Bei „Streik“ denken die allermeisten Menschen an die regelmäßigen Warnstreikaktionen der IG Metall im Laufe ihrer Tarifverhandlungen, vielleicht auch noch an die Streiks der Lokführer bei der Deutschen Bahn und die Aktionen der Lufthansa-Piloten. Der eine oder andere wird sich möglicherweise auch noch erinnern an die Streiks der Erzieherinnen. Aber diese Arbeitskämpfe laufen den sie tragenden Gewerkschaften entsprechend irgendwie „gesittet“ und in der Regel ritualisiert ab, je nach Übungsgrad der Gewerkschaften. Das Arbeitskampfvolumen in Deutschland bewegt sich im internationalen Vergleich lediglich im unteren Mittelfeld – und das schon seit vielen Jahren (vgl. ausführlicher Dribbusch et al. 2023: WSI-Arbeitskampfbilanz 2022). Aber es tut sich seit einiger Zeit was an der Streikfront.
Im Juni 2021 wurde hier der Beitrag Wenn dein starkes Rad es will, stehen viele Rider still. Die Wiederauferstehung „wilder Streiks“ und dann auch noch beim Lebensmittel-Lieferdienst „Gorillas“? veröffentlicht. Darin wurde – ausgelöst durch die Entlassung eines Beschäftigten – über „wilde“ Streikaktionen der Rider berichtet. Die Welt der in einigen Städten boomenden Lieferdienste wurde durch die Aktionen der meist migrantischen Arbeitnehmer für einen Moment lang in den Schweinwerferkegel der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.