Es gibt Bereiche, in denen sich tagtäglich Dramen abspielen und zugleich viele kleine Erfolge erreicht werden können, die aber trotz (oder wegen) der gegen fundamentale Menschenrechte gerichteten Wucht der Ereignisse und Zusammenhänge von der Berichterstattung gemieden werden. Nur hin und wieder, eben punktuell, wird die öffentliche Aufmerksamkeit wie mit einem Stromschlag daran erinnert, dass es das inmitten unter uns gibt: Kindstötungen, Kindeswohlgefährdung in massivster Art und Weise, völlig überforderte Familien, bei denen man zuweilen auch mit emotionalen Wracks konfrontiert wird. Und alle Außenstehende sind dankbar, dass es Spezialisten gibt, Profis, die an der Front die Scherben einzusammeln versuchen, die sich kümmern, die Wächterfunktion des Staates ausüben – und die dann nicht selten die prägende Erfahrung machen müssen, dass sie es eigentlich immer nur falsch machen können: Entweder tun sie etwas zu früh oder zu spät. Und wenn sie was (nicht) tun und es geht schief, dann ist das nicht nur einer dieser vielen Fehler, die jedem von uns bei der Arbeit passieren, sondern neben zuweilen entsetzlichen Folgen trägt man schwer an der Schuld, selbst wenn man nicht verurteilt wird vor einem Gericht.
Keine Frage, die Arbeit in den Jugendämter ist in weiten Teilen wahrlich ein Hardcore-Job und eigentlich nicht wirklich gut und geeignet für ganz junge Fachkräfte, zugleich aber auch nicht ersetzbar durch angelernte Kräfte, auf die man gerne in anderen Bereichen des Sozialwesens auszuweichen versucht. Wenn man generell unter Fachkräftemangel stöhnt, dann wird dieser in den Jugendämtern als ein multipler Mangel spürbar und er lässt sich nur durch die Zufuhr entsprechend, also einschlägig qualifizierter Menschen beheben oder wenigstens abmildern. Und wenn es die nicht gibt? Oder sie nicht wollen können unter den angedeuteten Bedingungen? Dann wird es im wahrsten Sinne des Wortes lebensbedrohlich. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum so viele einen Bogen machen um diese Welt.