Das Statistische Bundesamt hat neue Zahlen veröffentlicht über die Menschen, die im Dezember 2018 Leistungen bei Erwerbsminderung bzw. aus der Grundsicherung im Alter bezogen haben: »Im Dezember 2018 bezogen in Deutschland knapp 1.079.000 Personen ab 18 Jahren Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) … das (waren) 1,9 % mehr Leistungsempfängerinnen und -empfänger als im Dezember 2017«, kann man der Pressemitteilung der Bundesstatistiker entnehmen.
Und wieder benutzen die einen diese Zahlen, um auf die steigende Altersarmut aufmerksam zu machen – während die andere Seite darauf hinzuweisen versucht, dass doch „nur“ etwas mehr als 3 Prozent der älteren Bevölkerung auf diese Sozialhilfehilfeleistung angewiesen sei, so dass man nicht wirklich von einem größeren Problem „Altersarmut“ sprechen könne.
Auf dieses Argument ist in diesem Blog in vielen Beiträgen eingegangen worden – es handelt sich um eine mehrfache Irreführung. Vgl. dazu beispielsweise ausführlich die umfangreiche Darstellung in dem Beitrag Die vorhandene und kommende Altersarmut diesseits und jenseits der bedürftigkeitsabhängigen Grundsicherung im Alter vom 1. September 2018.
Auch die seit einiger Zeit geführte Debatte über eine (angebliche) „Grundrente“ bezieht sich vor allem auf die Grundsicherung, die größer werdende Zahl an Älteren, die Leistungen aus diesem bedürtigkeitsabhängigen Sozialhilfesystem bekommen (oder könnten, diese aber nicht in Anspruch nehmen) und der Frage, ob man nicht einen höheren Geldbetrag gewähren müsste.
So wichtig die Debatte über die Höhe der nun wirklich mehr als knapp bemessenen Leistungen ist, wobei man gerade bei den Älteren zusätzlich bedenken muss, dass die sich aus ihrer Notlage nicht mehr selbst befreien können, beispielsweise durch entsprechende Einkommen aus Erwerbsarbeit, wie das vielleicht noch bei vielen lebensjüngeren Menschen der Fall ist, sollte man sich nicht bewusst oder als Kollateralschaden der monetär verengten Diskussion einengen lassen auf eine nur die Geldbeträge ins Zentrum stellende Debatte, oftmals dann sofort verbunden mit den (angeblichen) Kosten, die eine Erhöhung der Grundsicherungsleistungen mit sich bringen würden und die ja „vom Steuerzahler“ finanziert werden müssen. Dann kommt oft das Argument, dass man ja auch für mehr Geld sei, aber man eben auch an die an dieser Stelle ganz klamme Haushaltslage des Staates denken müsse. Nichts für ungut.
Schon in sich ist dieses typische Argumentationsmuster einer rein kostenorientierten Engführung der Diskussion über Geldbeträge nicht stimmig, denn hier werden immer die Bruttokosten als eine feststehende Größe in den Raum gestellt, ohne darauf zu verweisen, dass volkswirtschaftlich vor allem die Netto-Kosten relevant sind, die sich ergeben aus einer Berücksichtigung der Effekte der Verwendung der Geldmittel durch die Empfänger. Bei den meisten armen Rentnern kann man davon ausgehen, dass die eine marginale Konsumquote von 100 Prozent haben, insofern müssen die daraus resultierenden Rückflüsse an den Staat und den Parafiskus, also die Sozialversicherungen gegengerechnet werden. Dass nie die Differenz zwischen Brutto- und Nettokosten (die manchmal sogar zu einem Nettoüberschuss werden können, man denke hier an die Ausgaben für die Kindertagesbetreuung, um nur ein Beispiel zu nennen, wo wir einen erheblichen positiven Return on Investment haben) genannt wird, ist hoch problematisch angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen bei Kosten daran denken, man muss da was zahlen und das ist dann weg.
Und eine weitere schwere Unwucht dieser mehrfach begrenzten monetären Debatte ergibt sich aus der Tatsache, dass zu geringe Leistungen an anderen Positionen ganz massive Kosten auslösen können. Beispielsweise im Gesundheitssystem aufgrund entsprechender Morbiditäts- und Mortalitätseffekte bei den armen Menschen. Die aber dort anfallenden Kosten sind eben in einer anderen Säule zu buchen, hier der Kranken- und Pflegeversicherung. Anders und positiv formuliert: Wenn es gelingt, die überdurchschnittliche Krankheitsbelastung durch Leistungsverbesserung bei der materiellen Grundsicherung zu reduzieren, dann hat das ausgaben-, ergo kostensenkende Effekte an dieser Stelle. Die man auch – eigentlich – berücksichtigen müsste.
Und hier wäre als eine der vielen Folgen der Altersarmut das Thema Einsamkeit und soziale Isolation aufzurufen. Eine der bedrückendsten Erfahrungen, mit der man immer wieder konfrontiert wird, wenn man sich mit den Lebensgeschichten und der derzeitigen Lage vieler altersarmer Menschen beschäftigt, sind die immer wiederkehrenden Berichte über Vereinsamung und die damit einhergehenden Belastungen für die betroffenen Menschen. Und in den Medien gibt es seit Jahren immer wieder zahlreiche Berichte über Einzelschicksale, bei denen der Zusammenhang zwischen materieller Armut und Vereinsamung für jeden nachvollziehbar aufbereitet wird.
Mittlerweile ist das Thema auch in der Politik angekommen – also auf der Ebene der Bekundungen, man müsse und wolle was tun. »Depression, Herzerkrankungen und Armut. Einsamkeit kann sich gravierend auf verschiedene Bereiche des Lebens auswirken. Politiker sehen darin viel mehr als ein privates Problem«, berichtete beispielsweise die FAZ im Januar 2018 unter der Überschrift Politiker wollen Kampf gegen Einsamkeit aufnehmen. »Nachdem in Großbritannien ein Regierungsposten gegen Einsamkeit eingerichtet worden ist, fordern auch deutsche Politiker mehr Einsatz im Kampf gegen das Alleinsein. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der „Bild“-Zeitung: „Die Einsamkeit in der Lebensphase über 60 erhöht die Sterblichkeit so sehr wie starkes Rauchen.“ Einsame Menschen würden früher sterben und „viel häufiger an Demenz“ erkranken. „Es muss für das Thema Einsamkeit einen Verantwortlichen geben, bevorzugt im Gesundheitsministerium, der den Kampf gegen die Einsamkeit koordiniert“, sagte er.«
Nun kann man es nachvollziehbar putzig finden, wie manche tatsächlich zu glauben scheinen, dass die Einrichtung irgendeines „Verantwortlichen“ in einem Bundesministerium den Kampf gegen Einsamkeit maßgeblich voranbringen könne. Und Karl Lauterbach bekam Schützenhilfe vom Koalitionspartner: »Der CDU-Politiker Marcus Weinberg forderte „eine Enttabuisierung“ des Themas Einsamkeit, „damit einsame Menschen eine Lobby haben und Einsamkeit nicht in einer Schmuddelecke bleibt“. Das Thema und die gesamtgesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen von zunehmender Einsamkeit würden an Bedeutung in den kommenden Jahren zunehmen. „Wir müssen uns des Themas Einsamkeit annehmen, Forschung hierzu fördern, Programme auflegen, neue Konzepte entwickeln“, forderte der familienpolitische Sprecher der Union.«
Man kann das alles vielleicht abbuchen unter einem ersten und noch unbeholfenen Versuch, als Politik auch irgendwas zu sagen, denn tatsächlich häufen sich die Berichte über den Tatbestand und die Folgen einer (angeblich) zunehmenden Vereinsamung vor allem bei älteren Menschen – und gerade solche Berichte in den Medien berühren viele Menschen mehr als die Schicksale von „Randgruppen“, vielleicht auch deshalb, weil mit Blick auf die alten Menschen, die in der Armut gelandet sind, eine massive Verletzung von Fairness- und Gerechtigkeitsvorstellungen in breiten Kreisen der Bevölkerung unterstellt werden kann.
Für das hier im Mittelpunkt stehende Thema Altersarmut ist dieser Einwurf des Präsidenten der Diakonie, Ulrich Lilie, von Interesse und Bedeutung: „Armut und Vereinsamung hängen ganz klar zusammen“. So habe in Berlin mehr als die Hälfte der Bewohner Angst, ihre Miete nicht mehr zahlen zu können und deswegen ihre vertraute Umgebung verlassen zu müssen.
Zwischen Altersarmut und Einsamkeit bzw. hier weitaus besser passend: sozialer Isolation bestehen unmittelbare Zusammenhänge, die auf eine verstärkende Wirkung von Altersarmut hinweisen. Die werden einem in vielen Gesprächen mit altersarmen Menschen von diesen selbst verdeutlicht. Ein eben nicht plakatives Beispiel mag das, was hier angesprochen wird, Illustrieren: Eine altersarme Frau, die in einer westdeutschen Großstadt lebt, berichtet, dass sie die Tafel, auf deren Lebensmittelausgabe sie so angewiesen ist, bei ihr vor Ort nicht mehr regelmäßig erreichen könne, da sie die hohen Preise für den öffentlichen Personennahverkehr nicht tragen könne. Also selbst wenn sie wollte, kann sie nicht außer Haus gehen. „Mobilitätsarmut“, so nennen das die Armutsforscher und legen den Finger auf eine ganz große offene Wunde. Und die Tafeln, um das kleine Beispiel anzurufen, werden immer bedeutsamer auch für die älteren Armen. Bereits am Jahresende 2017 wurde beispielsweise berichtet: »Bei den Tafeln für kostenloses Essen stehen viele Senioren an: Fast jeder Vierte sei mittlerweile Rentner, sagte der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl in einem Interview. Das sind 350.000 Menschen«, so dieser Artikel: Tafeln versorgen immer mehr Rentner mit Essen. Interessant ist in diesem Kontext, wie sich die Werte innerhalb von nur zehn Jahren verändert haben: »Rund 12 Prozent der Menschen, die von den über 740 Tafeln regelmäßig mit Lebensmitteln unterstützt werden, sind Renterinnen und Rentner. Das entspricht etwa 86.000 Personen bundesweit.« Das waren die Verhältnisse im Jahr 2007 (vgl. dazu die Pressemitteilung des Bundesverbandes der Tafeln vom 22.11.2007: Altersarmut auch bei den Tafeln zunehmend sichtbar).
Die zentrale These aus Sicht der Armutsforschung lautet: Einsamkeit bzw. soziale Isolation wird durch die materielle Armutslage teilweise hervorgerufen, in der Regel deutlich verstärkt und kann letztendlich nur, aber eben durchaus in praktischer Hinsicht vor Ort abgemildert werden, wenn man denn will.
In diesem Zusammenhang sehr interessant ist die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion der Linken im Deutschen Bundestag:
➔ Einsamkeit im Alter – Auswirkungen und Entwicklungen, Bundestags-Drucksache 19/4760 vom 05.10.2018
In den Vorbemerkungen der Fragesteller findet man diese Hinweise: »Ein weitverbreitetes Problem für viele ältere Menschen ist die soziale Ausgrenzung und die häufig daraus resultierende wahrgenommene Einsamkeit aufgrund fehlender sozialer Kontakte.« Überaus relevant ist die folgende begriffliche Sortierung: »Von sozialer Ausgrenzung wird gesprochen, wenn sich Menschen auf der gesellschaftlichen Ebene ausgeschlossen und in ihren Teilhabemöglichkeiten an Kultur, Sport und anderen Lebensbereichen eingeschränkt fühlen. Einsamkeit bezeichnet ein subjektives Empfinden und bezieht sich auf nicht erfüllte Bedürfnisse bzw. Erwartungen in persönlichen Beziehungen. Dies kann die Häufigkeit und Qualität der Beziehungen betreffen.«
»Es besteht zudem ein Zusammenhang zwischen Einsamkeit und physischen Begleiterscheinungen, beispielsweise leidet die Schlafqualität und das Risiko für Bluthochdruck steigt. Analysen haben ergeben, dass positive soziale Beziehungen die Langlebigkeit um bis zu 50 Prozent erhöhen können. Der starke Einfluss auf die Mortalität ist vergleichbar mit der Wirkung bekannter Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht.« Dabei bezieht man sich auf diese Veröffentlichung aus dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA):
➔ Katharina Mahne et al. (2016): Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS), Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen, Februar 2016
Dort (S. 285 ff.) findet man diesen Beitrag von Anne Böger et al. (2016): Allein unter vielen oder zusammen ausgeschlossen: Einsamkeit und wahrgenommene soziale Exklusion in der zweiten Lebenshälfte. Die Datenbasis ist der Deutsche Alterssurvey, eine Mitte der 1990er Jahre ins Leben gerufene Langzeitstudie zur Lebenssituation älterer Menschen. Die Daten aus diesem Ansatz zeigen unterschiedliche Befunde: Zwar fühlten sich im Jahr 2014 in der Gruppe der 40- bis 85-Jährigen nur 9 Prozent der befragten Personen einsam. Allerdings zeigen die Ergebnisse der Studie auch einen Zusammenhang zwischen Armut, einem geringen Bildungsniveau und sozialer Exklusion bzw. Einsamkeit. Dazu berichten Böger et al. (2016) in ihrem Beitrag:
➔ Personen in Armut und Personen mit geringer Bildung haben ein deutlich höheres Risiko, sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu fühlen: Bei Personen, die in Armut leben ist der Anteil rund drei Mal höher als bei Personen, die nicht von Armut betroffen sind (17,6 Prozent versus 4,9 Prozent). Ebenso gibt es in der Gruppe der niedrig Gebildeten deutlich mehr Personen, die sich gesellschaftlich ausgeschlossen fühlen (16,7 Prozent) als in der Gruppe der Hochgebildeten (3,7 Prozent).
➔ Personen, die sich als sozial exkludiert wahrnehmen, haben ein deutlich höheres Einsamkeitsrisiko als Personen, die sich nicht als sozial exkludiert wahrnehmen: Im Jahr 2014 gehen Einsamkeit und wahrgenommene soziale Exklusion oft Hand in Hand. Fast die Hälfte (41,7 Prozent) der Personen, die sich gesellschaftlich ausgeschlossen fühlen, erlebt auch Einsamkeit. Bei Personen, die sich nicht sozial exkludiert fühlen, beträgt der Anteil einsamer Personen hingegen nur 6,7 Prozent.
Zu den Ergebnissen wird seitens der Fragesteller im Bundestag kritisch angemerkt: »Problematisch zu betrachten ist …, dass der Deutsche Alterssurvey Personen über 85 Jahren nicht in die Befragung zur Lebenssituation miteinbezieht – im Jahr 2016 waren das fast zwei Millionen Menschen.« Das wiederum bestreitet die Bundesregierung in ihrer Antwort und führt aus: »An den Längsschnittbefragungen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) nehmen auch Personen teil, die älter als 85 Jahre sind. Der DEAS wird künftig aufgrund des Längsschnittdesigns (Wiederholungsbefragungen aller DEAS-Teilnehmerinnen und Teilnehmer ohne Altersbegrenzung) vermehrt Angaben von Personen im Alter von 86 Jahren und älter auch zum Thema Einsamkeit enthalten. Gleichwohl gestaltet sich die Befragung hochaltriger Menschen als komplex. Solche Studien erfordern ein Studiendesign, das exakt auf die spezifischen Lebenssituationen und Bedarfe von Hochaltrigen zugeschnitten ist.« Wie dem auch sei – die bereits zitierten Befunde sind mehr als deutlich, was die soziale Schieflache angeht.
Und das hat teilweise massive negative Folgen: Soziale Isolation und Einsamkeit machen krank, so Florian Rötzer im vergangenen Jahr. »Die seit einigen Jahren in Gang gekommene Einsamkeitsforschung liefert Argumente für die Forderung nach sozialer Teilhabe, da Einsamkeit nicht nur psychische Folgen hat, sondern unter Umständen krank machen und zu einem vorzeitigen Tod führen kann.«
»In der bislang umfangreichsten Untersuchung zu den Folgen von Einsamkeit, die in der Zeitschrift Heart des British Medical Journal (BMJ) erschienen ist, zeigte sich, dass soziale Isolation mit einem 43 Prozent höheren Risiko für einen ersten Herzinfarkt und mit einem um 39 Prozent erhöhten Risiko für einen ersten Schlaganfall verbunden ist. Alter, Geschlecht und Herkunft wurden dabei berücksichtigt.« Rötzer bezieht sich hier auf diese Studie: Christian Hakulinen et al. (2018): Social isolation and loneliness as risk factors for
myocardial infarction, stroke and mortality: UK Biobank cohort study of 479 054 men and women). Aber auch darauf wird hingewiesen:
»Anders sieht es aber aus, wenn man andere Faktoren wie körperliche Aktivität, BMI, Körpergröße Blutdruck, Rauchen, Alkoholkonsum, Haushaltseinkommen, Bildung, chronische Krankheiten und depressive Symptome einbezieht. So sinkt das durch soziale Isolation erhöhte Risiko für einen Herzinfarkt um 14 Prozent, wenn man biologische Faktoren berücksichtigt, um 50 Prozent, wenn man gesundheitlich relevantes Verhalten berücksichtigt, um 28 Prozent bei depressiven Symptomen, um 16 Prozent bei chronischen Krankheiten und am stärksten um 48 Prozent unter Berücksichtigung von soziökonomischen Faktoren.« Und weiter: »Wenn bereits ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall sich ereignet hat, erhöht sich bei Einsamkeit und sozialer Isolation das Sterberisiko um 50 Prozent. Bei Berücksichtigung aller Faktoren liegt es noch immer um 25 Prozent höher für einen Herzinfarkt und um 32 Prozent für einen Schlaganfall.«
Rötzer: »Es sind die normalen Risikofaktoren, die die beobachteten Verbindungen von ersten Herzinfarkten und Schlaganfällen mit Einsamkeit/sozialer Isolation erklären. Aber … Einsamkeit ist ein davon unabhängiges Todesrisiko für diejenigen, die bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Das Ergebnis der Studie sei aber ein Hinweis darauf, „dass soziale Isolation ähnlich wie andere Risikofaktoren wie Depression als Risikofaktor für eine schlechte Prognose von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet werden kann“.« Und er bilanziert: »Da bei der Auswertung die sozioökonomische Situation eine große Rolle für erhöhtes Risiko zu spielen scheint, diese aber auch mit dem Lebensstil zusammenhängt, könnte eben Armut das Risiko erhöhen, einsam zu werden und an den Folgen der Einsamkeit zu erkranken.«
Nun kann man sich weiter vertiefen in dieses letztendlich vom bekannten Henne-Ei-Problem verseuchten Thema.
Man kann aber auch mit dem Wissen um die krankmachenden Folgen bei vielen, nicht allen durch soziale Isolation anschließend die Frage aufwerfen, wo und wie man die angesprochenen Probleme wenn nicht lösen, so doch deren Auswirkungen begrenzen kann.
Das wird nur vor Ort gehen, in den Kommunen, die müssen das mit ihren Bürgern zu organisieren versuchen. Dazu könnten ganz einfache Antworten zählen: Warum gibt man einkommensschwachen Rentnern nicht die Option, den öffentlichen Personenverkehr kostenlos oder gegen einen minimalen Betrag im Monat zu nutzen?
Brauchen wir also neue Gesetze? Nicht wirklich, wenn man einen Blick auf diesen speziellen Paragrafen des SGB XII, dem Recht der Sozialhilfe, wirft:
Das ist ein wirklich gelungenes Passepartout für eine konkrete Verbesserung der Rahmenbedingungen für – übrigens alle – älteren Menschen in einer Kommune. Damit könnte man arbeiten, wenn nicht – man ahnt es schon – die Finanzen wären. Die Finanzierung dieses vorhandenen Schlüsselparagrafen müsste auf ganz neue und wesentliche größere Füße gestellt werden.