Derzeit häufen sich solche Berichte: »Verbraucher sollten sich auf einen teureren Winter vorbereiten, denn die Gaspreise steigen seit Monaten.« Und weiter heißt es in dem Beitrag Gaspreise bleiben auf Höhenflug: »Die Großhandelspreise für Erdgas klettern seit Monaten. Das wirkt sich immer stärker auf die Verbraucher aus, denn die regionalen Gasanbieter reagieren mit Preiserhöhungen. Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox haben 32 von ihnen für September und Oktober Preiserhöhungen von durchschnittlich 12,6 Prozent angekündigt. Beim Beheizen eines Einfamilienhauses führe das zu Mehrkosten von 188 Euro im Jahr. Fast die Hälfte aller deutschen Haushalte heizen ihre Wohnung mit Gas.«
Und gerade die ärmeren Menschen leiden besonders unter den steigenden Energiepreisen – hier wurde immer wieder über das Thema „Energiearmut“ berichtet (vgl. als ein Beispiel dazu den Beitrag Aus den Untiefen des Selbstverständlichen: Energiearmut als soziales Risiko und existenzielles Problem vom 20. August 2016).
Vor diesem Hintergrund lassen solche Zahlen aufhorchen: Low wages leave 3 million workers without heating, so ist eine Mitteilung des Europäischen Gewerkschaftsbundes (ETUC) überschrieben.
»Laut Berechnungen des europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) können fast drei Millionen Menschen in Europa ihre eigenen vier Wände nicht richtig heizen, obwohl sie einen Job haben. Rund 2,7 Millionen Menschen – das entspricht 15 Prozent der Europäer in der sogenannten Erwerbsarmut – fehle das nötige Geld für die Heizkosten, so der europäische Dachverband der Gewerkschaften.« So die Zusammenfassung in dieser Meldung: Fast drei Millionen Europäern fehlt das Geld zum Heizen – trotz Arbeit. Allerdings muss man bei der Bewertung der genannten Zahlen berücksichtigen, dass sie nur einen Teilausschnitt derjenigen zeigen, die von harter Energiearmut betroffen sind, denn es wurden „lediglich“ die arbeitenden Armen quantifiziert, die weniger als 60 Prozent des jeweiligen Median-Lohns verdienen, aber diejenigen, die weniger als 50 Prozent haben, die tauchen in den Zahlen gar nicht auf. Die prozentuale Betroffenheit der Working Poor-Gruppe in den EU-Staaten (EU27) stellt sich so dar:
Nun sind Zypern oder Litauen vergleichsweise sehr kleine Länder. Das Länderranking nach Absolutzahlen sieht natürlich anders aus, wenn man die unterschiedlichen Bevölkerungsgrößen berücksichtigt:
Warum werden diese Zahlen vom Europäischen Gewerkschaftsbund in die öffentliche Diskussion eingebracht? Es geht offensichtlich um eine Abstützung der Mindestlohn-Forderungen:
»Trade unions are calling on the European Parliament to insulate workers against energy poverty by introducing a ‘threshold of decency’ into the draft EU directive on minimum wages which would ensure that statutory minimum wages guarantee a decent standard of living and could never be paid at less than 60% of the median wage and 50% of the average wage of any member state. Currently 20 EU member states have statutory minimum wages below this level and the EU’s draft directive on minimum wages would not change this as it stands.«