Am Rande ihrer Kapazitäten und immer mehr Menschen mit Pflegebedarf. Auf der Straße. Und in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe

In unserer durchökonomisierten Welt würde ein Unternehmen, das davon berichten kann, dass ein Betriebsteil eine Kapazitätsauslastung von 200% irgendwie geregelt bekommen hat, sicher einen Effizienzpreis gewinnen. Mit einem hübschen Fotoshooting dazu. Aber hier reden wir nicht über die glamouröse Welt der High-Tech-Industrie oder hipper Start-Up-Unternehmen, sondern über die Kältehilfe als Teil der Wohnungslosenhilfe in Berlin. Denn die muss solche eben nur scheinbaren Erfolgsmeldungen verkünden, die in Wahrheit natürlich offen legen, dass die Hilfseinrichtungen nicht nur am Rande, sondern oftmals weit über der eigentlichen Kapazitätsgrenze arbeiten – müssen. »Trotz bereits erhöhter Platzkapazitäten seien die Einrichtungen fast durchgängig überbelegt gewesen. Pro Nacht standen 532 Schlafplätze bereit, Mitte Februar gab es einen Spitzenwert mit 699 Übernachtungsgästen. Allein die Notübernachtung der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße hatte fast täglich eine 200-prozentige Auslastung«, kann man dem Artikel Kältehilfe am Rande ihrer Kapazitäten von Annette Kögel entnehmen. Die Notübernachtungen der Berliner Kältehilfe berichten trotz des an sich milden Winters von einem beispiellosen Ansturm Wohnungsloser und warnen vor einer systematischen Überforderung des vorhandenen Hilfeangebots. Das liegt am hohen Zustrom von Flüchtlingen und auch mehr Familien würden vor der Tür stehen, für die aber die Angebote der Kältehilfe eigentlich nicht geeignet seien. Der stetig wachsende Anteil an Nichtdeutschen bringe auch massive Verständigungsprobleme mit sich. 31 Prozent der Gäste hatten einen deutschen Pass, 69 Prozent kamen aus dem Ausland. Davon waren 13 Prozent Nicht-EU-Bürger. Es suchen zunehmend Osteuropäer Hilfe in den Einrichtungen.

»Insgesamt hatten in der Kältehilfesaison zwischen 1. November 2014 und 31. März dieses Jahres 15 Notübernachtungen und 14 Nachtcafés von Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbänden geöffnet.« Die Zahl der Übernachtungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 9.000 auf rund 82.000. In Berlin. Natürlich reden die betroffenen Akteure auch über das Geld: So »forderten sie statt 15 Euro nun 36 Euro pro Schlafplatz vom Senat – anders könne man die Kosten nicht decken.«

Künftig müssten gerade für die Familien andere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, so eine der Forderungen der Kältehilfe, denn die bestehenden Angebote passen nicht für sie, vor allem nicht für die vielen Kinder, die im Schnitt zehn Jahre als waren. Notwendig sei die Einrichtung einer speziellen Notunterkunft für Familien, auch und gerade um die prinzipielle Gefährdung des Kindeswohls zu vermeiden.

Und die Nothilfe für Obdachlose wird von weiteren Herausforderungen in die Mangel genommen. Beispiel Flüchtlinge: Ein Appell richtet sich an »das für Flüchtlinge zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales, eine Wochenendbereitschaft einzurichten. Bislang stehen Asylbewerber da vor verschlossen Türen. Die Polizei oder andere Behörden würden sie dann an die Kältehilfe verweisen.«

 „Die Kältehilfe darf aber nicht zum Ausfallbürgen für andere Einrichtungen werden“, wird die Berliner Diakonie-Direktorin Barbara Eschen zitiert.

Und über einen weiteren besorgniserregenden Aspekt berichtet Christin Odoj in ihrem Artikel Krank und ohne Hilfe: »Allein die Stadtmission, einer der größten Träger in der Obdachlosenhilfe, verzeichnete einen Zuwachs um die 40 Prozent bei den schwer kranken Obdachlosen im Vergleich zum letzten Jahr. Rollstuhlfahrer bedürften eines besonders hohen Pflegeaufwandes. Auch Menschen, die wegen eines akuten Notfalls nicht im Krankenhaus behandelt werden können, landeten des Öfteren vor den Türen der Notunterkünfte … Sich um einen einzelnen pflegebedürftigen Obdachlosen zu kümmern, Verbände und Windeln zu wechseln, beim Duschen zu helfen, binde sehr viel Zeit, die bei der Unterstützung für die übrigen Hilfesuchenden fehle. Menschen aus dem EU-Ausland seien generell von der medizinischen Unterstützung ausgeschlossen.«

Auch Annette Vögel geht in ihrem Artikel auf diese besondere und offensichtlich zunehmende Problematik ein: »Viele der Obdachlosen seien zunehmend verwahrlost, psychisch und physisch erkrankt oder auf einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe angewiesen. „Diese Menschen sind eigentlich Pflegefälle, für die es besondere medizinische oder pflegerische Angebote geben muss.“ Der hohe Betreuungsaufwand sei von den häufig ehrenamtlichen Mitarbeitern kaum zu leisten. „Die Kältehilfe ist damit überfordert.“ Gebraucht werde eine professionell betreute Krankenstation oder eine Art Pflegehospiz.«

In Berlin gibt es bis zu 13.000 Wohnungslose. Davon leben – vermutlich – zwischen 600 bis 1.000 Personen auf der Straße.

Aber wenn man schon über Obdachlosigkeit und Wohnungslosenhilfe berichtet, dann darf der Blick nicht fehlen auf weiterführende Ansätze und mühsame Versuche, einem Teil der Betroffenen über die so wichtige Arbeit der Überlebenshilfe hinaus neue Perspektiven zu eröffnen. Dazu der Artikel „Start-up-Apartments“ für Obdachlose von Oliver Burgwig. »Vier Wohnungen der Diakonie sind seit Januar die neue Heimat für ehemalige Obdachlose – jeweils aber nur für ein halbes Jahr. Das betreute Wohnprojekt soll ihnen die Möglichkeit zur Wohnungs- und Arbeitsssuche geben«, so die Kurzbeschreibung dessen, was hier versucht wird.

„Für Wohnungslose gibt es in der Stadt ein ausdifferenziertes System. Was aber fehlt, ist die Möglichkeit, schnell Wohnraum besorgen zu können“, wird Dirk Redemann, Leiter des „Betreuten Wohnens“ der Diakonie zitiert. Denn Menschen, die keine Wohnung haben, können keine Post erhalten, was Schwierigkeiten mit der Job- und Wohnungssuche und der Beantragung dringend benötigter Sozialleistungen mit sich bringt. Die Miete für die vier Bewohner (jeweils um die 350 Euro) zahlt das Jobcenter, berichtet Burgwig. »Zusätzlich zu den Einraumwohnungen bekommen die Bewohner eine Betreuungsperson zur Seite gestellt, die ihnen bis zu drei Stunden in der Woche bei der Suche nach einer dauerhaften Wohnung hilft. Darüber hinaus ist eine Nachbetreuung möglich, um sie beim Aufbau des neuen Lebens nach der Obdachlosigkeit zu unterstützen.« Aber sie müssen auch selbst aktiv nach einer neuen Wohnung suchen. » Erste Erfolge zeigen sich schon nach drei Monaten: Einer der Bewohner hat ab April ein neues Zuhause gefunden, einem weiteren steht eine Wohnung in Aussicht«, kann man dem Artikel entnehmen.

Foto: © Reinhold Fahlbusch

Überall Konkurrenz, sogar (oder gerade) unter den Obdachlosen. Unter denen gibt es übrigens immer mehr Frauen. Und immer mehr „EU-Obdachlose“

Wohnungslosigkeit, Obdachlosigkeit – das sind Themen von „ganz unten“ und sie berühren (scheinbar) elementare Selbstverständlichkeiten wie „ein Dach über den Kopf haben“. Ist schon die Tatsache, wohnungslos zu sein oder gar auf der Straße zu leben, eine absolute Notlage, so hört doch selbst – oder sollten wir besser sagen: gerade – ganz unten die Konkurrenz zwischen den Abgehängten nicht auf, hier schlägt sogar das handfest durch, was seit einiger Zeit mit diffamierenden Begrifflichkeiten wie „Armutszuwanderung“ oder „Sozialtouristen“ mit eigentlich ganz anderen Zielen und Absichten in den Medien platziert wird (wobei man aber auch anmerken sollte, dass die mehr als steilen Thesen und die offensichtliche Instrumentalisierung menschlicher Schicksale in vielen Medien durchaus auf eine breite Kritik und Ablehnung stößt).

Hinsichtlich der Wohungslosigkeit soll ein Blick auf die Situation in Berlin geworfen werden:
Als wohnungslos gelten Menschen, die von Behörden in Übergangswohnheimen, Pensionen oder ähnlichem untergebracht sind. In Berlin sind das zur Zeit nach Angaben der Senatsverwaltung für Soziales etwa 11.000 Menschen. Die Zahl der Obdachlosen, also der Menschen, die buchstäblich auf der Straße leben, wird offiziell nicht erhoben. Schätzungen zufolge sind es in Berlin zwischen 600 und 1.300 Menschen, rund 20 Prozent davon Frauen. Im Winter 2012/13 gab es 433 Schlafplätze in Notunterkünften, die Einrichtungen nahmen im Schnitt jedoch 470 Menschen pro Nacht auf. Auch derzeit wird von nicht ausreichenden Notunterkünften berichtet. Pro Person und Übernachtung bekommen die Träger der Kältehilfe rund 15 Euro. Damit müssen sie ihre Angebote finanzieren.
Über zwei hoch problematische Entwicklungslinien in der Wohnungs- und Obdachlosigkeit berichten Artikel in der Berliner Ausgabe der taz: Zum einen über die zunehmende „Konkurrenz“ unter den Obdachlosen durch eine stetig steigende Zahl an obdachlosen EU-Bürgern, zum anderen über den „blinden Fleck“, wenn über Wohnungslosigkeit gesprochen wird – die besondere Betroffenheit der Frauen, denn das Thema wird immer noch als ein primär bzw. ausschließlich Männer-Thema wahrgenommen und verhandelt.

Die Zahl der obdachlosen EU-Bürger in Berlin steigt und das stellt die Hilfseinrichtungen vor neue Probleme: „Die deutschen Obdachlosen fühlen sich verdrängt„, so die Überschrift eines Interviews mit der Sozialarbeiterin Marie-Therese Reichenbach von den Frostschutzengeln, einem Projekt der GEBEWO – Soziale Dienste – Berlin gGmbH.

Auf die Frage, warum es immer mehr Obdachlose aus den osteuropäischen EU-Ländern hier bei uns gibt, verweist sie auf einen wichtigen Unterscheid zwischen „einheimischen“ Obdachlosen und den anderen: »Viele kommen hierher, um Arbeit zu suchen, verbrauchen ihre knappen Ersparnisse und landen auf der Straße. Ohne Wohnung finden sie keinen legalen Job und ohne Job keine Wohnung. Dieses Problem haben einheimische Obdachlose nicht: Zumindest theoretisch hat jeder deutscher Staatsbürger einen Rechtsanspruch auf ein Dach über dem Kopf.« Diese Spaltung durchzieht mittlerweile auch die Hilfseinrichtungen:

»In Notübernachtungen, Nachtcafés oder Suppenküchen gibt es oft Kommunikationsprobleme, zum Teil sprachlich bedingt. Die Menschen fühlen sich diskriminiert – übrigens beide Seiten. Die deutschen Obdachlosen fühlen sich verdrängt, und Menschen, die wenig Deutsch können, beschweren sich …«

Die Träger von Hilfseinrichtungen müssen nach der Staatsangehörigkeit der Obdachlosen selektieren, denn »EU-Migranten kommen zum Beispiel nicht in Wohnprojekte für Obdachlose rein, weil für sie niemand die Finanzierung übernimmt. Sie sind auf sogenannte niedrigschwellige Einrichtungen wie Nachtasyle angewiesen, weil sie keinen Hartz-IV-Anspruch haben, wenn sie hier nicht zuvor offiziell erwerbstätig gewesen sind.«

Die derzeit in den Medien hochgekochte Debatte über eine angebliche Massen-Einwanderung armer Menschen hat auch die Fachszene erreicht und zu bedenklichen Entwicklungen bei den Anbietern von Hilfsmaßnahmen geführt:

»Manche Einrichtungen überlegen sich diverse Abschottungsstrategien, wie Kontingentierungen nach Nationalität. Mancherorts gibt es bereits Tische, die nur von Rumänen oder Bulgaren benutzt werden sollen.«

Immer wieder wird von Sozialpolitikern beispielsweise im Kontext bestimmter Kürzungsmaßnahmen darauf hingewiesen, dass Kürzungen oder Unterlassungen an der einen Stelle zu erheblichen Folgekosten an anderer Stelle führen (können). Auch hierfür finden wir mit Blick auf das Thema Obdachlosigkeit von Zuwanderern ein „Lehrbuchbeispiel“:

»Aus britischen Studien wissen wir, dass Migranten aus Mittelosteuropa viel schneller verelenden als Einheimische, obwohl sie persönlich viel stabiler sind. Sie sind auch höher qualifiziert und seltener von psychischen Erkrankungen betroffen. Am Ende nützt das wenig, weil sie sozialrechtlich von vielen Integrationsangeboten ausgeschlossen werden. Das verursacht horrende Kosten: Notfallmaßnahmen, etwa Krankenhausaufenthalte von nicht krankenversicherten EU-Migranten, wären nicht nötig, lebten die Menschen nicht auf der Straße,« so die Sozialarbeiterin Marie-Therese Reichenbach.

Immer mehr Frauen sind wohnungslos, auch zugezogene EU-Bürger landen häufig auf der Straße. Die Situation in den Notunterkünften verschärft sich, so die zusammenfassende Bilanzierung aus Berliner Sicht von Susanne Memarnia in ihrem Artikel „Schiffbruch mit Tiger„. In ihren Worten:

»In der kollektiven Vorstellung waren Obdachlose lange Zeit bärtige Männer. Rotnasige Trinker, die, mit zerschlissenen Wollhandschuhen einen Flachmann umklammernd, auf der Parkbank liegen. Obdachlose stinken, dachten wir lange, sie sind laut und verrückt – auf jeden Fall anders als wir. Dieses Bild stimmte zwar nie so ganz. Doch in den letzten Jahren hat sich das Gesicht der Obdachlosigkeit besonders stark verändert: Es ist weiblich geworden – und spricht oft nur gebrochen Deutsch.«

Für die, die harte Zahlen brauchen: Rund 20 Prozent der mehr als 11.000 Wohnungslosen in Berlin sind Frauen, Tendenz steigend. Das darf nicht folgenlos bleiben für die Anbieter von Hilfsangeboten, denn: »Weibliche Obdachlosigkeit hat andere Gründe als männliche, die oft dem klassischen Dreischritt – Arbeit weg, Frau weg, Wohnung weg – entspricht.« Die Träger der Wohnungsnotfallhilfe reagieren bereits mit eigenen Angeboten für obdachlose Frauen, was allein deshalb schon notwendig ist, weil Obdachlosigkeit für Frauen noch gefährlicher sein kann als für Männer.
Doch muss man für Berlin festhalten: Es gibt gar »nicht genug Übernachtungsmöglichkeiten, schon im November schlugen die Einrichtungen Alarm: Sie müssten jede zweite Anfrage wegen Platzmangel ablehnen.«

Wohnungslosigkeit wird noch immer als Männerphänomen wahrgenommen. Für betroffene Frauen gibt es nur wenige Anlaufstationen – etwa das neue Obdachlosenwohnheim in Neukölln und die Notübernachtung in Mitte. Über einen Besuch in diesen beiden Einrichtungen berichtet Gesa Steeger in ihrem Artikel.  Es kämen jetzt immer häufiger Frauen, die einfach ihre Miete nicht mehr zahlen könnten, erzählt die Leiterin der Einrichtung für Frauen und Kinder in dem Artikel. Der angespannte Berliner Wohnungsmarkt und die mangelhafte Beratung in den Jobcentern seien schuld an dieser Entwicklung. Auch hier wieder einige wenige Zahlen: »15 Anlaufstellen, deren Angebot sich ausschließlich an wohnungslose Frauen richtet, gibt es in Berlin: 7 Frauenobdachlosenheime, 5 Wohnprojekte und 3 Notunterkünfte, von denen nur eine ganzjährig geöffnet ist.« Die Bewertung aus dem Munde von Susanne Hirse, Sozialpädagogin und Leiterin von Vita domus-Rixdorf: „Die Nachfrage sprengt das Angebot bei Weitem“.

Das immer mehr Obdachlose Hilfe suchen, die aus Osteuropa, aber auch zunehmend aus den südeuropäischen Krisenstaaten stammen, hat – wie bereits angedeutet – auch und gerade damit zu tun, dass ihnen alle vorgängigen Hilfen im Regelfall versperrt sind: »Andere Hilfen haben sie nicht zu erwarten, wenn sie bei der Job- und Wohnungssuche scheitern – Anspruch auf Hartz IV oder einen vom Jobcenter bezahlten Platz im Wohnheim haben sie nicht. Manche suchen sich auf eigene Faust einen Unterschlupf, wie die rund 20 Bulgaren, die vorige Woche die Eisfabrik an der Spree räumen mussten. Andere schlafen, solange es geht, in Zelten oder in mitgebrachten Autos.«
Und was man wissen muss bzw. sollte: Die neuen Obdachlosen »werden immer kränker. Offene Wunden und verschleppte Krankheiten gibt es in jüngster Zeit häufiger, ebenso meldepflichtige Krankheiten wie Tuberkulose und Syphilis. Hauptgrund ist, dass eine Krankenversicherung fehlt,« so Susanne Memarnia in ihrem Artikel.

Und die Politik? »Die Politik reagiert auf die Entwicklung wie immer langsam – und ungenügend. Im November verkündete Sozialsenator Mario Czaja (CDU), die Zahl der finanzierten Übernachtungsplätze werde auf 500 erhöht.« Von heute 433. Ist das genug? Wird es dann reichen? Um eine solche eben nur dem Grunde nach einfache Frage beantworten zu können, müsste man wissen, wie viele Obdachlose es denn überhaupt gibt. Weiß man aber nicht. In diesem Land wird vieles gezählt, gemessen und durchleuchtet. Und seit Jahren fordert beispielsweise Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe unermüdlich – aber bislang leider ohne Erfolg – die Einführung einer bundesweiten Statistik. Denn ohne Zahlen gibt es auch kein sichtbares Problem. Und die Verweigerungshaltung der Politik bei dieser Frage ist eben nicht nur eine auf der Bundesebene, sondern aus Berlin berichtet Susanne Memarnia:

»Den Antrag der Grünen, eine Wohnungslosenstatistik einzuführen, damit erst einmal der genaue Bedarf für Obdachlose ermittelt werden kann, lehnte das Abgeordnetenhaus im November ab.«

Abschließend der Hinweis darauf, dass das nicht nur „Berliner“ Themen sind – auch andere, vor allem Großstädte können ein Lied singen von den sich hier ganz unten manifestierenden Problemen. So beispielsweise Frankfurt: »In der reichen Mainmetropole Frankfurt nächtigen obdachlose Osteuropäer in der U-Bahn-Unterführung. Zu Weihnachten gab es Streß mit der Polizei, weil Bürger ihnen Isomatten schenkten«, so Gritta Düperthalin einem Artikel. Auch hier taucht immer wieder der „Verdrängungswettbewerb“ auf: »Immer mehr Rumänen und Bulgaren leben auf Frankfurts Straßen. In der B-Ebene der Hauptwache schlafen fast nur noch Südosteuropäer. Viele deutsche Obdachlose müssen sich neue Plätze suchen«, so Katharina Iskandar und Christian Palm in ihrem Artikel „Auf der Platte wird es eng„.