Die Tafeln in unserem Land haben mittlerweile von außen betrachtet den festgefrorenen Charakter eines Symbolbildes für Armut und für Versorgungsmängel der Menschen ganz unten – und sie werden genau deshalb schon seit Jahren immer wieder auf eine armutsentlastende, manche würden kritisieren: eine armutsstabilisierende Rolle reduziert, deren (angebliche) Funktionalität für die bestehenden Verhältnisse in einem ganz eigenen Diskurs von zahlreichen Kritikern besonders gerne und zuweilen mit einer fundamentalistisch daherkommenden Abneigung herausgestellt wird.
Die Tafeln vor Ort selbst hingegen versuchen sich zum einen immer wieder zu „entschuldigen“ für das, was sie eben auch angeblich mittlerweile geworden sind, also ein fast flächendeckender Teil der Infrastruktur des Überlebens in unserem Land, jedenfalls für einen Teil der Bedürftigen. Sie verweisen auf die zahlreichen Defizite in den vorgelagerten Sicherungssystemen, sie geben durchaus armutspolitische Erklärungen ab und verweisen schlussendlich darauf, dass ihr Beitrag immer nur ein ergänzender sein kann, der aber in gar keiner Hinsicht eine notwendige Regelversorgung ersetzen kann, darf und auch nicht soll – sie aber von der Politik und auch von Teilen der Sozialbürokratie wie selbstverständlich instrumentalisiert werden.
Neben den vielen sozialpolitischen Fragen im engeren Sinn, die sich hier sofort anschließen, sollte man die zweite Funktion der Tafeln aufrufen (die ursprünglich mal die Ausgangsintention bei der Gründung der ersten Tafeln war): die Rettung von Lebensmitteln, die ansonsten vernichtet werden. Und auch da finden wir aus den Reihen der Tafeln bedenkliche Hinweise:
»Obwohl immer mehr Menschen die Unterstützung der Tafeln suchen, kann die Organisation im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich mehr Lebensmittel retten: gut 265.000 Tonnen sind es im Jahr – das sind 500 kg in jeder Minute. Doch es könnte noch mehr sein, denn vernichtet werden in Deutschland bis zu 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr. Den Tafeln fehlt es an Geld für mehr Kühlfahrzeuge und Lagerkapazitäten – und vor allem brauchen sie mehr Helferinnen und Helfer.«
Die Tafeln sind auf einen kontinuierlichen Nachschub an Lebensmitteln, die dann verteilt werden unter den Bedürftigen, angewiesen – und sie brauchen natürlich mehr davon, wenn die Nachfrage nach ihren Leistungen wächst. Aber schon vor geraumer Zeit wurde hier darauf hingewiesen, dass es Nachschubprobleme gibt, die gleichsam systematisch bedingt sind. So konnte man in einem Beitrag über die Tafeln aus dem Jahr 2015 lesen:
Etliche Tafeln im Ruhrgebiet klagen darüber, aus Supermärkten nicht mehr so viele überschüssige Lebensmittel zu bekommen wie früher. Die zentrale Ursache für diese Entwicklung ist erst einmal eine trivial betriebswirtschaftliche: Der wirtschaftliche Druck für Supermärkte wird immer größer, daher kaufen sie heutzutage wesentlich genauer ein, kalkulieren so, dass so wenig wie möglich übrig bleibt. Die Geschäfte ordern ihre Waren nicht mehr wie früher einmal in der Woche, sondern sie werden jeden Tag beliefert. Die Folge: Es gibt nicht mehr so viele Waren, die sie abschreiben. Hinzu kommt: Geschäfte gehen zusehends dazu über, Ware kurz vor dem Ablauf der Mindesthaltbarkeit selbst billiger zu verkaufen, auch die Preise für Ware vom Vortag herabzusetzen oder sie sogar zu verschenken. Das wächst sich offensichtlich zu einem veritablen Nachschubproblem aus. So bereits der Befund in dem Beitrag Wird die „Vertafelung“ unserer Gesellschaft durch eine unaufhaltsame Effizienzsteigerung auf Seiten der Lieferanten erledigt? vom 19. April 2015.
Und im vergangenen Jahr wurde in dem Beitrag Aus der Welt der Armutslinderung: Den Tafeln ist nicht wirklich zum Feiern zumute. Tafelarbeit zwischen „Politisierung“ und inneren Problemen des eigenen Erfolgs vom 18. Juni 2018 darauf hingewiesen, dass man neue Anbieter und damit grundsätzlich auch Konkurrenten der „klassischen“ Tafelarbeit zur Kenntnis nehmen muss. In dem Beitrag wurde folgendes berichtet:
»Ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen. Lokale Initiativen sagen der Verschwendung in Leipzig den Kampf an.« Das kann man diesem Artikel entnehmen: Die Essensretter. Darin geht es aber gerade nicht um eine „klassische“ Tafel, sondern: „Foodsharing Leipzig“ nennt sich die Initiative, die dahintersteht (hier deren Facebook-Seite). Die gibt es in Leipzig seit Ende 2013. Momentan sind rund 400 Aktive unterwegs, die sich Foodsaver nennen. Das Prinzip ist einfach: Die Foodsaver holen Lebensmittel von Betrieben ab, die diese nicht mehr verkaufen können. Anschließend teilen sie das Essen untereinander auf oder geben es an Freunde, die Familie, Nachbarn oder soziale Einrichtungen weiter. Außerdem wurden noch sieben „Fairteiler“ aufgestellt. Das sind öffentlich zugängliche Regale, Fahrräder mit Kisten oder Kühlschränke, aus denen jeder Lebensmittel herausnehmen oder neue hineinlegen kann. Ist das nicht eine Konkurrenz zur ebenfalls vorhandenen Tafel? Eine solche wird für Leipzig (noch?) verneint: Mit den Tafeln steht Foodsharing Leipzig nicht in Konkurrenz. Ein Kooperationsvertrag besagt: „Wo die Tafeln abholen, gehen wir nicht abholen. Manchmal kommt es aber vor, dass selbst die Tafeln zu viel haben. Dann holen wir auch dort etwas ab“, wird eine Aktivistin zitiert.
Sebastian Kränzle berichtet über neue Player in diesem Artikel: Alle wollen altes Essen: »Neben den Tafeln gibt es auch Initiativen und Start-ups, die Essen verteilen. Sie konkurrieren nicht unbedingt um Lebensmittel, aber um Personal.« Bei der 2012 entstandenen Internetplattform foodsharing steht der ökologische Aspekt im Mittelpunkt. Einzelne Personen holen kleinere Mengen an Lebensmitteln beim Handel ab und bringen sie dann an öffentliche Verteilpunkte – frei für alle zugänglich, nicht nur für Arme. Nach eigenen Angaben vernetzt die nicht-kommerzielle Plattform, die von Ehrenamtlichen betrieben wird, bundesweit angeblich schon 35.000 Freiwillige, die gezielt kleine Läden mit geringen Abgabemengen ansteuern. Allerdings wird das nicht als Konkurrenz verstanden. Seit 2015 gibt es sogar eine offizielle Kooperation mit den Tafeln. Angeblich hat sich eine besondere Arbeitsteilung herausgebildet: »Die Tafeln holen regelmäßig große Ladungen nicht verkaufter Lebensmittel ab, während die sogenannten Foodsaver von Foodsharing.de spontan Kleinstmengen einsammeln. „Eine super Ergänzung“, findet Sabine Werth von der Berliner Tafel.«
Aber: Inzwischen haben auch kommerzielle Unternehmen den Markt der Lebensmittelrettung entdeckt. Apps wie ResQ (vgl. auch den Artikel Foodsharing: Die App „ResQ Club“ bietet übrig gebliebene Speisen an mit einem Bericht aus Köln) oder Too Good To Go geben Restaurants die Möglichkeit, ihre letzten Mittagstische billiger an User in der Umgebung abzugeben. The Good Food verkauft in Köln Lebensmittel, die es gar nicht erst in die Läden geschafft haben, weil sie für den Handel nicht schön genug waren. Und in Berlin betreibt SirPlus seit 2017 einen eigenen Laden, in dem krumme Gurken und krosses Brot verkauft werden. Wie beim Foodsharing ist auch hier die Kundschaft nicht auf arme Menschen beschränkt.«
Sebastian Kränzle weist bei SirPlus in Berlin auf eine interessante Besonderheit hin: »Das Berliner Start-up kauft die Lebensmittel vorher für einen geringen Betrag auf. Die Waren kommen direkt aus dem Handel – und damit von Unternehmen, die ihre Waren bislang allein an die Tafeln spendeten. Speziell bei der Berliner Tafel stellt sich deshalb die Frage, ob SirPlus bei der Abholung eine Konkurrenz darstellt.« Dazu der Antwortversuch von der anderen Seite: »Raphael Fellmer, Geschäftsführer und Mitgründer von SirPlus, ist überzeugt, dass man sich keine Konkurrenz mache. „Die Verschwendung an weggeworfenen Lebensmitteln ist leider immer noch riesig“, so der 34-Jährige. Tatsächlich kann sein Unternehmen auf Waren zurückgreifen, die für die Tafeln gar nicht in Frage kommen. So können die Tafeln beispielsweise keine Getränke in Pfandflaschen mitnehmen oder unbegrenzt viele Orte anfahren. SirPlus dagegen holt die Lebensmittel von vielen verschiedenen Quellen ab. Backwaren kommen vom Großhandel, Obst und Gemüse von den unterschiedlichen Ständen des Berliner Großmarkts und andere Sachen direkt vom Produzenten.«
Dann widmet sich Kränzle einem interessantem Aspekt: »Viel eher als bei den Lebensmittel könnte es dagegen beim Personal Konkurrenz geben.«
„Wir suchen händeringend nach Freiwilligen“, sagt die Sprecherin des Tafel-Verbands, Stefanie Bresgott. Doch über Neuzugänge können sich fast nur die jungen Initiativen wie Foodsharing freuen. »Bei den Ausgabestellen der Tafeln hingegen ist der Altersdurchschnitt sehr hoch, es engagieren sich überwiegend Rentnerinnen und Rentner, die der körperlichen Belastung zum Teil nicht mehr gewachsen sind. Gerade jüngere Neuzugänge wären nötig, um das das Image der Tafeln zu verbessern.« Auf der anderen Seite: »Initiativen wie Foodsharing und Unternehmen wie SirPlus arbeiten derweil viel am Image – die Twitteraccounts sind hip, ansprechend und voll mit Fotos der letzten Sammelaktion. „Lebensmittelretten soll Mainstream werden“ sagt SirPlus-Geschäftsführer Fellmer. Das gehe aber nicht auf Freiwilligenbasis, sondern nur professionell.« Und für den Ökonom keine wirkliche Überraschung: SiriPlus in Berlin will expandieren. »Nicht verkaufte Lebensmittel will das Unternehmen von einer Stadt zur anderen transportieren, um sie dann dort zu verkaufen. „Das ist Gigantomanie“, wird an dieser Stelle Sabine Werth von der Berliner Tafel zitiert. Im Hinblick auf die langen Transportwege hat sie zudem erhebliche „ökologische Zweifel“ an dieser Art des Lebensmittelrettens.«
Die Entwicklung ist voran geschritten: Jochen Knoblach berichtet in seinem Artikel Wie Start-ups die Lebensmittelrettung als Geschäftsmodell entdecken am Anfang über ein Unternehmen, das schon erwähnt wurde: »In Berlin hat sich das Start-up Sirplus dem Kampf gegen die enorme Lebensmittelverschwendung verschrieben. Vor zwei Jahren wurde es gegründet, um Lebensmittel etwa mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum vor der Tonne zu bewahren. Diese als unverkäuflich geltenden Lebensmittel nimmt Sirplus dem Handel ab und verkauft sie mit hohen Rabatten. „Lebensmittelretter“ nennen sich die Jungunternehmer, die in der Stadt mittlerweile 100 Mitarbeiter beschäftigen, drei Filialen betreiben und nach eigenen Angaben die Vernichtung von 2000 Tonnen Lebensmittel verhindert haben.« Soweit, so bekannt. Aber nun bekommt Sirplus einen Wettbewerber:
»Nun bekommt das Unternehmen Konkurrenz. Matsmart aus Schweden bereitet seinen Deutschland-Start vor. Das Geschäftsmodell ist identisch: Auch diese Firma verkauft Lebensmittel, die nach Ansicht von Herstellern und Händlern in kein Supermarktregal gehören, mit satten Rabatten und liefert nach Hause. Vor fünf Jahren hat Karl Andersson das Start-up auf den Weg gebracht. 3700 Tonnen Lebensmittel seien seitdem in Schweden gerettet worden, heißt es. Zuletzt lag der Jahresumsatz bei 37 Millionen Euro. Aber Schweden ist nicht genug. Die Retter aus dem Norden planen die Expansion ins europäische Ausland.«
Die Reaktion aus der „klassischen“ Tafelszene in Berlin lässt aufhorchen:
„Das ist wirklich der Hammer, dass jetzt noch so ein vermeintliches Sozialunternehmen dazu kommt“, wird Sabine Werth, Vorsitzende und Gründerin der Berliner Tafel, zitiert.
Bei der Berliner Tafel, die täglich Tausende Bedürftige in dieser Stadt kostenlos mit gespendeten Lebensmitteln versorgt, sieht man den Plan der Schweden offensichtlich mit großer Sorge. »Und die Sorge ist berechtigt. Denn was über Unternehmen wie Sirplus oder Matsmart verkauft wird, kann nicht von der Tafel verteilt werden. Schließlich bekommen die Tafeln die Lebensmittel ebenfalls vor allem vom Handel.«
Jochen Knoblach sieht offensichtlich eine neue Qualität: »Besonders interessant dabei: Das für die Expansion nötige Kapital bekam Matsmart indirekt ausgerechnet vom Handel. Nachdem das Unternehmen bereits in der Vergangenheit von Kapitalgebern – darunter auch Ikea – rund 23 Millionen Euro erhalten hatte, gaben die Schweden Mitte voriger Woche den Abschluss einer Finanzierungsrunde weitere 17 Millionen Euro bekannt.«
Dazu auch der Artikel Metro und Ikea investieren in den Kampf gegen das Wegwerfen von Florian Kolf im Handelsblatt. Mit Blick auf Karl Andersson und seine für das kommende Jahr geplante Expansion nach Deutschland schreibt er: »17 Millionen Euro hat er in der jüngsten Finanzierungsrunde von Großinvestoren eingesammelt. Damit ist das Start-up jetzt insgesamt mit 40 Millionen Euro finanziert. Matsmart macht mit 150 Mitarbeitern einen Umsatz von 400 Millionen schwedischen Kronen (37 Millionen Euro). Zu den Investoren zählen neben Venture-Fonds wie Northzone und Norrsken auch die Ikea-Tochter Ingka Group und LeadX Capital Partners, ein Fonds, dessen Hauptinvestor die Metro AG ist. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir Metro als Partner gewinnen konnten, und sind fest davon überzeugt, dass wir in vielen Bereichen vom Know-how des Konzerns profitieren werden“, erklärte Matsmart-Gründer Andersson.«
Warum macht Metro das? »Für den Großhändler Metro ist die Beteiligung an Matsmart eine strategische Investition. Denn er hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 die Lebensmittelverschwendung im eigenen Unternehmen zu halbieren. Und ohne Partner, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben, kann Metro dieses Ziel nur schwer erreichen.« Und Matsmart arbeitet in Schweden bereits mit Nahrungsmittelherstellern wie Nestlé, Unilever und Mondelez zusammen.
Dabei muss man berücksichtigen, dass Metro als (bislang) guter und verlässlicher Partner und Lieferant der Tafeln bekannt ist. Metro spendet nach eigenen Angaben allein in Deutschland jährlich Lebensmittel im Wert von etwa zwölf Millionen Euro an die Tafeln.
Fazit: Tatsächlich hat in Berlin der Verteilungskampf um die Lebensmittel zweiter und dritter Wahl längst begonnen. Retter und Helfer stehen sich gegenüber.
Dazu Jochen Knoblach: »„Wir verteilen Lebensmittel an Bedürftige, diese Firmen aber verkaufen billig an alle“, sagt Sabine Werth und verweist darauf, dass der besser Verdienende, der aus moralischen Gründen bei Sirplus & Co. einkauft keineswegs die Ausnahme ist. „Das sind reine Wirtschaftsunternehmen, die auf der Welle der Lebensmittelrettung eifrig Fahrt aufnehmen.“ Es sei bereits zu spüren, dass die Tafeln weniger bekommen.«
Und der Verteilungskampf wird unter nicht gleichen Bedingungen geführt: »Dabei ist die junge selbst ernannte Lebensmittelretter-Branche nicht nur eine neue Konkurrenz für die Tafeln, die Helfer haben auch einen Wettbewerbsnachteil. Denn während der Handel für die Spenden an die Tafel Umsatzsteuer auf den Warenwert der Lebensmittel zahlen muss, ist beim Verkauf an ein Unternehmen der jeweilige Preis steuerpflichtig, der meist niedriger ist.« Üblicherweise gibt es da nur einen symbolischen Preis von vielleicht einem Euro. Die Konsequenz für die Tafelarbeit wäre eine steuerpolitische, schlussfolgert Sabine Werth: „Wir Tafeln müssen so schnell wie möglich die Politik dazu bewegen, das Steuerrecht dahingehend zu ändern, dass das kostenlose Abgeben von Waren nicht mehr versteuert werden muss.“
Und auch die Geschäfte bei dem schon vor Ort agierenden Unternehmen SirPlus laufen offensichtlich gut, wie Knoblach berichtet: »Mit seinem Geschäftsmodell scheint sich das Start-up Sirplus indes gut zu entwickeln. 2018 lag der Umsatz bei 1,2 Millionen Euro. Die Gründer Raphael Fellmer und Martin Schott sehen den Unternehmenswert selbst bei zehn Millionen Euro. Große Aufmerksamkeit erlangte Sirplus vor wenigen Wochen mit einem Auftritt in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“, wo sich die Jungunternehmer um ein Investment von 700.000 Euro bewarben. Das bekamen sich nicht. Dafür wurden sie von einem Investor heftig attackiert, der die Gründer „obergierige Kapitalisten“ nannte und die Geschäftsidee als unglaubwürdig und heuchlerisch bezeichnete … Ungeachtet dessen hat Sirplus Geldgeber gefunden, die „eine größere 6-stellige Summe“ investieren, darunter ein Mitglied des Versandhandel-Clans Otto sowie ein ehemaliger Rocket-Internet-Manager. Und man hat viel vor.«
Und die Unternehmen haben eine Menge vor: Im nächsten Jahr sollen deutschlandweit „Franchise-Rettermärkte“ entstehen. „Bis 2024 wollen wir in über fünf Ländern aktiv sein.“
Abschließend sei hier ein erneuter Blick auf die Abbildung über die Entwicklung der Tafeln von 1993 bis 2018 empfohlen. Dort findet man auch einige Hinweise, auf die zahlreichen Zusatzangebote, die von vielen Tafeln angeboten werden, wie beispielsweise Bringdienste für mobilitätseingeschränkte Menschen, was vor allem die altersarmen Menschen betrifft. Viele Tafeln arbeiten konsequent unter dem Ansatz „Tafel+“, was bedeutet, dass man sich bewusst nicht begrenzt „nur“ auf die Ausgabe von Lebensmitteln, sondern auch Beratung und wichtige Hilfestellungen beispielsweise bei der Beantragung von Sozialleistungen anbietet.
Diese Leistungen spielen bei den neuen Konkurrenten der Tafelarbeit keine Rolle. Während sich die kritische Öffentlichkeit an den „klassischen“ Tafeln abarbeitet, wächst und gedeiht offensichtlich im Windschatten eine neue Szene, die zuweilen als (angebliche) „Sozialunternehmen“ firmieren, die (scheinbar) einem guten Zweck huldigen, aber in Wirklichkeit knallharte Geschäftsinteressen vertreten. Die Vermarktlichung der Lebensmittelrettung schreitet voran und die nicht-markttauglichen Bereiche wie die Versorgung bedürftiger Menschen werden sicher nicht davon profitieren. Ganz im Gegenteil.