Kindertageseinrichtungen: Neben fehlendem Personal auch ein Investitionsstau auf der kommunalen Ebene

Man kann mittlerweile Schrankwände füllen mit Berichten aus immer mehr Orten in diesem Land, in denen ausgeführt wird, dass es vorne und hinten an Fachkräften für die Kindertagesbetreuung fehlt. Da wird der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes immer öfter zu einem Papiertiger – aber selbst diejenigen, die einen Platz ergattert haben, werden mit einem Dauermangel an Personal in vielen Einrichtungen konfrontiert, oft verbunden mit Verkürzungen der Betreuungszeiten, tageweiser Schließung oder wenn dennoch geöffnet wird, mit in manchen Fällen schlichtweg kindeswohlgefährdenden Personalschlüsseln.

Und so kann es durchaus die Konstellation geben, dass Räumlichkeiten für eine Kindertagesbetreuung vorhanden sind, aber es fehlt an erforderlichen Fachkräften, um diese auch mit lebenden Kindern zu füllen. Als wenn das nicht schon schwierig genug ist – es gibt auch die Problematik, dass auf der kommunalen Ebene vor Ort zu wenig investiert wird in die Schaffung erforderlicher neuer Betreuungsplätze oder dem Erhalt vorhandener baulicher Kapazitäten.

Kinderbetreuung zählt zu den dynamischsten kommunalen Aufgabenbereichen in Deutschland. So haben die Städte, Kreise und Gemeinden in den vergangenen Jahren die Zahl der Betreuungsplätze erheblich ausgebaut. Das war für viele, vor allem westdeutsche Kommunen ein echter Kraftakt, auch und gerade angesichts der komplex zu nennenden Finanzierungsstränge, die man in unterschiedlichster Ausprägung in den einzelnen Bundesländern vorfindet.

Nachdem die kommunalen Investitionsausgaben für Kitas bis zum Jahr 2020 stetig gestiegen waren, sind sie seit zwei Jahren wieder rückläufig.

Aus der KfW Bankengruppe kommt dazu diese Auswertung:

➔ Stephan Brand und Johannes Salzgeber (2022): Kommunale Investitionen in Kitas sinken, Investitionsrückstand steigt wieder an. Volkswirtschaft kompakt Nr. 227, Frankfurt am Main: KfW Research, 21. November 2022

Wie eine neue Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des bundesweit repräsentativen KfW-Kommunalpanels zeigt, dürften die geplanten Neuinvestitionen weiter nicht ausreichen, um die steigenden Bedarfe zu decken. Der von den Kämmereien gemeldete kommunale Investitionsrückstand bei Kitas liegt zuletzt bei deutschlandweit 10,5 Mrd. Euro im Jahr 2021.

Und wie immer bei Kommunalen Themen haben wir es mit einer ganz erheblichen Spannweite zu tun:

»Hinter der Gesamtsumme verstecken sich große Unterschiede zwischen den Kommunen. So bewerten 12 % der Kommunen den Investitionsrückstand bei Kitas als gravierend und weitere 36 % als noch erheblich. 52 % der Städte, Kreise und Gemeinden haben hingegen keinen oder nur einen geringen Investitionsrückstand. Auch mit Blick auf die Zukunft gehen die Erwartungen auseinander, denn fast jede zweite Kommune (47 %) rechnet zwar mit einem Rückgang des Investitionsrückstands für Kinderbetreuung, ein Viertel (23 %) hingegen mit einem weiteren Anstieg«, so diese Mitteilung zu den Ergebnissen der neuen Auswertung des KfW-Kommunalpanels: KfW Research: Investitionsrückstand bei Kitas steigt auf 10,5 Mrd. EUR.

Dort heißt es weiter: »Erschwert wird der Kita-Ausbau durch stark gestiegene Baupreise und Planungsunsicherheiten infolge der aktuellen Krisen. So hat die Corona-Pandemie zu einer Veränderung der investiven Prioritäten geführt und auch der Ukraine-Krieg kann zusätzliche belastende Auswirkungen haben, wenn beispielsweise vermehrt geflüchtete Kinder betreut werden müssen.«

Als positiv wird herausgestellt, dass die Kommunen im KfW- Kommunalpanel 2022 angeben, dass zumindest der laufende Unterhalt kein allzu großes Problem darstellt. Hingegen können die Neuinvestitionen mit den wachsenden Bedarfen nicht Schritt halten, denn der wahrgenommene Investitionsrückstand bei Kitas steigt wieder – auf wie berichtet mittlerweile 10,5 Mrd. Euro.

➔ Man muss diesen Investitionsstau auch sehen vor dem Hintergrund des Mangels an notwendigen Kita-Plätzen, der sich aufgebaut hat – und hierbei wird der Mangel an Räumlichkeiten potenziert durch einen Mangel an Personal: »Bundesweit stehen im kommenden Jahr deutlich weniger Kita-Plätze zur Verfügung, als benötigt werden. Insbesondere die westdeutschen Länder können den Betreuungsbedarf von Eltern für ihre Kinder noch nicht decken. Doch es fehlt nicht nur an Plätzen, sondern häufig auch an einer kindgerechten Personalausstattung, gerade in Ostdeutschland. Um das zu ändern, braucht es viel mehr Fachkräfte, doch genau die fehlen«, so die Bertelsmann-Stiftung am 20. Oktober 2022 mit Blick auf das demnächst beginnende Jahr unter der Überschrift 2023 fehlen in Deutschland rund 384.000 Kita-Plätze: »Gemessen an den Betreuungswünschen fehlen im kommenden Jahr voraussichtlich bis zu 383.600 Plätze bundesweit: 362.400 im Westen und 21.200 im Osten. Das geht aus unseren neuen Berechnungen für das aktuelle Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme hervor. Um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen, müssten zusätzlich zum vorhandenen Personal weitere 93.700 Fachkräfte im Westen und 4.900 im Osten eingestellt werden. Für diese insgesamt 98.600 Personen würden zusätzliche Personalkosten von 4,3 Milliarden Euro pro Jahr entstehen, von denen der Großteil (4,1 Milliarden Euro) auf die westdeutschen Bundesländer entfiele. Hinzu kämen Betriebs- und mögliche Baukosten für Kitas. Noch herausfordernder als die Finanzierung wird es jedoch sein, die benötigten Fachkräfte für die Kitas zu gewinnen.«

Damit reiht sich dieser Investitionsstau in einem elementaren Bereich der Daseinsvorsorge ein in einige andere schwergewichtige Investitionsrückstände, die sich teilweise über Jahrzehnte aufgebaut haben, wenn man beispielsweise an die eigentlich erforderlichen Krankenhausinvestitionen denkt.