„Erstmals nach 1994 war die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen höher als die Zahl der gemeldeten Bewerber. Allerdings haben regionale, berufliche und qualifikatorische Ungleichgewichte weiter zugenommen. In der Folge blieben erneut deutlich mehr Ausbildungsstellen unbesetzt als im letzten Jahr. Gleichzeitig hat sich auch die Zahl der unversorgten Bewerber leicht erhöht.“ Mit diesen Worten wird der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, anlässlich der Vorstellung der Bilanz des Berufsberatungsjahres 2017/2018 in der Pressemitteilung Ausbildungsmarktbilanz 2017/2018 zitiert. Und die hat noch eine Unter-Überschrift, damit das nicht ganz so trocken stehen bleibt und die uns zugleich hoffnungsfroh stimmen soll: „Bessere Chancen für Ausbildungssuchende als im Vorjahr“.
Von Oktober 2017 bis September 2018 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamen Einrichtungen insgesamt 565.300 Berufsausbildungsstellen gemeldet, deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum (+20.400).
Seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2017 haben insgesamt 535.600 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Aufgrund der rückläufigen Schulabgängerzahlen ist diese Zahl um 12.200 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Zuwanderung geflüchteter junger Menschen wirkt diesem Trend etwas entgegen. Von Oktober 2017 bis September 2018 waren 38.300 Bewerber gemeldet, die nach Deutschland geflüchtet waren und nun eine Berufsausbildung suchten.
Nach den Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Handwerkskammertages sowie der Kammern der Freien Berufe wurden bis zum 30. September 2018 insgesamt 489.000 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das waren rund 8.500 mehr als vor einem Jahr.
Erstmals nach 1994 gab es mehr gemeldete Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber. Das gilt auch für die betrieblichen Ausbildungsstellen. So kamen bundesweit auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen 98 gemeldete Bewerber. Aber diese deutschlandweite Relation sagt relativ wenig aus, darauf weist auf die BA hin: »Allerdings haben sich die bereits in den Vorjahren erheblichen regionalen, berufsfachlichen und qualifikatorischen Ungleichgewichte noch weiter verstärkt.«
Es geht ein Riss durch Deutschland: »Regional betrachtet waren in Süddeutschland, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern sowie im Saarland und in Hamburg deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Im Gegensatz dazu fehlten betriebliche Ausbildungsstellen vor allem in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen.«
Und nicht nur regionale Unterschiede spielen eine Rolle – auch zwischen den Berufen gibt es enorme Differenzen: »So fehlten Bewerber vor allem für Hotel- und Gaststättenberufe sowie für viele Handwerksberufe, zum Beispiel im Lebensmittelhandwerk und im Lebensmittelverkauf (Fleischerei und Bäckerei), in Bau- und baunahen Berufen, in Metallberufen und Berufen der Energietechnik. Im Gegensatz dazu gab es viel weniger Ausbildungsstellen als Bewerber zum Beispiel im Tischlerhandwerk, in der Informatik, in der Kfz-Technik, Büro- und Verwaltungsberufen oder in der (Zahn-)Medizinischen Fachassistenz.«
In der Folge dieser Ungleichgewichte waren am 30. September 2018 insgesamt noch unbesetzte 57.700 Ausbildungsstellen zu vermitteln. Gegenüber dem Vorjahr waren das 8.700 mehr. Noch unbesetzt waren vor allem Ausbildungsstellen in einigen Handwerksberufen und in Hotel- und Gaststättenberufen.
Man kann sich das am Beispiel des Gastgewerbes verdeutlichen – ein Bereich, in dem die Beschäftigung (trotz aller Katastrophenszenarien, die beispielsweise vor und nach der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns an die öffentliche Wand gemalt wurden) weiterhin ansteigt – nicht aber die Ausbildungszahlen, die sind sogar stark eingebrochen: So gab es 2007 noch über 46.000 neue Ausbildungsverhältnisse im Gastgewerbe, 2017 hat sich diese Zahl auf 24.000 fast halbiert. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Bereich um mehr als 38 Prozent angestiegen, die Zahl der geringfügig Beschäftigten hat sogar um 44 Prozent zugelegt.
Zeitgleich waren 24.500 Bewerber noch unversorgt, 800 mehr als vor einem Jahr. Damit blieben 5 Prozent der gemeldeten Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot. Neben den unversorgten Bewerbern gibt es 54.100 Bewerber, die zum 30. September zwar in eine Alternative eingemündet sind, ihren Vermittlungswunsch in eine duale Ausbildung jedoch aufrechterhalten.
Ausführliche statistische Informationen findet man in dieser Veröffentlichung der BA:
➔ Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2018): Situation am Ausbildungsmarkt, Nürnberg, Oktober 2018