheil anrichten, sollten Beschäftigte am gesamten Entwicklungs-, Einführungs- und Anwendungsprozess beteiligt werden.«

Wissenschaftsrat (2023): Strukturen der Forschungsfinanzierung an deutschen Hochschulen. Positionspapier, Köln, Januar 2023
➔  Forschung an Hochschulen krisenfester machen. Wissenschaftsrat empfiehlt Strukturveränderungen in der Forschungsfinanzierung (Pressemitteilung vom 27. Januar 2023)
➔  Wissenschaftsrat (2023): Strukturen der Forschungsfinanzierung an deutschen Hochschulen. Hintergründe zu den zentralen Finanzströmen, Berlin, Januar 2023

DGB (2023): Selbstständig? Mit Sicherheit. Reformoptionen in der Arbeitslosenversicherung für Selbstständige, Berlin: DGB Bundesvorstand, Abteilung Arbeitsmarktpolitik, März 2023
»Nur ein verschwindend geringer Anteil der Selbstständigen ist gegen Arbeitslosigkeit abgesichert. Der Zugang zur Arbeitslosenversicherung ist für sie zugleich voraussetzungsreich und unattraktiv. Doch die Erfahrungen der Corona-Pandemie und neue politische Herausforderungen mahnen eine grundlegende Reform an. Diese Ausgabe von Arbeitsmarkt Aktuell lotet kurz- und mittelfristige Reformoptionen aus.«

Martin Noack und Johannes Müller (2023): Mehr Fachkräfte in jeder Region. Deckung des regionalen Fachkräftebedarfs durch Teilqualifikationen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, März 2023
»Immer mehr Branchen und Regionen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Doch es gibt eine vielversprechende Lösung: Teilqualifikationen (TQs). Die Auswertung von 4,3 Millionen Online-Jobanzeigen für Hilfskräfte und Fachkräfte aus dem Jahr 2022 durch den Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt: oft reichen schon zwei bis vier von maximal sieben Teilqualifikationen eines Berufs aus, um den Großteil der freien Stellen zu besetzen. Diese Teile können in mehrwöchigen Teilqualifizierungen erlernt werden. Welche TQs besonders häufig nachgefragt werden unterscheidet sich dabei von Region zu Region. Der Jobmonitor macht diese Unterschiede transparent und gibt wichtige Hinweise auf lokale Weiterbildungsbedarfe, die die lokale Qualifizierungspolitik im Blick haben sollte. Die Studie zeigt damit das große Potenzial von Teilqualifikationen, um dafür zu sorgen, dass vor Ort der jeweilige regionale Fachkräftebedarf schneller gedeckt werden kann.«

OECD (2023): Nordic Lessons for an Inclusive Recovery? Responses to the Impact of COVID-19 on the Labour Market, Paris 2023
»This report examines the impact of the COVID-19 pandemic on Nordic labour markets and the associated policy responses undertaken in the areas of unemployment benefits, job retention schemes, active labour market policies and skill development policies. The report discusses the details of these policy measures across Nordic countries and draws out the main lessons learned from their response to the crisis. Finally, the report provides a set of key recommendations in each policy area to enable Nordic countries to build more inclusive and resilient labour markets in the post-pandemic period.«

Paul Berbée et al. (2023): Aufnahme von Geflüchteten schafft neue Jobs. ZEW policy brief Nr. 23-03, Mannheim: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Februar 2023
»In den Jahren 2015 und 2016 wurden rund 1,3 Millionen Geflüchtete in Deutschland untergebracht und versorgt. Die Unterbringung nutzte nicht nur den Geflüchteten selbst, sondern auch den Regionen, die sie aufnahmen. Denn durch den Unterstützungsbedarf der geflüchteten Personen in Form von Gütern und Dienstleistungen entstanden zusätzliche Jobs für Einheimische. Je 2,4 Geflüchteten entstand so rechnerisch eine sozialversicherungspflichtige Stelle und die Arbeitslosigkeit ging deutlich zurück. Die Effekte sind jedoch kurzlebig. Bereits nach 2–3 Jahren sind die positiven Beschäftigungsverhältnisse nicht mehr messbar. Die Aufnahme von Geflüchteten ist in den ersten Monaten ihrer Ankunft mit großer Unterstützung verbunden und generiert daher kurzfristige Beschäftigungschancen. Mit der Zeit sinkt der Bedarf nach Unterstützungsleistungen, weil Geflüchtete einer Beschäftigung nachgehen können. Daher fallen die mittelfristigen Arbeitsmarktauswirkungen schwächer aus.«

Ute Leber et al. (2023): Die betriebliche Ausbildung vor und während der Corona-Krise: Besetzungsprobleme nehmen zu, Anteil der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung sinkt. IAB-Kurzbericht Nr. 3/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Betriebliche Ausbildung ist ein wichtiges Instrument, um den Fachkräftebedarf in Deutschland zu decken. Die Daten des IAB- Betriebspanels erlauben es, das Ausbildungsverhalten der Betriebe über die Zeit bis aktuell 2022 zu untersuchen. Der Anteil der ausbildungsberechtigten Betriebe ist seit 2010 gesunken und im Zuge der Corona-Krise hat sich dieser Trend fortgesetzt. Während die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe seit 2010 in Westdeutschland auf einem ähnlichen Niveau verbleibt, hat sie sich in Ostdeutschland nach einem starken Rückgang bis 2015 wieder stabilisiert und inzwischen fast zum Westniveau aufgeschlossen. Insgesamt bildet etwas mehr als die Hälfte der ausbildungsberechtigten Betriebe 2022 auch tatsächlich aus. Betrieben fällt es zunehmend schwer, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen. So hat sich der Anteil der nichtbesetzten Ausbildungsplätze zwischen 2010 und 2021 nahezu verdoppelt. Die Quote der übernommenen Auszubildenden ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das geht aber nur zum Teil mit einem Anstieg der Übernahmen einher, da gleichzeitig die Zahl der Ausbildungsabschlüsse zurückgegangen ist.

OECD (2023): Job Creation and Local Economic Development 2023. Bridging the Great Green Divide, Paris: OECD, 2023
»The green transition is changing jobs, skills, and local economies. It poses new challenges but also opportunities, both of which will differ across places within countries. This report, Job Creation and Local Economic Development 2023: Bridging the Great Green Divide, provides novel evidence on those risks and opportunities across regions in 30 OECD countries. It examines the geography of green‐task and polluting jobs and examines the impact of the green transition on gender and socioeconomic inequality by identifying the characteristics of workers in those jobs. Furthermore, the report tracks the progress regions have made in greening their labour market over the past decade. The report provides actionable policy recommendations that can help deliver a green and just transition. It looks at past and other ongoing labour market transitions and identifies local success drivers that can help communities prepare for and manage the impact of the green transition. Finally, it points out actions for ramping up and adapting local skills development systems to meet the demands of the green transition and equip their workforce with the right skills for the future.«

ILO (2023): World Employment and Social Outlook 2023. The value of essential work. Geneva: International Labour Office (ILO), 2023

»The COVID-19 pandemic has made evident the extent to which societies need key workers – in both good times and bad – but also how undervalued most key jobs are.«

➔  Executive summary 

Jochen Ruß, Alexander Kling und Andreas Seyboth (2023): Die Rolle der lebenslangen Rente in der geförderten Altersvorsorge, Ulm: Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften, März 2023

DAK-Gesundheit (2023): Mediensucht in Zeiten der Pandemie. DAK-Längsschnittstudie: Wie nutzen Kinder und Jugendliche Gaming, Social Media und Streaming?, Hamburg, März 2023
»In der Pandemie hat sich die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen verdoppelt. Inzwischen sind mehr als sechs Prozent der Minderjährigen abhängig von Computerspielen und sozialen Medien. Damit zeigen über 600.000 Jungen und Mädchen ein pathologisches Nutzungsverhalten. Auch die Medien-Nutzungszeiten sind seit 2019 um ein Drittel gestiegen. Das zeigt eine aktuelle gemeinsame Längsschnittstudie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Der Vergleich der digitalen Mediennutzung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in bundesweit 1.200 Familien an fünf Messzeitpunkten der vergangenen vier Jahre gilt als weltweit einzigartig. Erstmals wurde jetzt auch das Suchtpotential beim Streaming und körperliche Probleme untersucht. DAK-Vorstandschef Andreas Storm und Mediziner sehen eine alarmierende Entwicklung und fordern mehr Prävention und Hilfsangebote für die Betroffenen.«

BMAS (2023): Trägerbefragung zur Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung 2021 (BAV 2021). Endbericht. Forschungsbericht Nr. 618, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), März 2023
»Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat Kantar Public (ehemals TNS Infratest Sozialforschung) im Jahr 2022 zum zehnten Mal nach 2003, 2004, 2006, 2008, 2011, 2013, 2015, 2017 und 2019 eine empirische Untersuchung zur Situation und Entwicklung der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland durchgeführt. Einbezogen in die „Trägerbefragung zur Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung 2021“ (BAV 2021) wurden Pensionskassen, Pensionsfonds, Lebensversicherungen, die betriebliche Direktversicherungen anbieten, und öffentliche Zusatzversorgungsträger. Die Daten zu Direktzusagen und Unterstützungskassen basieren dagegen auf Geschäftsstatistiken des „Pensions-Sicherungs-Vereins auf Gegenseitigkeit“ (PSVaG). Mit der BAV 2021 wird die bestehende Zeitreihe um die Referenzpunkte Dezember 2020 und Dezember 2021 ergänzt und nunmehr die 20-jährige Entwicklung der betrieblichen Altersversorgung seit Inkrafttreten des Altersvermögensgesetzes (AVmG) und des Altersvermögensergänzungsgesetzes (AVmEG) am 1. Januar 2002 und bis nach Inkrafttreten des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) im Januar 2018 aufgezeigt.«

Dominik Hirndorf (2023): Frauen, Männer und kaum Unterschiede? Eine repräsentative Umfrage zu Partizipation und Repräsentation von Frauen in Deutschland, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2023
»Unsere Studie untersucht in einer repräsentativen Umfrage die Wahrnehmung von Geschlechtergerechtigkeit, Rollenbildern und Stereotypen. Während sich kaum Unterschiede zwischen den Einstellungen von Männern und Frauen zeigen, sticht die jüngste Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen heraus. Die Ergebnisse ermöglichen Einordnungen, Vergleiche und Schlussfolgerungen zur Stärkung der Partizipation und Repräsentation von Frauen.«

Rauf Ceylan und Michael Kiefer (2023): Ursachen der Silvesterkrawalle. Die sozialräumlichen Hintergründe von Straßengewalt, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2023
»Die Silvesternacht 2022/2023 in Deutschland wurde von Krawallen begleitet, die in vielen Städten für Schlagzeilen sorgten. Die Bemühungen um eine erste Einordnung und Bewertung der Ereignisse fokussierten sich zunächst auf den Migrationshintergrund der mutmaßlichen Täter. Die alleinige Bezugnahme auf kulturell bedingte Männlichkeitsvorstellungen oder religiöse Faktoren greift jedoch deutlich zu kurz. Die Ereignisse der Silvesternacht sind nicht als singuläre Phänomene zu verstehen, sondern Ausdruck komplexer und zunehmender Problemlagen in vielen urbanen Siedlungsräumen in Deutschland. Als Ursache lässt sich in vielen Fällen ein Bündel von Wirkungsfaktoren ausmachen, die mit dem Begriff der sozialen Desintegration beschrieben werden können. Desintegration zeigt sich unter anderem in einem fehlenden Zugang zu Bildung, zu geregelter Arbeit, zu angemessenem Wohnraum und zu kulturellen Angeboten. In diesem Kontext ist insbesondere Armut ein wichtiger Desintegrationsfaktor. Maßnahmen der sozialräumlichen Integration und des Quartiersmanagements erscheinen am ehesten geeignet, derartige Gewalteskalationen zu verhindern und Konfliktpotenziale abzubauen.«

Sebastian T. Braun and Jan Stuhler (2023): Exposure to War and Its Labor Market Consequences over the Life Cycle. Kiel Working Papers No. 2241, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, March 2023
»With 70 million dead, World War II remains the most devastating conflict in history. Of the survivors, millions were displaced, returned maimed from the battlefield, or spent years in captivity. We examine the impact of such wartime experiences on labor market careers and show that they often become apparent only at certain life stages. While war injuries reduced employment in old age, former prisoners of war postponed their retirement. Many displaced workers, particularly women, never returned to employment. These responses are in line with standard life‐cycle theory and thus likely extend to other conflicts.«
➔  dazu: IfW (2023): Kriegserfahrungen hinterlassen tiefe Spuren in der Erwerbsbiografie, 09.03.2023

Malte Lübker und Thorsten Schulten (2023): WSI-Mindestlohnbericht 2023. Kaufkraftsicherung als zentrale Aufgabe in Zeiten hoher Inflation. WSI Report Nr. 82, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), März 2023
»Die rasant gestiegenen Verbraucherpreise belasten Beschäftigte mit niedrigen Einkommen in besonderem Maße. Deswegen ist es derzeit eine vordringliche Aufgabe der Lohnpolitik, die Kaufkraft der Mindestlöhne zu sichern. Wie der diesjährige WSI-Mindestlohnbericht zeigt, ist dies trotz einer deutlichen Anhebung der nominalen Mindestlöhne zum 1. Januar 2023 nur in rund der Hälfte der EU-Länder gelungen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die neue Europäische Mindestlohnrichtlinie das Ziel, allen Beschäftigten einen angemessenen Mindestlohn zu garantieren. Das Kriterium der Angemessenheit beinhaltet, dass die EU-Mitgliedsländer künftig bei der Anpassung der Mindestlöhne deren jeweilige Kaufkraft, also die zugrunde liegenden Lebenshaltungskosten, mitberücksichtigen müssen. Dies stellt auch in Deutschland die hierzulande zuständige Mindestlohnkommission vor neuen Handlungsbedarf.«

Der Paritätische Gesamtverband (2023): Zwischen Pandemie und Inflation. Paritätischer Armutsbericht 2022. 2. aktualisierte Auflage, Berlin, März 2023
»Der Paritätische veröffentlicht eine aktualisierte Auflage des Armutsberichts 2022. Notwendig geworden war die Überarbeitung, da das Statistische Bundesamt nach bereits 2022 veröffentlichten Erstergebnissen zu den Armutsquoten im Februar 2023 Endergebnisse vorlegte – mit zum Teil gravierenden Abweichungen. So betrug die Armutsquote in Deutschland im Jahr 2021 nicht 16,6 Prozent, sondern 16,9 Prozent. Damit waren 14,1 Millionen Menschen von Armut betroffen, 300.000 mehr als zunächst erwartet. Die Kinderarmut beträgt nicht, wie zuerst berechnet, 20,8 Prozent, sondern sogar 21,3 Prozent. Die Armutsquote von Alleinerziehenden stieg auf 42,3 statt auf 41,6 Prozent. Deutliche Sprünge zeigen sich in den Endberechnungen auch bei den Armutsquoten für Berlin und Nordrhein-Westfalen, die beide um 0,5 Prozentpunkte höher als gedacht liegen und tatsächlich Quoten von 20,1 und 19,2 Prozent aufweisen.«

Sophia Schmitz et al. (2023): Weiterhin Ungleichheiten bei der Kita-Nutzung. Größter Bedarf in grundsätzlich benachteiligten Familien, in: Bevölkerungsforschung Aktuell Nr. 2/2023
»Bildungsungleichheiten existieren in vielen Bereichen. Sie beginnen bereits bei der frühkindlichen Bildung und Betreuung und sind auch noch 10 Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Platz in einer Kindertagesbetreuung (KiTa) für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr zu messen. Dieser Beitrag zeigt in neuen Analysen, dass nach wie vor gerade Kinder aus grundsätzlich benachteiligten Familien seltener eine KiTa besuchen, obschon sie besonders von einem frühen KiTa-Besuch profitieren würden. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass die Eltern dieser Kinder sich durchaus einen KiTa-Platz für ihre Kinder wünschen, dieser Bedarf aber seltener als in anderen Familien gedeckt wird. Daraus folgt ein dringender Handlungsbedarf, wenn diese frühen Bildungsungleichheiten abgebaut werden sollen.«

Jenny Wielga, Christoph Bräutigam und Peter Enste (2023): Anwerbung von Pflegekräften aus Drittstaaten. Hintergründe und Stimmen aus der Praxis, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2023

Laeticia Thissen and Agnes Mach (eds.) (2023): The European care strategy. A chance to ensure inclusive care for all?, Brussels: Foundation for European Progressive Studies and Friedrich-Ebert-Stiftung EU Office, March 2023

Robert Koch-­Institut (Hrsg.) (2023): Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland – wichtige Fakten auf einen Blick. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis, Berlin, 2023

Anna-Katharina Kaiser (2023): Von Beruf: Fachberatung! Ergebnisse einer Befragung von Fachberaterinnen und Fachberatern für Kindertageseinrichtungen. WIFF-Arbeitspapiere Nr. 10, München: Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF), Februar 2023
»In der Fachwelt herrscht Einigkeit darüber, dass Fachberatung eine wichtige Rolle für die Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen spielt. Nicht klar umrissen sind hingegen das Berufsbild und die Aufgaben von Fachberaterinnen und Fachberatern. Sie variieren je nach Träger und den rechtlichen Rahmenbedingungen im jeweiligen Bundesland. Auf Basis einer deutschlandweiten Fragebogenstudie geht das Arbeitspapier der Frage nach, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sich bei den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen, dem Ausbildungshintergrund sowie den Tätigkeitschwerpunkten beobachten lassen.«

Claudia Lechner und Kaan Atanisev (2023): Integration von Migrantinnen in Deutschland: Politiken und Maßnahmen. Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN). EMN Deutschland Paper 1/2023, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Februar 2023

Thomas Dommermuth und Michael Hauer (2023): Die Zukunft der privaten Altersvorsorge in Deutschland – Konzeptpapier vom IVFP. Reformvorschläge zur privaten Altersvorsorge – Möglichkeiten und Chancen, Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), März 2023

Alexander Thiele (2023): Der grundgesetzliche Rahmen für die Wiedereinführung einer Vermögensteuer. Kurzgutachten. Forschungsförderung Working Paper Nr. 266, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Februar 2023
»In Deutschland ist der Anteil der Armen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gewachsen. Gleichzeitig sind die privaten Vermögen im Vergleich zu anderen EU- und OECD- Ländern besonders ungleich verteilt. Zudem muss der Staat Milliardenkredite, die zur Krisenbewältigung aufgenommen wurden, bedienen und es besteht riesiger Investitionsbedarf für die sozial-ökologische Transformation. Kein Wunder, dass die Debatte über eine Wiedereinführung der Vermögensteuer an Fahrt gewinnt. Manche meinen, eine solche Steuer verstoße gegen das Grundgesetz. In seinem Gutachten kommt der Jurist Alexander Thiele jedoch zum gegenteiligen Ergebnis.«

Karl Heinz Hausner und Enzo Weber (2023): Braucht die Bundesagentur für Arbeit nach den Erfahrungen der Corona-Krise höhere Rücklagen?, in: IAB-Forum, 06.03.2023
»Wirtschaftliche Krisen führen regelmäßig zu einem Defizit im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit, weil die Beitragseinnahmen zurückgehen und die Ausgaben wegen höherer Arbeitslosenzahlen und vermehrter Kurzarbeit steigen. Deshalb soll in guten Zeiten eine Reserve gebildet werden, mit der ein solches Defizit finanziert werden kann. Angesichts der Erfahrungen aus der Corona-Krise wird hier die notwendige Höhe der Rücklage diskutiert.«

Klaus Klemm (2023): Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2023
Der Schulabschluss ist für junge Menschen ein wichtiger Meilenstein im Leben und gilt als Eintrittskarte in das Berufsleben. Allerdings verlassen in Deutschland jährlich zehntausende Jugendliche die Schule, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss erworben zu haben. Die Studie „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung“ zeigt, dass alleine im Jahr 2021 rund 47.500 Schüler keinen Ersten Schulabschluss erzielten. In den vergangenen Jahren konnte die Zahl der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss nicht wesentlich verringert werden. Das hat Folgen, denn für Jugendliche ohne Abschluss bleibt die berufliche Perspektive häufig ungewiss.

Wido Geis-Thöne (2023): Zuwanderung aus Nordafrika. Erste Erfolge und weitere Potenziale für die Fachkräftesicherung. IW-Report Nr. 14/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023

Clara Schäper et al. (2023): Gender Pay Gap und Gender Care Gap steigen bis zur Mitte des Lebens stark an, in: DIW Wochenbericht Nr. 9/2023
»Der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, beträgt in Deutschland nach wie vor 18 Prozent. Dieser Durchschnittswert ist allerdings nicht für alle Beschäftigten gleich. Große Unterschiede finden sich insbesondere nach dem Alter: Ab einem Alter von 30 Jahren steigt der Gender Pay Gap stark an und bleibt bis zum Ende des Erwerbslebens mit über 20 Prozent konstant hoch. Damit in engem Zusammenhang steht der Gender Care Gap, also der Unterschied in der unbezahlten Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern. Auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt dieser Bericht, dass auch der Gender Care Gap im mittleren Alter zunimmt: Frauen zwischen 35 und 39 Jahren leisten mit rund neun Stunden pro Tag mehr als doppelt so viel Care-Arbeit wie gleichaltrige Männer. Die Phase der Familiengründung bleibt sowohl für die Zeitver- wendung als auch für die Lohnentwicklung vieler Frauen somit einschneidend. Will die Politik hieran etwas ändern, muss sie Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung der Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern schaffen. Ein Ansatzpunkt ist eine Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld. Überfällig ist zudem eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs.«

Elisabeth Artmann (2023): Erwerbsverläufe und frühzeitige Aktivierung von Bedarfsgemeinschaften mit kleinen Kindern. IAB-Forschungsbericht Nr. 3/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Arbeitslosengeld-II-Beziehende, die ein Kind unter drei Jahren betreuen, müssen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Ist die Kinderbetreuung sichergestellt, können sie dies auf freiwilliger Basis tun. Dieser Forschungsbericht untersucht, wie sich die Erwerbsverläufe von Eltern im Grundsicherungsbezug in den ersten vier Lebensjahren ihres Kindes entwickeln. Zudem wird der Umfang frühzeitiger Aktivierung der Eltern durch die Jobcenter analysiert. Die Stichprobe umfasst Bedarfsgemeinschaften, in denen in den Jahren 2014 oder 2015 während des Arbeitslosengeld-II-Bezugs ein Kind geboren wurde. Die Erwerbsverläufe werden somit bis maximal Ende 2019 betrachtet und sind nicht von der Covid-19-Pandemie beeinflusst. Ein Großteil der Mütter war in den ersten drei Lebensjahren des Kindes als „nicht arbeitsuchend” gemeldet, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zeigten. Westdeutsche Mütter tendierten dazu, erst nach Ablauf der dreijährigen Erziehungszeit in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, während ostdeutsche Mütter häufiger bereits nach dem ersten Geburtstag ihres Kindes zurückkehrten. Mütter hatten in den ersten drei Lebensjahren ihres Kindes nur wenige Betreuungstermine im Jobcenter und nahmen selten an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil. Väter wurden durchgehend deutlich stärker aktiviert. Ostdeutsche Mütter nahmen früher und häufiger Betreuungstermine im Jobcenter wahr und an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil als westdeutsche Mütter. Die vorliegenden Ergebnisse lassen keine Rückschlüsse auf kausale Effekte frühzeitiger Aktivierung auf die Erwerbsverläufe der Eltern zu.«

Christian Oberst (2023): Knappheit lässt sich nicht verbieten. Stellungnahme zum Antrag der SPD-Fraktion: „In NRW wird an der Mietschraube gedreht – Mieterinnen und Mieter vor Wucher und Inflation schützen“, Landtag Nordrhein-Westfalen, Drucksache 18/1872. IW-Report, Nr. 13/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2023
»Die ernüchternden Erfahrungen mit der bisherigen Mietpreisbindung, insbesondere deren Nebenwirkungen mit rückläufigen Angeboten und einschränkender Zugänglichkeit für einkommensschwache Mieter-Haushalte sowie einer Qualitätsreduktion bei den Angeboten zeigt jedoch, wie wichtig es ist über neue Lösungsansätze nachzudenken. Knappheit lässt sich nicht verbieten, und beim wohnungspolitischen Anliegen von bezahlbaren Mieten müssen Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Wohnraum mitgedacht werden. In dem Sinn ist sozial, was zu einer Ausweitung und Modernisierung des Wohnungsangebots führt. Denn Kernidee der Sozialen Marktwirtschaft ist die Kraft des Marktes als Wohlstandsmotor mit dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit zu verbinden. Wie stark staatliche Eingriffe in die Wirtschaft sein sollen, ist dabei Gegenstand ständiger wirtschaftspolitischer Diskussionen. Statt wie in Berlin die wohnungspolitische Debatte zum „Klassenkampf“ zu „missbrauchen“ und die wirtschaftliche Ordnung in Frage zu stellen, wäre es zu wünschen, dass in NRW eine produktive Debatte zur Weiterentwicklung der Mietenpreisregulierung geführt wird, die weder den Wohnungsbau noch energetische Modernisierung ausbremst, die wirksam und effizient bedürftige Mieter-Haushalte unterstützt und die dabei nicht nur Bezahlbarkeit sicherstellt, sondern auch deren Verfügbarkeit und Zugänglichkeit. Im Ansatz ist dies im Antrag mit der Forderung nach einem Pakt von Wohnungswirtschaft und organisierter Mieterschaft erkennbar.«

Martin Beznoska et al. (2023): Entwicklung der Inflationsrate für Haushalte im Rentenalter, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2023
»Vor dem Hintergrund der starken Preissteigerungen der letzten Monate sind Inflationssorgen zunehmend wieder ein Thema für viele Haushalte und Unternehmen. Im Fokus der vorliegenden Studie steht die Frage, ob Haushalte im Rentenalter stärker von den Teuerungen betroffen sind als die übrige Bevölkerung und zudem, ob in der Gruppe der Rentnerhaushalte der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) Inflationsunterschiede existieren.«

Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf (2023): Niedriglohnbeschäftigung 2020 – Rückgang des Anteils von Niedriglöhnen in den letzten Jahren. IAQ-Report 2023-02, Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Februar 2023
»Der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten ist in Deutschland in den letzten Jahren zwar zurückgegangen, lag 2020 mit rund 20 % für Deutschland insgesamt aber immer noch deutlich über dem EU- Durchschnitt von 15 %. Die absolut meisten Niedriglohnbeschäftigten waren im Einzelhandel, im Gesundheitswesen, in der Gastronomie, in der Gebäudebetreuung sowie im Bereich Erziehung und Unterricht beschäftigt. In den aktuellen Tarifverhandlungen konnten in typischen Niedriglohnbranchen (Gastgewerbe, Handel, Gebäudereinigung) Lohnerhöhungen um bis zu 30 % erzielt werden.«

Theresia Kayed et al. (2023): Der Betreuungsbedarf bei U3- und U6-Kindern. DJI-Kinderbetreuungsreport 2022, München: Deutsches Jugendinstitut (DJI), 2023
➔  dazu: DJI (2023): Angebote der Kindertagesbetreuung weiter ausbauen. KiBS-Studie des DJI beschreibt hohen Betreuungsbedarf sowie Differenz zwischen elterlichem Bedarf und tatsächlicher Nutzung eines Betreuungsplatzes (02.03.2023)

Reinhard Bispinck (2023): Inflationsausgleichsprämie oder Tariferhöhung? Analysen zur Tarifpolitik Nr. 94, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlicher Institut (WSI), März 2023
»Die Inflationsausgleichsprämie ist auf den ersten Blick hochattraktiv und wird von vielen dringend benötigt. Modellrechnungen zeigen jedoch, dass sich tabellenwirksame Tariflohnerhöhungen schon nach einem Jahr deutlich stärker auszahlen.«

Bernhard W. Wegener (2023): Völker- und europarechtliche Grenzen einer Cannabis-Legalisierung in Deutschland. Rechtsgutachten für die Bayerische Staatsregierung, Erlangen-Nürnberg, 23. Februar 2023

Peter Nitsche-Whitfield (2023): Beyond economic growth. The role of trade unions in the transition to well-being, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2023

European Union Agency for Fundamental Rights (2023): Fleeing Ukraine: Displaced people’s experiences in the EU, Luxembourg: Publications Office of the European Union, February 2023
»This report presents the findings of FRA’s 2022 online survey of displaced people from Ukraine. It covers the 10 EU countries that host a large number of people under temporary protection – Bulgaria, Czechia, Estonia, Germany, Hungary, Italy, Poland, Romania, Slovakia and Spain. Some 14,685 respondents shared their views of arriving and settling in the EU. These provide a unique insight into their experiences and feelings, including those of violence.«

Jonas Beste et al. (2023): Zahlreiche Faktoren verringern die Erfolgsaussichten von Grundsicherungsbeziehenden, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2023
»Wer einen erwerbsbedingten Abgang aus dem Bezug von Arbeitslosengeld II schafft und was andere daran hindert, eine bedarfsdeckende Erwerbstätigkeit aufzunehmen, ist eine wesentliche Frage für Praxis und Forschung. Anhand der Daten des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) lässt sich die Bedeutung individueller Arbeitsmarkthemmnisse für diesen Prozess erkennen. Insbesondere ein Alter ab 51 Jahren, Langzeitleistungsbezug, schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen, fehlende Berufsabschlüsse und schlechte Deutschkenntnisse verschlechtern die Abgangschancen. Für Frauen im Arbeitslosengeld-II-Bezug verringern zudem Kinder im Haushalt die Chancen einer Erwerbsaufnahme.«

DUZ Spotlight, Heft 2/2023: Akademisierung der Therapieberufe, 2023
»International ist die akademische Ausbildung von Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten mittlerweile Standard. Dagegen dominiert in Deutschland  weiterhin die dreijährige Berufsausbildung an einer Berufsfachschule. Trotzdem hat sich mittlerweile eine Vielzahl von Studienangeboten für Therapieberufe an deutschen Hochschulen etabliert. Dies zeigt eine Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung im Rahmen der Reihe „Spotlight“ in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Universitätszeitung (DUZ). Am Beispiel der Schweiz zeigen die beiden Autorinnen, dass eine Vollakademisierung der drei Berufszweige gelingen kann, wenn es einen klaren politischen Willen zur Ausbildungsreform gibt.«

Gero Federkeil und Caroline Friedhoff (2023): CHECK Medizinstudium in Europa – Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte, Gütersloh: Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), 2023
»Aufgrund der großen Nachfrage an einem Medizinstudium in Deutschland suchen viele Studieninteressierte eine Alternative im Ausland. Besonders beliebte Ziele sind dabei vor allem Österreich und Ungarn. Doch deutsche Medizinstudierende im Ausland erwarten zum Teil sehr hohe Kosten. Allein für die Studiengebühren eines kompletten Studiums sind je nach Land und Hochschule bis zu 150.000 Euro fällig. Dies zeigt eine aktuelle Publikation des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, welche die Studienkosten, Bewerbungsfristen für das kommende Wintersemester und Zulassungsverfahren für internationale Medizinstudiengänge an 66 europäischen Hochschulen aufführt.«
➔  dazu die Beiträge: DUZ Spotlight Heft 2/2022: Medizinstudierende – letzter Ausweg Ausland, 2022

Dietrich Thränhardt (2023): Mit offenen Armen – die kooperative Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine in Europa. Eine Alternative zum Asylregime?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Februar 2023
»Mit der Aufnahme von Millionen ukrainischen Kriegsgeflüchteten haben die europäischen Mitgliedstaaten eine historisch einmalige Solidarität zum Ausdruck gebracht. Die einstimmige Aktivierung der Richtlinie über „Vorübergehenden Schutz“ im europäischen Rat hat eine unbürokratische Aufnahme der Menschen, die vor der Zerstörung durch russische Bomben flüchten mussten, ermöglicht. Was für andere Geflüchtetengruppen in weit geringeren Zahlen bisher nicht möglich oder gewollt war, gelingt in diesem Fall auch in Mitgliedstaaten, die sich bisweilen gegen eine offenere europäische Asylpolitik und die faire Verteilung von Geflüchteten ausgesprochen haben. Anlässlich des bitteren Jahrestags des unrechtmäßigen Angriffskriegs Russlands am 24.2.2022 zieht die hier vorliegende Studie erstmalig einen europäischen Vergleich über den „Vorübergehenden Schutz“ und gibt Aufschluss über Stärken und Schwächen der verschiedenen nationalen Systeme in Bezug auf Einreiseverfahren, Unterbringungsmöglichkeiten und die (Arbeitsmarkt-)Integration.«

Johannes Weber (2023): Bedeutung raumstruktureller und arbeitsmarktrelevanter Faktoren bei innerdeutschen Wanderungen von Geflüchteten, in: Wirtschaft und Statistik, Heft 1/2023
»Der Beitrag präsentiert vertiefte Analysen über den Zusammen­hang zwischen raum­strukturellen sowie arbeitsmarkt­relevanten Merkmalen und der Binnen­mobilität von Geflüchteten mit Schutzstatus in Deutschland in den Jahren 2015 bis 2020. Genutzt wird dabei eine vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs­forschung erstellte Klassifizierung von Arbeits­agentur­bezirken. Demzufolge sind die beobachtbaren Muster vor allem auf Wanderungen im Jahr 2016 zurückzuführen, als die großstädtisch geprägten Kreise mit hoher Arbeits­losigkeit im Westen Deutschlands große Wanderungs­gewinne verzeichneten. Diese resultieren vor allem aus Fortzügen von Geflüchteten mit Schutzstatus aus ländlichen Kreisen im Osten Deutschlands, während die dortigen städtischen Kreise nur marginale Wanderungs­verluste aufweisen.«

IAB/BIBB/GWS (2023): Langfristprojektion des Fachkräftebedarfs in Deutschland, 2021 – 2040. Szenario „Fortschrittliche Arbeitswelt“ (Annahmensetzung nach dem Koalitionsvertrag von 2021). Forschungsbericht 617, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Januar 2023

Heinz Rothgang et al. (2023): Hilfe zur Pflege in Pflegeheimen – Zukünftige Entwicklung unter Berücksichtigung der aktuellen Reformmaßnahmen. Aktualisierung einer Expertise im Auftrag der DAK-Gesundheit, Bremen, Februar 2023

Hans Dietrich und Alexander Patzina (2023): Erwerbsverläufe von Personen mit allgemeiner Hochschulreife: Auf den Abschluss kommt es an – Universität im Vergleich zu anderen Hochschulen. IAB-Kurzbericht 2/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Februar 2023

Niels Gillmann, Andreas Maas und Antje Weyh (2023): Berufliche Mobilität vor und während der Corona-Pandemie, in: ifo Dresden berichtet, Heft 1/2023
»Die Corona-Pandemie führte zu der größten Wirtschafskrise seit der globalen Finanzkrise 2008. Im Jahr 2020 wurde die These geäußert, dass die Pandemie am Arbeitsmarkt zu einem „Reallokationsschock“, also einer Umverteilung von Arbeitskräften aus Jobs mit niedriger Produktivität in solche mit hoher Produktivität, führen würde. Dieser Beitrag betrachtet die berufliche Mobilität in Deutschland und Sachsen in den Coronajahren 2020 und 2021. Wir zeigen, dass es zwar im Jahr 2020 Verwerfungen gab, sich der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres 2021 aber schon wieder nahezu normalisiert hat. Statt einer Reallokation bewirkt die Corona-Pandemie eher eine Verstärkung von bereits existierenden Arbeitsmarkttrends. Von einem „Reallokationsschock“ ist daher zumindest für Deutschland und Sachsen nicht auszugehen.«

Anna Kremer (2023): Gependelt, um zu bleiben? Umzüge und Pendeln in Deutschland, in: ifo Dresden berichtet, Heft 1/2023
»Ostdeutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten stark geprägt von der Abwanderung gen Westen. Diese Wegzüge größerer Bevölkerungsteile schwächen zunehmend auch die Wirtschaft, weil inzwischen Fachkräfte fehlen. In den vergangenen Jahren ist eine geringere Abwanderung aus diesen Regionen zu sehen, dafür ist aber die Zahl der Auspendelnden in den ostdeutschen Kreisen gestiegen. Der vorliegende Artikel stellt sich die Frage, ob durch die höheren Pendelzahlen die weitere Bevölkerungsabwanderung verhindert wurde.«

Joachim Ragnitz (2023): Modernisierungsschub durch Fachkräftemangel, in: ifo Dresden berichtet, Heft 1/2023
»Der zunehmende Arbeitskräftemangel wird gemeinhin als Gefahr für den Wohlstand in Deutschland angesehen. Dementsprechend richten sich politische Gegenmaßnahmen auch eher darauf, zusätzliche Arbeitskräfte zu attrahieren als darauf, den Bedarf an Arbeitskräften zu verringern. Der vorliegende Kommentar plädiert deswegen für einen Perspektivenwechsel: Nämlich den Mangel an Arbeitskräften als eine Chance für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft zu sehen.«

Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2023): Verfassungsrechtliche Beurteilung der geplanten Finanzierung der Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) durch Krankenkassen und private Krankenversicherungsunternehmen. Gesetzgebungskompetenz des Bundes und verfassungsrechtliche Anforderungen an Sonderabgaben, Berlin, 15.02.2023

Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2023): Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitsbedingungen in Deutschland nach der Deregulierung der Bodenabfertigungsdienste auf Flughäfen, Berlin, 20.0.12023

Hermann Buslei et al. (2023): Midijob-Reform: Mehr Umverteilung in der Rente – spürbare Kosten entlasten nicht zielgenau, in: DIW Wochenbericht, Nr. 7/2023
»Die Bundesregierung hat die Förderung von Beschäftigung mit niedrigen Bruttoarbeitsentgelten (Midijobs) zum 1. Januar 2023 ausgeweitet und die Verdienstobergrenze auf 2 000 Euro brutto monatlich angehoben. Rund 6,2 Millionen Menschen mit einem Midijob profitieren von reduzierten Sozialbeiträgen. Zudem erhalten sie die vollen Rentenansprüche, obwohl sie verminderte Rentenbeiträge zahlen. Möglich wird das durch eine Umverteilung innerhalb des Versichertenkollektivs. Die Umverteilung widerspricht dem Prinzip der Beitragsäquivalenz. Dieser Wochenbericht untersucht den finanziellen Umfang der zusätzlichen Rentenanwartschaften und wie zielgenau die Förderung ausfällt. Der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) entgehen aufgrund der reduzierten Beiträge Einnahmen in Höhe von etwa einer Milliarde Euro im Jahr. Die Beiträge zur GRV fallen je entlasteter Person um durchschnittlich zwölf Euro im Monat niedriger aus als ohne Midijob-Regelung. Betrachtet man die Förderung nach Nettoäquivalenzeinkommen oder auch nach dem individuellen Bruttostundenlohn, dann zeigt sich, dass diese Politik wenig zielgenau ist. Von der Förderung profitieren auch Personen mit hohem Nettoäquivalenzeinkommen oder hohem Stundenlohn, aber geringem Erwerbsumfang. Wenn die Politik in der Gesetzlichen Rentenversicherung umverteilen will, dann sollte sie diese Umverteilung neu justieren und zielgerichteter gestalten. Um Altersarmut effektiver zu bekämpfen, sollte direkt bei den Rentenanwartschaften der betroffenen Personen angesetzt oder der Grundrentenzuschlag erweitert werden.«

DGB (2023): Bürgergeld und Inflationsausgleich: Kaufkraft nicht systematisch geschützt, Berlin: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Bundesvorstand, Februar 2023
Im Herbst 2022 hat der DGB die Verteilungsforscherin Irene Becker im Vorfeld der Einführung des Bürgergeldes mit einem empirischen Gutachten beauftragt. Der DGB ließ analysieren, in welcher Höhe Grundsicherungsbezieher inflationsbedingt Kaufkraftverluste hinnehmen mussten und wie diese zukünftig verhindert werden können. Daher war auch der mit der Einführung des Bürgergeldes veränderte Mechanismus zur jährlichen Fortschreibung der Regelsätze mit in den Blick zu nehmen. Die wichtigsten Ergebnisse der Expertise werden hier vorgestellt sowie die politischen Schlussfolgerungen des DGB.

Frank-Ulrich Fricke, Werner Köhler und Stephan Rau (2023): Die Rolle von MVZ in der ambulanten medizinischen Versorgung – besteht regulatorischer Handlungsbedarf? Memorandum zur Versorgung mit MVZ, Berlin: ALM – Akkreditierte Labore in der Medizin und BBMV – Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren , Februar 2023

Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung (2023): Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland. Integrierte Notfallzentren und Integrierte Leitstellen. Vierte Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung, Berlin, 13.02.2023

Monopolkommission (2023): Vorhaltepauschalen für Krankenhäuser adjustieren, Versorgungsbedarf sichern, Wettbewerb erhalten, Bonn, Februar 2023
»Die Monopolkommission unterstützt die von der Krankenhaus-Kommission vorgeschlagene Einführung von Vorhaltepauschalen. Sie macht zugleich einen wesentlichen Änderungsvorschlag, durch den sich die Ziele der finanziellen Sicherstellung bedarfsnotwendiger Krankenhäuser und der Aufrechterhaltung des Qualitätswettbewerbs erreichen lassen. Der Bund-Länder-Gruppe empfiehlt die Monopolkommission dazu konkret, die Vorhaltebudgets an die strukturbedingten und nicht beeinflussbaren Unterschiede in den regionalen Versorgungskosten zu knüpfen und die Ausgleichsfaktoren durch ein Gutachten empirisch prüfen zu lassen.«

Markus Kaltenborn (2023): Ausweitung der sozialen Sicherung. Optionen zur Ausgestaltung eines internationalen Finanzierungsmechanismus, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Februar 2023

Marina Bonaccolto-Töpfer and Claus Schnabel (2023): Is There a Union Wage Premium in Germany and Which Workers Benefit Most? SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research No. 1180, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 2023
»Mit repräsentativen Daten des Sozio-oekonomischen Panels findet diese Studie für Deutschland eine statistisch signifikante Lohnprämie von fast drei Prozent, die mit einer Gewerkschaftsmitgliedschaft einhergeht, aber keine Tarifvertragsprämie ist. Da der Gewerkschaftsbeitrag üblicherweise bei ungefähr einem Prozent des Bruttoverdienstes liegt, zahlt es sich also aus, Gewerkschaftsmitglied zu sein. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die gewerkschaftliche Lohnprämie stark zwischen verschiedenen Berufen und Bildungsgruppen variiert, allerdings nicht zwischen Männern und Frauen. Wir finden nicht, dass diese Lohnprämie für diejenigen Berufe und Arbeitskräfte höher ausfällt, die den Kern der gewerkschaftlichen Mitglieder darstellen. Vielmehr scheinen sich Gewerkschaften um benachteiligte Arbeitskräfte zu kümmern und eine breitere soziale Agenda zu verfolgen.«

Eurofound (2023): Economic and social inequalities in Europe in the aftermath of the COVID-19 pandemic, Luxembourg: Publications Office of the European Union, 2023

Eike Windscheid et al. (2023): Wie Arbeit mit eingeschränkter Gesundheit gelingen kann. Vernetzung und Kooperation als Schlüssel für mehr Teilhabe an Erwerbsarbeit. Forschungsförderung Report Nr. 9, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Februar 2023
»Arbeit und Krankheit – ( k )ein Gegensatz? Phasen eingeschränkter Gesundheit können alle Beschäftigten treffen und sind normaler Bestandteil von Erwerbsbiografien. Gesundheit wiederherzustellen und zu erhalten ist jedoch eine Herausforderung. Dieser Report zeigt Perspektiven, Strategien und förderliche Bedingungen für die Rückkehr in Arbeit nach Krankheit und bei eingeschränkter Gesundheit auf. Als Orientierungshilfe liefert er nicht nur eine Übersicht über Verfahren und Instrumente der betrieblichen und beruflichen Wiedereingliederung, sondern bietet auch konkrete Ansatzpunkte für Gestaltung und Mitbestimmung. Der Report richtet sich daher sowohl an Interessenvertretungen als auch an Praktiker in Präventions- und Gesundheitsnetzwerken.«

Claudia Neu et al. (2023): „Extrem einsam?“ Die demokratische Relevanz von Einsamkeitserfahrungen unter Jugendlichen in Deutschland, Berlin: Das Progressive Zentrum, Februar 2023

Yvonne Lott (2023): Wann Eltern Feierabend machen wollen. WSI Policy Brief Nr. 74, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Februar 2023

Corinna Frodermann et al. (2023): Elternzeiten von verheirateten Paaren: Mütter kehren meist schneller auf den Arbeitsmarkt zurück, wenn ihre Ehepartner Elternzeit nehmen. IAB-Kurzbericht Nr. 1/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Februar 2023

Franziska J. Kößler et al. (2023): Krankheit riskieren oder Job verlieren? Zur Wahrnehmung von wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bedrohungen in der Corona-Krise. Forschungsförderung Working Paper Nr. 269, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Februar 2023
»Die Corona-Krise stellte Beschäftigte häufig vor die Wahl zwischen ihrer (Weiter-)Beschäftigung und dem Schutz ihrer Gesundheit: erhöhte Virusexposition oder wenige (attraktive) Beschäftigungsalternativen? Dieses Dilemma betraf vor allem nichtmedizinische Beschäftigte in Krankenhäusern. Das Working Paper beleuchtet wahrgenommene wirtschaftliche und gesundheitliche Bedrohungen der Corona-Krise anhand von Interviews mit nichtmedizinischen Beschäftigten in Krankenhäusern und entwickelt auf dieser Basis Handlungsempfehlungen.«

Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2023): Binnenwanderung in Deutschland, Berlin, Januar 2023

Nils Backhaus et al. (2023): Arbeitszeitreport Deutschland – Länge, Lage und Flexibilität der Arbeitszeit im Überblick, Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Februar 2023
»Durchschnittlich arbeiten abhängig Beschäftigte 38,4 Stunden pro Woche. Die Mehrheit der Beschäftigten möchte ihre Arbeitszeit verkürzen, etwa die Hälfte der Beschäftigten will zudem weniger als 5 Tage in der Woche arbeiten. 39 Prozent der Beschäftigten arbeiten regelmäßig am Wochenende. Gleichzeitig haben für viele Beschäftigte die Möglichkeiten, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, deutlich zugenommen. Diese und weitere Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021 werden im aktuellen Arbeitszeitreport Deutschland vorgestellt.«

Ghislaine Sandrine Bakoben et al. (2023): Lokale Sozialpolitik für Geflüchtete – Was lokale Akteure gelernt haben und was Geflüchtete brauchen. IAQ-Report 2023-01, Duisburg: Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ), Januar 2023

Verein Geschlechtergerechter (2023): Die Teilzeit-Studie, Zürich, Februar 2023
»Unsere Haltung zur Arbeit verändert sich. Auch in der Schweiz wird Teilzeitarbeit immer wichtiger, eine Mehrheit findet, dass wir zu viel arbeiten. Allerdings sind unsere Haltungen zur Arbeit jedoch nicht immer konsequent, denn auch eine Mehrheit geht davon aus, dass wir in Zukunft mehr arbeiten müssen als heute um die Sozialversicherungen bezahlen zu können. Unsere neuste Sotomostudie wirft einen genauen Blick auf die Teilzeitarbeit in der Schweiz. Dabei wird nicht nur untersucht, wie wir zur Arbeit stehen, sondern auch was wir uns für uns und andere wünschen und wo wir das Potenzial der Digitalisierung sehen. Wie wir arbeiten hat viel mit Geschlechtergerechtigkeit zu tun, darum haben wir auch bei der Arbeitsteilung und der Rollenaufteilung zwischen den Geschlechtern genauer hingeschaut und Fragen gestellt. Ist Teilzeitarbeit weiblich konnotiert, und wenn ja warum? Sollen Mütter angesichts des Fachkräftemangels mehr arbeiten? Und wie steht es genau um unser ideales Familienmodell, und wie sieht die Realität aus?«

Anette Haas et al. (2023): Gemischte Bilanz: Wie Eingliederungszuschüsse und Arbeitsgelegenheiten die Arbeitsmarktintegration und die soziale Teilhabe von Geflüchteten beeinflussen, in: IAB-Forum, 02.02.2023
»Arbeitsmarktpolitische Instrumente kommen auch bei der Integration von Geflüchteten zum Einsatz. Das IAB hat ihre Wirkung für eine Gruppe von Geflüchteten untersucht, die zwischen August 2017 und September 2018 über Eingliederungszuschüsse und Arbeitsgelegenheiten gefördert wurden. Erstere sollen vor allem die Beschäftigungschancen der Geförderten auf dem ersten Arbeitsmarkt steigern. Letztere zielen primär darauf ab, deren soziale Teilhabe zu verbessern. Die beabsichtigte Wirkung wird beim Eingliederungszuschuss deutlich besser erreicht als bei den Arbeitsgelegenheiten.«

Pestel-Institut und ARGE Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (2023): Bauen und Wohnen in der Krise. Aktuelle Entwicklungen und Rückwirkungen auf Wohnungsbau und Wohnungsmärkte. Auftraggeber Verbändebündnis „Soziales Wohnen“, Hannover, Januar 2023

McKinsey (2023): Action, bitte! Wie der öffentliche Sektor den Mangel an digitalen Fachkräften meistern kann, Januar 2023

Johannes Hellermann (2022): Die Altenhilfe nach § 71 SGB XII und der rechtliche Rahmen für ihre Weiterentwicklung, Bonn: BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, November 2022
»Kreisfreie Städte und Landkreise sind verpflichtet, ein Mindestmaß an Beratung und offenen Hilfsangeboten für ältere Menschen zu gewährleisten. Das ist das Ergebnis des Rechtsgutachtens, das im Auftrag der BAGSO erstellt wurde. Es überprüft, welche Verpflichtungen sich für Städte und Kreise als Träger der Altenhilfe aus dem Sozialgesetzbuch (§ 71 SGB XII) ergeben. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Vorschrift vor allem auf Angebote für Beratung und Unterstützung zielt, weniger auf Geldleistungen. Dabei müssen die Städte und Kreise die Angebote nicht notwendig selbst vorhalten, sondern können sie im Zusammenwirken mit anderen öffentlichen oder privaten Akteuren erbringen. Das Rechtsgutachten untersucht auch die Möglichkeiten von Bund und Ländern, die offene Altenarbeit zu fördern.«

Joan Costa-Font and Nilesh Raut (2022): Global Report on Long-Term Care Financing, World Health Organization (WHO), Centre für Health Development, October 2022

DGB (2023): Leistungen der aktiven Arbeitsförderung stärker nutzen!, Berlin: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Bundesvorstand, Februar 2023
»Die Anzahl an Teilnehmenden an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in beiden Rechtskreisen rückläufig. Im Bereich der für die Bewältigung der Transformation wichtigen Förderung der beruflichen Weiterbildung ist ein Rückgang der Teilnehmenden eingetreten. Die Förderleistungen der aktiven Arbeitsförderung müssen stärker eingesetzt werden.«

Kalle Kunkel (2023): Die abgesagte Revolution. Lauterbachs Krankenhausreform, 30.01.2023
»Die Fallpauschalen werden nicht fallen, im Gegenteil: Lauterbachs Vorschläge bedeuten eine Profitorientierung in neuem Gewand.«

Christiane Flüter-Hoffmann und Patricia Traub (2023): Menschen mit Behinderungen im Homeoffice – Erleichterung für die Inklusion? Eine Gegenüberstellung von Deutschland und einigen angelsächsischen Ländern. IW-Report Nr. 10/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023

Alexander Burstedde (2023): Die IW-Arbeitsmarktfortschreibung. Wo stehen Beschäftigung und Fachkräftemangel in den 1.300 Berufsgattungen in fünf Jahren? Methodenbericht. IW-Report Nr. 8/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Der Fachkräftemangel gilt als größtes Problem der deutschen Wirtschaft. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, in welchen Berufen es bis 2026 besonders dramatisch wird – und wo sich die Lage entspannt.«

Cevat Giray Aksoy et al. (2023): Time Savings When Working from Home. Working Paper No. 275, London: European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), January 2023
»We quantify the commute time savings associated with work from home, drawing on data for 27 countries. The average daily time savings when working from home is 72 minutes in our sample. We estimate that work from home saved about two hours per week per worker in 2021 and 2022, and that it will save about one hour per week per worker after the pandemic ends. Workers allocate 40 percent of their time savings to their jobs and about 11 percent to caregiving activities. People living with children allocate more of their time savings to caregiving.«

DGB (2023: Westbalkanregelung und Einwanderung in befristete Beschäftigung, Berlin: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Bundesvorstand, Januar 2023
»Bei der Reform der Erwerbsmigration geht es nicht nur um Fachkräfte. Geplant ist: Die Entfristung und Ausweitung der sog. Westbalkan-Regelung und eine neue Regelung zur befristeten Arbeitsmigration aus Drittstaaten. Was bleibt: Die weitgehende Schutzlosigkeit der Arbeitskräfte aus dem Ausland. Wir beleuchten die Hintergründe und möglichen Folgen der Erleichterung von Arbeitsmigration.«

Bart Vanhercke, Sebastiano Sabato and Slavina Spasova (eds.) (2023): Social policy in the European Union: state of play 2022. Policymaking in a permacrisis, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), January 2023

Michael Blauberger and Anita Heindlmaier (2023): The European Labour Authority in practice. WSI-Study 32e, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), January 2023
»In this study, we provide an overview of the recently established European Labour Authority (ELA), its goals and powers, before offering a preliminary analysis of ELA. In brief, ELA is an agency with the broad and important objective of improving the enforcement of mobile workers’ rights in the EU, but with limited competences and resources. ELA essentially depends on the willingness of national authorities to cooperate through exchange of information and coordinated enforcement action. Nevertheless, our evidence collected from interviews with various stakeholders suggests that it can provide added value in particular by connecting members of national enforcement authorities.«

Thorsten Faas und Arndt Leininger (2023): Mehr Wählen wagen? Ungleichheiten beim „Wählen ab 16“ und ihre Folgen. OBS-Arbeitspapier 56, Frankfurt am Main: Otto Brenner Stiftung, Januar 2023
»Das Bild des „föderalen Flickenteppichs“ beschreibt besonders treffend die Lage beim Mindestwahlalter. Denn nicht nur die Diskussion um das Wahlalter hat an Dynamik gewonnen. In einigen Ländern gilt für Landtags- wie auch für Kommunalwahlen inzwischen ein Wahlalter von 16. In anderen können 16- und 17-Jährige nur auf kommunaler Ebene mitwählen. Und an wieder anderen Orten gilt bislang ein einheitliches Wahlalter von 18 Jahren für alle Ebenen. Bei der nächsten Wahl zum Europäischen Parlament dürfen hingegen alle „ab 16 wählen“. Auch bei Betriebsratswahlen können schon 16-Jährige mitmachen, für die nächste Bundestagswahl strebt die Ampel eine Absenkung des Wahlalters an. Welche Auswirkungen hat diese Uneinheitlichkeit auf junge Menschen? Wissen sie, an welchen Wahlen sie teilnehmen dürfen und an welchen nicht, und was denken sie darüber? Welche Rolle spielen umstrittene Faktoren wie „Reife“, aber auch Herkunft, Alter, sozialer Kontext und vorgelagerte politische Einstellungen?«

Antje Funcke und Sarah Menne (2023): Kinder- und Jugendarmut in Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Januar 2023

Elisabeth Hoffmann (2023): Ein Kind – viele Eltern. Die aktuelle Diskussion zur „Verantwortungsgemeinschaft“ als Mehreltern-Regenbogenfamilie, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Januar 2023
»Zu der von der Bundesregierung geplanten großen Reform des Familienrechts gehört das neu zu gestaltende Rechtsinstitut der „Verantwortungsgemeinschaft“. Die Verbände im queeren Kontext haben große Erwartungen an das neue Rechtsinstitut, das die neue Familienform der Mehreltern-Regenbogenfamilien rechtlich absichern soll. Was wissen wir über Mehreltern-Regenbogenfamilien? Was müsste bei einer möglichen rechtlichen Ausgestaltung beachtet werden?«

Dieter Euler und Susan Seeber (2023): Ausbildungsgarantie. Instrument zur Fachkräftesicherung und gesellschaftlichen Integration junger Menschen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2023

Dieter Dohmen et al. (2023): Monitor Ausbildungschancen 2023. Gesamtbericht Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Januar 2023
»Nicht die Akademisierung ist das Problem des Ausbildungssystems, sondern die mangelnde Integration von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung – das ist ein zentraler Befund unseres Monitor Ausbildungschancen 2023.«

Denise Becka et al. (2023): Fachkräftepotenziale für die Pflege. 300.000 Vollzeitkräfte ließen sich aktivieren. Forschungsförderung Policy Brief Nr. 8/2023, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Januar 2023
»In Deutschland steht ein Potenzial von mindestens 300.000 zusätzlichen Vollzeit-Pflegefachkräften zur Verfügung, die der Pflege in der Vergangenheit den Rücken gekehrt bzw. ihre Arbeitszeit reduziert haben. Diese Fachkräfte könnten einen wichtigen Beitrag zur Entlastung für die Pflege liefern – wenn es gelingt, sie zu Rückkehr bzw. Stundenaufstockung zu bewegen. Dafür ist nötig, dass Gesetzgeber, Sozialpartner, Träger und Betriebe verbindliche Personalschlüssel, eine angemessene Bezahlung und verlässliche Arbeitszeiten erreichen.«

Martin Müller (2023): Zeitenwende durch Fachkräftemangel: Die Ära gesicherten Wachstums ist vorbei. Fokus Volkswirtschaft Nr. 414, Frankfurt am Main: KfW Research, Januar 2023
»Über 70 Jahre lang konnte wirtschaftliches Wachstum in Deutschland als sicher gelten. Diese Zeiten sind vorbei. Das liegt maßgeblich auch am schwachen Produktivitäts­wachstum. Wollte Deutschland allein durch steigende Erwerbs­beteiligung oder Zuwanderung das BIP je Einwohner bis zum Jahr 2035 konstant halten, müsste dafür entweder die Erwerbs­beteiligung weit stärker als bisher steigen oder die Netto-Zuwanderung auf weit mehr als 1,3 Mio. Menschen im Erwerbs­alter zunehmen. Wohlstands­sicherung und weiteres Wohlstands­wachstum bedürfen deshalb eines umfassenden Mix an Maßnahmen, die auch eine stärkere Erhöhung der Arbeits­produktivität bewirken. Dieser Beitrag zeigt anhand von Szenarien die Notwen­digkeiten auf und beleuchtet mögliche Gegen­maßnahmen.«

Wido Geis-Thöne (2023): Bildungsstand der Bevölkerung im europäischen Vergleich. Gute Lage, aber schwache Entwicklung in Deutschland. IW-Report, Nr. 3/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023

OECD (2022): How inflation challenges pensions, Paris, December 2022

OECD (2022): Minimum wages in times of rising inflation, Paris, December 2022

OECD (2022): Income support for working-age individuals and their families, Paris, December 2022

Andreas Rein und Caro Berndt (2023): Übertragung der Insolvenzberatung auf Kommunen. Vor- und Nachteile der Delegation in Bayern zum 1.1.2019, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2023
»Die Krisen der vergangenen Jahre und ihre wirtschaftlichen Folgen werden in den nächsten Jahren voraussichtlich zu einem starken Anstieg überschuldeter Privatpersonen führen. Ein wichtiges Instrument zur Überschuldungsbekämpfung sind Schuldnerberatungsstellen, diese sind jedoch bereits seit einiger Zeit zunehmend belastet und können den gestiegenen Anfragen teilweise nicht mehr gerecht werden. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, wie die Ressourcenausstattung dieser Beratungsstellen verbessert werden kann und betrachtet dabei insbesondere das Modell einer Übertragung der Insolvenzberatung vom Land auf die Kommunen, wie es in Bayern bereits 2019 eingeführt wurde. Im Ergebnis wird deutlich, dass eine Zusammenlegung von Schuldner- und Insolvenzberatung bundesweit durchaus sinnvoll wäre, es aber gleichzeitig eines guten finanziellen und fachlichen Rahmens bedarf.«

Ulrich Walwei und Marie Lena Muschik (2023): Wandel der Erwerbsformenstruktur – Alte und neue Trends. IAB-Forschungsbericht Nr. 1/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Januar 2023

Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Pflege (2023): Resilienz im Gesundheitswesen. Wege zur Bewältigung künftiger Krisen. Gutachten 2023, Bonn, Januar 2023

Bundesärztekammer (2023): Positionen der Bundesärztekammer zum Regelungsbedarf für Medizinische Versorgungszentren zur Begrenzung der Übernahme von MVZ durch fachfremde Finanzinvestoren und zur Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen und umfassenden ambulanten Versorgung, Berlin, 09.01.2023
»Die Bundesärztekammer hat ein Konzeptpapier vorgelegt, wie der Einfluss von fachfremden Finanzinvestoren in die ambulante Gesundheitsversorgung eingedämmt werden könnte. Denn Finanzinvestoren wie Private Equity Gesellschaften nutzen medizinische Versorgungszentren (MVZ) zunehmend als attraktive Kapitalanlage. Maximale Renditen können zum Beispiel durch eine Fokussierung auf besonders lukrative Leistungen, durch die Ansiedlung in gut situierten Stadtteilen und durch Monopol- und Oligopolbildungen erzielt werden. Ärztinnen und Ärzte können in Konfliktsituationen geraten, wenn Investoren versuchen, Einfluss auf die Indikationsstellung und andere medizinische Entscheidungen zu nehmen – auf Kosten der ärztlichen Unabhängigkeit und der Patientensicherheit. Die Bundesärztekammer sieht hier dringenden Handlungsbedarf und hat daher den Regelungsbedarf für eine Begrenzung des Betriebs von MVZ durch fachfremde Finanzinvestoren und zur Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen und umfassenden ambulanten Versorgung analysiert und konkrete Vorschläge für den Gesetzgeber erarbeitet.«

➔  Zu dem Thema Investoren und MVZ: Auswirkungen investorengetragener Medizinischer Versorgungszentren auf das Gesundheitssystem in Deutschland. Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU, BT-Drs. 20/5166 vom 09.01.2023

Sebastian Dullien und Silke Tober (2023): IMK Inflationsmonitor. Deutliche Inflationsunterschiede zwischen Arm und Reich im Jahr 2022. IMK Policy Brief Nr. 144, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und. Konjunkturforschung (IMK), Januar 2023
»Im Jahr 2022 betrug die Inflationsrate in Deutschland 7,9 %, und zwar primär als direkte und indirekte Folge der massiven Preissteigerungen für Haushaltsenergie (39,1 %), Kraftstoffe (26,8 %) und Nahrungsmittel (13,4 %). Die haushaltsspezifischen Teuerungsraten hatten dabei eine Spanne von 6,6 % für einkommensstarke Alleinlebende bis 8,8 % für einkommensschwache Familien mit 2 Kindern. Im Dezember 2022 lag die Inflationsrate mit 8,6 % deutlich unter jener im November (10,0 %). Maßgeblich hierfür war die staatliche Übernahme der Abschlagszahlung für Erdgas und Fernwärme im Dezember, aber auch der weitere Rückgang der globalen Rohölpreise. Bei zugleich geringfügig abgeschwächter Teuerung bei Nahrungsmitteln verringerte sich die Spanne der haushaltsspezifischen Inflationsraten von 3,5 Prozentpunkten im November 2022 auf 2,7 Prozentpunkte im Dezember 2022. Die geringste Teuerungsrate verzeichneten – wie durchgängig seit Januar 2022 – einkommensstarke Alleinlebende (7,1 %), die höchste mit 9,8 % – wie auch im Jahr 2022 insgesamt – einkommensschwache Paare mit zwei Kindern. Geringer fiel auch der weiterhin ausgeprägte Unterschied bei der kombinierten Belastung durch die Preise von Nahrungsmitteln und Haushaltsenergie aus. Er betrug 4 Prozentpunkte (November: 5 Prozentpunkte), wobei diese Güterarten bei einkommensschwachen Alleinlebenden einen Inflationsbeitrag von 6,7 Prozentpunkten lieferten, verglichen mit 2,7 Prozentpunkten im Falle von einkommensstarken Alleinlebenden. Die preislichen Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung verringerten die Inflation 2022 insgesamt um 1,0 Prozentpunkte. Dabei fiel die Entlastung für einkommensstarke Alleinlebende und einkommensstarke Familien mit 0,6 Prozentpunkten zwar geringer aus, sie hatten aber dennoch eine merklich geringere Teuerungsrate zu verzeichnen.«

Bernhard Boockmann et al. (2022): Kontexte und Ursachen der Abwanderung ausländischer Fachkräfte aus Deutschland. IAW-Impulse Nr. 6, Tübingen: Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Dezember 2022
»Deutschland steht angesichts des demografischen Wandels vor der Herausforderung, seinen Fachkräftebedarf auch in Zukunft zu decken. Vor diesem Hintergrund stellen Personen, die aus dem Ausland nach Deutschland zugewandert sind, dann aber Deutschland wieder verlassen haben, ein ungenutztes Potenzial dar. Der Fachkräftemangel könnte gemildert werden, wenn diese Personen nicht abwandern oder wenn sie erneut für das Arbeiten in Deutschland gewonnen werden können.«

Robert Bosch Stiftung (2023): Das Deutsche Schulbarometer. Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Schulleitungen, Stuttgart, Januar 2023

Kerstin Bruckmeier und Jürgen Wiemers (2023): Energiepreiskrise: Die geplanten finanziellen Entlastungen dürften das Arbeitsangebot nur wenig beeinflussen, in: IAB-Forum, 16. Januar 2023
»Anfang September 2022 hat sich die Regierungskoalition mit dem dritten Entlastungspaket auf weitere Maßnahmen verständigt, um Haushalte und Betriebe angesichts des Energiepreisschocks zu unterstützen. Haushalte mit geringem Einkommen dürften vor allem durch das höhere Bürgergeld und die Wohngeldreform überproportional profitieren. In der öffentlichen Debatte wird häufig die Befürchtung geäußert, dass durch das höhere Leistungsniveau im Bürgergeld ein hinreichender Lohnabstand nicht mehr gegeben ist, sodass sich Arbeit für Geringverdienende nicht mehr lohnt. Simulationsrechnungen zeigen jedoch, dass sich das höhere Bürgergeld im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen nicht negativ auf das Arbeitsangebot von Geringverdienenden auswirkt.«

Hermann Buslei und Johannes Geyer (2022): Wirkung einer Anhebung der Altersgrenze auf den Ertrag der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Gutachten für den Deutschen Gewerkschaftsbund. Politikberatung kompakt 188, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Januar 2023

Robyn Schmidt und Alexandra Uhly (2023): Florierende Städte und abgehängtes Land? Empirische Auswertungen zum regionaltypischen Geschehen in der dualen Berufsausbildung auf Basis der Berufsbildungsstatistik, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Januar 2023
»Die Lebensverhältnisse in den verschiedenen Regionen Deutschlands unterscheiden sich deutlich. Dass diese unterschiedlichen regionalen Lebensverhältnisse gleichwertig sind, ist eine gesetzlich verankerte politische Zielsetzung. Der dualen Berufsausbildung kommt als Faktor für die Fachkräftesicherung und die individuellen Lebenschancen eine zentrale Rolle für die Regionen und die dort lebenden Menschen zu. Bestehen in Stadt und Land strukturelle Unterschiede in der dualen Berufsausbildung und haben sich diese in den vergangenen Jahren verschärft? Dieser Beitrag wertet erstmals das regionaltypische Ausbildungsgeschehen im dualen System unter Anwendung einer Stadt-Land-Typologie auf Basis der Berufsbildungsstatistik aus. Die deskriptiven Befunde zeigen, dass auch in der dualen Berufsausbildung Stadt-Land-Unterschiede zu beobachten sind, die die These ausbildungsstarker Großstädte und ausbildungsschwächerer dörflicher Gemeinden unterstützen. Dabei zeichnen sie allerdings ein differenzierteres Bild, als mit der vereinfachten Vorstellung von florierenden Städten und abgehängtem Land zum Ausdruck kommt.«

Wido Geis-Thöne (2023): Integrationsbedarfe von Kindern im regionalen Vergleich. Ein Vergleich der Anteile der Kinder ohne deutsche Staatsangehörigkeit. IW-Report, Nr. 1/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2023

Oxfam Deutschland (2023): Umsteuern für soziale Gerechtigkeit!, Berlin, Januar 2023
➔  Oxfam (2023): Survival of the Richest. How we must tax the super-rich now to fight inequality, Oxford, January 2023

Reinhard Bispinck (2023): Branchenmindestlöhne – ein unterschätztes Instrument. Analysen zur Tarifpolitik Nr. 93, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Januar 2023

Kai Ingwersen and Stephan L. Thomsen (2022): Minimum Wage in Germany: Countering the Wage and Employment Gap between Migrants and Natives? SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research 1173, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), December 2022

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (2022): Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. zur Unterstützung von Personen mit psychi­schen Beeinträchtigungen und psychi­schen Erkrankungen in der Grundsiche­rung für Arbeitsuchende (SGB II), Berlin, Dezember 2022

Verbraucherzentrale Bundesverband (2023): Die Zukunft der Pflege ist zu Hause. Reformvorschläge des vzbv zur wirksamen und schnellen Entlastung von Pflegebedürftigen, Berlin: Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Januar 2023

Peter Stein (2023): Das kirchliche Selbstbestimmungsrecht im Arbeitsrecht und seine Grenzen. HSI-Schriftenreihe Bd. 47, Frankfurt am Main: Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht (HSI), Januar 2023
»Die Kirchen konnten in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten lange auf weitgehende Sonderregelungen pochen. Tatsächlich ist die Ungleichbehandlung von Beschäftigten aber nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt, wie Peter Stein, Autor des neuen HSI-Gutachtens und Richter am ArbG Hamburg a.D., erläutert.«

Severein Klein und Roschan Pourkhataei Monsef (2023): Höhere Löhne durch die ökologische Transformation?. IW-Kurzbericht, Nr. 2/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Der ökologische Wandel rückt bestimmte Branchen in den Fokus, deren Beschäftigte bei der Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität eine wichtige Rolle einnehmen. Ein Vergleich der Löhne von Vollzeitbeschäftigten zeigt: Beschäftigte in EU-Taxonomie-relevanten Branchen verdienen monatlich etwa 500 Euro mehr als Arbeitnehmer in anderen Wirtschaftszweigen.«

Werner Eichhorst et al. (2023): Mindestsicherungssysteme als Elemente der Krisenresilienz in Europa. Forschungsbericht 615, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Januar 2023
»Ziel dieser Studie ist es, die Rolle der Sozialpolitik in verschiedenen europäischen Wohlfahrtsstaaten in Bezug auf Mindestsicherung und aktive Eingliederung zu analysieren. Der Schwerpunkt liegt auf der Krisenfestigkeit, d. h. auf der Fähigkeit sozialpolitischer Maßnahmen, Armut und Ungleichheit einzudämmen und Ausgrenzung vor, während und nach wirtschaftlichen Schocks zu vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, weitet die Studie ihren analytischen Fokus auf andere Ebenen des Sozialschutzes aus, insbesondere auf vorgelagerte Systeme wie Arbeitslosenversicherung, Kurzarbeit und arbeitsrechtlichen Bestandsschutz, da diese eine zusätzliche und potenziell wichtige Rolle bei der Stabilisierung von Einkommen und Arbeitsplätzen in Krisensituationen spielen. Es wird ein methodologisch gemischter Ansatz verwendet, der quantitative und qualitative Forschung kombiniert, z. B. deskriptive und multivariate quantitative Analysen, Mikrosimulationsmethoden und eingehende Fallstudien. Die Studie arbeitet konsistente Unterschiede in Bezug auf die Krisenresilienz zwischen den einzelnen Ländern und Wohlfahrtsstaatstypen heraus. Im Allgemeinen zeigen die nordischen und kontinentaleuropäischen Wohlfahrtsstaaten mit starken vorgelagerten Systemen und Mindestsicherung (MIS) bessere Ergebnisse bei zentralen sozioökonomischen Ergebnissen wie Armuts- und Ausgrenzungsrisiken. Bei der Arbeitsmarktintegration offenbaren sich in Kontinentaleuropa jedoch einige Dualismen. Die Studie zeigt, dass die MIS besonders wichtig ist, wenn es Lücken in den vorgelagerten Systemen oder Fälle von schweren und dauerhaften Krisen gibt.«

➔ Stefan Sell: Archiv der Sammlung von Studien und weiteren Materialien zu sozialpolitischen Themen (Zeitraum: Januar 2020 – März 2023; 271 Seiten)