Nach Monaten des intensiven medialen Dauerfeuers auf das „Bürgergeld“ und der dabei oftmals mitlaufenden oder im Kern stehenden Infragestellung der Grundsicherung sowie einer fast schon Sehnsucht nach der harten Hand der Sanktionierung könnte ein unbefangener Beobachter der Szenerie zu dem Eindruck gelangen, dass das Deutschland des Jahres 2025 ein Hort der unberechtigt Sozialleistungen beziehenden und sich in der sozialen Hängematte ausruhenden nicht wirklich bedürftigen Menschen geworden ist, bei denen man verständlicherweise die sanktionsstaatlichen Daumenschrauben anziehen muss, um wieder Ordnung zu schaffen.
In solchen Situationen hilft zuweilen der lange Blick zurück. War das nicht schon mal alles so, wie es jetzt diskutiert wird? Ist es wirklich so, dass es früher alles besser war, selbst mit diesen „vermeintlich“ Armen? Zuweilen ist das Stöbern im Archiv durchaus erhellend. Nehmen wir als ein Beispiel das Jahr 1961. Und eine Stadt wie München.
Im Heft 52 des Jahres 1961 hat das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL wenige Tage vor dem Weihnachtsfest den Artikel „Unsere Armen haben das nicht nötig!“ veröffentlicht. Und wenn man sich darin vertieft, dann wird man sogleich zahlreiche Parallelen zu dem finden können, was heute unter „Aktuelles“ verbucht wird. Impulsgeber für den damaligen Versuch einer Auseinandersetzung mit dem Thema Armut war die alljährliche „Konjunktur der milden Herzen“ in der Adventszeit, in denen viele bereit sind, was „Gutes“ zu tun – »und von der Isar bis zur Elbe beginnt die fast sehnsüchtige Suche nach einer Armut, die es kaum mehr gibt.«
»Der Arme, den die Bundesbürger in diesen Wochen mit Vorzug zu beglücken bereit wären, soll sich mit Hunger und Kälte vertraut, doch nicht als Mopedist oder Fernsehteilnehmer zeigen. Seine Kleidung soll schäbig, aber sauber, er selbst frei von Schuld an seinem Mißgeschick sein. Unerwünscht insonderheit sind Laster, wie Trinken oder unmäßiges Kartenspiel.
Auf diese Wunschvorstellung von der Armut, die noch aus wilhelminischen Zeiten zu stammen scheint, als man dem Empfänger von Wohlfahrtsunterstützung – heute dezent Sozialhilfe genannt – das Wahlrecht vorenthielt, haben die Wohlfahrtspfleger in der ganzen Bundesrepublik einzugehen, wenn sie nicht auf den Spendenbeitrag einer ganzen Heerschar von Selbstgerechten verzichten wollen.«
Und schon ist sie eingeführt, die vor vielen Jahrzehnten und auch heute fortwirkende Unterscheidung von würdigen und unwürdigen Armen: »Lokalreporter in den großen Städten strengen sich an, die soziale Schonkost für das Gemüt des an sich opferbereiten Lesers zu finden, um so eigene Spendenaktionen oder die Sammlungen der ewig um Geld verlegenen Verbände der Freien Wohlfahrt zu fördern. Die Erfahrung der journalistischen Elendssucher lehrt, daß auch der christliche Abonnent keine Lust hat, vor Weihnachten etwa einem armen Teufel unter die Arme zu greifen, der für seine Misere verantwortlich ist.«
In dem Artikel werden auch die damaligen Zuständigen für Armutsfragen zitiert – die Sozialdezernenten aus den Kommunen. Beispielsweise der als „resoluter Wohlfahrtswächter“ der Stadt Essen apostrophierte Dr. Karl Kröger: »Die Ärmsten der Armen – das kann ich nicht mehr lesen. Das gibt’s nicht mehr, verstehen Sie!« Oder der als „gutherziger und derber Sozialreferent der bayrischen Landeshauptstadt München“ charakterisierte Stadtrat Hoffmann: »Bei uns muß keiner verhungern, dafür garantiere ich, das können Sie mir glauben!«. Doch hinter dieser Fassade arbeiten wie in jedem Jahr schon im Oktober die „Fürsorgerinnen“ seines Amtes »an einer Weihnachtskartei mit sogenannten Reportagefällen (zur Veröffentlichung; Leute sind bereit, sich auch photographieren zu lassen) und Spendenfällen (nur für diskrete Zuwendungen geeignet) für den Rundfunk und die Zeitungen.« Schon damals gab es die Weihnachtsaktion der »Süddeutschen Zeitung«, genannt »Adventskalender für gute Werke«. Und der »Münchner Merkur« sprach mit Rücksicht auf seine bürgerlichen Leser im Motto des weihnachtlichen Spendenaufrufs ausdrücklich von »unverschuldeter Not«.
Und dann bekam der Leser des Jahres 1961 das serviert, was auch heute immer wieder Gegenstand aufgeregter Debatten ist (Stichwort: das „Bürgergeld“ sei zu hoch versus es geht doch um die Sicherung des Existenzminimums): »Niemand – es sei denn, er verheimlicht seine Not – muß unter dem Existenzminimum (auf Amtsdeutsch: Richtsatz) bleiben. Die Fürsorgebehörden sind gesetzlich verpflichtet, jeden ihnen bekanntwerdenden Fall sofort bis zu dieser untersten deutschen Einkommensgrenze zu heben, ohne daß darum gebeten werden müßte.«
»Dabei ist es nicht einerlei, wo in der Bundesrepublik man arm ist, denn in gut föderalistischer Weise bestimmt jedes Land seinen Richtsatz selbst. Ein alleinwohnender alter Mann ohne eigene Einkünfte hat in München – neben seiner Miete, die ihm die Fürsorgeämter überall ebenso bezahlen wie Arzt- und Krankenhauskosten – 112,20 Mark im Monat zu verleben, in Frankfurt hätte er 120, in manchen bayrischen Kreisstädten nur 98,40, in Essen 123, in Hamburg 117,60, in Westberlin 111 Mark.«
Und wie sind die damals auf solche Beträge gekommen?
»Ein sogenannter Warenkorb ist das Instrument, an dem die Wohlfahrtstechniker die Rechtfertigung solcher Summen als Existenzminimum glauben einwandfrei ablesen zu können. Ein statistischer Aufschnitt aus all dem, was ein zivilisierter Bundesbürger braucht, um sich der im Grundgesetz garantierten Menschenwürde teilhaftig zu fühlen: elektrisches Licht, Schuhsohlen, Haarschnitt, Rüben, Margarine, Vereinsbeitrag, Kino und vollfetten Käse.«
Es ist ganz eigene Sprache, der man sich damals bedient hat:
»Bei der Lektüre der hundert Bedürfnisse und ihrer auf zwei Kommastellen exakten Zumessung drängt sich einem unwillkürlich das Bild eines um die Briefwaage versammelten Expertenkreises auf, der mit der Rasierklinge Portionen zurechtschnippelt: Für 0,19 Mark Hammelfleisch im Monat, für 0,24 Mark Honig, für 4,37 Mark Wurst, für 0,75 Mark Kabeljau. Und natürlich auch Milch: für den alleinstehenden älteren Menschen monatlich im Werte von 4,18 Mark – das wären 9,5 Liter. Sozialhilfe-Empfänger müssen sich eben einer etwas verfeinerten Einkaufsmethode bedienen.«
Und schon 1961 wird die Argumentation serviert, dass es den „heutigen“ Armen natürlich viel besser gehen würde als das früher der Fall war:
»Die Wohlfahrtsämter zahlen für die notwendigste Anschaffung von Kleidern oder Möbeln. Automatisch werden Winterbeihilfen und Weihnachtsgeld zugewiesen. Die abgerissenen, ausgemergelten Armen, die noch vor zehn Jahren zum Straßenbild deutscher Städte gehörten, sind (bei eineinhalb Milliarden Mark jährlicher Fürsorgeausgaben im Bundesgebiet) amtlich so weit veredelt, daß sie nicht mehr auffallen.«
Dennoch: »Gemessen an der glanzvollen Wirtschaftsfassade aber ist das Leben von Menschen, die mit hundert Mark im Monat auskommen sollen, trotzdem nur kümmerlich menschenwürdig.«
Trotzdem – auch damals wurde die Botschaft ausgesendet, dass es die Armen des Jahres 1961 angeblich nicht mehr nötig hätten, sich nach der Decke zu strecken:
»Anzeigen freilich, in denen überlastete Gartenbesitzer ihre Obsternten denen verheißen, die sie sich selbst vom Baum holen, bleiben in der Regel unbeantwortet; die Brennholzsammler in den herbstlichen Wäldern sind fast verschwunden.«
Ach ja, das Lohnabstandsgebot und seine Verletzung. Hier die 1961er-Variante – die man durchaus in die heutige Zeit katapultieren könnte, was die strukturellen Ursachen betrifft:
»Je größer die Familie, desto mehr rückt der Etat arbeitsunfähiger Fürsorgemenschen an den kleiner Angestellter oder ungelernter Arbeiter mit gleichgearteten Familienverhältnissen heran.«
➔ »Ein Ehepaar mit vier schulpflichtigen Kindern, das in München in einer Neubauwohnung für 110 Mark lebt, erhält, weil der Mann krank und keine Versicherung mehr zuständig ist, außer der vollen Miete 383 Mark monatlich aus dem Stadtsäckel, dazu Kleiderbeihilfen, 125 Mark Heizungszuschuß, 150 Mark Weihnachtsgeld, Arznei, ab und zu Lebensmittel. Millionen bescheiden verdienender Familienväter, die zusätzlich Kosten für Straßenbahn und Berufskleidung aufbringen müssen und meist den Gedanken weit von sich weisen, Fürsorgehilfe in Anspruch zu nehmen, befinden sich in einer mindestens ebenso kargen Haushaltssituation.«
Und bereits damals gab es ein Bewusstsein dafür, dass es neben und knapp über der Schicht der „offiziell Armen“, die Fürsorge-Leistungen beziehen, viele Menschen im Niedrigeinkommensbereich gab, die schwer über die Runden kamen:
»Der einen Million auf Fürsorge angewiesener Bundesbürger muß eine nicht übersehbare Zahl von Lastenausgleichs-Rentnern, von kleinen Angestellten und Hilfsarbeitern mit großer Familie hinzugerechnet werden. Die krasse Armut ist verschwunden, aber in bescheidensten Verhältnissen leben weit mehr Menschen, als es die Tabellen der Fürsorge nachweisen.«
Der damalige Sozial-Senator der Freien und Hansestadt Hamburg, Ernst Weiß, wird mit den Worten zitiert: »In der Bundesrepublik gibt es drei bis vier Millionen Menschen, die kümmerlich leben … wenn auch nicht in nackter Armut.«
Und bereits 1961 finden wir die naserümpfende Klage über „zu anspruchsvolle“ Bedürftige. Ein wunderbares Zitat aus dem Artikel:
»Oberst Wilhelm Oesterlen, der Wohlfahrts-Stratege der Heilsarmee in der Bundesrepublik, zupft beim Gespräch über die Wandlungen der Armut betrübt an seinem Fliegenbärtchen: »Unsere Kleiderballen aus den USA, an sich tadellose Sachen, die werden uns nur noch sehr zögernd abgenommen. Vor fünf Jahren ist das noch gegangen, dann kamen die vielen Flüchtlinge aus der Zone, die anfangs auch nichts hatten. Aber jetzt sehe ich immer nur, wie die Menschen wählerisch herumsuchen, das gefällt ihnen nicht und jenes nicht.«
Und nach einem Parforceritt durch zahlreiche Einzelfälle, die sich damals wie in einer heutigen Casting-Show für die Weihnachtsaktionen des Bürgertums „bewerben“ mussten, wird in dem Artikel ein weiteres, höchst aktuell daherkommendes Thema angesprochen (Stichwort Schonvermögen oder auch die grundsätzliche Frage, was denn wirklich Bedürftige brauchen dürfen):
»Wo aber soll man die Armen suchen in einem Lande, in dem … einer Anspruch auf Fürsorgegeld hat, ehe er seine letzten 500 Mark Erspartes antasten muß? In dem der Besitz eines Fernsehgerätes oder eines Automobiles die öffentliche Unterstützung nicht ausschließt?«
Aber man schaut genauer hin – und benannte „Zielgruppen“ der Armutsbeobachtung:
»Wo also steckt die Not im Wunderland? Sie ist mit Sicherheit dort zu finden, wo Krankheiten, Unfälle oder andere Eingriffe höherer Gewalt in Familien mit kleinem Einkommen das sorgsam ausbalancierte Budget durcheinanderbringen. Vor allem aber ist sie bei den alleinlebenden und allein von der Fürsorge lebenden Alten – freilich auf eine Weise, die sich dem Blick entzieht.«
Da ist sie, die Altersarmut:
»Die empfindlichste Not des Jahres 1961 entsteht nicht mehr aus materiellem Mangel, sie hat ihre Ursache im Mangel an Liebe und familiärer Geborgenheit. Die moderne deutsche Familie, emsig und möglichst geschlossen am Verdienen, und die moderne deutsche Wohnung, hell, praktisch und klein, sie bieten keinen Platz mehr für die Eltern oder Großeltern und deren Schrullen. Einsam sitzen Hunderttausende von Alten auf der wachsenden Pyramide der Lebenserwartung, zu der ihnen die Lebenserfüllung nicht mitgeliefert werden kann (10,5 Prozent der Bundesbürger sind über 65, in Berlin sind sogar 18 Prozent der Bevölkerung Alte).«
Und weiter mit der Sprachgewalt des Jahres 1961: »Acht alte Männer in einem Zimmer – das ist ein ziemlich dunkler Lebensabend. So viele aber sind es sehr oft in den Fürsorge-Altersheimen der Bundesrepublik. Veraltete Lebensabend-Kasernen, wie das gefürchtete Münchner Haus am Gasteig, stehen noch immer neben modernen Musterbauten in vollem Betrieb, weil in jeder Großstadt Tausende schon seit Jahren auf Einlaß warten. Ein gut Teil der ärztlich verlängerten Lebenszeit geht so dahin.«
Und damals gab es schon so etwas wie die „Altenhilfe“ der modernen Sozialhilfe: »Je nach landsmannschaftlichem Temperament und nach Etatmöglichkeit nehmen sich die Sozialreferate der einsamen Alten an.« Da wird dann von Essensspeisungen berichtet oder von modernen Entwicklungen wie den Sozialstationen in Frankfurt am Main, wo „die armen Senioren nachmittags Unterhaltung in Klubräumen“ finden. Aber die „kommunale Heterogenität“, so würde man das heute nennen, in diesem Bereich, die gab es auch im Jahr 1961: »Je nach landsmannschaftlichem Temperament und nach Etatmöglichkeit nehmen sich die Sozialreferate der einsamen Alten an.« Von zahlreichen Bemühungen vor Ort bis zum Nichtstun war alles dabei. Gleichsam als Paradebeispiel für das Letztere: »In Essen geschieht nichts dergleichen, was Sozialreferent Kröger mit dem jovialen Hinweis erklärt, er habe nicht die Absicht, die individuelle Initiative der Alten im Ruhrgebiet durch amtlichen Hokuspokus zu ersticken.«
»Alten-Bungalows in Hamburg, Appartements für den Lebensabend in München, kombiniertes Alters- und Kinderheim in Frankfurt« – schon (oder gerade) Anfang der 1960er Jahre gab es durchaus zahlreiche Reformbestrebungen. Also hier und da.
Man merkt dem Artikel eine – nun ja – „Distanz“ an zu dem, was an vielen Orten damals vorangetrieben wird:
»Sogar an den Siedlungen der Zwangsgeräumten und sogenannten Asozialen, der unzumutbaren oder unerwünschten Mieter, an jenen Slums, die äußerlich noch am vollkommensten dem überholten Notstands-Klischee der bundesdeutschen fünfziger Jahre entsprechen, poliert der Besserungswille der Fürsorger und der Verschönerungswille der Baureferate allenthalben herum. Dabei entrichten viele Bewohner schon jetzt die paar Mark monatliche Benutzungsgebühr nur noch auf dem Vollstreckungswege. Übergangswohnungen in festen Steinbauten, die äußerlich nicht mehr aus dem modernisierten Stadtbild herausstechen, doch ein schlichtes Inneres haben, sollen den Bewohnern von Baracken und Nissenhütten die schrittweise Rückkehr in ein »soziales« Leben erleichtern.«
Und dann wird nachgelegt – mit einer Kritik, die an viele aktuelle Debatten erinnert, wenn man die Beschreibung an die heutige Zeit anpassen würde:
»Aber viele wollen aus diesen Löchern zu acht oder zehn Mark gar nicht mehr heraus. Dank der geringen Mietunkosten können sie ihre Elendsbehausungen, bei deren Anblick den empfindsamen Mercedes-Fahrer das Grausen packt, mit Dingen ausstaffieren, die ihnen sonst vielleicht nicht erreichbar wären – vom Getränkeumsatz der Lagergaststätten ganz abgesehen. Jeder Beamtensiedlung würde die Zahl der Fernsehantennen, die aus den Dächern des Elends ragen, zur Zierde gereichen.«
Und man könnte den Eindruck bekommen, dass es damals schon diese „Gutmenschen“ gab, mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Beispielhaft wird das in dem Artikel an der Figur des damaligen Sozial-Stadtrats von Frankfurt am Main, Dr. Rudolf Prestel, dem Leser vor die Füße geworfen:
»Wir müssen weg vom Pauperismus, junger Freund. Der ganze Armutsbegriff wird verlassen … Wir werben um das Vertrauen des Bedürftigen … Wir lösen uns vom Entbehrungsfaktor.«
Aber zurück zu den eher „unwürdigen“ Armen – oder sagen wir besser, den Armen, die nicht so passungsfähig sind für die vorweihnachtlich gestimmten Herzen der Spenden-Geber:
»Um Obdachlosen-Bunker und Nacht -Asyle macht die weihnachtlich aufflackernde Nächstenliebe schon von selbst einen weiten Bögen. Die ruhelosen Streuner, die Gestrauchelten, denen die Vorstrafen-Liste wie ein Schatten anhaftet, die Wanderburschen und Trinker sind nicht so angenehm unter einen bürgerlichen Lichterbaum zu stellen wie eine blonde Waise. Sie haben manchmal Läuse und fast immer Schuld. 300.000 umherstreunende Bundesbürger sind es jetzt nach Schätzungen, die ungenau sein müssen bei einem so unsteten Personenkreis.«
Der Arbeitsmarkt damals war durchaus aufnahmefähig, was das folgende Beispiel aus der Stadt Essen illustriert. In dem Artikel wird über den „jungen Heimleiter“ des Evangelischen Wohnheims berichtet – offensichtlich ein sozialarbeiterischer Vollprofi: »Selbst einen Flüchtling aus Algerien mit zwei Kindern und Frau und sonst nichts hat er in wenigen Tagen mit deutscher Fürsorgeunterstützung, mit Arbeit, mit Wohnung versehen, Der gierige Arbeitsmarkt deutscher Industriestädte saugt auch Leute auf, die sich nur für Tage verdingen und ein Arbeitsbuch mitbringen, das sich wie ein Kursbuch liest.«
Der Artikel endet mit einem Hinweis auf die letzte Kelleretage des Armenhauses: »Doch manche schaffen es nicht einmal bis dahin. Körperlich krank, seelisch krank, sind sie auf wahrhaft selbstlose Samariter angewiesen, wie den zu bescheidenem Ruhm gelangten Münchner Obdachlosen-Pfarrer Adolf Matthes.«
Manchmal ist es durchaus hilfreich, zumindestens erhellend, wenn man zurückschaut in diesen aufgeregt daherkommenden Zeiten.