Immer wieder wird auf die Bedeutung der Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen hingewiesen, wenn darüber diskutiert wird, ob und wie man genügend Pflegekräfte sowohl in den Kliniken wie auch in der besonders vom Personalmangel gebeutelten Pflegeheimen und Pflegediensten gewinnen und überhaupt halten kann. Man kann in diesem Zusammenhang dann sehr viele Berichte finden, in denen beklagt wird, dass es zu wenige Pflegekräfte gibt, dass die zu schlecht bezahlt werden, dass qualifizierte Pflegekräfte das Berufsfeld frustriert verlassen (Stichwort Pflexit) und dass es schwer fällt, ausreichend Nachwuchs für die Pflegeberufe zu finden. Schon schwieriger wird es dann, positive Beispiele zu finden, wie man konkret dieser Entwicklung gegensteuern kann. In diesem Beitrag sollen zwei Beispiele, für die (angebliche) Schatten- und für die (mögliche) Sonnenseite, präsentiert werden. Die decken die beiden Ränder des Geschehens ab.
Beginnen wir mit einem Beispiel, an dem man eine Menge lernen kann, weil hier unterschiedliche Problemebenen angesprochen werden: Nicht nur der kritikwürdige Umgang mit den Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten, sondern auch viele Probleme in der heutigen Krankenhauslandschaft bis hin zu der Grundfrage, ob überhaupt und wenn ja, was ein „christliches“ Unternehmen von einem unterscheidet, das an der Börse notiert oder in den Händen von Investoren ist. Werfen wir also einen Blick auf die Marienhaus Unternehmensgruppe unter dem Dach der Marienhaus Holding GmbH, die für die Integration und Steuerung der Marienhaus Unternehmensgruppe verantwortlich ist.
Von der Orientierung „an der Botschaft Jesu. Leitlinien unseres Handelns sind daher seine Nächstenliebe, seine bedingungslose Annahme des Mitmenschen“ im Leitbild. Und einer angeblich ganz anderen Realität
»Die Marienhaus Stiftung in Waldbreitbach ist einer der größten christlichen Träger von sozialen Einrichtungen in Deutschland«, so kann man es auf der Website der Unternehmensgruppe lesen. Und etwas genauer: »Ende 2011 haben die Waldbreitbacher Franziskanerinnen ihre Einrichtungen in die Marienhaus Stiftung überführt. Diese Stiftung, die ihren Sitz in Waldbreitbach hat, hat die Ordensgemeinschaft im Herbst 2011 gegründet. Mit diesem Schritt hat die Gemeinschaft die Weichen für die Zukunft der bisher ordenseigenen Marienhaus GmbH gestellt. Auch wenn die Waldbreitbacher Franziskanerinnen jetzt die Letztverantwortung für ihre Werke abgeben, so sollen die Einrichtungen der Marienhaus Unternehmensgruppe auch in Zukunft im Sinne des Ordens und seiner Gründerin, der seligen Mutter Rosa Flesch, als christliche Einrichtungen weiter gestaltet und entwickelt werden.« Es handelt sich um einen sogenannten „Komplexträger“: Zum Unternehmen zählen derzeit 14 Krankenhäuser (an 24 Standorten), 20 Alten- und Pflegeheime, 3 Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, 10 stationäre und ambulante Hospize, 7 Bildungseinrichtungen und
4 weitere Einrichtungen. Ein breites Feld. Insgesamt beschäftigt man fast 14.000 Frauen und Männer in den Einrichtungen des katholischen Trägers.
Aus dem Inneren des Maschinenraums dieses großen konfessionellen Trägers kommen dann solche anklagenden Berichte:
„Ich gehe heute mal wieder arbeiten mit Bauchweh (…) hab‘ das Gefühl, ich mache da bei diesem Verbrechen mit“, textete ein anonymer Absender im Mai. Ein anderer schrieb: „Seit Jahren wird die Belegschaft (…) geknechtet, wo es nur geht.“ Ein Dritter berichtete von einem „Massenandrang“ der Patienten, „psychisch kaum mehr auszuhalten“.
Diese Zitate findet man in dem Artikel Wie ein katholischer Krankenhausbetreiber seine Kliniken kaputtspart von Jan Keuchel und Teresa Stiens, der im Handelsblatt veröffentlicht wurde: »Im Bistum Trier nutzt die Marienhaus-Gruppe die Coronakrise, um sich zu sanieren. Zu leiden haben offenbar Patienten und Personal – trotz gefüllter Kassen.«
»Dem Handelsblatt liegt eine Auswahl von 160 Briefen und E-Mails vor, die Michael Quetting, Pflegebeauftragter der Gewerkschaft Verdi für das Saarland und Rheinland-Pfalz, im April erhielt. Aus Angst vor Konsequenzen trauen die Absender sich nicht, sich offen zu äußern.«
»Es herrsche ein Klima der Angst in dem Klinikunternehmen, heißt es immer wieder. Berichtet wird von Arbeitsbedingungen, die das Wohl von Personal und Patienten beeinträchtigen, von einem harten Sanierungskurs und einem ausgedünnten Dienstplan, der sich den coronabedingt veränderten Pflegeschlüssel zunutze macht.«
Der saarländische Pflegebeauftragte Jürgen Bender bekam im Mai Akteneinsicht und soll einen Bericht veröffentlichen über die Zustände bei dem großen Klinikträger. Der liegt noch nicht vor, aber: »Ein Fragenkatalog, der dem Handelsblatt vorliegt, deutet jedoch auf massiven internen Druck der Geschäftsleitung, auf unzumutbare Dienstpläne und auf einen laxen Umgang mit dem Coronaschutz von Mitarbeitern hin.«
Schon seit längerem steht das Unternehmen in der Kritik, vor allem durch die Schließung kleinerer Krankenhäuser. Die jetzt im Mittelpunkt stehenden Vorwürfe weisen auf eine Eskalation hin, die verbunden ist mit der Corona-Krise, die im März dieses Jahres über uns gekommen ist. Und, so muss man hier gleich ergänzen, mit dem Siegeszug der „BWLer“, die das Unternehmen so sehen und behandeln wie eben andere Unternehmen auch.
Im März dieses Jahres »schuf die Politik allerhand Sonderregelungen, um die Krankenhäuser auf den Ansturm von Patienten vorzubereiten. Dazu zählte auch die Möglichkeit, den Pflegeschlüssel zu verändern, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.« Vgl. dazu bereits meinen Beitrag Der Irrsinn mit den Kräften in der Pflege. Oder: Folge dem Geld, dann wird aus dem offensichtlichen Irrsinn ein betriebswirtschaftlich durchaus rationales Vorgehen vom 10. März 2020.
Nun wissen wir ja heute mit Blick auf den tatsächlichen Verlauf: In der (man muss es angesichts der aktuellen Entwicklung leider so sagen) ersten Welle blieb der befürchtete Ansturm von Covid-19-Patienten aus. Also alles wieder zurück auf „Normalzustand“?
»Der Ansturm blieb aus, das Marienhaus veränderte den Personalschlüssel trotzdem. Eine Pflegekraft musste nun 15 statt zehn Patienten gleichzeitig betreuen. Auf der Intensivstation waren es vier statt zwei Patienten. Verdi-Mann Quetting bezeichnet die Maßnahmen als Versuch, die Coronakrise auszunutzen, um Einsparungen durchzusetzen. Das eingesparte Personal habe Minusstunden aufbauen müssen, Schichtzulagen seien weggefallen.« Die eingeschränkte Pflege ging offenbar weiter: »Von den schlechten Arbeitsbedingungen berichtet eine Pflegerin aus St. Wendel. Sie und viele Kollegen, auch in Ottweiler, hätten sich zwischenzeitlich krankmelden müssen. „Man sieht die Menschen da liegen und leiden. Das war nicht mehr verantwortbar.“ Marienhaus dagegen spricht von „Kommunikationsproblemen“ an einigen Standorten.«
Auch in dem bereits angesprochenen Fragenkatalog des saarländischen Pflegebeauftragten finden sich mehr als eindeutige Hinweise: »Dort heißt es unter anderem: „Was hat es mit der Anordnung auf sich, dass eine Intensivstation nur mit 4:1 zu besetzen sei, egal, welches Krankheitsbild vorliege? Wer zwingt wen in welcher Weise dazu, Patienten zu vernachlässigen? Wer droht, wenn man sich dem widersetzt, mit Abmahnung?“«
Wer steckt dahinter, wenn diese Vorwürfe nicht nur heiße Luft sein sollten? Das Handelsblatt notiert: »Verantwortlich für die Umbrüche bei Marienhaus ist Sanierungsberater Thomas Wolfram. Marienhaus-Geschäftsführer Heinz-Jürgen Scheid holte ihn schon 2019 ins Haus, „Fitnessprogramm“ nannte er in einer hausinternen Zeitung das, was er gemeinsam mit Wolfram für das kirchliche Unternehmen aufsetzen wollte. Wolfram war eine eigentümliche Wahl für ein Unternehmen, das dem Geiste Jesu Christi verpflichtet ist. Während seiner Tätigkeit als Geschäftsführer bei der Hamburger Klinikgruppe Asklepios nannten ihn Medien ob seines Führungsstils „General“. Wolfram sagte, er könne über die damalige Berichterstattung nur schmunzeln.«
Da muss man etwas genauer hinschauen. Beispielsweise in den Begrüßungstext den Herrn Sanierungsberater betreffend, die im Heft 1/2019 der hauseigenen Zeitschrift „Marienhaus Echo“ veröffentlicht wurde: Dr. Thomas Wolfram zum Generalbevollmächtigten der Marienhaus Holding GmbH berufen: »Überraschung zum Jahreswechsel: Mit Dr. Thomas Wolfram ist der bisherige Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung der Asklepios Kliniken zum Generalbevollmächtigten der Marienhaus Holding berufen worden. Der 57-Jährige wird die Führung der Sparte Kliniken übernehmen und im Zuge des umfassenden Fitnessprogramms, das sich das Unternehmen für die nächsten beiden Jahre vorgenommen hat, um zukunftsfähig zu bleiben, eine zentrale Rolle spielen … Thomas Wolfram hatte zwischenzeitlich Gesundheitsökonomie studiert und einen MBA gemacht … In den Jahren 2007 bis 2013 war er Vorstand Gesundheit und IT der SRH Holding und Vorsitzender der Geschäftsführung der renommierten SRH Kliniken GmbH in Heidelberg. Von dort wechselte er zu Asklepios nach Hamburg.«
Da wird der eine oder andere verständlicherweise schlucken: Ein nach außen christliches Unternehmen holt einen Sanierer aus der Herzkammer der privaten, auf Gewinn ausgerichteten Krankenhausbetreiber, ins eigene Haus? Man muss wissen, dass die Asklepios-Kliniken-GmbH einer der größten privaten Klinikbetreiber in Deutschland ist. Dem Konzern wird vorgeworfen, dass unter seiner Gewinnorientierung Patientendatenschutz (vgl. dazu us dem Jahr 2012 den Artikel Patientenakten im Sperrmüll) und Pflegequalität zu kurz kommen. Der Spiegel widmete Asklepios 2016 eine umfangreiche investigative Titelgeschichte (➞ Ein krankes Haus, in: DER SPIEGEL, Heft 51/2016: »Der Klinikkonzern Asklepios hat sich den Ruf eines gnadenlosen Renditetreibers erarbeitet, der Gewinne auf dem Rücken von Ärzten, Pflegern und Patienten macht. Auf vielen Stationen regieren Druck und Angst. Die Politik versagt.«) der ehemaliger Chefarzt Ulrich Hildebrandt veröffentlichte im April 2016 das kritische Buch Die Krankenhausverdiener.
Bereits im vergangenen Jahr gab es aus dem Innenleben des katholischen Klinikkonzerns zahlreiche Beschwerden und „Land unter“-Meldungen angesichts dessen, was der Mann, begleitet von einer Prätorianer-Garde von Unternehmensberatern, die ihre Arbeit machen, egal, ob es sich um eine Fischkonservenfabrik oder einen Betreiber „sozialer Einrichtungen“ handelt, angerichtet hat und weiter anrichtet.
Das wird auch im Handelsblatt-Artikel aufgegriffen, so mit Blick auf den aktuellen Fragenkatalog des saarländischen Pflegebeauftragten: »„Wer droht in welcher Weise welchen Leitungen mit starken Konsequenzen, wenn Anordnungen von Herrn Wolfram nicht gefolgt wird?“ Gewerkschafter Quetting sagt dazu, dass bei Marienhaus Angst vor dem Generalbevollmächtigten herrsche.«
Der Mann ist bewusst in dieses Unternehmen geholt worden, gerade weil er nach klassischen betriebswirtschaftlichen Kriterien den Laden umbauen soll – und man weiß genau, wen man sich da geholt hat. Da sind dann die Reaktionen mancher Politiker schon richtig putzig: »Als Wolfram im März vor den saarländischen Sozialausschuss zitiert wurde, zeigte sich der Vize-Fraktionschef der CDU, Herrmann Scharf, konsterniert. Wolframs Sprache habe er als „nicht von einem christlichen Menschenbild und Nächstenliebe geprägt“ empfunden.«
Und rein auf der Zahlenebene liefert der Mann offensichtlich: »Die finanzielle Situation der Marienhaus-Gruppe hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. 2017 schrieb sie einen Bilanzverlust von knapp sieben Millionen Euro. 2019 rechnet man dank der Zusammenarbeit der Geschäftsführung mit Wolfram sowie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst & Young nun mit einem Überschuss von zwölf Millionen Euro.« Nun ist es keinem mehr nach Jesus gelungen, über Wasser zu laufen, ohne abzusaufen – und auch der General-Sanierer ist von dieser Welt: »Gleichzeitig geht der wirtschaftliche Aufwärtstrend von Marienhaus mit vielen Schließungen einher. Noch 2018 hatte der Träger für den Krankenhausstandort in Losheim eine Bestandsgarantie bis 2022 abgegeben – kassierte dafür 5,8 Millionen Euro öffentliche Fördergelder aus einem Krankenhausstrukturfonds. Doch seit September heißt es von Marienhaus, der Standort müsse aus der Notfallversorgung ausscheiden, stattdessen werde er in ein „altersmedizinisches Zentrum umgewandelt“ … Losheim ist der bisherige Höhepunkt in einer Reihe von geschlossenen Krankenhäusern der Marienhaus-Gruppe. Schon 2017 schlossen die Häuser in Wadern und Flörsheim, 2019 in Dillingen. Nach Angaben des Unternehmens stehen die Loreley-Kliniken in den rheinland-pfälzischen Gemeinden St. Goar und Oberwesel ebenso auf der Streichliste wie das saarländische Klinikum Ottweiler. Marienhaus gibt an, die Krankenhäuser hätten keine Perspektive und begründet das mit den politisch veränderten Rahmenbedingungen.«
Und wenn seitens des Unternehmens immer gerne darauf hingewiesen word, die Politik und die Rahmenbedingungen seien dafür verantwortlich, wenn man finanzielle Probleme bekomme, dann darf die Kirche nicht fehlen: »Die Bilanzen der Unternehmensgruppe zeigen, dass aber auch interne Faktoren eine Rolle spielen. Die Kliniken müssen nämlich gleichzeitig Gelder an die Kirche abführen, ein Grund ist die Altersvorsorge der Ordensschwestern bis 2031. Einst hatten sie die Marienhaus-Stiftung gegründet. Für die weniger als 200 noch lebenden Franziskanerinnen sind in der Bilanz zwischen 2,1 und 2,7 Millionen Euro jährlich vermerkt. 2014 zog die Holding zudem einen Betrag von 21 Millionen Euro aus der Kliniksparte ab, zur „unternehmensinternen Kapitalkonsolidierung“, wie es heißt.«
Vor diesem Hintergrund muss man kein großer Prognostiker sein, um vorherzusagen, dass das modisch-infantilisierend „Fitnessprogramm“ genannte neue Regiment des Herrn General weiter vorangetrieben und damit noch weitaus mehr Beschäftigte in die Frustration treiben wird. Vor allem in der Pflege, die mal wieder als Steinbruch fungiert, auch, weil sie am geringsten organisiert und professionell aufgestellt ist und sich damit als Gegenstand der Abbaumaßnahmen gleichsam anbietet. Und da kommen die Zeiten, unter denen wir alle eigentlich leiden, genau richtig: Der Co-Vorsitzende der saarländischen Grünen, Markus Tressel, wird vom Handelsblatt mit diesen Worten zitiert: „Marienhaus hat aus meiner Sicht Corona ausgenutzt, um Tabula rasa zu machen.“
Gibt es denn auch positive Nachrichten? Gibt es woanders Hoffnung, wenn schon nicht unterm Kreuz?
Wenn man wirklich an substanziellen Verbesserungen (und nicht auch noch Verschlechterungen) der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte interessiert ist, dann könnte man einen Blick nach Ostdeutschland werfen. Dort agiert seit Dezember 2006 die Humanas Pflege GmbH & Co. KG – »betreibt in ganz Sachsen-Anhalt derzeit 16 Wohnparks. Dort bietet das Familienunternehmen neben einer ambulanten Versorgung auch betreutes Wohnen sowie eine Tagespflege an.« Und die tauchen diese Tage mit dieser Nachricht auf: Bei vollem Lohnausgleich: Humanas führt 36-Stunden-Woche ein: »Als erster Pflege-Anbieter führt Humanas die 36-Stunden-Woche ein. Bei vollem Lohnausgleich kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so durchschnittlich auf zwei lange Wochenenden pro Monat. „Damit haben unsere Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit für die Familie, für Hobbys und Freunde als bei anderen Unternehmen in der Branche“, weiß Dr. Jörg Biastoch, geschäftsführender Gesellschafter der Humanas Pflege GmbH & Co. KG. Für aktuell Vollzeitbeschäftigte bei Humanas bedeutet die Einführung der 36-Stunden-Woche mehr Freizeit. Für Teilzeitbeschäftigte erhöht sich hingegen das Entgelt. „Das ist nach der Einführung der 38,5-Stunden-Woche im Jahr 2019 ein weiterer Meilenstein in der fast 15-jährigen Geschichte von Humanas“, ergänzt Dr. Biastoch. „Generell bedeuten 36 Stunden im Vergleich zu einer Arbeitsstelle mit 40 Wochenstunden 23 Tage mehr Freizeit pro Jahr.“«
Wenn man weiß, wie bedeutsam die Arbeitszeitfrage bei vielen Pflegekräften ist, dann kann man erst einmal nur sagen, dass das ein innovativer Weg ist, der dort eingeschlagen wird. Wenn es denn so kommt. Das wird von den Betroffenen sicher als eine erhebliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen wahrgenommen werden.
Es bleiben natürlich auch Fragezeichen. Wie soll so ein Modell auf Dauer funktionieren bei den gegebenen Finanzierungsbedingungen? Und wenn die anderen Anbieter nicht mitziehen und das eine insulare Lösung bleibt? Wird die Maßnahme vielleicht nur deshalb kommuniziert, weil man sich angesichts des bestehenden (und noch zunehmenden) Fachkräftemangels in der Schlange der suchenden Unternehmen vorne positionieren will? Das Unternehmen selbst weist aktuell auf der eigenen Website 24 offene Stellen für Sachsen-Anhalt aus.
Abschließend muss an dieser Stelle ein Warnhinweis hervorgehoben werden: Es ist von außen nicht immer leicht, oft sogar unmöglich, den Gehalt einer Nachricht abschließend zu prüfen und sicherzustellen, dass man nicht nur ein Opfer von den heute so weit verbreiteten PR-Aktionen geworden ist. Um in die Medien zu kommen, werden zuweilen enorme Klimmzüge veranstaltet, aber die Wirklichkeit sieht dann bei näherer Betrachtung ganz anders aus. Auch präsentieren sich Unternehmen gerne als Vorreiter und (scheinbar) uneigennützige Innovatoren, gleichzeitig erfährt man an anderer Stelle von anderen Realitäten. So findet man beispielsweise zu dem Unternehmen aus dem Februar 2015 diesen Bericht aus der in Magdeburg erscheinenden „Volksstimme“: Altenpflege in der Grauzone: »Gegen Humanas-Inhaber Jörg Biastoch lägen Anzeigen zweier Pflegekassen wegen Betrugs vor. Gegenwärtig werde geprüft, ob es einen Anfangsverdacht gebe.«