Die Intensivstationen weiter unter Druck und eine Zwölf-Monats-Bilanz der Covid-19-bedingten Arbeitsunfähigkeiten

Tag für Tag veröffentlicht das DIVI Intensivregister die Zahlen zu den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten und der Auslastung der Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern. Am 22. April 2021 wurde die 5.000er-Marke erstmals wieder überschritten – mit genau 5.049 Patienten, davon 2.840 (56 Prozent) invasiv beatmet. Am 13. März war der Tiefpunkt nach der zweiten Welle mit 2.713 Patienten erreicht – seitdem steigen die Zahlen Tag für Tag wieder an. innerhalb von fünf Wochen ist damit die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen um mehr als 86 Prozent nach oben gegangen.

Für den 22.04.2021 meldet das DIVI Intensivregister 21.109 belegte und 2.834 aktuell freie Intensivplätze.

»Auch eine Intensivstation mit freien Betten kann „voll“ sein – wenn es kein Personal mehr gibt, das die Kranken versorgen kann. Weil das Personal-Limit bald erreicht ist, ist auf vielen Intensivstationen die Lage angespannt, obwohl noch nicht alle Betten belegt sind. Die Zahl der Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung nähert sich dem Höchstwert der letzten Corona-Welle im Januar. Drei von vier Patienten werden beatmet, das ist besonders personalaufwändig. Deswegen sind ungefähr zwei Drittel der Intensivstationen in Deutschland schon an dem Punkt, dass sie nicht ohne Weiteres neue Patienten aufnehmen können«, so dieser Beitrag: Intensivstationen: Freie Betten und trotzdem am Limit. Auf der anderen Seite bekommen wir Beruhigungspillen serviert: »Trotz steigender Corona-Infektionszahlen und vollerer Intensivstationen wird in Niedersachsen derzeit nicht mit einer Überlastung gerechnet. Die Lage in den Krankenhäusern sei ernst, aber beherrschbar, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover auf Anfrage mit. Die Auslastung der Kliniken werde sehr genau beobachtet. Aktuell ist das zuständige Gesundheitsressort aber überzeugt, dass die Kapazitäten ausreichen, um die Versorgung weiterhin sicherzustellen«, so diese Meldung: Ministerium: Lage auf Intensivstationen „beherrschbar“. Man muss aber auch anmerken, dass die Einschätzungen aus anderen Bundesländern deutlich skeptischer klingen, so beispielsweise in Hessen: »Angesichts der dritten Corona-Welle hat Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) vor einer Überlastung der Krankenhäuser gewarnt. „Wie in anderen Bundesländern auch sind die Grenzen der Belastbarkeit des Systems erreicht“,«

Und die Ministerialvertreter aus Niedersachsen bekommen Schützenhilfe von anderer Seite: »Der Chef der Krankenhauskette Helios schätzt die Lage in den Krankenhäusern aktuell als nicht dramatisch ein. Es habe schon immer volle Intensivstationen gegeben. Er ist dagegen, den Leuten „zusätzliche Angst zu machen“«, so dieser Artikel „Wirklich dramatisch ist die Lage derzeit nicht“, sagt ein Klinikchef. Helios? Genau: »Der Klinik-Konzern Helios hat auch im Krisenjahr 2020 Gewinne eingefahren und stellt Anlegern höhere Dividenden in Aussicht. Gleichzeitig ist nach mdr-Recherchen Personal teils zu knapp, um Notfälle zu behandeln«, konnte man erst vor wenigen Tagen dieser Meldung entnehmen: Millionengewinne und knappes Personal.

Man sieht, auch hier ist die Berichtslage mehr als unübersichtlich.

Eine Zwölf-Monats-Bilanz der Covid-19-bedingten Arbeitsunfähigkeit

Um Daten geht es auch im zweiten Teil dieses Beitrags: »Eine Zwölf-Monats-Bilanz der Arbeitsunfähigkeitsdaten von AOK-Mitgliedern zwischen März 2020 und Februar 2021 zeigt, dass in dieser Zeit 2,6 Prozent der Erwerbstätigen im Zusammenhang mit Covid-19 am Arbeitsplatz gefehlt haben. 8 Prozent dieser Betroffenen mit Nachweis des SARS-CoV-2-Virus mussten im Krankenhaus behandelt werden, 2,6 Prozent dieser stationär Behandelten sind im Krankenhaus verstorben. Der bisherige monatliche Höchststand an erkrankten Beschäftigten wurde im Dezember 2020 erreicht, die Rate der Hospitalisierungen unter den Erwerbstätigen ist in der zweiten Welle ab Oktober 2020 noch einmal gestiegen.« So das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) unter der Überschrift: Ein Jahr Covid-19-bedingte Fehlzeiten am Arbeitsplatz: Jeder zwölfte betroffene Beschäftigte musste stationär behandelt werden. Der bisherige monatliche Höchststand an erkrankten Beschäftigten wurde im Dezember 2020 erreicht. Die Rate der Hospitalisierungen unter den Erwerbstätigen ist in der zweiten Welle ab Oktober noch einmal gestiegen. Die Auswertung belegt außerdem, dass Pflegeberufe und Berufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen waren.

»Von den 14,1 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen wurden im Zeitraum zwischen März 2020 bis Februar 2021 insgesamt 362.627 Beschäftigte von einem Arzt im Zusammenhang mit einer Covid-19-Diagnose krankgeschrieben, das entspricht 2,6 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Beschäftigten (59,8 Prozent) wurde der gesicherte Nachweis der Infektion auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dokumentiert (ICD-10 GM: U07.1!). Bei den übrigen Fällen wurde SARS-CoV-2 nicht durch einen Labortest nachgewiesen, sondern sie wurden aufgrund eines klinischen Kriteriums (zum Beispiel typische Symptome für Covid-19) und eines epidemiologischen Kriteriums (zum Beispiel enger Kontakt zu einer Person mit bestätigter Infektion) als Verdachtsfall dokumentiert (ICD-10 GM: U07.2!).«

Pflege- und Erziehungsberufe in der Rangliste weit oben

»Eine Auswertung nach Berufsgruppen für die ersten zwölf Monate der Pandemie bestätigt die Ergebnisse früherer Auswertungen: Neben Berufen in der Altenpflege (5.409 je 100.000 Beschäftigte) waren insbesondere Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (5.338 je 100.000 Beschäftigte) sowie in der Kinderbetreuung und -erziehung (5.237 je 100.000 Beschäftigte) stark von Covid-19-bedingten Krankschreibungen betroffen.«

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass vor allem Berufsgruppen von Covid-19 betroffen sind, deren Beschäftigte auch in den Hochphasen der Pandemie mit vielen Menschen in Kontakt kommen.