Es sind (immer noch) viele Millionen Menschen. Die eine große Zahl der ehrenamtlichen „Einbringer“ in Deutschland ist etwas gesunken, aber die geben mehr Zeit als vorher

Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist seit 1999 die Grundlage für die Berichterstattung zur Entwicklung des freiwilligen Engagements.1 Der Bericht basiert auf der mit über 27.000 Befragten größten Datenerhebung zu dem Thema und liefert alle fünf Jahre ein umfassendes Bild der Entwicklung dieses zentralen Bereichs der „Zivilgesellschaft“. Nun wurde der 6. Freiwilligensurvey mit der Datengrundlage von 2024 veröffentlicht, zumindest erste Ergebnisse daraus.

Im Original kann man den entsprechenden Kurzbericht hier abrufen:

➔ Anne Fritzsche et al. (2025): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Zentrale Ergebnisse des Sechsten Deutschen Freiwilligensurveys (FWS 2024). Eine Studie im Auftrag der Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, Berlin: Bundeskanzleramt, November 2025

Im Jahr 2024 sind 36,7% der Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland freiwillig im Sportverein, für karitative Zwecke, Kultur oder im kirchlichen Kontext engagiert, das entspricht rund 26,97 Millionen Menschen. Damit befindet sich das freiwillige Engagement weiterhin auf einem hohen Niveau, ist allerdings im Vergleich zur Voruntersuchung 2019 (39,7%) leicht zurückgegangen.

Gegenläufig dazu erscheint der Befund, dass engagierte Personen wieder mehr Zeit in ihre freiwillige Tätigkeit investieren. Auch die Häufigkeit, mit der freiwillige Tätigkeiten ausgeübt werden, hat sich im Vergleich zu 2019 erhöht.

Schaut man zu diesem Punkt in den Ergebnisbericht von Fritzsche et al. (2025: 20-21), dann findet man unter der Überschrift „Tendenz zu zeitintensiverem Engagement“ diese Erläuterungen:

»Gefragt nach dem Zeitumfang des Engagements gibt rund ein Viertel der Freiwilligen (24 Prozent) an, für die Tätigkeit drei bis fünf Stunden in der Woche aufzuwenden, und knapp jeder beziehungsweise jede Fünfte (19 Prozent) nennt sechs oder mehr Stunden pro Woche. Mit einem Anteil von 53 Prozent engagieren sich die meisten Personen bis zu 2 Stunden pro Woche für ihre freiwillige Tätigkeit. Bei Personen mit mehreren freiwilligen Tätigkeiten beziehen sich diese und die folgenden Angaben jeweils auf die zeitintensivste Tätigkeit. Im Zeitvergleich zu 2019 zeigt sich, dass engagierte Personen 2024 etwas häufiger als 2019 drei bis fünf Stunden oder sogar mehr als sechs Stunden pro Woche in ihre freiwillige Tätigkeit investieren (2019: 38 Prozent und 2024: 43 Prozent). Zugleich ist der Anteil der Freiwilligen, die bis zu zwei Stunden pro Woche aufbringen, von 56 Prozent im Jahr 2019 auf 53 Prozent im Jahr 2024 gesunken. In den Erhebungen 2014 und 2019 lässt sich eine leichte Verschiebung zu einem geringeren zeitlichen Aufwand für die Ausübung der zeitintensivsten freiwilligen Tätigkeit beobachten, dieser Trend scheint sich nun umzukehren. Ob es sich um eine kurzfristige Veränderung handelt oder sich diese Entwicklung langfristig fortsetzt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar.
Gefragt nach der Häufigkeit, mit der die Tätigkeit ausgeübt wird, gibt 2024 fast die Hälfte (48 Prozent) der Engagierten an, die Tätigkeit einmal oder häufiger pro Woche auszuüben, im Jahr 2019 waren es nur 42 Prozent. Demnach hat die Häufigkeit zugenommen, mit der engagierte Personen ihrer Tätigkeit nachgehen.«

Fritzsche et al (2025: 21) bilanzieren zusammenfassend:

»Festzuhalten ist, dass sich die Engagementquote und die Engagementintensität im Zeitverlauf unterschiedlich entwickeln. Die Engagementquote 2024 ist mit 36,7 Prozent im Vergleich zu 2019 leicht abgesunken, zudem ist das Mehrfachengagement von vormals durchschnittlich 2,0 auf durchschnittlich 1,8 Tätigkeiten leicht rückläufig. Hinsichtlich der Intensität, mit der das freiwillige Engagement ausgeübt wird, zeichnet sich hingegen ein gegenteiliger Trend ab: Sowohl die Zeit, die für die Tätigkeiten aufgewendet wird, als auch die Häufigkeit, mit der sie ausgeübt werden, hat sich im Jahr 2024 erhöht. Es deutet sich damit eine Intensivierung des ausgeübten freiwilligen Engagements an.«

Weitere Befunde:

Freiwillig Engagierte zeigen bei ihrer Tätigkeit eine hohe Beständigkeit. Mehr als zwei Drittel geben an, ihre Engagementtätigkeit unverändert fortsetzen zu wollen.

Die Engagementbeteiligung ist in den jüngeren Altersgruppen am höchsten und Frauen und Männer sind gleich häufig freiwillig engagiert. Wie schon 2019 besteht zwischen den Engagementquoten von Frauen und Männern kein statistisch signifikanter Unterschied.

Unterschiede im freiwilligen Engagement gibt es je nach Bildungsniveau. Je höher die Schulbildung, desto höher der Anteil derer, die sich engagieren. Aber auch: Der festgestellte leichte Rückgang der Engagementbeteiligung 2024 im Vergleich zu 2019 geht allein auf ein gemindertes Engagement von Personen mit hoher formaler Schulbildung zurück. 

Die Engagementquote bei Personen mit Migrationshintergrund beträgt 28,4% und ist damit unterdurchschnittlich. Aber auch: Der festgestellte leichte Rückgang der übergreifenden Engagementbeteiligung geht allein auf die Personengruppe ohne Migrationshintergrund zurück. Bei Personen mit Migrationshintergrund ist der Anteil gegen den Trend stabil geblieben. Bei Personen mit Migrationshintergrund und eigener Zuwanderungserfahrung ist die Quote im Vergleich zu 2019 sogar angestiegen.

Und wo in der „Zivilgesellschaft“ engagieren sich die Menschen?

Das meiste freiwillige Engagement findet dem Bericht zufolge im Sport statt, gefolgt von karitativen Tätigkeiten. Freiwillige gewonnen hat in den vergangenen Jahren nur der Bereich Unfall- und Rettungsdienst, Freiwillige Feuerwehren sowie Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Kultur und Musik sind laut Freiwilligensurvey stärker vom Rückgang betroffen als andere Bereiche.

Schauen wir in den Bericht von Fritzsche et al. (2025). Unter die Überschrift „Gesellschaftliche Bereiche des freiwilligen Engagements“ wird einführend ausgeführt, wie vielgestaltig die Handlungsfelder der ehrenamtlichen Arbeit sind:

»Die freiwilligen Tätigkeiten reichen von der Betreuung von Jugendgruppen, der Mitarbeit in Sportvereinen oder der Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen über ehrenamtliches Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr bis hin zum Schöffendienst in Gerichtsverfahren.«

Etwas genauer:

»Am häufigsten engagieren sich Personen mit 12,8 Prozent im Bereich Sport und Bewegung. Die überwiegende Mehrheit dieser Aufgaben wird in Vereinen geleistet, beispielsweise als Trainerin oder Trainer, als Betreuerin oder als Schriftführer, in der Kassenprüfung des Vereins sowie durch die Mithilfe bei Veranstaltungen. Mit 7,9 Prozent folgt an zweiter Stelle der soziale Bereich für Menschen, die Unterstützung brauchen. Viele dieser Engagierten leisten Nachbarschaftshilfe oder engagieren sich für Geflüchtete oder ältere Menschen. 6,3 Prozent der Engagierten sind im Bereich Kultur und Musik tätig und übernehmen beispielsweise Aufgaben in einem Chor oder einer Musikgruppe, im Karnevals- oder Faschingsverein, in Theatergruppen oder in der Denkmalpflege. 6,0 Prozent engagieren sich im Bereich Schule und Kindergarten und 5,6 Prozent im kirchlichen oder religiösen Bereich

Und zu den Veränderungen in diesen Bereichen im Vergleich zu 2019 erfahren wir:

»Das Engagement ist in mehreren Bereichen etwas zurückgegangen: So engagieren sich 2024 etwas weniger Menschen im Bereich Kultur und Musik als fünf Jahre zuvor (Veränderung von 8,6 Prozent in 2019 auf 6,3 Prozent in 2024), im Bereich Schule und Kindergarten ist ein Rückgang von 8,2 Prozent auf 6,0 Prozent zu verzeichnen. Etwas schwächer zurückgegangen ist das Engagement im kirchlichen oder religiösen Bereich und im Bereich Freizeit und Geselligkeit.
Ein gegenläufiger Trend mit einem leichten Anstieg von 2,7 Prozent auf 3,1 Prozent ist im Bereich Unfall- und Rettungsdienst, Freiwillige Feuerwehr sowie Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zu sehen. Ereignisse wie die Hochwasserkatastrophe 2021 und eine damit verbundene erhöhte Sensibilität für solche Gefahren könnten dazu beigetragen haben, dass sich mehr Menschen im Bereich Katastrophenschutz oder Feuerwehr engagieren.«

Eine sehr heterogene Welt der „Einbringer“ in die Gesellschaft

Die Auflistung der Engagement-Bereiche hat bereits erkennen lassen, dass es sich um sehr weit gefasste Handlungsfelder des sozialen Miteinanders (und der sozialen Teilhabe) handelt, die hier abgebildet wird. Deshalb seit hier darauf hingewiesen, dass sich der Freiwilligensurvey in seiner Definition des freiwilligen Engagements an der Begriffsbestimmung der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ aus dem Jahr 2002 orientiert.2 

Unter freiwilliges Engagement werden Tätigkeiten oder Aufgaben gefasst, 

  1. die freiwillig sind und die außerhalb von Beruf und Familie in der Freizeit ausgeübt werden (Freiwilligkeit), 
  2. die nicht auf materiellen Gewinn, das heißt den Erwerb von Einkommen oder Gewinn ausgerichtet sind, also weder Erwerbsarbeit noch unternehmerische Tätigkeit sind (Gemeinnützigkeit), 
  3. die sich auf gemeinschaftlich soziale Zwecke beziehen oder darauf, anderen Menschen zu helfen (Gemeinwohlorientierung), 
  4. die dabei über familiäre Bezüge oder Aktivitäten im unmittelbaren Freundes-, Nachbarschafts- oder Bekanntenkreis hinausgehen (öffentlicher Raum), 
  5. und die sich als Element von Zivilgesellschaft in einem kollektiv-gemeinschaftlichen Rahmen – institutionell oder ggf. auch selbstorganisiert – vollziehen (kollektiv-gemeinschaftlicher Rahmen).

Diese fünf Kriterien grenzen ein freiwilliges Engagement von anderen Tätigkeitsformen ab, zum Beispiel von privaten Tätigkeiten im eigenen familiären Umfeld oder im Freundes- oder Bekanntenkreis sowie von solchen, die außerhalb eines kollektiv-gemeinschaftlichen Rahmens ausgeübt werden.3

Zusammenfassend kann man aus den neuesten Daten (auch unter Berücksichtigung, dass die auf Befragungsergebnisse aus einer Stichprobe basieren) schlussfolgern, dass es beim sehr breit gefächerten freiwilligen Engagement weiterhin hoch engagiert zur Sache geht und dass man hier eben nicht den ansonsten für viele gesellschaftliche Bereiche diagnostizierten oder behaupteten Rückzug der Menschen aus Beteiligung und Teilhabe erkennen kann. Das ist doch erst einmal eine gute Nachricht.

Fußnoten

  1. Der Deutsche Freiwilligensurvey ist eine repräsentative Befragung zum freiwilligen Engagement in Deutschland, die sich an Personen ab 14 Jahren richtet und seit dem Jahr 1999 im fünfjährlichen Abstand in telefonischen Interviews erhoben wird. Er wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Erhebungsjahre 2014 und 2019 wurden am Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) wissenschaftlich begleitet. Mittlerweile hat es einen Wechsel gegeben. Für die Konzeptionierung und Durchführung im Jahr 2024 ist die Verian Group verantwortlich. Die ist aus anderen Bereichen bekannt, so beispielsweise die  Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ (SKiD), das ist eine bundesweite Befragung, die von Verian im Auftrag des Bundeskriminalamts (BKA) durchgeführt wird. Die Verian Group ist auch beauftragt mit der Datenerhebung für die LUM-Studie „Lebensqualität und Umwelt“, eine Studie, bei der deutschlandweit Personen ab 18 Jahren zu ihrem Leben und ihren Einstellungen befragt werden, etwa zu Wohnen, Freizeit und Gesundheit. Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und inhaltlich durch die Universitäten München, Kaiserslautern und Leipzig verantwortet.
    ↩︎
  2. Vgl. dazu ausführlicher das Originaldokument Deutscher Bundestag (2002): Bericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“. Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft, BT-Drs. 14/8900 vom 03.06.2002.
      ↩︎
  3. Zugleich findet man auch den Versuch einer Abgrenzung dessen, was im Survey als „freiwilliges Engagement“ behandelt wird von dem „klassischen“, aber enger verstandenen Begriff des „Ehrenamtes“: »Der Freiwilligensurvey verwendet also ein weites Verständnis von „freiwilligem Engagement“, das als Oberbegriff ganz unterschiedliche Engagementformen einschließt – von der Freiwilligenarbeit, Selbsthilfe und Tätigkeiten in Vereinen und Verbänden bis hin zu selbstorganisierten Projekten und Initiativen. Das „freiwillige Engagement“ schließt auch die Freiwilligendienste mit ein, die sich durch eine gesetzlich geregelte Organisationsform und feste Einsatzzeiten auszeichnen. Der klassische Begriff des „Ehrenamts“ beschreibt einen eng gefassten Teilbereich des freiwilligen Engagements, nämlich nur Personen, die eine formale Funktion in einer formal verfassten Organisation wie einem Verein oder Verband übernehmen (zum Beispiel Vereinsvorstand) oder ein Amt durch Wahl oder Berufung ausüben (zum Beispiel ehrenamtliche(r) Bürgermeister oder Bürgermeisterin)« (Fritzsche et al. 2025: 51). ↩︎