Unbelievable. Eine „Grafik des Schreckens“ wird innerhalb einer Woche noch schrecklicher: COVID-19 verursacht eine historische Krise auf dem Arbeitsmarkt in den USA

Am 26. März wurde hier über auf eine selbst für Arbeitsmarktexperten bislang unvorstellbaren Grafik berichtet, die zeigt, dass innerhalb einer Woche knapp 3,3 Millionen Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenunterstützung gestellt haben (dazu: Die verheerenden Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt in einem Land ohne wirklichen Schutz für Millionen Menschen: die USA und eine Grafik des Schreckens). So eine Zahl hat es in den USA nach dem 2. Weltkrieg noch nie gegeben. Der bisherige Rekordwert im Jahr der weltweiten Wirtschaftskrise 2009 waren 665.000 Anträge innerhalb einer Woche im März 2009. Und schauen wir auf die jüngere Vergangenheit zurück, in denen über Vollbeschäftigung und Arbeitskräftemangel in den USA debattiert wurde, dann kann man zur besseren Einordnung der außergewöhnlichen Ereignisse in den beiden letzten Wochen zur Kenntnis nehmen: Im Jahr 2019 bis Mitte März 2020 lag die Zahl der wöchentlichen Arbeitslosmeldungen in der Regel zwischen 200.000 bis 220.000. Dann aber innerhalb einer Woche ein Neuzugang von 3,3 Mio. Menschen – und nur eine weitere Woche später, man kann es gar nicht fassen: 6,65 Millionen neue Anträge auf Arbeitslosenunterstützung.

Offensichtlich gibt es also noch eine Steigerungsform der „Grafik des Schreckens“: Während in dem Blog-Beitrag vom 26. März dieses Jahres von einem historischen Rekord von knapp 3,3 Millionen Arbeitslosmeldungen innerhalb einer Woche berichtet wurde, muss man auf den Zusatz „historischer“ Rekord nur eine Woche später verzichten. »Wegen der Corona-Krise in den USA sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erneut dramatisch angestiegen. Ihre Zahl hat sich in der Woche bis 28. März von 3,3 Millionen auf nunmehr 6,65 Millionen etwa verdoppelt, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuten inzwischen auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Krise hin. Bis vor wenigen Wochen hatte die Zahl der Erstanträge noch regelmäßig unter 100.000 pro Woche gelegen«, so diese Meldung: 6,65 Millionen neue Arbeitslose in den USA. Und die weiteren Aussichten? »Bis Ende April könnten sich bis zu 20 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet haben. Die Arbeitslosenquote läge dann bei 15 Prozent, deutlich höher als in der schweren Wirtschaftskrise der 80er-Jahre.«

David Cooper und Julia Wolfe vom US-amerikanischen Economic Policy Institute haben versucht, eine Abschätzung dessen, was auf den Arbeitsmarkt in den USA in den kommenden Wochen und Monaten zukommen könnte, vorzulegen: Nearly 20 million workers will likely be laid off or furloughed by July, so ist ihr Beitrag überschrieben. Sie zitieren eine Goldman Sachs-Prognose, nach der es im ersten Quartal zu einem Rückgang des BIP in Höhe von 9 Prozent kommen wird, der sich dann im 2. Quartal dieses Jahres auf 34 Prozent vergrößern wird. Diese Rückgänge würden bis Juli zu einem Verlust von 19,8 Millionen Jobs führen. Cooper und Wolfe haben auch die Auswirkungen auf der Ebene der einzelnen Bundesstaaten berechnet:

»… California is expected to have the largest number of jobs lost, with the state losing nearly 2.3 million jobs through June. Texas, Florida, and New York have the next largest job loss numbers at 1.7 million, 1.3 million, and 1.2 million jobs lost, respectively — losses representing between 14.7 and 17.0% of total private-sector employment in these states.«

Welcher Bundesstaat wird am stärksten von den negativen coronabedingten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt betroffen sein?

»Nevada is expected to have the largest job losses in percentage terms (20.1%), as the state’s high concentration of retail, leisure, and hospitality jobs are likely to experience disproportionate losses. Social distancing measures are essential for stopping the spread of the coronavirus, but they have a disproportionate impact on businesses and workers in these industries, for whom teleworking is largely not possible. Nevada will also have the highest unemployment rate (19.7%) of any state by July.«

Einen bedeutsamen Unterschied im Vergleich zu den vergangenen Wirtschaftskrisen gibt es aber – auch in den USA hat man sich auf die stabilisierende Funktion sozialstaatlicher Schutzmaßnahmen besonnen, also jedenfalls ein wenig, denn: »Diesmal allerdings sind die Leistungen der Arbeitslosenversicherung massiv ausgebaut worden. Jeder Arbeitslose bekommt zusätzlich zur regulären Unterstützung wöchentlich noch 600 Dollar von der US-Regierung dazu. Außerdem können sich jetzt auch Freiberufler und Selbständige arbeitslos melden, wenn sie durch die Corona-Krise keine Aufträge mehr bekommen«, so der Beitrag 6,65 Millionen neue Arbeitslose in den USA. »

Mit einem Konjunkturpaket pumpt der US-Kongress rund zwei Billionen Dollar in die Wirtschaft. Mit dem Geld wurden unter anderem auch die Verbesserungen bei der Arbeitslosenhilfe finanziert. Nun soll es Arbeitgebern auch möglich sein, Angestellte für bis zu vier Monate zu beurlauben anstatt sie zu entlassen. In dieser Zeit würde der Staat für das Gehalt aufkommen. Die Neuregelung hatte auf die jüngsten Erstanträge bis vergangenen Freitag aber wohl noch kaum Auswirkungen.«