Psychische Belastungen in der Arbeitswelt – eine der Ursachen für eine (spätere) Erwerbsminderung. Und wieder einmal eine ungleiche Verteilung zwischen Männern und Frauen

In der aktuelle Renten-Debatte taucht auch immer wieder die Erwersbminderungsrente auf (vgl. dazu den Beitrag Stabilisierung und Verbesserung der Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung: Ein Gesetzentwurf und seine Untiefen am Beispiel der Erwerbsminderungsrente vom 3. September 2018).  Bei dieser Rentenart geht es um Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig verrentet werden (müssen). Derzeit gibt es mehr als 1,8 Millionen Menschen, die eine Rente wegen Erwerbsminderung beziehen. Abgesehen von Sondereffekten kann man sagen, dass jährlich mit 20 Prozent gut jeder fünfte Rentenzugang auf die Erwerbsminderungsrente entfällt. Als Erwerbsminderungsrentner wurden im vergangenen Jahr knapp 166.000 Personen anerkannt. Hauptursache beim Rentenzugang wegen verminderter Erwerbsfähigkeit waren 2017 unabhängig vom Geschlecht psychische Störungen – allerdings mit einem erheblichen Gefälle zwischen Frauen und Männern. Mit Abstand häufigste Ursache sind Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zufolge psychische Erkrankungen. Auf deren Konto gingen deutlich mehr als vier von zehn Rentenzugängen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Psychische Störungen lagen zwar bei Frauen wie auch bei Männern an erster Stelle. Allerdings war bei Letzteren der Anteil mit nur einem guten Drittel deutlich unterdurchschnittlich ausgeprägt. Bei den Frauen war es hingegen beinahe die Hälfte.

Man muss sehen, dass man an dieser Stelle mit den Ergebnissen langjähriger Prozesse in den Erwerbsbiografien der Menschen konfrontiert wird – also anders gesagt, dass die Ursachen für das, was dann am Ende zu einer vorzeitigen Verrentung geführt hat, neben der immer gegebenen sehr individuellen Komponente auch durch die krankmachenden (oder davor schützenden) Arbeitsbedingungen beeinflusst werden.

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Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst. Wer macht die neuen Jobs?

Derzeit wird in Deutschland intensiv und kontrovers debattiert über mögliche „Spurwechsel“ von abgelehnten Asylbewerber, die sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt einfügen sowie über ein Zuwanderungsgesetz, mit dem man am liebsten fertig produzierte Fachkräfte aus nahen und fernen Ländern importieren möchte, wenn sie denn gerade gebraucht werden. Das alles wird dann eingepasst in eine an sich schon umstrittene Diskussion über einen (angeblichen) Fachkräftemangel und vermengt sich mit einer generell skeptischen Haltung gegenüber der Zuwanderung bestimmter Menschen. Eine insgesamt explosive und normativ hoch aufgeladene Gemengelage.

Aber wie sehen die nackten Zahlen aus? Was tut sich auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung tatsächlich? Und wer macht eigentlich die neuen Jobs? Denn die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Deutschland nimmt zu. Im Januar 2011 gab es 27,5 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, im Mai 2018 lag diese Zahl bereits bei 32,9 Mio. – das ist ein Anstieg von 5,4 Millionen Beschäftigte.

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E-Sport als Big Business? Da füllen sich die Fördertöpfe. Aber wie ist es eigentlich um die Arbeitsbedingungen der Spieler und Spieleentwickler bestellt?

Jetzt stapeln sie sich wieder in völlig überfüllten Hallen, die vielen Besucher der Computerspielmesse Gamescom in Köln. »Die Gamescom in Köln ist eine Erfolgsgeschichte sonder gleichen. Die Veranstalter und Lokalpolitiker klopften sich angesichts der boomenden Branche, der wachsenden Ausstellerzahlen und des Besucheransturms medienwirksam gegenseitig auf die Schulter: Haben wir gut gemacht!« Das aber kann man auch anders sehen, meint Maximilian Schönherr in seinem Kommentar Lange Gesichter beim Publikum, denn »nur ein Bruchteil der teilweise von weither angereisten jungen Leute hatte wirklich Gelegenheit, das zu tun, wofür sie kamen: neue Spiele an testen. Keine Chance. Von Überblick gewinnen ganz zu schweigen. Es war so voll, dass man nur im Schneckentempo vorankam. Ein nachhaltiges Messeerlebnis sieht anders aus.«

Nun könnte man einwenden, dass das eben den gleichen Gesetzmäßigkeiten folgt, mit denen sich auch die beliebten und überlaufenen Urlaubsziele herumschlagen müssen, da stapeln sich auch die Nachfrager in einem meist begrenzten Zeitraum. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, sondern um eher grundsätzliche Fragen, die mit einem dieser Hype-Themen verbunden sind bzw. sein sollten, die normalerweise immer nur hinsichtlich der vielen Verheißungen und der dahinter stehenden (potenziellen) Geldflüsse diskutiert wird. Denn ein großes Thema, auch und gerade auf der Gamescom, ist der E-Sport. Der scheint gerade seriös zu werden, wenn man Seriosität daran misst, dass etwas zum Objekt der Begierde staatlicher Wirtschaftspolitik und Subventionierung, sorry: Förderung wird.

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Von der Einkommensarmut, der Zuwanderung und der ambivalenten Bedeutung des Arbeitsmarktes

Regelmäßig werden die sogenannten „Armutsquoten“ veröffentlicht – genauer gesagt, die Quoten der von Einkommensarmut bedrohten Menschen, wie das die Statistiker offiziell nennen. Bekanntlich sind die immer wieder gerne Gegenstand interessierter Kritik, bei der es um die Infragestellung der Werte als Indikator für die Messung von Einkommensarmut geht. Die meisten Argumente, die dabei vorgetragen werden, sind allerdings nicht haltbar (vgl. dazu beispielsweise mit weiteren Nachweisen die Beiträge Von Armutsgefährdungsquoten und bedenklichen Entwicklungen hinter den großen Zahlen vom 29. August 2017 sowie Die ritualisierte (Nicht-)Debatte über Armut und Armutsgefährdung, weitere Armutsberichte und ein wissenschaftlicher Ordnungsruf vom 20. März 2017).

Nun hat das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) eine aktuelle Auswertung der jüngst erschienenen Daten des Statistischen Bundesamtes auf der Basis des Mikrozensus 2017 vorgenommen und veröffentlicht. Florian Diekmann hat eine Kernaussage der Analyse in der Überschrift seines Artikels so zusammengefasst: Armutsrisiko unter Einwanderern steigt. Seine Kurzfassung geht so: »Das Risiko, von Armut betroffen zu sein, hat im vergangenen Jahr … einen Höchststand erreicht – trotz glänzender Lage auf dem Arbeitsmarkt. Gestiegen ist die Gefahr ausschließlich für Migranten.«

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Immobiler Mobilitätspakt für Bus- und LKW-Fahrer auf EU-Ebene. Manchmal aber ist weniger Mobilität mehr

»Deutschlands Autobahnen sind zum Bersten voll, aber es müssten noch viel mehr Lkw unterwegs sein: Derzeit fehlen der Logistikbranche allein in Deutschland bis zu 45.000 Fahrer – Tendenz stark steigend. Doch kaum jemand möchte den Job mehr machen.« So kann man es derzeit in vielen Berichten lesen oder hören – hier am Beispiel eines Artikels, dessen Überschrift schon gleich einen Antwortversuch in wenigen Schlagworten versucht: Miese Löhne, Sklavendienste, Rüpel-Image: Warum niemand mehr Lkw fahren will. Der Arbeitsmarkt sei teilweise „wie leergefegt“, warnt der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV). Logistiker warnen längst vor Versorgungsengpässen und „schwerwiegenden Auswirkungen auf die Volkswirtschaften Europas.“

Und die Situation wird noch schlimmer werden: »Während jährlich rund 40.000 Brummi-Fahrer in den Ruhestand gehen, schließen im gleichen Zeitraum nur etwa 16.000 ihre Ausbildung ab.« Der Verband räumt ein, dass der Fahrermangel vor allem mit zu geringen Löhnen zu tun habe. Aber das sei es nicht allein: „Der zum Teil sehr schlechte persönliche Umgang an den Be- und Entladerampen von Industrie und Handel sowie der Airlines verletzt die Würde der Fahrzeugführer in einer Weise, die längst nicht mehr zu rechtfertigen ist“, klagt der Verband. Hinzu komme, dass Fahrer zu oft zu Be- und Entladetätigkeiten beim Kunden herangezogen würden, weil diese am Personal sparen. Hinzu kommt: »Die Parkplätze auf europäischen Autobahnen seien knapp, schlecht ausgestattet und teilweise unsicher.«

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