Am Montag ist die Bundeskanzlerin ins Altenheim gekommen.
Also für anderthalb Stunden.
Sie hat den Altenpfleger Ferdi Cebi, der in einem evangelischen Altenheim in Paderborn arbeitet, besucht, um sich von ihm seine Arbeit zeigen zu lassen. Cebi war einige Monate vor der Bundestagswahl als Gast im Zuschauerraum der Wahlkampfsendung „Klartext, Frau Merkel“, in der ausgewählte Bürger Fragen an die CDU-Spitzenkandidatin stellen durften. Er hatte auf die Situation in der Altenpflege hingewiesen: Es brauche einen besseren Lohn, bessere Arbeitszeiten, eine Mindestzahl an Personal auf den Stationen. Spontan habe er sich entschieden, die Kanzlerin einzuladen, ihn einmal im Arbeitsalltag zu begleiten, was sie auch zugesagt und nun eingelöst hat (vgl. dazu Ein rappender Altenpfleger zeigt Kanzlerin Merkel seinen Job sowie Auf ein Tässchen Kaffee mit Angela Merkel).
Man kann das natürlich mit Martin Teigeler als Merkel in Paderborner Altenheim: Kanzlerin auf Kurzvisite einordnen – »statt zur Frühschicht ist Merkel am Nachmittag erschienen – zu einem Rundgang und einem Kaffeetrinken mit den Heimbewohnern. Die Senioren applaudieren der Kanzlerin.« Was soll das bringen? Und natürlich stimmt diese Überschrift: Ein Kanzlerin-Besuch im Pflegeheim reicht nicht. Aber man kann es vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit Merkel auch bescheiden positiv als Entwicklungsfortschritt sehen: »Zuletzt hatte Merkel sich 2010 – nach einem monatelangen Koalitionsstreit um die Gesundheitsreform – den Problemen von Ärzten, Kliniken und Kassen annehmen wollen. Sie kündigte damals eine Gesundheitsrundreise an, um mehr Einblick in Nöte und Probleme von Ärzten, Pflegepersonal und Patienten zu erhalten. Die Rundreise hatte Merkel aber zunächst verschoben und dann nicht mehr angetreten.«