Soziale Gerechtigkeit ist eine Frage von Leben und Tod. Das hat die WHO 2008 mit Blick auf gesundheitliche Ungleichheiten ausgeführt. Und 2025 muss sie es wiederholen

Soziale Gerechtigkeit ist eine Frage von Leben und Tod. Sie beeinflusst die Art und Weise, wie die Menschen leben, ihr Krankheitsrisiko und ihr Risiko eines vorzeitigen Todes. Wir beobachten mit Erstaunen, wie die Lebenserwartung und der Gesundheitszustand in einigen Teilen der Welt weiter steigen, und mit Sorge, wie sie sich in anderen nicht verbessern. Ein Mädchen, das heute geboren wird, kann mit einer Lebenserwartung von mehr als 80 Jahren rechnen, wenn es in einigen Ländern geboren wird – aber weniger als 45 Jahre, wenn es in anderen Ländern geboren wird. Innerhalb der Länder gibt es dramatische Unterschiede im Gesundheitszustand, die eng mit dem Grad der sozialen Benachteiligung zusammenhängen.

So beginnt eine Mitteilung, die im August 2008 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht wurde. Und dann kommt ein klares Statement: »Differences of this magnitude, within and between countries, simply should never happen.«

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Den Zusammenhang zwischen Bildung und Lebenserwartung beseitigen? Wenn man in ein Kloster gehen würde, könnte das funktionieren, so eine Studie

Es ist immer wieder faszinierend, was Wissenschaftler herausfinden. Manche Ergebnisse kommen abstrakt, weltfremd oder irgendwie völlig irrelevant rüber. Aber zuweilen produzieren die auch Reaktionen wie: Das ist jetzt mal ein Befund, der überrascht.

Beispielsweise die Erkenntnis, dass man so etwas wie eine sozialwissenschaftliche Grundkonstante, nach der in Abhängigkeit von der sozioökonomischen Lage eine teilweise extrem ungleiche Verteilung von Lebenschancen, noch genauer: von der Dauer des Lebens, vorliegt, nicht nur bearbeiten kann im Sinne einer Abmilderung der Ungleichheit, sondern dass man diese beseitigen kann. Ein Schritt zu einem wahrhaft gleichen Leben, also einem gleich langen Leben.

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Ungleichheit zwischen den Regionen: Die „Lebenserwartungslücke“ ist größer geworden

Im März 2025 fand der mittlerweile 30. Kongress Armut und Gesundheit an der Freien Universität Berlin statt. Der Kongress ist die Public Health-Veranstaltung in Deutschland. Auf dem diesjährigen Kongress unter der Überschrift „Gesundheit fördern, heißt Demokratie fördern“ wurden auch neue Daten zur gesundheitlichen Ungleichheit aus dem Robert Koch-Institut (RKI) vorgestellt.

Dazu heißt es seitens des RKI: »Auch in einem wohlhabenden Land wie Deutschland hängen die Gesundheits- und Lebenschancen eng mit der sozialen Lage zusammen. Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status haben höhere Erkrankungsrisiken und versterben durchschnittlich früher als jene mit hohem sozioökonomischem Status. Die Datenlage zu dieser gesundheitlichen Ungleichheit hat sich über die letzten Jahrzehnte deutlich verbessert. Während es in den 1990er Jahren in Deutschland noch darum ging, die gesundheitliche Ungleichheit mit repräsentativen Daten nachzuweisen sowie in Art und Ausmaß zu beschreiben, stellen sich in der Gesundheits­bericht­erstattung heute stärker Fragen zu ihrer zeitlichen Entwicklung: Hat sich die gesundheitliche Ungleichheit über die letzten Jahrzehnte verringert oder weiter verstärkt?« Konkret wurde über die zeitliche Entwicklung der „Lebenserwartungslücke“ in Deutschland und das mit einem Fokus auf die Unterschiede zwischen den Regionen berichtet.

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Marginalisierte Arme und eine verunsicherte Mitte. Zur Entwicklung von Einkommensungleichheit und Armut seit 2010

»Seit 2010 ist die Ungleichheit der Einkommen in Deutschland deutlich gestiegen und in den letzten Jahren haben sich Ängste, den eigenen Lebensstandard nicht mehr halten zu können, in der Bevölkerung stark ausgebreitet. Die Quote der Menschen, die in Armut leben, hat nach den neuesten verfügbaren Daten ebenfalls erheblich zugenommen und liegt auf einem Höchststand … Hinzu kommt, dass Arme während der 2010er Jahre gegenüber anderen Einkommensgruppen wirtschaftlich noch weiter zurückgefallen sind, denn von der insgesamt positiven Wirtschafts- und Einkommensentwicklung im vergangenen Jahrzehnt haben sie nur vergleichsweise wenig abbekommen.« Das berichtet die Hans-Böckler-Stiftung unter der Überschrift Einkommensungleichheit und Armut haben seit 2010 deutlich zugenommen – Sorgen um Lebensstandard strahlen bis in Mittelschicht aus. Sie bezieht sich dabei auf Ergebnisse des neuen Verteilungsberichts des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI).

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Bekanntes aus der Ungleichheitswelt: Arme müssen früher sterben – und mehr. Gesundheitliche und soziale Ungleichheit

Schon seit Jahrzehnten wird in der Fachdiskussion immer wieder darauf hingewiesen und mit Daten belegt, dass es einen Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und gesundheitlicher Ungleichheit gibt. Die damit verbundenen Fragen stehen im Mittelpunkt von Public Health- und medizinsoziologischen Ansätzen.

Markus M. Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat eine zusammenfassende Kurzstudie verfasst, mit dem Ziel, eine Beschreibung der gesundheitlichen Ungleichheit über den gesamten Lebensverlauf zu präsentieren. Er kann zeigen, dass gesundheitliche Ungleichheiten über den gesamten Lebensverlauf vorliegen und in bedeutender sozial differentieller Mortalität münden. Es wird auch der Frage nachgegangen, ob gesundheitliche Ungleichheiten über die Zeit abgenommen haben oder es zu einer weiteren Polarisierung gekommen ist.

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